Ende März bat die Autographenhandlung Stargardt in Berlin wieder zur Versteigerung. Für unseren Bestand konnten wir dabei drei schöne Stücke erwerben: zwei Briefe von Lortzing und einen von Malwida von Meysenbug.
Brief von Malwida von Meysenbug an Ada Ditzen
Slg 80 Nr 3
Rom [ermittelt], o.D. [23.06.1896]
1 Briefkärtchen (2 beschr. S.). – 11,1:8,7 cm. – Mit gedrucktem Briefkopf „Palazzo Caffarelli“
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:51:1-30134
Der Text lautet:
Dienstag 23 Juni [1896]
[Palazzo Caffarelli]
Liebe Fräulein Ditzen
Ich danke Ihnen herzlich für Ihr antheilvolles Wort. Ja es war ein schwerer Verlust für mich
der sich schon jetzt in trüben Folgen bemerkbar macht u. hätte ich nicht durch die Freundschaft der Frau v. Bülow gleich ein so schönes Asyl gefunden, so wäre es noch härter gewesen. Ersatz habe ich noch nicht.Es freut mich innig daß es Ihnen so gut geht u. daß Ihr Leiden hoffentlich keine Folgen lassen wird. Wie schön daß auch Sie liebe Menschen gefunden haben, das war auch mein Trost in diesen Tagen, zu sehen wie gut die Menschen sind. Leben Sie wohl u. kehren Sie gesund zurück. Auf Wiedersehn
Herzlichst grüßt Sie M. Meysenbug
Der Brief ist im Regestenwerk nicht enthalten. – Der „schwere Verlust“, den Malwida beklagt, ist der plötzliche Tod ihrer Dienerin Trina, die nach über 23 Jahren Dienst überraschend am Hirntod gestorben ist. Da ein Erdbeben Malwidas Wohnung beschädigt hat, wohnt sie vorübergehend im Juni 1896 im Palazzo Caffarelli in der Deutschen Botschaft bei Bernhard und Marie von Bülow.
Brief von Albert Lortzing an Ludwig von Alvensleben
Mus-La 2 L 194
Detmold, 13.2.1833
1 Bl. – 26:19,8 cm. – 1 S.
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:51:1-30140
Dieser Lortzing-Brief ist bereits bekannt; Capelles Briefausgabe, S. 49, verzeichnet ihn als in österreichischem Privatbesitz befindlich.
Brief von Albert Lortzing an Herzoglich Sächsisches Hoftheater zu Coburg-Gotha
Mus-La 2 L 195
Leipzig, 10.6.1845
1 Bl. – 28,2:23 cm. – 1 S.
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:51:1-30153
Dieser Brief war bis dato unbekannt. Der Text lautet:
An die Intendatur des herzogl. Hoftheaters in
Koburg!Ihr geehrtes Schreiben vom 4ten dieses [Monats] beantwor-
tend, dürfte Fräulein Tonner eine schätzbare
Aquisition sein; die Dame besitzt eine
angenehme, noch sehr jugendliche Persönlich
keit und eine liebliche, wenn auch nicht
mit großer Kehlfertigkeit begabte Stimme,
dabei ein angemeßenes lebhaftes Spiel.
Die hiesigen Verhältniße erlaubten ihr
nur einmal aufzutreten und zwar als
Rosine im Barbier von Sevilla, in wel-
cher Parthie sie jedoch allgemein gefiel.Fräulein Steidler dürfte sich meines Er-
achtens für die sogenannten jugendlichen
Gesangsparthien eignen.Mit dem Wunsche, daß diese geringen
Notizen Einer Hochachtbaren Intendanz von
Nutzen sein möchten, zeichne ichHochachtungsvoll u ergebenst
Albert LortzingLeipzig
den 10ten Juni
1845
Über Fräulein Steidler, die zweite Sängerin in Leipzig war, schreibt Lortzing seinem Freund Düringer am 21. März 1845 etwas unverblümter: »Ja … sie ist nicht schlecht aber auch nicht gut. Ihre Stimme ist klangvoll, hat aber sehr viel Kopfton, sie schlägt in den Mitteltönen schon über, sie lernt auch sehr fleißig, sieht aber nicht besonders hübsch aus und schneidet gräßliche Gesichter beim Singen. Deßen ohngeachtet ist sie für Königinnen der Nächte und ähnliche Knallerballer gut zu verwenden und nutzbar, aber jugendliche Sängerinn (was sie gern sein will) kann sie nicht sein.«