15. November 2010 | Blog | Joachim Eberhardt

Einführungsmatinée zu Kleists „Homburg“ zieht 100 Besucher an

Am Freitag, 19.11., hebt sich der Vorhang zur Premiere von Oliver Haffners Inszenierung des Prinz Friedrich von Homburg im Lippischen Landestheater. Zur Einführungsmatinée hatten gestern Dramaturg Christian Katzschmann, Regisseur und einige Darsteller in den Vortragssaal der Landesbibliothek geladen, um ihre Sicht auf den schwierigen Text deutlich zu machen, historische Hintergründe zu erhellen und Figuren in szenischer Lesung zu zeigen. Um die 100 Besucher waren gekommen und brachten den Saal an die Grenze seines Fassungsvermögens.  Anschließend gab’s Sekt und Saft im hellen Treppenhaus.

Regisseur Oliver Haffner erläuterte, wie jede der Figuren ihren eigenen Interessen folge, und welchen Einfluss dies habe auf das Miteinander. So sei Homburg, der Träumer, blind für die andern; der Kurfürst verberge sich hinter dem Gesetz, dass ihn angeblich zwinge, Homburg zu verurteilen; Natalie bitte für Homburg, um der drohenden Verheiratung nach Schweden zu entgehen.

Dramaturg Christian Katzschmann gab Einblick in historische Hintergründe: weniger die Schlacht bei Fehrbellin 1675 als Kleists Gegenwart um 1810, als er am Stück schrieb und Preußen von Napoleons Armee besetzt war, habe das Stück angeregt.

Renate Regel (Natalie), Dominic Betz (Homburg), Markus Hottgenroth (Kurfürst) und Philipp Weggler (Hohenzollern) ließen einige Szenen des Stücks lebendig werden.

Der Einführungstext des Landestheaters:

Brandenburg im Krieg: eine entscheidende Schlacht gegen die schwedischen Besatzer steht unmittelbar bevor. Statt sich mit taktischen Details zu befassen, ist der Prinz von Homburg erfüllt von Liebessehnen und dem Drang nach Ruhm. Er missachtet die Order des Kriegsrates und führt mit einem vorschnellen Angriff den Sieg herbei. Da er gegen den Befehl handelte, wird gegen ihn das Todesurteil verhängt. Anerkannt und dennoch verdammt? Homburg begreift die Logik dieser Entscheidung nicht. Er bittet um sein Leben. Sowohl die von ihm umworbene Prinzessin von Oranien als auch die Offiziere begehren gegen das Urteil auf. Der Kurfürst indes ist erst zur Begnadigung bereit, als Homburg selbst einsieht, dass der persönliche Erfolg nicht alle Mittel heiligt.

Lebensdrang und Selbstbehauptung einerseits, Staatsraison andererseits: Kleist zeigt mit Homburg einen Menschen, der durch sein Beharren auf Vitalität und Autonomie in Widerstreit mit der sozialen Ordnung gerät.


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