Grabbe / Bergmann: Sammellust und Sammelwut

Bergmann (Slg 12 Nr 940)

Die Geschichte seiner Grabbe-Begeisterung hat Alfred Bergmann mehrfach erzählt, am ausführlichsten in seinem 1942 veröffentlichten Buch Meine Grabbe-Sammlung (hier online). Deutlich wird: mit der Sammlung wächst gleichzeitig Bergmanns Sammelziel. Genügte es ihm anfangs, möglichst alles von Grabbe zu erwerben, ist dem Literaturwissenschaftler schnell klar, dass er auch alles über Grabbe für seine Arbeit braucht.

In der Beschäftigung mit Grabbes Leben gewinnt Bergmann schnell die Überzeugung, dass es nicht nur auf schriftliche Zeugnisse ankommt. Einerseits muss ihm Grabbes Umwelt sichtbar werden, und so beginnt er Ortsansichten und Porträts zu sammeln. Andererseits interessiert ihn Grabbes geistige Welt, und so sammelt er die Bücher und Autoren, die Grabbe gelesen hat oder gelesen haben könnte.

Schließlich reift die Überzeugung, dass zum Leben die Nachwirkung dazugehört, und so sammelt Bergmann alle Rezeptionszeugnisse, derer er habhaft werden kann. Wozu ebenso die Zeugnisse der Aufführungen von Grabbes Dramen gehören wie Werke (Texte, Bilder etc.) von Künstler*innen, die Auseinandersetzung mit Leben und Werk Grabbes dokumentieren.

Bei allen theoretischen Überlegungen dazu, wie eine gute Sammlung auszusehen hätte, war Bergmanns erstes und leitendes Interesse praktischer Natur: Ihm ging es darum, seine eigene, vor allem editorische, Arbeit zu unterstützen. Unter diesem Vorzeichen verkaufte er seine Sammlung 1938 an den Freistaat Lippe für die Lippische Landesbibliothek. Er behielt sich das Recht vor, die Sammlung nach Gutdünken zu ordnen und damit zu arbeiten, auch nach seinem Ruhestand 1952. Dabei hat die Bibliothek ihm freie Hand gelassen. Von seinem Eifer und seiner Gründlichkeit hat die Grabbe-Forschung unendlich profitiert.

Grabbes Bergmann-Sammlung traf in der Bibliothek auf ein günstiges Sammelumfeld; denn gerade zum Thema »Lippe zu Grabbes Lebzeiten« wurde ohnehin gesammelt, wenn auch nicht unter diesem Etikett. Willi Schramm beispielsweise, Musikhistoriker, kümmerte sich um die Geschichte des Lippischen Hoftheaters, das Grabbe gern besuchte und über das er auch schrieb. Und schon Otto Preuß hatte Lippische Ortsansichten gesammelt.

Nach Bergmanns Tod setzen wir seine Arbeit in drei wesentlichen Punkten bis heute fort:

  • Wir ergänzen weiterhin den Bestand an Primärquellen, vor allem durch den Kauf von Grabbe-Handschriften (Briefe, Werkfragmente).
  • Die Grabbe-Bibliographie wird jährlich zusammengestellt.
  • Durch unsere Digitalisierungsaktivitäten sorgen wir für die Sichtbarkeit von Grabbes Werk (und auch von Bergmanns Arbeit).