07. Dezember 2016 | Blog | Joachim Eberhardt

„Lippe auf der Kippe“ 1920: eine Neuerwerbung

Lippe auf der Kippe

In dem Schoße der Regierung
Wälzt umher man dunkle Pläne,
Manchmal nur entfleucht ein Wörtchen
Zögernd dem Geheg der Zähne.

Will nun Preußen Lippe schlucken,
Hat es Schritte schon getan?
Plötzlich steht es in der Zeitung,
Doch schon die Dementis nahn.

Noch hat alles gutes Weile
Und man ist recht reserviert.
Nichts derlei hat man besprochen,
Und man wehret ab geziert.

All die Aemter und die Würden
Und das Obrigkeitsgetu
Wär ja dann auch futschikato
Radikal in einem Nu.

Doch wer wird denn gleich so lästern,
Staatswohl ist die Richtungsschnur.
Schließlich hat ja zu entscheiden
Letzten Ends das Volk auch nur.

So steht es in der Verfassung
Im achtzehnten Paragraph.
Bürger, schlafe ruhig weiter,
Lieber Bürger, schlafe, schlaf!

Das satirische Gedicht stammt aus der „Werbenummer“ der offenbar dann nicht erschienenen, wie es im Untertitel heißt, „Lippischen kritisch-satirischen Zeitschrift“, dem „Volksspiegel“. Die Nummer erschien im November 1920 und wurde von einem Heinz Buchholz herausgegeben, der auch das obenstehende Gedicht verfasst haben dürfte. Auf 16 Seiten sind satirische Gedichte und Bemerkungen zum Theater, Karikaturen und Miszellen zur Zeitungskritik zu lesen. Wir konnten ein Exemplar dieser Zeitschrift kürzlich erwerben und haben es auch gleich online gestellt:

http://s2w.hbz-nrw.de/llb/periodical/titleinfo/5919148


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