30. Oktober 2006 | Blog | Julia Hiller von Gaertringen

Liebe, Schlaf und Tod bei Wagner – Wandlungen eines romantischen Motivs vom Fliegenden Holländer bis zum Parsifal

Die Verbindung von Liebe und Tod, Schlaf und Traum in Wagners Werken beleuchtet die Musikwissenschaftlerin Dr. Ulrike Kienzle (Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf) in einem öffentlichen Vortrag am 14.11.2006 um 18 Uhr im Vortragssaal der Lippischen Landesbibliothek, zu dem die Bibliothek gemeinsam mit dem Musikwissenschaftlichen Seminar Detmold/Paderborn einlädt.
In fast allen Wagnerschen Musikdramen erwächst die Liebe einem Seelenzustand von Schlaf und Traum, der Hinwendung zum Unbewußten und zur seelischen Innenwelt. In keinem der Musikdramen Richard Wagners – von den Meistersingern einmal abgesehen – findet die im Traum gezeugte Liebe in der Welt der Lebenden ihren Raum. Sie wird attackiert, verhindert, verdrängt. Den Liebenden bleibt nur die Flucht, letztlich in den Tod. Liebe und Tod, Schlaf und Traum – das sind Schlüsselbegriffe der Romantik. Eine Untersuchung, was diese menschlichen Urerfahrungen für Dramaturgie und Botschaft der Wagnerschen Musikdramen bedeuten, zeigt Wagners tiefe innere Verbindung mit der romantischen Geisteswelt – jedoch nicht im Sinne einer verklärenden Harmonisierung, sondern vielmehr unter der Perspektive einer Abgründigkeit, die stets der dunkle Schatten der Romantik gewesen ist.

Privatdozentin Dr. Ulrike Kienzle studierte Musikwissenschaft, Germanistik und Philosophie in Frankfurt am Main. 1997 wurde sie mit einer Arbeit über Franz Schreker promoviert und habilitierte sich 2005 mit der Monographie „… daß wissend würde die Welt! Religion und Philosophie in den Musikdramen Richard Wagners“, die im selben Jahr im Würzburger Verlag Königshausen & Neumann erschienen ist. Außerdem gibt sie zusammen mit renommierten Hochschullehrern die internationale Zeitschrift „wagner spectrum“ heraus. Ihr besonderes Anliegen ist es, Musik über die akademischen Grenzen hinaus anschaulich und lebendig zu vermitteln. Zur Zeit arbeitet sie an einer umfangreichen Monographie über den Komponisten, Dirigenten und Archäologen Giuseppe Sinopoli. Weitere Informationen: www.casa-sinopoli.de.


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