25. März 2011 | Blog | Joachim Eberhardt

Feldzeitungen einzigartige historische Quelle

Gestern abend hörten etwa 40 Gäste Dr. Julia Freifrau Hiller von Gaertringens Vortrag über die Feldzeitungen aus der Kriegssammlung der Fürstlichen Bibliothek zu Detmold. Der Vortrag war zugleich willkommene Gelegenheit, den jüngst erschienenen ausführlichen Katalog der Sammlung vorzustellen, den Frau von Hiller erarbeitet hat.

Das sich die aufwändige Arbeit gelohnt hat, liegt auch an der Art des Materials. Denn viele Feldzeitungen begriffen sich nicht nur als Text- und Neuigkeitensammlung, sondern auch als graphisch gestaltete Schaublätter, zum Teil mit künstlerischem Anspruch. Frau von Hiller zeigte in ihrem Vortrag einige eindrucksvolle Beispiele davon, etwa die zweifarbigen Lithographien der Zeitschrift „Die Sappe“. (Eine „Sappe“ ist übrigens, das war gestern auch zu lernen, ein Laufgraben für die Soldaten, um sich geschützt den feindlichen Stellungen nähern zu können.) Der Katalog ist reich mit großformatigen Abbildungen ausgestattet, die diese seltsame Mediengattung näherbringen.

Denn dass es sich beim Ersten Weltkrieg um den ersten und letzten Presse-Krieg gehandelt hat, gehörte zu den spannenden Botschaften Frau von Hillers. Nie zuvor waren so zielgerichtet und in solcher Zahl Zeitungen extra geschaffen worden, um an der Front und in der Etappe Stimmung zu machen und zu zerstreuen, und nie später war die Zeitung als Druckwerk das Medium der Wahl — im zweiten Weltkrieg spielten Radio und Wochenschauen eine weitaus bedeutendere Rolle.

Die „Kriegssammlung“ der Lippischen Landesbibliothek vermittelt davon ein eindrucksvolles Bild. Aufgrund der zielstrebigen Sammeltätigkeit des damaligen Bibliotheksdirektors Ernst Anemüller besitzt die Detmolder Bibliothek einen Querschnitt des überhaupt erschienenen Materials, darunter einige Zeitschriften, die selten oder einmalig sind. Die Zeitschrift Le Z illustré aus dem Senner französischen Kriegsgefangenenlager ist so eine, die zudem einen regionalen Bezug zu Lippe hat (hier unser Digitalisat). — Der jetzt erschienene Katalog bietet also einen guten Ausgangspunkt für weitere Forschungen. 

Update 2022: Der Katalog von Frau von Hiller ist inzwischen hier digital verfügbar.


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