Der vor wenigen Jahren verstorbene Ryszard Kapuczinski war nicht nur der bedeutendste Auslandskorrespondent Polens, sein Werk steht erstrangig im Horizont der zeitgenössischen, internationalen Reiseliteratur. Am Schreibtisch war er ein großer Stilist, auf seinen Reisen ein Grenzgänger nicht nur im geographischen Sinn; selbst die Malaria-Anfälle, unter denen er litt, stellte er als inspirierende Erfahrung dar. Wirkliches Elend bestand – was seine Person betraf – in wochenlanger Büroarbeit.
Das Elend der Regionen, die er bereiste, beschrieb er emphatisch, ohne dabei die Distanz zu verlieren. Monatelang lebte er in einem westafrikanischen Slum, wissend, dass er ein Fremdling bleiben werde, und eben diese sachliche Grundhaltung ließ ihn einige der ungeschriebenen Gesetze des Armenviertels erkennen, wie z.B. die Bedeutung des regelmäßigen Ausplündern der gemieteten Unterkunft für seine „Aufenthaltsgenehmigung“.
In Südamerika wurde Kapuscinski Zeuge des sinnlosen und verlustreichen „Fußballkriegs“ zwischen Honduras und El Salvador, der nach einem Länderspiel im Vorfeld der WM 1970 ausbrach. Sein Bericht enthält weitere, haarsträubende Beispiele für den Zusammenhang zwischen Politik und Fußball in Südamerika.
Zur Lesereihe: [Flyer zum Download]
Die Lesereihe präsentiert „Ruhelose Geister“ aus vier Jahrhunderten. Frank Meier trägt spannende und aussagekräftige Passagen aus historischen Reiseberichten und dem Werk des Dichters Ferdinand Freiligrath vor; die Texte werden durch prägnante Kommentare in ihren jeweiligen historischen und biographischen Zusammenhang gesetzt.
Die Abende finden in angenehmer Atmosphäre im abgedunkelten Vortragssaal der Bibliothek statt. Die Besucher sitzen an Bistro-Tischen und können während der Veranstaltung Wein und Gebäck genießen.
Eintritt: 8 €, inkl. Wein und Gebäck
Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl wird um Voranmeldung unter Tel. 05231 / 926600 gebeten.