17. Dezember 2008 | Blog | Julia Hiller von Gaertringen

„Wer sich was einfallen lassen will soll in Egypten den Winter zubringen“ – Ethel Smyth als Reisende

„Wer sich was einfallen lassen will soll in Egypten den Winter zubringen“ – unter diesem Motto steht eine Lesung am Donnerstag, dem 8. Januar 2009, um 19:30 Uhr im Vortragssaal der Lippischen Landesbibliothek. Anlass ist die Finissage der Ausstellung „Ethel Smyth – Impressionen und Korrespondenzen“, mit der das Detmolder Ethel Smyth Festival 2008 zu Ende geht. Studierende und Lehrende des Musikwissenschaftlichen Seminars lesen ausgewählte Passagen aus den Reiseberichten der englischen Komponistin Ethel Smyth, ergänzt durch Musikbeispiele und Erläuterungen zu ihrer Biographie. Für Getränke und einen kleinen Imbiss wird gesorgt sein. Nach der etwa einstündigen Lesung wird es ein letztes Mal Gelegenheit geben, durch die Ausstellung zu gehen.

Dass Frauen auf eigene Faust reisten, war um die Wende zum letzten Jahrhundert keineswegs selbstverständlich. Ethel Smyth (1858–1944) scherte sich nicht um Konventionen und Anstandsregeln, sondern nahm sich das Recht, fremde Länder und Menschen kennen zu lernen. Und da sie nicht nur eine originelle Komponistin, sondern auch eine begabte Schriftstellerin war, sind ihre autobiographischen Schriften voll amüsant geschriebener und scharfsinnig beobachteter Berichte über die Abenteuer, die sie dabei erlebte. Interessant ist daran nicht zuletzt die Perspektive auf die fremden Kulturen. Fremd war für Ethel Smyth übrigens auch das Wilhelminische Deutschland, wo sie Musik studierte und wo – so schien es ihr – die Frauen noch weniger selbstständig waren als in ihrer eigenen Heimat.

Ethel Smyths erste Reise führte 1877 nach Leipzig, wo sie – gegen den Widerstand ihrer Familie – am berühmten Konservatorium studierte. Ihre Schilderungen der Stadt und ihrer Bewohner, aber auch des Musiklebens in den gehobenen Bürgerhäusern sind interessante kulturgeschichtliche Dokumente und zeigen überdies den Witz der jungen Frau, der ihr beim Überwinden von Hindernissen hilfreich war und die Lektüre sehr vergnüglich macht.

Einen weiteren Schwerpunkt des Programms bildet Ethel Smyths Reise nach Ägypten im Winter 1913/1914, während der sie ihre Oper The Boatswain’s Mate komponierte. Ihre Berichte über ihre Ankunft in Kairo, über einen Ausflug in die Wüste und über Golfspielen im Orient werfen ein durchaus schillerndes Licht auf die Komponistin des „British Empire“. Schließlich wird Ethel Smyths Reise zu den Ursprüngen der europäischen Kultur – 1925 nach Griechenland – Thema des Abends sein.


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