20. Oktober 1999 | Blog | Detlev Hellfaier

Einladung zum Symposium: Jacob van Maerlants „Der naturen bloeme“ und das Umfeld

Einer der Schätze der Lippischen Landesbibliothek in Detmold ist eine kostbare illuminierte Handschrift aus dem ausgehenden 13. Jahrhundert. Sie enthält „Der naturen bloeme“, ein mittelalterliches naturenzyklopädisches Werk in 16.680 Versen, das um 1270 von dem flämischen Dichter Jacob van Maerlant verfaßt wurde. Nach dem Vorbild des „Liber de natura rerum“, des Thomas von Cantimpré, einem Albertus Magnus-Schüler, beschreibt der Dichter in 13 Büchern nacheinander die Menschenrassen, die Säugetiere, die Vögel, die Fische und die Meeresungeheuer, ferner die Insekten und Reptilien, die Bäume, die Gewürzsträucher und die Heilpflanzen, dann Edelsteine, besondere Quellen und Metalle. Zahlreiche der behandelten Arten wurden von einem Miniaturisten in qualitätvollen Bildern dargestellt. Entstanden ist die Handschrift vermutlich in der Nähe von Brügge, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts besaß sie ein Detmolder Bürger und von diesem gelangte sie in die Bibliothek der Grafen zur Lippe. Der Forschung stellen sich im Zusammenhang mit der noch nicht hinreichend geklärten Überlieferungsgeschichte viele Fragen.

Für die niederländische Sprach- und Literaturwissenschaft ist das Buch von außerordentlichem Interesse, da es die älteste vollständig erhaltene Quelle für diesen vielgelesenen Text ist. Im internationalen Kontext kommt dem Werk ebenfalls eine besondere Bedeutung zu, denn es stellt die früheste Bearbeitung des lateinisches Werkes von Thomas von Cantimpré in einer Volkssprache dar. Die deutsche Übersetzung des Konrad von Megenberg entstand erst um die Mitte des 14. Jahrhunderts.

Die auf das Jahr 1614 zurückgehende Lippische Landesbibliothek in Detmold ist heute eine wissenschaftlich-kulturelle Einrichtung des Landesverbandes Lippe, der im Jahr 1999 sein fünfzigjähriges Bestehen feiert. Aus diesem Anlaß organisiert die Landesbibliothek in Zusammenarbeit mit dem Institut für Niederländische Philologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster unter der Schirmherrschaft der Nederlandse Taalunie und mit Unterstützung der niederländischen Onderzoekschool Medievistiek ein internationales Kolloquium unter der Leitlinie Jacob van Maerlants »Der naturen bloeme« und das Umfeld. Im Mittelpunkt des Interesses stehen die mittelalterliche enzyklopädische Literatur im allgemeinen und das Werk Maerlants im besonderen. Das Programm sieht Referate zum Werk von Thomas von Cantimpré, Bartholomäus Anglicus und Konrad von Megenberg vor, ferner Beiträge zu kodikologischen und kunsthistorischen Aspekten der Detmolder und anderer »Der naturen bloeme-Handschriften«. Maerlants Auftraggeber, seine wissenschaftliche Arbeitsweise und seine moralisierenden Einschübe sind weitere Themen, über die Wissenschaftler aus Deutschland, den Niederlanden und Belgien diskutieren wollen.

Wir laden herzlich zur Teilnahme am Internationalen Kolloquium ein!

Programm Freitag, 29. Oktober 1999

ab 13.00 UhrEintreffen der Teilnehmer
Imbiss
14.00 UhrBegrüssung
Eröffnung des Kolloquiums
Detlev Hellfaier M.A., Ltd. Bibliotheksdirektor, Lippische Landesbibliothek, Detmold
Prof. Dr. Amand Berteloot, Direktor des Instituts für Niederländische Philologie der Westfälischen Wilhelms-Universität, Münster/Westfalen
De middelnederlandse encyclopedische traditie
Dr. Paul Wackers, Nijmegen
14.30 UhrTendenzen der neueren Forschung zur mittelalterlichen Enzyklopädie
Prof. Dr. Christel Meier-Staubach, Münster/Westfalen
15.00 UhrDie Bearbeitung „Thomas III“ von Thomas von Cantimpré, Liber de natura rerum – Herkunft, Textstufen und Intentionen des Kompilators
Prof. Dr. Christian Hünemörder, Hamburg
15.30 Uhr„Der naturen bloeme“ des Jacob van Maerlant und das „Buch der Natur“ des Konrad von Megenberg
PD Dr. W. Günther Rohr, Trier
16.00 UhrHet dierenrijk in twee middelnederlandse encyclopedische teksten: Jacob van Maerlants „Der naturen bloeme“ en de Nederlandse vertaling van Bartholomaeus Anglicus „De proprietatibus rerum“
Drs. Saskia Bogaart, Nijmegen
Kaffeepause
17.00 UhrDie Detmolder Handschrift von Jacob van Maerlants „Der naturen bloeme“
Prof. Dr. Amand Berteloot, Münster/Westfalen
Detlev Hellfaier M.A., Detmold
17.30 UhrKunsthistorische aspecten van het Detmoldse naturen bloeme-handschrift
Drs. Martine Meuwese, Amsterdam
18.00 UhrDe illustraties in de Der naturen bloeme-handschriften
Drs. Hans Westgeest, Leiden
18.30 UhrDie Reproduktion mittelalterlicher illustrierter Handschriften als historische Quellenedition betrachtet
Dr. Helga Lengenfelder, München

Sonnabend, 30.10.1999

9.00 UhrMaerlant als Dichter in „Der naturen bloeme“
Prof. Dr. Willem P. Gerritsen, Utrecht
9.30 UhrDe geografie in „Der naturen bloeme“
Drs. Tanneke Schoonheim, Leiden
10.00 UhrOnderzoek naar het slangenboek in Maerlants „Der naturen bloeme“. Een verslag
Drs. Marcel van der Voort, Asten
10.30 UhrNicolaas van Kats en „Der naturen bloeme“
Drs. Hildo van Engen, Amsterdam
Kaffeepause
11.30 UhrExperimentator en de anderen. Over de bronverwyzingen in „Der naturen bloeme“
Dr. Karina H. van Dalen-Oskam, Leiden
12.00 UhrLere an dit felle dier. Sociale kritiek in Maerlants „Der naturen bloeme“
Prof. Dr. Geert H. M. Claassens, Leuven
12.30 UhrJacob van Maerlant en zijn belang voor de Nederlandse lexicografie
Dr. Willy Pijnenburg, Leiden
15.00 UhrFührung durch die Stadt Detmold (besondere Anmeldung erforderlich)
Das Internationale Kolloquium steht unter der hohen Schirmherrschaft der Nederlandse Taalunie.

Tagungsadresse:

Lippische Landesbibliothek

Tagungsleitung:

Ltd. Bibliotheksdirektor
Detlev Hellfaier M.A.

Direktor Prof. Dr. Amand Berteloot
E-Mail: bertelo@uni-muenster.de

Anmeldungen zur Teilnahme am Kolloquium werden bis zum 22.10.1999 erbeten.
Hotelreservierungen
erfolgen über die
Tourist Information
Rathaus am Markt
D-32756 Detmold
Tel. 05231/977-328
Sie erreichen Detmold

mit der Deutschen Bahn über Bielefeld, Herford und Altenbeken

mit dem Auto über die Autobahn A 33, Abfahrt Elsen, Bundesstraßen 1 und 239, sowie Autobahn A 2, Abfahrt Herford/Bad Salzuflen, Bundesstraße 239

Freundliche Unterstützung gewähren
Landesverband Lippe
 Onderzoekschool Medievistik


Schreiben Sie einen Kommentar

Sicherheitsfrage: In welcher Stadt befindet sich die Lippische Landesbibliothek?