27. Juni 2019 | Blog | Joachim Eberhardt

Wir im Imagefilm des Landesverbandes

Der Landesverband hat einen Imagefilm gedreht – hier ist er: https://youtu.be/kGgr6txtJPU. In der Verbandsversammlung gab’s darauf gemischte Reaktionen: die Bildsprache, die Ästhetik wäre nicht hip genug. Das würde keine 17jährigen Berliner*innen nach Lippe locken. – Da ist sicher was dran. Aber ist das die Zielgruppe?

Über Geschmack lässt sich nun trefflich streiten. Urteilen Sie einfach selbst. Was mir gefällt, ist das Bemühen um inhaltliche Verbindungen. Der Kollege aus dem Weserrenaissance-Museum säubert einen Dürer-Stich, bevor auf das Dürer-Buch von uns umgeschnitten wird. Am Ende unseres Abschnittes ist eine Abbildung von Schloss Brake, Stammsitz des Landesverbandes, zu sehen, bevor auf das Büro der Verbandsvorsteherin umgeschnitten wird.

Bisschen Grübeln lässt mich der Satz am Schluss: „Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme“. In dem Blog „Falsche Zitate“ lese ich, dass die Zuschreibungen des offensichtlich als Zitat gemeinten Satzes an Gustav Mahler oder Thomas Morus nicht belegt sind, sondern dass der Gedanke von dem französischen Sozialisten Jean Jaurés stammt. Die Übersetzung ist allerdings nicht geglückt, finde ich, denn beim „Weitergeben der Flamme“ denke ich an das Olympische Feuer, also ein echtes Weitergeben eines physischen Feuers, das zugleich symbolisch ist. Und wenn das mit Asche in Zusammenhang gebracht wird, dann klingt es so, als gäbe man das weiter, was die Asche produziert, also zerstörend gewirkt hat. Jaurés denkt jedoch an ein Herdfeuer, und ihm geht es darum, zwischen dem Objekt Herd und seiner Funktion (Wärme) zu unterscheiden. Tradition zu wahren heißt demnach, den Funktionen treu zu bleiben, nicht den Objekten. Was meinen Sie?


Kommentare zu "Wir im Imagefilm des Landesverbandes"

Ich stimme Ihnen zu. Ein Wort zur Bodendenkmalpflege und den alten Römern, den Wegenetzen für Wanderer und nicht zuletzt dem „Hermann“ samt Bezug auf die Vergangenheit eines jahrhundertelang bestehenden Fürstentums hätte nicht geschadet. Thematisch kommt dessen reichs-, religions- und geistesgeschichtliche Rolle nicht vor (welche Traditionen werden denn bewahrt ?). Die „Natur“darstellung samt ihrer Pflege wirkt zu gefühlig. Die Bildumrahmung der beteiligten Personen leuchtet nicht, sondern hat zuviel „Sfumato“. Dass simultan mit dem Wort „Zukunft“ eine Kettensäge in Hochbetrieb gezeigt wird, ist etwas skurril. – Da die Zielgruppe des Films unklar bleibt, dürfte sich neben dem 17j. Berliner Schüler auch der 35j. Bankangestellte aus Frankfurt/M ebenso wenig angesprochen werden wie der 50j, Klassenlehrer eines bayerischen Gymnasiums, die sich vielleicht alle fragen, ob sie solch einen Film in Auszügen nicht schon einmal gesehn haben: Sorry, aber die über wogende Felder und Wiesen schweifende Kamera mit dem – wie erwähnt – gefühligen Ton hat etwas von der „Bitburger“-Werbung, wie man sie in oft in der Länderspiel-Halbzeitpause zu sehen bekommt.

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