12. Mai 2014 | Blog | Joachim Eberhardt

Internet macht nicht dümmer

Der Mythos wird hartnäckig wiederholt: (zuviel) Internet macht dumm. Die höheren Weihen erhielt diese Theorie durch den renommierten Technik-Journalisten Nicolas Carr, der schon 2008 öffentlichkeitswirksam fragte „Is Google making us stoopid?“ (hier Wikipedias Zusammenfassung, englisch). Wer immer nur Informationsschnipsel liest, verlernt es, längere Texte zu lesen. Oder: wer stets vor dem Gerät sitzt, wird einsam. Schön, wenn sich die Wissenschaft mit solchen Fragen auseinandersetzt und die alarmistischen Theorien à la Manfred Spitzer („Digitale Demenz“) mal auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft. Das haben Markus Appel und Constanze Schreiner von der Uni Koblenz-Landau getan. Die Pressemitteilung vom März 2014 [Update 22.4.22: Nicht mehr online] stellt mit wissenschaftlichem Understatement „klare Diskrepanzen“ zwischen populären Theorien und dem Ergebnis der Untersuchung fest. Wer sich zur Lektüre längerer Texte noch fähig fühlt, kann auch den Volltext der Studie, die in der Psychologischen Rundschau erscheinen wird, im Netz nachlesen (pdf). Ein interessantes Detail, dass Appel und Schreiner auch eine Erklärung für den Erfolg alarmistischer Theorien haben. Ich überspitze mal: Die wirken oft überzeugend, weil sie wissenschaftliche Seriosität durch die Verwendung neurowissenschaftlicher Befunde vorgaukeln, selbst dann, wenn diese Befunde mit der eigentlichen Argumentation nicht viel zu tun haben.
(via inetbib, via idw)


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