22. April 2020 | Blog | Joachim Eberhardt

Schaufenster 22: Vom Vaterfluch zu den Sünden der Liebe

Friedrich Begemann wurde 1803 in Biemsen geboren und besuchte in Detmold das Gymnasium. Dort wurde seine literarische Neigung erkannt und von seinem Lehrer Falkmann gefördert. Der begabte Junge erhielt für sein Studium ein Stipendium, das durch eine Spendensammlung finanziert wurde, und studierte dann in Halle 1822 Theologie. „Bald aber vernachlässigte der junge Student infolge seiner dichterischen Versuche und Arbeiten seine Studien“, heißt es in der Biographie in dem Band „Menschen vom lippischen Boden“. Begemann veröffentlichte ein einziges Werk, nämlich den Band „Blumen von der Saale. Episches und Lyrisches“ im Jahr 1828, auf eigene Kosten. Er starb bereits im Jahr darauf.
Mit Grabbe war Begemann befreundet, Freiligrath schätzte ihn. Das Werk des „lippischen Romantikers“ lohnt vielleicht einen Blick; auch wenn das meiste heute die historische Distanz spüren lässt (meine Überschrift setzt sich aus einigen Zeilen im Inhaltsverzeichnis des Werks zusammen), haben die folgenden Verse z.B. einen feinen Humor:

Männer Roms und Griechenlands,
Altbestaubte Weise!
Lasset mich aus eurem Kranz
In des Lebens Kreise!
Habt ihr nicht, was nie genug
Man an euch kann lieben,
Alles aus dem ew’gen Buch
Der Natur geschrieben?
Nun! getrost leg‘ ich euch hin
Ohne zweifelnd Fragen:
Denn es ist nach eurem Sinn
Selber nachzuschlagen.

Hier spricht der Schüler, der im Latein- und Griechischunterricht sich nach draußen in die Sonne sehnt, um das „Buch der Natur“ zu lesen …

Update 7.4.22: Mehr zu Begemann im LippeLex-Eintrag.


Schreiben Sie einen Kommentar