09. November 2012 | Blog | Joachim Eberhardt

Rückkehr nach 66 Jahren und 11.600 Kilometern

Einen weiten Weg haben die drei roten Baedeker-Bände hinter sich, die jetzt in die Lippische Landesbibliothek zurückkehrten: Von Cherryfield im US-Bundesstaat Maine nach Detmold sind es rund 5.780 Kilometer. Das erste Mal legten die Bände diese Strecke wohl 1945 oder 1946 zurück, als ein Major M… B… der US Army sie unbemerkt aus dem Bestand der Bibliothek entfernte — vermutlich, indem er sie entlieh und nicht mehr zurückgab. Denn in der unmittelbaren Nachkriegszeit wurde die Bibliothek – auch während der Zeit ihrer Schließung in der zweiten Jahreshälfte 1945 – von Soldaten der Besatzungsmächte aufgesucht und genutzt. Major B… muss vorgehabt haben, Deutschland und Österreich noch ein wenig zu bereisen, denn er ließ die Baedeker-Bände für Nordbayern, Südbayern und Österreich mitgehen.

Dass die Bände nun wieder an ihrem angestammten Ort sind, verdankt die Lippische Landesbibliothek dem Schwiegersohn des Majors, Mr Peter Duston aus Cherryfield. Er entdeckte sie im Militärgepäck seines Schwiegervaters und sandte sie – rund 66 Jahre nach ihrer Entwendung – an die Bibliothek zurück.

Die Besitzstempel der Bibliothek zeigen, dass es sich unzweifelhaft um Detmolder Bestand handelt. Auch die entsprechenden Katalogkarten, auf denen der Verlust der Bände vermerkt war, sind noch vorhanden.

Mr Duston, selbst Ende der 50er Jahre sechs Jahre lang als Soldat in Deutschland stationiert, entschuldigte seinen längst verstorbenen Schwiegervater und fügte erläuternd hinzu: „Die Buecher waren im Zweiten Weltkrieg geschnappt als Kriegsbeute […]. Es war Kriegsende und viele Soldaten hatten ‚Andenken‘ geklaut und nach Hause einfach mitgenommen“. Die Bände der renommierten Baedeker-Reiseführer standen bei den Soldaten offenbar hoch im Kurs, denn die drei nun zurückgekehrten Bände waren nicht die einzigen, die 1945/46 verschwanden. Umso mehr freut sich die Bibliothek über ihre Rückkehr und dankt Mr Duston aus Cherryfield, Maine!


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