V. „Stickluft oben, Stickluft unten“

Freiligrath im freiwilligen Exil 1845-1848

Im August 1845 verlässt Freiligrath Deutschland. Seine erste Station ist Brüssel, wo er Karl Marx und Friedrich Engels kennen lernt.

Im selben Jahr zieht Freiligrath in die Schweiz an den Zürichsee, seine schwangere Frau folgt kurz darauf. Dort erhält er Besuch von Franz Liszt, er lernt Gottfried Keller, Arnold Ruge und Carl Follen kennen.

1846 erscheinen unter dem Titel Ça ira! sechs politische Gedichte. Darunter befinden sich die bekannten Stücke Von unten auf und Wie man’s macht.

In der Brüsseler und Schweizer Zeit überarbeitet Freiligrath seine Auswahl Lyrische Gedichte Victor Hugos und übersetzt Gedichte von Felicia Hemans, Robert Southey, Alfred Tennyson, Henry Wadsworth Longfellow u.a.

Im Sommer 1846 siedelt Freiligrath nach London um. Um seine dreiköpfige Familie versorgen zu können, beendet er die über siebenjährige Phase seiner freien Schriftstellerexistenz und tritt eine Kontorstelle im Handeshaus Huth & Co. an.

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FREILIGRATH, FERDINAND: Leipzigs Todten! (24. August 1845). – Belle-Vue bei Constanz: Verlags- u. Sortimentsbuchhandlung, 1845. – 4 S.
FrS E 25

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FREILIGRATH, FERDINAND: Ça ira! Sechs Gedichte. – Herisau: Literarisches Institut, 1846. – 53 S.
FA 7.1846

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Die Opposition, hrsg. von KARL HEINZEN. – Mannheim: Hoff, 1846. – 352 S.
Z 1846b
Radikal-demokratische Vierteljahresschrift mit politischen Essays und Feuilleton. Enthält von Freiligrath das Gedicht „Von unten auf“ aus seiner Sammlung „Ça ira!“, von Herwegh „Zwei Gedichte“, ferner Aufsätze von Arnold Ruge und zahlreicher Beiträger unter Paraphen oder Pseudonymen.
Wie Freiligrath flüchtete der radikale Publizist Heinzen 1844 zunächst nach Belgien, beide gingen anschließend ins Exil in die Schweiz; sie unterhielten einen regen Briefwechsel.

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ARNOLD RUGE, „Zur Erinnerung an Zürich“, eigenhändiges Sonett, dat. Hottingen bei Zürich, 23. Februar 1846. – In: Ferdinand Freiligrath, Stammbuch, [Nr. 4,] S. 102
FrS 324
Arnold Ruge (1802-1880), Führer der radikalen Linken im Paulskirchenparlament, Schriftsteller und Publizist ; der Kontakt zwischen ihm und Freiligrath hielt über die Zeit des gemeinsamen Exils in der Schweiz bis in die 1870er Jahre an.

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FERDINAND FREILIGRATH, eigenhändiger Brief mit Unterschrift an Arnold Ruge in Zürich, dat. Meyenberg bei Rapperswil, 23. August 1845. – 1 Dbl., 1 ½ S.
FrS 73
Freiligrath übersendet Arnold Ruge, der sich wie er im Schweizer Exil aufhält, sein soeben entstandenes Gedicht „Leipzigs Todten!“ Er hält einen Flugblattdruck in einer Auflage von 3-4.000 Exemplaren, der gegen geringen Preis in Deutschland vertrieben werden könnte, für besser als eine andere Publikationsform.

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BAEDECKER, KARL: Belgien : Handbüchlein für Reisende, die sich leicht und schnell zurecht finden wollen. – 2., umgearb. Aufl., Koblenz: Bädeker, 1843. – XXX, 244 S., Ill., Kt.
K 1672

108
Brüssel, Rathaus, kolorierter Stahlstich, Hildburghausen, 1840
FrS B 125

109
Rapperswil am Zürichsee, gezeichnet und gestochen von JOHANN RUDOLF RINGGER, Basel, Krüsi, um 1840
FrS B 108

Rückkehr nach Deutschland

Nach Verkündigung der Amnestie für alle, die „wegen politischer oder durch die Presse verübter Vergehen und Verbrechen angeklagt oder verurteilt worden sind“ am 20. März 1848 kehrt Freiligrath mit seiner Familie ins Rheinland zurück und lässt sich in Düsseldorf nieder. Als Mitglied im dortigen Volksklub verfasst er das Gedicht „Die Todten an die Lebenden“, wird daraufhin in Düsseldorf wegen Aufreizung der Massen zum Umsturz inhaftiert und nach der Gerichtsverhandlung vom Geschworenengericht freigesprochen.

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