Margot Ulrich-Götzinger zeigt ihren Fund im neuen 80. Band des Düsseldorfer Jahrbuchs (hg. vom Düsseldorfer Geschichtsverein, Droste Verlag 2010). In ihrem Aufsatz „Auf den Spuren eines nicht ganz vergessenen Malers : die Freiligrath-Bilder von Josef Jossen“ präsentiert sie die Porträt-Zeichnungen und Bilder, die Jossen nach Foto-Vorlagen in den zwanziger Jahren angefertigt hat. Die Bilder gehören jetzt zum Hermann-Smeets-Archiv der Bilker Heimatfreunde e.V.
Vorlage für Jossens Zeichnung von „Freiligrath im Sterbesessel“ war offenbar eine Zeichnung in der Gartenlaube (XX, 1876, Nr. 45, S. 753), auf dem eine an seinem Rock befestigte Trauerschleife hinzugefügt ist; Vorlage für dieses mag ein Foto wie das unsere gewesen sein (das der Aufsatz ebenfalls zeigt). Das Gartenlaube-Bild ist — im Vergleich zu unserem — deutlich geglättet, so dass Freiligrath dort „durchgeistigt und beinah jugendlich“ wirke, wie die Autorin findet. Jossen lässt dann mit kräftigem Strich etwas mehr Lebenserfahrung in Freiligraths Porträt sichtbar werden. Eine weitere Tuschezeichnung von 1929 zeigt den älteren Freiligrath mit wachem Blick nach dem Porträt in der Ausgabe von 1877.
Jossen starb 1971; der Aufsatz bietet eine kurze Biographie mit Hinweis auf Lebenszeugnisse und geht damit deutlich über die dürren Zeilen der Kunstlexika hinaus. Wer den Namen googelt, findet auch noch das eine oder andere Bild gehandelt.
Margot Ulrich-Götzinger: Auf den Spuren eines nicht ganz vergessenen Malers : die Freiligrath-Bilder von Josef Jossen. Mit zehn Abbildungen. — In: Düsseldorfer Jahrbuch 80 (2010), 371-385.