12. Dezember 2008 | Blog | Julia Hiller von Gaertringen

Wir laden ein: Persien und Japan in den 1580ern: Ein Lemgoer Pastorensohn im Harem des Schahs

Die Dezemberlesung beschäftigt sich mit dem berühmtesten lippischen Weltreisenden, mit dem gebürtigen Lemgoer Engelbert Kaempfer. Im Jahr 1651, Lemgo leidet noch immer an den Folgen des Dreißigjährigen Krieges, wird Engelbert Kaempfer als Sohn des Pastors von St. Nicolai geboren. Trotz der sehr bescheidenen Verhältnisse der kinderreichen Familie ist der Vater um die bestmögliche Ausbildung seiner Söhne bemüht. So ist bereits Engelbert Kaempfers Schulzeit eine Grande Tour durch seinerzeit namhafte Oberschul- und Universitätsstädte. Hameln, Lüneburg, Danzig, Krakau, Königsberg lauten die ersten Etappen eines Lebens auf Wanderschaft.

Die eigentliche Reise sollte jedoch erst nach dem Studium in Uppsala beginnen. Im Dienst einer schwedischen Gesandtschaft gelangte Engelbert Kaempfer über Russland nach Persien. Dort schloss er sich niederländischen Kaufleuten an, mit denen er den indischen Ozean durchsegelte und Siam und Japan besuchte. Mit nur 16 Jahren verließ Kaempfer seine Geburtsstadt und kehrte, abgesehen von einem Kurzaufenthalt während des Studiums, erst mit 43 Jahren zurück.

Engelbert Kaempfers Weltreise

Engelbert Kaempfers Weltreise war ein wissenschaftliches Abenteuer. Mehrmals geriet er in Seestürme, erkundete in Persien als einheimischer Handwerker getarnt den Harem des Schahs und schmuggelte Karten und heimlich angefertigte Aufzeichnungen aus dem verschlossenen Japan. Seine Berichte erweiterten den Horizont der Europäer nachhaltig. Seine ausführliche Betrachtung des Harems vermag noch beim heutigen Leser manchen Mythos zu entkräften. Kaempfer beschrieb den Harem als den weiblichen Teil des persischen Herrscherhofes, indirekt eingebunden in die politischen Entscheidungen und von erheblichem Einfluss auf die Machtausübung des Schahs.

Der zweite Teil der Lesung wird sich mit Kaempfers berühmter Japanreise auseinandersetzen. Als guter Stilist verstand er sich darauf, durch die Beschreibung des „Menschengewimmels“ auf einer einzigen Straße ein Bild der japanischen Gesellschaft zu skizzieren. Ferner berichtete er über eine Audienz beim Kaiser in Edo, der die Europäer zu allerlei Possen aufforderte. Hier ist Kaempfers Bericht sehr amüsant, andere Passagen schockieren, wie etwa die Darstellung einer Hinrichtung zweier Japaner, die verbotenerweise mit den Europäern Handel trieben. Kaempfer und die Mitreisenden wurden genötigt, den Enthauptungen demütig beizuwohnen, da sie gewissermaßen mitschuldig waren.

Die Lesereihe Abenteurer, Forscherinnen und Entdecker

Jede Veranstaltung legt den Schwerpunkt auf eine andere Region der Welt und beschäftigt sich mit einer anderen Epoche des Reisens. Die Zuhörer werden dennoch Lesung für Lesung auf Gemeinsamkeiten in den jeweiligen Texten stoßen.

Veranstaltungsort ist der Vortragssaal der Lippischen Landesbibliothek. Der Eintritt beträgt 8 €, inkl. Wein und Imbiss. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Bitte melden Sie sich an unter 05231/92660-0 oder unter llbmail.


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