Die 18 Pestpredigten des Blomberger Pastors Justus Piderit, die wir kürzlich digitalisiert haben, wurden 1582 in Lemgo von seinem Sohn Johannes zum Druck befördert. Bekannt ist nur ein einziges Exemplar dieses Drucks: das Unikat befindet sich in unserm Bestand, Signatur Th 2643. Wie Neithard Bulst in einem Artikel in den Lippischen Mitteilungen 2011 (S. 99ff.) feststellte, „weist das Kompendium dieser achtzehn Predigten in seiner Gesamtheit durchaus Originalität auf, so dass es sich lohnt, sich eingehender damit auseinanderzusetzen“. Es gab damals einen aktuellen Anlass: 1581 wurde Blomberg von der Pest heimgesucht. Bulst fasst zusammen: „Anders als Luther (in seinen Pestpredigten) versuchte (Piderit) … systematisch die Ursachen der Pest zu erklären, wie man sich vor ihr schützen kann, welche Heilmittel es gegen sie gibt und wie man sich in Zeiten eines göttlichen Strafgerichts seinem Nächsten gegenüber zu verhalten habe“. Der letzte Punkt ist sicher der, wo Piderit unserer Gegenwart am fernsten ist: Denn die Vorstellung, dass Gott die Menschen mittels einer Epidemie erzieht, ist allerschwärzeste Pädagogik. Trotzdem habe ich das auch schon über Corona gehört. Aber: Man wird misstrauisch, wie Leute, die eine solche Ansicht vertreten, ihre eigenen Kinder erziehen …
26. April 2020 | | Joachim Eberhardt