Zur Geschichte

der Gebäude

der Bibliothek

Seit 1886 sind wir im Palais untergebracht, das heute die Adresse Hornsche Str. 41 trägt. Errichtet wurde das Gebäude 1842/43 als Wohnhaus für den reichen Partikulier Johann Wilhelm Ebert.

Zu diesem Zeitpunkt reichte die Bebauung des Detmolder Stadtkerns nur bis zur Ecke Leopoldstraße/Paulinenstraße. Die Ebertsche Familie wohnte hier (mit Hauslehrer und zwölf Kindern) bis 1858. Nach dem Auszug der Kinder war das Haus zu groß. Gekauft wurde es von der fürstlichen Familie als Wohnhaus für den Prinzen Woldemar, daher auch die Bezeichnung „Prinzenpalais“. Nach Woldemars Thronbesteigung (und Umzug ins Schloss) 1875 wurde das Haus teilweise vermietet. 1886 schließlich war es Otto Preuß gelungen, die öffentliche Bibliothek als neue Zweckbestimmung des Hauses (und seiner beiden Nebengebäude) zu erreichen. Allerdings brachte auch der Naturwissenschaftliche und historische Verein hier seine Sammlungen unter.

Mit der Revolution 1918 ging das Prinzenpalais wie auch das Neue Palais in den Besitz des Freistaates Lippe über. Dem Naturwissenschaftlichen Verein wurde das Neue Palais zur Verfügung gestellt, und die Sammlungen zogen nach und nach aus ‒ gerade rechtzeitig, denn 1921 kam es zu einem Brand. Dach und zweites Obergeschoss und das hölzerne Treppenhaus brannten völlig aus. Das Bild oben zeigt die Brandruine. Damals hätte sich der Bibliotheksleiter gewünscht, dass das Land ein neues, auf die Zwecke einer öffentlichen Bibliothek zugerichtetes Gebäude errichtete, doch nachdem Gutachten zeigten, dass die Substanz der stehengebliebenen Fassade noch intakt war, zog man es vor, die stehengebliebenen Bauteile zu nutzen und das Gebäude wiederzuerrichten.

Bei dieser Gelegenheit wurde a) die Neigung des neuen Dachs erhöht und b) auf der Ostseite die Innengliederung verändert, indem ein sechsgeschossiges Magazin eingebaut wurde, das ein Fassungsvermögen von etwa 100.000 Bänden haben sollte. Auch wenn dieses Magazin längst rückgebaut ist, kann man den ursprünglichen Zweck an der Ostfassade an den schmalen Fenstern sehen, die Licht für die Magazingänge geben sollten.

Der Rückbau geschah in den 60er Jahren, als das erste Außenmagazin angebaut wurde (und dafür das östliche Nebengebäude abgerissen wurde). Das zweite Außenmagazin kam in den 80er Jahren hinzu. In den 90er Jahren wurde das Gebäude innen umgebaut, um einen größeren Freihandbereich einzurichten und die aktuelle Literatur frei zugänglich präsentieren zu können. Bei dieser Gelegenheit wurden innen in den unteren beiden Stockwerken Galerien eingezogen, um mehr Regalfläche aufstellen zu können. Die damals entstandene Raumaufteilung ist im Prinzip auch die heutige.

Das Gebäudeensemble erfuhr eine Veränderung durch den Abriss des zweiten Außenmagazins und die Errichtung eines neuen an gleicher Stelle 2011-2013. Der Bibliothek steht damit Magazinfläche für rund 1 Mio Bände zur Verfügung. 2014/2015 wurde das westliche historische Nebengebäude abgerissen, um Platz für den Neubau der Musikbibliothek zu machen. Beide Bibliotheken wurden durch ein gemeinsames Foyer verbunden, in dem jetzt die Ausleihe und Erstinformation untergebracht sind. Damit betreten Bibliotheksbenutzer*innen das Palais wieder wie anno dunnemals durch den Westeingang.

Vor dem Prinzenpalais

Bevor die Landesbibliothek 1886 in das Prinzenpalais einzog, war sie zwischen 1820 und 1886 in einem Pavillon der Reithalle am Schlossplatz untergebracht. Vor 1820 war die Bibliothek seit ihrer Gründung 1614 im Dachgeschoss der Lateinschule beheimatet und wurde daher auch „Bibliothek auf dem Schulhofe“ genannt. Die Schule war untergebracht in der früheren Kirche des Augustinerkanonessenklosters in der Schülerstraße. Bevor Graf Simon VII. die Büchersammlung seines Vaters stiftete, stand sie im Schloss Brake.

Siehe den ausführlichen Beitrag von Detlev Hellfaier und die Darstellung in unserem Jubelband:

  • Detlev Hellfaier: Gewölbe, Schule, Prinzenpalais. Vom weiten WEg der Lippischen Landesbibliothek ins eigene Haus. – In. Ders. (Hg.): Die Lippische Landesbibliothek : Bau – Sammlungen – Partner. – Detmold : Lipp. Landesbibliothek, 1993, S. 15-40. Hier online.
  • Detlev Hellfaier: Großbürgerliche Wohnkultur, Prinzenpalais, Landesbibliothek – zur Geschichte des „Hauses Ebert“. – In: Bernhard Ebert: Der Lebensweg von Johann Wilhelm und Mathilde Ebert. – Göttingen: Vogtmeier, 2008. – S. 54-68. Hier online.
  • Bibliotheksräume. In: 1614 – 2014 : 400 Jahre Lippische Landesbibliothek / hrsg. von Joachim Eberhardt und Detlev Hellfaier. Detmold, Lippische Landesbibliothek, 2014, S. 76ff. Hier online.

Zum Brand der Bibliothek 1921

  • Detlev Hellfaier: „… in Lippe, in Detmold, im Land ohne Licht!” Der Großbrand der Lippischen Landesbibliothek am 22. November 1921. – In: Heimatland Lippe 98 (2005), 11, S. 182-185. Hier online.