Der große Bibliothekar Paul Raabe ist am Freitag den 5.7. gestorben. Er war eine der prägenden Gestalten des deutschen Bibliothekswesens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, dem es stets gelang, die Brücke zu schlagen zwischen Bibliothek, Wissenschaft und Politik.
Geboren 1927, wurde Raabe an der Landesbibliothek Oldenburg — über diese frühen Jahre berichtet er auch in seinem Beitrag zur Festschrift Hellfaier — zum Diplombibliothekar ausgebildet, bevor er in Hamburg Germanistik und Geschichte studierte. 1958 übernahm er die Leitung der Bibliothek des Deutschen Literaturarchivs in Marbach, 1968 wechselte er an die Spitze der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und baute sie zur international renommierten Forschungsbibliothek für die Frühe Neuzeit aus. Als er 1992 das Rentenalter erreichte, folgte er einem Ruf in die neuen Bundesländer an die Spitze der Franckeschen Stiftungen in Halle, die er bis 2000 erfolgreich führte.
Raabe übte prägenden Einfluss in zahlreichen Gremien aus. Dabei fand er zwischendurch noch die Zeit, seinen wissenschaftlichen Interessen nachzugehen und durch viele Veröffentlichungen in der Öffentlichkeit für das Bibliothekswesen zu werben.
Den Freunden dieser Bibliothek ist Paul Raabe in dieser Funktion möglicherweise noch mit seiner Lesung 2007 in unserem Hause in Erinnerung. Doch er ist der Lippischen Landesbibliothek schon länger verbunden: als 1983 Dr. Karl-Alexander Hellfaier in den Ruhestand ging und Detlev Hellfaier eingeführt wurde, hielt er den Festvortrag. In der Folge stand er dem jungen Direktor Hellfaier mit reichem Rat zur Seite. Die Lippische Landesbibliothek trauert um Paul Raabe.