13. April 2015 | Blog | Joachim Eberhardt

Trauer um Günter Grass

Der berühmteste Schnauzbartträger der deutschen Literaturgeschichte seit Nietzsche ist heute gestorben. Grass verkörperte wie kein Zweiter der Nachkriegsautoren den Großschriftsteller als engagierten Literaten. Er eckte zuletzt an, wenn er den Verdacht nicht entkräften konnte, den Appellcharakter seiner Kunst zu deutlich auszuschreiben. Öffentliche Aufmerksamkeit genoss er seit 1959, als er mit Aplomb auf die Bühne der deutschen Nachkriegsliteratur getreten war und zusammen mit anderen wie Uwe Johnson wieder für internationale Aufmerksamkeit für die deutschsprachige Literatur sorgte – nicht durch Marktgeschrei, sondern durch die markante, einzigartige Erzählstimme der Blechtrommel.

National handelte er sich von besorgten Bürgern wiederholt den Vorwurf der Obszönität ein, so für Katz und Maus. Auch wenn der Nobelpreis 1999 wie eine Lebenswerkauszeichnung wirkte, will sagen: wie ein offizielles „Das war’s“, verzeichnet unser Katalog noch eine ganze Reihe von Veröffentlichungen danach: von den Eintagsfliegen (CRNI 121) über Grimms Wörter (CRNI 120) bis zum Briefwechsel mit Willy Brandt (LRKB 144) oder Uwe Johnson (CRTC 106). Die Zeitungen werden die nächsten Wochen voll mit Nachrufen sein, darum lade ich heute ein, statt über etwas von Günter Grass zu lesen oder zu hören. Letzteres vielleicht mit Komm, Trost der Nacht (CJWL 118 Audio), Barocklyrik, gelesen vom Verfasser des Treffen in Telgte zusammen mit Peter Rühmkorf.


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