28. April 2020 | Blog | Joachim Eberhardt

Schaufenster 28: Zeitungen für den Krieg

Der historische und dokumentarische Wert der Feldzeitungen, die Frau Hiller von Gaertringen vor mehr als einem Jahrzehnt im Magazin wiederfand, wurde im Kontext der Weltkriegsjubiläen genug betont. Frau von Hiller hat die Stücke seinerzeit in einem ausgezeichneten Katalog dokumentiert, den wir in Kürze auch online stellen werden. Die Stücke selbst haben, zumindest teilweise, auch einen ästhetischen Wert. Wir haben seit 2009 alle Stücke gescannt und in unserem Portal in eine Sammlung zusammengefasst. Während „Die Sappe“ mit ihren farbigen Titelbildern sicher der graphisch eindrucksvollste Titel ist, fallen auch andere Titel durch ihre sorgfältige Gestaltung auf, zum Beispiel die jugendstilige Kriegsgefangenenzeitung Quousque tandem!, von der die Illustration stammt.

Einerseits leuchtet es mir ja ein, wenn Kriegsgefangene die Reste ihrer klassischen Bildung zusammenkratzen, um damit ihre missliche Situation rhetorisch aufgeladen zu beseufzen. „Wie lange noch?“, bedeuten die lateinischen Worte, und meinen natürlich: Wie lange noch müssen wir hier im Gefangenenlager auf der Isle of man festsitzen? Andererseits stammt das Zitat aus Ciceros Anklagereden gegen Catilina, den römischen Verschwörer und (aus Ciceros Perspektive) Vaterlandsverräter. Wie gut passt das?


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