Text von Heinrich Detering
Friedrich Begemann ist ein faszinierender, wenn auch heute in Vergessenheit geratener Dichter aus Lippe. Die bevorstehende Neuedition seiner Texte soll ihn wieder ins Gedächtnis rufen und seine Gedichte einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen.
Geboren wurde Begemann 1803 in Biemsen bei Salzuflen und seit dem Konfirmationsunterricht in Schötmar durch Pastor Cruel zunächst privat unterrichtet. Cruel sorgte dann dafür, dass der hochbegabte Bauernsohn auf das Gymnasium in Lemgo, dann auf das Leopoldinum in Detmold geschickt wurde. Dort fand Begemann Anschluss an den Freundeskreis um Christian Dietrich Grabbe und Moritz Petri. Gönner ermöglichten es ihm, ab 1822 in Halle an der Saale, dann in Marburg und Erlangen Theologie zu studieren. In Wahrheit befasste er sich aber von früh an fast ausschließlich mit seinen Dichtungen – zwei mythologisch-märchenhaften Verserzählungen (Hermannschlacht und Der gesegnete Vaterfluch) und Gedichten. 1825 ging er an den Ursprungsort der Frühromantik, nach Jena; dort veröffentlichte er 1826 eine Auswahl aus seinen Dichtungen unter dem Titel Blumen von der Saale; zu den Subskribenten gehörten Goethe und die Brüder Grimm.
Dieses literarische Debüt brachte ihm die Anerkennung romantischer Dichter wie Ludwig Tieck und Friedrich de la Motte-Fouqué ein. Doch der so hoffnungsvoll Empfangene kehrte bereits im Jahr darauf, völlig verarmt und unheilbar an der Schwindsucht erkrankt, nach Lippe zurück. Kurz darauf starb er in Grastrup, fünfundzwanzig Jahre alt. Karl Ziegler, Freund und Biograph Grabbes, schrieb über ihn: „Überdieß wird hier ein Leben abgewickelt, welches wenigstens gegen das Ende hin ein solch rührendes Bild eines träumerischen, schwärmenden und untergehenden Dichters liefert, daß es schon ohne alle Rücksicht auf dessen Erfolge in der Poesie interessiren möchte.“ Begemanns Nachlass befindet sich in der Lippischen Landesbibliothek in Detmold.
In seinen letzten und besten Gedichten nimmt dieser träumerische Nachzügler der Jenaer Romantik auf seine Weise Abschied von den Hoffnungen einer Generation. Dr. Lisa Kunze und Professor Dr. Heinrich Detering haben Begemanns Werk mit Seminaren an der Universität Göttingen und in der Detmolder Landesbibliothek neu erkundet. Sie geben 2025 im Wallstein-Verlag eine Auswahl aus seinem schmalen Werk heraus, ergänzt durch Dokumente von Zeitgenossen, in denen der am Leben scheiternde Dichter selbst als eine poetische Gestalt sichtbar wird.
Zwei im Kontext der Auseinandersetzung mit Begemann entstandene Texte finden Sie in den Digitalen Sammlungen der LLB:
Lisa Kunze: Friedrich Begemann – der vergessene Fabelkönig. Eine biographische Übersicht, 2024: hier.
Sophie Gronwald: Das gescheiterte Märchen: Friedrich Begemanns Abschied von der Romantik, 2024: hier.
Weitere Texte von Friedrich Begemann hat die Landesbibliothek ebenfalls in die Digitalen Sammlungen gestellt:
Die Hermannsschlacht. Episches Gedicht. Mit einer Nachricht über das Leben und die Schriften des Verfassers [von Moritz Leopold Petri], in: Lippisches Magazin für vaterländische Cultur und Gemeinwohl, Jg. 6 (1840/41), Nr. 46, Sp. 729ff., bis Nr. 50, Sp. 790 (mit Unterbrechungen): hier.
Ritter Ulm (Ballade). Aus Friedrich Begemanns Nachlass, in: Lippisches Magazin für vaterländische Cultur und Gemeinwohl, Jg. 7 (1841/42), Nr. 42, Sp. 774-777: hier.
Aus Friedrich Begemanns Nachlasse, in: Lippisches Magazin für vaterländische Cultur und Gemeinwohl. Jg. 8 (1842/43), Nr. 4, Sp. 61-64: hier.
Blumen von der Saale (1828): Episches und Lyrischen. Jena 1828: hier.
Hinweise zum Autor gibt auch der Lippelex-Artikel zu Friedrich Begemann: hier.
Auch im Blog der Landesbibliothek wurde Begemann kurz vorgestellt: hier.