16. März 2011 | Blog | Joachim Eberhardt

Wir laden ein: Vortrag über die Feldzeitungssammlung

Am Donnerstag, den 24.3., um 19:30, wird Frau Dr. Julia Freifrau Hiller von Gaertringen in unserem Vortragssaal über die Sammlung von Feldzeitungen aus dem ersten Weltkrieg sprechen, die in der damals noch Fürstlichen Bibliothek Detmold zwischen 1914 und 1918 angelegt worden war. Die Veranstaltung wird unterstützt von der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Lippischen Landesbibliothek. Der Eintritt ist frei.

Frau Dr. von Hiller, Chefin der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe, war bis Mitte 2009 die stellvertretende Direktorin der Lippischen Landesbibliothek. 2005 war ihr mit der Entdeckung der „Kriegssammlung“ in unserem Magazin ein überraschender Fund gelungen. (Mehr dazu →hier.)

Die Fürstliche Bibliothek Detmold hat 1914-1918 neben Flugblättern, Plakaten und anderen Kriegsdrucksachen auch Feldzeitungen gesammelt. Soldaten- oder Feldzeitungen, die an der Front oder in der Etappe mit mobilen Vervielfältigungsapparaten oder in den Druckereien besetzter Städte hergestellt wurden, hat es auch in früheren Kriegen gegeben. Im Ersten Weltkrieg aber spielten sie eine besondere Rolle, da der Angriffskrieg an allen Fronten sehr schnell in einen langwierigen und zermürbenden Stellungskrieg überging. Die Frontverläufe änderten sich kaum mehr, in den Gefechtspausen nahmen Langeweile und Überdruss überhand. So wuchs das Bedürfnis nach Ablenkung, das durch Musizieren, Zeichnen oder Spielen, vor allem aber durch Lektüre befriedigt werden konnte. Die für die Soldaten in den Schützengräben bestimmten Feldzeitungen galten als „Wellenbrecher gegen geistige Abspannung im grausamen Kriegslärm“. 

Ziel des damaligen Detmolder Bibliotheksdirektors Ernst Anemüller war, von möglichst vielen unterschiedlichen Blättern wenigstens einige Nummern zu besitzen. So kamen Exemplare von mehr als fünfzig Titeln zusammen. Sie werden am Vortragsabend im Original zu sehen sein. Da die Bibliotheksakten aus dieser Zeit vollständig erhalten sind, kann der Vortrag auch Auskunft darüber geben, wie die Sammlung zustande kam. 

Wie andernorts auch hat der verlorene Krieg das Interesse an seinen Dokumenten schnell erlahmen lassen. Die von Anemüller gesammelten Zeitungen blieben liegen und gerieten in Vergessenheit. 2005 befanden sie als ältester Zugang noch immer im Zwischendepot unbearbeiteter Materialien. Als Quelle für die Regiments-, Kommunikations- und Mentalitätsgeschichte des Ersten Weltkriegs sind die in der Lippischen Landesbibliothek wiederentdeckten Zeitungsnummern ein willkommener Fund. Frau Dr. von Hiller hat diesen aufgearbeitet und stellt die Sammlung und ihre Ergebnisse nun in einem Buch vor. Es hat 147 Abbildungen und enthält nebem einem vollständigen Bestandskatalog Beobachtungen zum historischen, kultur- und mediengeschichtlichen Hintergrund dieses besonderen Zeitungstyps.
Das Buch ist im Buchhandel und in der Lippischen Landesbibliothek erhältlich. Mehr dazu →hier.


Schreiben Sie einen Kommentar