Aussstellung

Grabbes größter Fan

Alfred Bergmann zum 125. Geburtstag

Ausstellung zum 125. Geburtstag von Alfred Bergmann (1887-1975)
Über Leben und Werk. Ausstellung in den Räumen der Bibliothek vom 12.9. bis zum 2.11.2012

→ Eröffnung am 12.9. mit Lesung aus Texten Bergmanns.

→ Abschluss am 2.11. mit Vortrag über „Bergmann in Weimar“.

Zur Biographie

Zeittafel zu Leben und Werk bei →Ernst Fleischhack. Zu ergänzen um drei Daten:

1968Ernennung zum Professor ehrenhalber durch den Kultusminister NRW. Ehrenmedaille der Grabbe-Gesellschaft.
1973Mit dem 6. Band beendet Bergmann die Arbeit an seiner Lebensaufgabe „Grabbe-Ausgabe“. Im gleichen Jahr erscheint seine Grabbe-Bibliographie.
19.7.1975Alfred Bergmann stirbt in Detmold.

1
Lohntüte der Grube Elise II vom 25. März 1923.
Slg 12 Nr. 524

2
Zusageschreiben der Dresdner Bank vom 21. Juni 1923.
Slg 12 Nr. 524

Während der Wirtschaftskrise gelingt es Bergmann zunächst nicht, in der Wissenschaft eine Stelle zu finden. Er wird Rohrträger in der Grube Elise II in Halle und verlässt diese Stelle, um zum 1. Juli 1923 als Volontär an der Dresdner Bank in Leipzig anzufangen, wo er anderthalb Jahre bleibt.

3
Ausgefüllter Fragebogen für den 45. Jahrgang 1930 des Kürschner Literatur-Kalenders.
Slg 12 Nr. 524

Ende der zwanziger Jahre hat Bergmann auch schon vor dem Erscheinen seiner Dissertation im Druck genügend Veröffentlichungen vorzuweisen, dass der Verlag deGruyter ihn der Aufnahme in den „Kürschner“ für würdig befindet.

4
Mitgliedsausweis des Verbands deutscher Schriftsteller, ausgestellt 1.1.1970.
Slg 12 Nr. 524

Zeit seines Lebens ist Bergmann Mitglied des Verbands deutscher Schriftsteller.

5
Briefwechsel Alfred Bergmann — dpa, März 1968. Urkunde zur Ernennung zum Professor vom 23.3.1968.
Slg 12 Nr. 524

Alfred Bergmann wird durch das Land Nordrhein-Westfalen für seine Verdienste um die Grabbe-Forschung 1968 zum Professor ernannt. Da die Zeitungsmeldung schneller ist als das Anschreiben des Ministeriums, kann er dies zunächst nicht glauben — bis er die Urkunde in den Händen hält.

6
Emma Bergmann: Alfred Bergmann (Büste).
GA Sculp 4

Bergmanns zweite Ehefrau Emma (geb. Reichle) modellierte die Porträt-Büste in den 1940er Jahren aus rotem Ton.

7
Dokumente aus dem Nachlass.
Slg 12

Der Nachlass von Alfred Bergmann in der Lippischen Landesbibliothek umfasst mehr als 1.200 Einheiten. Der unermüdliche Korrespondent und Wissenschaftler bewahrte aber auch kleinste Lebensdokumente – so einen Ausdruck einer Personenwaage, die ihm 1937 ein Gewicht von 140 Pfund attestiert. –Archivkartons aus alterungsbeständiger, säurefreier Pappe sind für die empfindlichen Papiere der geeignete Aufbewahrungsort.

8
Alfred Bergmann: Vier unbekannte Briefe Grabbes.
In: Zeitschrift für Bücherfreunde. Leipzig. N.F. Jg. 3.1911, H. 9, S. 303-308.
Bk 1.4°

Das Wachsen seiner Sammlung brachte Bergmann auch dazu, seine Erkenntnisse zu veröffentlichen. Zu seinen ersten Veröffentlichungen zählt der Aufsatz über „Vier unbekannte Briefe Grabbes“ in der Leipziger Zeitschrift für Bücherfreunde (1911). Die Fußnote vermerkt: „Alle vier Briefe befinden sich in meinem Besitz“.

9
Alfred Bergmann (Hg.): Grabbe. Begegnungen mit Zeitgenossen. Weimar: Böhlau, 1930.
GA 36.1930.4°

10
Alfred Bergmann: Die Glaubwürdigkeit der Zeugnisse für den Lebensgang und Charakter Christian Dietrich Grabbes. Eine quellenkritische Untersuchung. Weimar: Ebering, 1930. Teildruck. Widmungsexemplar.
LC 213

Als Nebenprodukt seiner Arbeit an der Dissertation über die „Glaubwürdigkeit der Zeugnisse für den Lebensgang und Charakter“ Grabbes trug Bergmann aus den verschiedensten Quellen ebendiese Zeugnisse von Begegnungen zusammen und gab sie mit kommentierenden Anmerkungen versehen heraus. Die Dissertation erschien 1933 vollständig, aber bereits im Teildruck 1930. Bergmann schenkte der Landesbibliothek „dankbar“ ein Widmungsexemplar.

11
Alfred Bergmann: Meine Grabbe-Sammlung. Erinnerungen und Bekenntnisse. Detmold: Schnelle, 1942.
LC 328

Bergmanns Sammler-Erinnerungen „Meine Grabbe-Sammlung“ erschien 1942, herausgegeben „im Auftrag des Oberbürgermeisters der Gauhauptstadt Bochum“. Das Titelblatt informiert über den Entstehungshintergrund: „Aus Anlaß der Christian-Dietrich-Grabbe-Woche in Bochum 1941 hat die Gauhauptstadt Bochum den Leiter des Grabbe-Archivs an der Lippischen Landesbibliothek in Detmold, Dr. Alfred Bergmann, eingeladen, das von ihm geschaffene Archiv um ersten Male der Öffentlichkeit zu zeigen. … Der Erinnerung an diese Ausstellung ist dieses Buch gewidmet.“

12
Christian Dietrich Grabbe: Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung. Stuttgart: Reclam, 1974.
GA 6a.1974

In der Nachkriegszeit hatte Bergmann, sozusagen, ein Monopol auf Grabbe. Man sieht dies auch daran, dass er neben Scherz, Satire … auch die Hermannsschlacht, Hannibal, Napoleon und Don Juan … bei Reclam herausgab.

13
Alfred Bergmann: Grabbe als Benutzer der öffentlichen Bibliothek in Detmold. Detmold: Selbstverl. 1965 [1966].
(Grabbe-Privatdrucke. Nr. 5)
LC 232(5)

Ein bemerkenswertes Stück Literatur- und Bibliotheksgeschichte legte Bergmann mit seiner Studie über „Grabbe als Benutzer der öffentlichen Bibliothek zu Detmold“ frei.Da es Bergmann nicht immer gelang, für seine Manuskripte einen Verlag zu interessieren, gab er einige Veröffentlichungen im Selbstverlag in der Reihe „Grabbe-Privatdrucke“ heraus, so auch dieses.

14
Christian Dietrich Grabbe: Werke und Briefe. Historisch-kritische Gesamtausgabe in sechs Bänden. Bearbeitet von Alfred Bergmann. Emsdetten: Lechte und Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Bd. 1 1960, Bd. 2 1963.
GA 1.1960

15
Alfred Bergmann: Grabbe-Bibliographie. Amsterdam: Rodopi, 1973. (Amsterdamer Publikationen zur Sprache und Literatur ; 3)
GA 30.1973

Bergmanns Lebenswerke sind die sechsbändige „Göttinger Grabbe-Ausgabe“, die er im Auftrag der Göttinger Akademie der Wissenschaften erarbeitete und herausgab (die Bände erschienen 1960-1973), und die Grabbe-Bibliographie. Für beide reichen Vorarbeiten schon weit zurück; mit der bibliographischen Arbeit begann Bergmann bereits während seines Studiums.

16
Alfred Bergmann (Hg.): Venusgärtlein oder Frauenspiegel. Die nackte Frau in Sage und Dichtung. Frechen [u.a.], Bartmann, 1955.
F 9k

Dass Bergmann zwischendurch sich auch noch die Zeit für andere Themen nahm, zeigt seine Anthologie „Venusgärtlein“ über „die nackte Frau in Sage und Dichtung“. Dabei war für Bergmann Nacktheit nicht ausschließlich unter erotischem Gesichtspunkt von Bedeutung: Lebenslang Anhänger der Freikörperkultur, sah er den nackten auch als den gesunderen Körper.

Bergmann als Sammler

1904: Schicksalsstunde

Bühnenbildentwurf von Johannes Schroeder zur Gothland-Inszenierung Bochum 1941

Otto Erler machte uns also mit einigen jener großartigen Bilder aus dem „Prinzen von Homburg“ und anderen Werken Kleists bekannt und zitierte darauf, um das höchste Maß an Kühnheit, ja Gewagtheit zu belege, eine Stelle aus dem großen Monologe des Herzogs Theodor von Gothland, der darin aufschreit:

„Ha, Sonne!, könnt’
Ich dich einmal bei deinem Strahlenhaare packen –
Am Felsen wollt’ ich dein Gehirn zerschmettern,
Und dich, was Schmerz heißt, fühlen lassen!“

In diesem Augenblicke geschah etwas Wunderbares: achtzehn Schüler saßen in jener Stunde zu Erlers Füßen, achtzehn Sekundaner hörten diese unerhörten Worte eines Dichters, dessen Name und dessen Jugendwerk ihnen bis dahin fremd gewesen waren, aber auf keinen machten sie einen tieferen Eindruck als alles das, was ihnen Erler sonst vorgetragen hatte, […] mit Ausnahme eines einzigen. Für diesen einen unter den achtzehn Sekundanern wurde je Schulstunde Otto Erlers zur Schicksalsstunde; einer unter ihnen fühlte sich von diesem Worte des Grabbischen Gothland, das so ganz anders war als alles, was er bis dahin als Dichtung vernommen hatte, so stark getroffen, ja so im Innersten durchschauert, daß er davon nicht wieder loskommen konnte. Dieser Schüler war ich. In ungewöhnlicher Erregung konnte ich mich kaum gedulden, bis die Stunde beendet war; dann lief ich vor ans Katheder und fragte den Doktor Erler: „Wer ist dieser Grabbe? Was ist sein Herzog von Gothland für eine Dichtung? Wie und wo kann man sie bekommen und lesen?“ Darauf antwortete mir Erler auf seine bedächtige Art mit seiner seltsam dunklen, volltönenden Stimme: „Da gehen Sie nachher zu Benjamin Pfeil um die Ecke und kaufen sich das Buch für 40 Pfennige in der Reclamschen Ausgabe!“ Das habe ich denn auch getan, und dieses Reclambändchen ist die Keimzelle meiner Grabbe-Sammlung geworden. Nach meinen alten Ausgabebüchern kann ich heute noch feststellen, auf welchen Tag diese Geburtsstunde meiner Sammlung fällt: es war der 25. Februar 1904.

Alfred Bergmann: Meine Grabbe-Sammlung, S. 57
Nr. 17

17
Christian Dietrich Grabbe: Herzog Theodor von Gothland. Leipzig: Reclam, 1890.
GA 5a.1890

Das erste Stück von Bergmanns Grabbe-Sammlung ist das 1904 auf Geheiß des Lehrers Otto Erler für 40 Pfennig erstandene Reclam-Heft zu Grabbes Herzog Theodor von Gothland.

Ab 1909: Autographensammler

18
Christian Dietrich Grabbe: Über die Shakespearo=Manie. Autograph
GA Ms 19

„Sowie ich nämlich Herrn Nebehay hatte merken lassen, daß es mir einzig und allein auf Grabbe ankomme, da erwiderte er, daß er von diesem Dichter ein zweites Stück habe, das vielleicht gleichfalls mein Interesse finden werde, schob eine der Türen des Lagerschrankes beiseite und legte das eigenhändige Manuskript der „Shakspearo-Manie“ vor mich hin.“

So beschreibt Bergmann in seinen Sammler-Erinnerungen die Erwerbung seiner ersten Werkhandschrift, 1909, beim Leipziger Antiquar Boerner. Als Bergmann 1945 die ins Salzbergwerk Grasleben ausgelagerten Bestände zurückholen konnte, fiel ihm gerade dieses Stück als erstes ins Auge:

„Mitten unter den Trümmern, unter Splittern von Glas und Kisten-deckeln fand ich in einem völlig verkohlten, mit Salz überzogenen Umschlage das Original-Manuskript von Grabbes Abhandlung über die „Shakspearo-Manie“, die erste Werk-Handschrift, welche ich als junger Student für meine Sammlung hatte erwerben können, selbst auch durch Hitze, Rauch und das von der Decke herabgetropfte Salzwasser beschädigt.“

19
Christian Dietrich Grabbe: Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung. Autograph.
GA Ms 9

Ebenfalls bei Boerner erwarb Bergmann um 1810 das eigenhändige Manuskript von „Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung“. Da es von der bis dahin gedruckten Fassung an einigen „Kraftstellen“ abwich, konnte der Student Bergmann seinen Professor Alfred Köster mit einem Vortrag über eine unbekannte Fassung des Dramas beeindrucken.

20
Christian Dietrich Grabbe: Rezensionen für das Düsseldorfer Fremdenblatt. Autograph.
GA Ms 82

„Wohl fand sich „Tante Müller“, wie sie unter meinen Kameraden vom Germanistischen Institut in Leipzig, die den Gang der Verhandlungen mit Spannung verfolgten, genannt wurde, zu meiner freudigen Überraschung bereit, die Handschriften zu verkaufen, konnte sich aber, des Marktes unkundig, monatelang über den Preis nicht schlüssig werden […]“.

Bergmann erinnert sich an die mühevolle Recherche nach dem Besitzer der Handschriften und seinen Triumph, als es ihm gelingt, die Erbin aufzuspüren und zum Verkauf zu überreden.

1923: Bei Anton Kippenberg in der Lehre

Anton Kippenberg. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Insel-Verlags.
© Insel Verlag


Bergmann lernt beim Goethe-Sammler Anton Kippenberg, wie eine Sammlung beschaffen sein könnte.

Ganz anders verhält es sich bei der echten Sammlung. […] Ein Mittelpunkt ist da, nach dem alles orientiert ist, ein beherrschender Gedanke, unter dem alles sich zu einem architektonisch wohlgegliederten Ganzen fügt. Das ist das Merkmal der idealen Sammlung dieser Art, daß kein Stück in ihr vorhanden ist, das nicht mit der Idee des Ganzen im Einklang steht, das man also nicht herausnehmen könnte, ohne dem Ganzen zu schaden; daß auf der anderen Seite aber auch kein Stück in der Sammlung fehlt, welches durch das ihr innewohnende Gesetz gefordert wird. Von solcher Art will auch die Sammlung Kippenberg sein; darum steht ihrem Kataloge der Leitspruch voran: „Einen Einzigen verehren“.
Eine Fülle von Anregungen strömte mir aus der Arbeit in dieser überragenden Sammlung zu. Jetzt erst, vor diesem großen Vorbilde, erhielt der Plan meiner Sammlung seine letzte Bewußtheit, gewann der Grundriß dessen, was ich bauen wollte, seine festen Linien, und sein Umkreis erweiterte sich sehr.“

Alfred Bergmann: Meine Grabbe-Sammlung, S. 57

1926: Stefan Zweigs Anregung

Stefan Zweig.
Bild via Wikipedia, Artikel Stefan Zweig

„Fünf Wochen lang bin ich während des Sommers 1926 Gast Dr. [Stefan] Zweigs in Salzburg gewesen und habe, ihren Katalog beginnend, die kostbaren Werkhandschriften durch meine Hände gehen lassen, die das Haus am Kapuzinerberg bewahrte. Bekanntlich hat die Autographen-Sammlung Stefan Zweigs dadurch ihre Besonderheit erhalten, daß sein Bestreben darauf gerichtet war, nur Werkhandschriften und nur von Persönlichkeiten europäischer Bedeutung zu erwerben. Den gleichen Zug ins Große, der den Sammler Kippenberg auszeichnet, fand ich also auch hier wieder. Ein jeder Sammler liebt es, von seinem Werke zu sprechen; so konnte es nicht ausbleiben, daß das Thema „Sammlung“ in unseren Gesprächen öfters wiederkehrte. Eines solchen Abends machte Stefan Zweig zu mir die Bemerkung: „Auch Sie sollten an einen Katalog Ihrer Sammlung denken!“
Dieser Satz regte allerhand Betrachtungen in mir auf. Der Gedanke an einen Katalog meiner Sammlung war mir bis jetzt noch nie gekommen. Wie hätte dieses auch sein können, da sie nur Dienerin meiner wissenschaftlichen Arbeiten war. Mußte sie mit dem weiteren Plane eines solchen Katalogs nicht an selbständiger Bedeutung gewinnen? Nun stand ein solcher mit einem Male lebendig vor meinem inneren Auge; zugleich aber kam mir auch deutlich zum Bewußtsein, was alles meiner Sammlung noch fehlte, um einen solchen Katalog wirklich zu rechtfertigen.“

Alfred Bergmann: Meine Grabbe-Sammlung, S. 58.

1936: Grabbe-Ausstellung in Detmold

Nr. 21
21
Schreiben vom 30.1.1936 des Gauleiters Alfred Meyer an den Propagandaminister mit der Bitte um finanzielle Unterstützung zum Ankauf der Sammlung.
Slg 12 Nr. 1

Die Ausstellung 1936 in Detmold im Rahmen der „reichswichtigen“ Grabbe-Woche bereitet den Weg für den späteren Ankauf von Bergmanns Grabbe-Sammlung; doch schon vorher bemüht sich Gauleiter Alfred Meyer um finanzielle Unterstützung durch das Reich.

„Grabbe-Ausstellung im Landestheater.“ Von H[ermann] L[udwig] S[chaefer]. In: Lippische Staatszeitung Nr. 278 vom 7.10.1936. (Foto: Kesting)

„Einen Höhepunkt erreichten meine sammlerischen Bemühungen um Grabbe im Jahre 1936, als Grabbes Todestag zum hundertsten Male wiederkehrte. […] So wurde ich vom Reichsstatthalter Dr. Alfred Meyer eingeladen, während dieser Zeit ausgewählte Bestände meines Besitzes im Lippischen Landestheater auszustellen. Zum ersten Male konnte sich meine Sammlung dort wirklich entfalten, zum ersten Male nun auch mein Bildmaterial sich zeigen. 22 große Vitrinen, sechs Schränke und 80 Wechselrahmen standen mir zur Verfügung. […] In zwölf großen Kisten war das Ausstellungsgut angerollt, noch nie war in Detmold eine Schau so großen Umfangs durchgeführt worden.“

Alfred Bergmann, Meine Grabbe-Sammlung.
Alfred Bergmann, Foto zum Artikel „Detmolder Tage. Eindrücke von der Grabbe-Woche“, von Paul Vogelpoth, in: General-Anzeiger der Stadt Wuppertal, Elberfeld-Barmen, Nr. 236, vom 7.10.1936. (Foto: Werland)
Slg 12 Nr. 979.

Das in der Zeitung 1936 gedruckte Bergmann-Foto ist eines der wenigen, die heute noch da sind. Der Verfasser des Artikels kommentiert:

„Wenn wir das Bild Bergmanns betrachten, so steht der ganze Mensch vor uns auf: scheu im lauten Lärm des Tages, aber gewandt und hart, wenn es gilt, seinem Werk zu dienen, ein neues Archivstück im Wettbewerb mit anderen zu erwerben; einer neuen Fährte der Forschung nachzugehen, einen dialektischen Angriff auf Grabbe abzuwehren.“

Paul Vogelpoth, Detmolder Tage

Auch Bergmann beschreibt das Bild in seinen Sammler-Erinnerungen:

„Dieser Aufsatz ist sogar mit einem Bilde von mir ausgestattet, das in dem Augenblicke aufgenommen worden war, als ich, übermüdet von nächtlicher Vorbereitung, mit Aufmerksamkeit der Gedenkrede des Ministerialrats Dr. Wismann am Grabe Grabbes folgte, – ein angespanntes Gesicht mit überwachten Augen, eingesunkenen Wangen und einem etwas verzogenen Munde auf einem dünnen, weit vorgestreckten Halse.“

Alfred Bergmann, Meine Grabbe-Sammlung.


22
Frachtbrief der Bahnspedition S. Langenheim über 12 Kisten Bücher und Kunstgegenstände. Rücktransport von Detmold nach Weimar.
Slg 12 Nr. 1

Die Handschriften seiner Sammlung begleitet Bergmann persönlich nach Detmold und zurück; das übrige passt in „12 Kisten Bücher und Kunstgegenstände“.

23
Versicherungspolice der Gothaer für die Dauer der Ausstellung.
Slg 12 Nr. 1

Der Versicherungswert der Sammlung wird für die Ausstellung zunächst mit 70.000 RM angesetzt, wobei die versichernde Gothaer statt 3 Prozent Prämie zuerst 3 Promille berechnet und sich, als sie es bemerkt, zu einem Sonderpreis bereden lässt.

24, 25
Brief Alfred Bergmanns an Eduard Wiegand vom 4.9.1936
Brief Eduard Wiegands an Alfred Bergmann vom 5.9.1936
Slg 12 Nr. 1

Bergmann findet, so schreibt er an den Direktor der Landesbibliothek, Eduard Wiegand, in der öffentlichen Aufmerksamkeit um die Grabbe-Woche seinen Namen nicht hinreichend gewürdigt: Im Programm der Grabbe-Woche fehlt er; in den „hunderten“ von Pressemeldungen sucht er ihn vergebens. Unangenehm wurde dies, da man ihn in Weimar danach fragte. Prof. Wahl habe darauf hingewiesen, „daß es nicht für diese allgemeine Bedeutung [von Bergmanns Sammlung] spreche, wenn man jetzt es nicht einmal für notwendig halte, [s]einen Namen dabei zu nennen“.

26
Adolph von Schaden: Der deutsche Don Juan. Berlin: Schüppel, 1820.
A 791 c.3.1.

27
Christian August Vulpius: Don Juan der Wüstling. Penig: Dienemann, 1805.
A 763 d.2.3.

Nachdem Bergmann erkannt hatte, dass Grabbe sich mit seinen Dramen in Motivtraditionen einschrieb, begann er Zeugnisse dieser Motivtraditionen zu sammeln, so z.B. Don-Juan-Dichtungen in Hinblick auf Grabbes Don Juan und Faust.

28
Der Komet. Ein Unterhaltungsblatt für die gebildete Lesewelt. Hg. von C. Herlossohn. Leipzig.
Z 1830.c 4°-5

Der „Komet. Ein Unterhaltungsblatt für die gebildete Lesewelt“ gehört zu den heute seltenen, damals beliebten Zeitschriften, die als literarische Wundertüte Bergmanns Sammeleifer immer wieder Nahrung boten. Der vorliegende Band 5.1834 – im deutschsprachigen Bibliothekswesen zu Bergmanns Zeiten gar nicht, heute nur an drei Stellen nachweisbar – enthielt drei Behandlungen des Don-Juan-Motivs.

29
August von Kotzebue: Theater von Kotzebue. Erster Theil.
Wien: Doll, 1810.
A 761.1.1

30
August Wilhelm Iffland: A. W. Ifflands dramatische Werke. Erster Band. Leipzig: Göschen, 1798.
A 759 a.1.1

Mit den Schriften von August Wihelm Iffland (1759-1814) und August von Kotzebue (1761-1819) sind zwei der bekanntesten Dramatiker der Goethezeit mit mehreren Werkausgaben in Bergmanns Sammlung vertreten. Die hier gezeigten Ausgaben, geschmückt mit den Porträts der Dichter, sind zu deren Lebzeiten veröffentlicht, und dienten auch dazu, ihr Werk auf den Bühnen präsent zu halten.

31
Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, in alphabetischer Folge. Hg. von Johann Samuel Ersch und Johann Gottfried Gruber.
Bd. 1 A-Aetius (1818), Bd. 2 Äga-Aldus (1819).
C 1.1818.4°

Die „Allgemeine Enzyklopädie“ von Ersch und Gruber ist die umfangreichste je unternommene Wissenszusammenstellung in gedruckter Form. Der erste Band 1818 repräsentiert noch das Wissen der Grabbe-Zeit. 167 Bände später wurde das Werk 1889 unvollendet eingestellt.

32
Moritz Leopold Petri, um 1845. Nach Zeichnung von Julius Geißler.
GA B 237a

Die Reproduktion nach einer Zeichnung von Julius Geißler zeigt
Moritz Leopold Petri (1802-1873), späterer geheimer Justizkanzleirat in Detmold, der mit Grabbe befreundet war. Bergmann erhielt das Porträt als Geschenk von Petris Enkel „Oberregierungsrat Petri in Detmold“.

33
Detmold von Osten. Gouache von Gottfried von Blomberg
GA B 104

Ansichten wie diese von Orten, an denen Grabbe sich nachweislich aufgehalten hatte, gehörten zu Bergmanns Sammlungskonzeption dazu, ebenso wie Porträts. In beiden wird Grabbes Leben in Begegnungen und Aufenthalten sichtbar. Dabei bemühte sich Bergmann, dass die Motive auch Grabbes Lebenszeit entsprachen. Diese Stadtansicht von Detmold ist datiert auf den 29. September 1807.

Die Lippische Landesbibliothek und Detmold um 1945

Bergmann schreibt an seinen Freund Robert Warnecke (Slg 12 Nr. 8) am 28.11.1944:

„[…] Auch hier weiß keiner mehr, ob er noch lange am Leben ist. Die Alarme jeder Rangstufe häufen sich von Tag zu Tag, die Detmolder werden immer unruhiger, fürchten einen Angriff, und können mit einiger Berechtigung darauf hinweisen, daß gelegentliche Bombenabwürfe immer näher kommen. Die Sonntag-Vormittage sind immer besonders unruhig. Am vergangenen haben sie u.a. das Hermannsdenkmal bombardiert, aber, soviel ich weiß, nicht getroffen. Außerdem sind auch die Bordschützen eifrig dabei, besondere Ziele zu beschießen. Dazu kommt, daß an elektrischem Strom, Gas oder Wasser immer wieder streckenweise große Knappheit ist, so daß wir gelegentlich gezwungen sind, im Dunkeln im Luftschutzkeller zu sitzen, was sich an der Bibliothek bei akuter Luftgefahr nun doch eingebürgert hat.“

34
Hermannsdenkmal mit Einschusslöchern. Foto.
BA DT-42-17

Nr. 34

Als die Kämpfe sich Detmold nähern, wird Bergmann klar, dass man an die Auslagerung der Schützenswerten Bestände der Bibliothek und seines Grabbe-Archivs denken muss:

Voraussetzungen der Auslagerung waren die Beschaffung von Verpackungsmaterial, wie Kisten, Wellpappe, Bindfaden und Seidenpapier, und die von Helfern zur Verstärkung des Personals. Hierbei erwies sich [Bibliotheksdirektor] Dr. Wiegand als ein wahrer Zauberkünstler. Freilich mußte man Inhaber des goldenen Parteiabzeichens sein, wenn es einem gelingen sollte, 400 eigens zu diesem Zwecke angefertigte, feste Kisten und das Packmaterial für über 3000 Wellpapp-Pakete herbeizuschaffen und jederzeit, wenn es notwendig war, einen Trupp Soldaten aus der Genesenen-Kompanie für das Schreiben der Listen und Aufladen der Kisten und Pakete sich abkommandieren zu lassen.

Über das ausgelagerte Material wurden Listen geführt und von einer jeden drei Exemplare angefertigt. Das erste kam in die betr. Kiste oder das betr. Paket, das zweite wurde in der Bibliothek verwahrt, das dritte in der Wohnung des Bibliotheksdirektors.
Später wurde der Bibliothek von Berlin ein mitteldeutsches Salzbergwerk zur Auslagerung nachgewiesen, und zwar die Gewerkschaft Braunschweig-Lüneburg in Grasleben bei Helmstedt. Zur Stapelung unserer Bestände war ein Abbau in der 430 m-Sohle bestimmt.
Naturgemäß standen den nun notwendigen Transporten erhebliche Schwierigkeiten entgegen. Es gelang Dr. Wiegand, ihrer Herr zu werden. Für die Fahrten wurde die Firma Paul Lobeck in Detmold gewonnen; nach einer Unmenge von Telefongesprächen war auch die notwendige Menge an Holz beschafft, da ja die Lastzüge mit Holzgas arbeiten mußten.
Der erste Transport ist in der Nacht vom 4. auf den 5. Mai erfolgt.

Alfred Bergmann, Die Lippische Landesbibliothek im Jahre 1945.
Das Foto zeigt die Lippische Landesbibliothek, wie sie um 1945 ausgesehen hat; Ansicht von Süden (Rückseite). Sie hat im Krieg keine Schäden erfahren. Deutlich zu erkennen sind auch die beiden Nebengebäude der ursprünglich symmetrischen Anlage.
Stadtarchiv Detmold Bildarchiv Nr. 1198 (Ausschnitt)


Der Krieg endet in Detmold mit der Besetzung durch die Amerikaner.

Sonnabend, den 21. April: Zu Frl. Schladebach, bei der ich erfuhr, daß es einen großen Fragebogen gibt und daß die Regierung wieder eröffnet ist. Drake ist alleiniger Landespräsident. Ich ging nach der Regierung, wo mich Oberbaurat Vollpracht gleich mit Beschlag belegte, mich mit zu [Regierungsrat] Heine nahm und feststellte, daß […] ich kommissarischer Leiter werden würde. […]

Montag, den 23. April: Unterm 18. April ist eine Bekanntmachung Drakes angeschlagen, in der es heißt, daß die bisherigen Regierungsbeamten ihren Posten verlassen hatten. Die Allee und die Neustadt bekommen ihren alten Namen wieder. … […] Die Ausgehzeit ist verlängert worden. … Meine erste Amtshandlung als kommissarischer Leiter der Bibliothek sollte übrigens die Beseitigung der [im Ausbau des Treppenhauses stehenden] Büste Adolf Hitlers sein. Ich habe sie aber heute bereits entfernt/gefunden, weiß nicht, durch wen. Nur die Sprüche und das Hoheitszeichen sind noch vorhanden, dieses in Glas.

Alfred Bergmann, Die Lippische Landesbibliothek im Jahre 1945.

Mit dem Frieden kommen auch die ersten Benutzer:

Sonntag, den 5. August: Halb 10 drei englische Offiziere zum Besuche der Bibliothek. Sie … gehören einer Kommission zur Kontrolle unserer Luftfahrt an. Waren recht höflich und nicht nur korrekt, gar nicht steif. Wollten unsere Bücher sehen und einiges ausleihen. Zwei Bücher habe ich ihnen mitgegeben. Zwei waren „bookworms“, während der dritte, der älteste, kein Literat sei, wie er bemerkte. Dafür war er Briefmarkensammler und nahm sich alle Dienstmarken von den zur Wiederverwendung dastehenden Umschlägen. Eine Sammlung, die er in einem Zeitraume von 47 Jahren zusammengetragen hat, ist ihm gestohlen worden. Sie sprachen alle drei recht gut deutsch. Einer, mit einem schwarzen Schnurrbart, ist Lehrer des Deutschen. Der Jüngste war für Staatswissenschaften interessiert und nahm ein Buch mit dem sehr aktuellen Thema über die Rolle des Geldes in der Politik. Der Älteste erzählte mir, daß die Bibliothek der Londoner Universität durch deutsche Fliegerbomben zerstört worden sei. Er beklagte es, daß man sich jetzt sechs Jahre lang nur mit dem Kriege habe abgeben müssen und zu keiner anderen Arbeit gekommen sei. Sie sind bis gegen Mittag geblieben und wollen wiederkommen.“

Alfred Bergmann, Die Lippische Landesbibliothek im Jahre 1945.

Bergmann wird kommissarischer Leiter der Bibliothek, nachdem Bibliotheksdirektor Wiegand seines Amtes enthoben wird.

Ich bin seit Ende April der komissarische Leiter der Landesbibliothek, und seitdem schweigen natürlich die Wissenschaften, da das Übermaß der neuen Aufgaben bei dem einschließlich meiner Person auf vier zusammengeschmolzene Personalbestand der Bibliothek (1 Bibliothekarin, 1 Magazinverwalter, 1 Sekretärin) mir keine Zeit mehr dazu läßt. Vor allem nimmt jetzt die Säuberung der Bestände fast alle meine Kraft in Anspruch. Die Engländer wünschen die Wiedereröffnung der Bibliothek, und so schlage ich mich seit Wochen mit aller Anspannung mit dieser schweren, verantwortungsvollen, aber auch dankbaren Aufgabe herum, und sehe mit Schrecken die Karten in dem Kasten des zu Prüfenden mehr und mehr anschwellen, in dem Gedanken, daß mir an der Bibliothek selbst keine Kraft zum Mitlesen zur Seite steht.

Alfred Bergmann, Brief an Alfred Kloß vom 21.10.1945
Nr. 35

35
Mit solchen Kisten wurden 1944/1945 die Detmolder Bestände nach Grasleben und zurück transportiert.
Bibliotheksarchiv

Die erste selbstgestellte Aufgabe ist die Rückführung der ausgelagerten Bestände. Sie gelingt bereits im Herbst 1945:

Freitag, 14. September. Das Beladen von zwei Lastzügen mit insgesamt 279 Kisten war für die Leute eine übermäßige Anstrengung. Ich habe mit zugegriffen, wo ich konnte. Ich riet, den einen Lastzug, der mir nicht voll ausgenutzt schien, warten zu lassen, bis wir gesehen hätten, ob wir alles auf dem zweiten unterbringen könnten: Die Chauffeure sind aber eine rauhbeinige Gesellschaft. Sie wollten nichts davon wissen, und so fuhr der erste los. Es gab dann eine furchtbare Knobelei, bis wir den Rest der Kisten auf dem zweiten verstaut hatten. Es hing an einem Haare, daß wir 10-15 Kisten zurücklassen mußten, am Ende gelang es aber. … 6 Uhr waren wir zur Abfahrt bereit. Ich atmete auf, als sich die Torflugel der Einfriedigung zum letzten Male vor uns öffneten. Der junge Offizier aus Braunschweig war gekommen, um Zeuge dieses Ereignisses zu sein. Er trat zu mir und beglückwünschte mich, indem er mir die Hand gab, zu meinem Erfolge. Sie sind, sagte er, der erste, dem es gelungen ist, die eingelagerten Bestände herauszubekommen. Eine andere Bibliothek hat es vergeblich versucht und mehrmals mit leeren Lastzügen wieder zurückfahren müssen.“

Alfred Bergmann, Die Lippische Landesbibliothek im Jahre 1945.

Anfang Januar 1946 gibt Bergmann sein Amt wieder ab. Er blickt zufrieden auf das Geleistete:

„Ich habe ja nun die beiden großen Aufgaben, die mir als dem kommissarischen Leiter gestellt waren:
1) Rückführung unserer Bestände und Schaffung der Voraussetzungen für die Wiedereröffnung der Bibliothek,
2) Säuberung unserer Bestände und Schaffung der Voraussetzungen für die Wiedereröffnung der Bibliothek,
durchgeführt. Vorgestern war der englische Kontrolleur da und hat es genehmigt, daß wir für alle Abteilungen wieder öffnen. Am 5. Januar wird dann voraussichtlich der neue Chef sein Amt antreten. An sich überstieg natürlich die Säuberung eines so großen Bestandes die Kraft eines Einzelnen und wäre Sache einer Kommission gewesen. Ich hatte aber keinen Helfer, und so ist mir nichts andres übrig geblieben, als mich allein aus der heiklen Affaire zu ziehen, so gut es eben ging. Glücklicherweise ist der Engländer ein großzügiger Mann, dem vor allem daran gelegen ist, daß die Bevölkerung mit Unterhaltungslektüre versehen wird, was nicht ganz in meinem Sinne war. Denn ich hätte unsere Bibliothek lieber zu dem früheren, überwiegend wissenschaftlichen Charakter zurückgeführt.“

Alfred Bergmann, Brief an Robert Warnecke vom 19.12.1945

Aber während der Bibliotheksbetrieb so langsam in geordneten Bahnen zu verlaufen beginnt, gilt das für den privaten Alltag nicht. Nahrungssorgen beschäftigen den Vegetarier:

„Die Versorgung mit Fett ist auch hier ganz ungenügend, Fleisch gibt es 100 gr die Woche, Käse und Quark verschwindend wenig. Zucker ist auch sehr knapp geworden. Es gibt nur Rohzucker, der sehr gut aufs Brot schmeckt, aber nur eine geringe Süßkraft hat. Rücklagen für die Einkochezeit, wie in früheren Jahren, sind ganz unmöglich. Hat die Hausfrau sich mal den Luxus eines Puddings oder einer süßen Suppe geleistet, so ist die Tüte leer und die Wochenration verbraucht. Eier sind seit dem März keine mehr vorhanden. Kartoffeln gibt es hier jetzt 1 kg die Woche. Glücklicherweise haben wir aber eingekellert. Brot geht gerade so, könnte aber auch reichlicher sein. […] Gemüse ist jetzt etwas schwach geworden. Wir waren aber noch nicht in allzu großer Verlegenheit, da wir Sauerkraut eingelegt haben. […] Die Fettmarken sind dafür sehr knapp, und die Portionen so, daß wir davon nur sehr kurzfristig zu sättigen sind.“

Alfred Bergmann, Brief an Alfred Kloß vom 12.1.1946.

Bergmanns Briefe zeichnen ebenso wie seine Chronik der Lippischen Landesbibliothek im Jahr 1945 ein umfassenderes Bild der Zeitläufte, wie er sie in Detmold erlebte. Die Landesbibliothek strebt darum an, diese interessante und nicht nur bibliotheksgeschichtlich aussagekräftige Quelle noch in diesem Jahr neu zu veröffentlichen.

[Update 12.5.2022] Das ist mittlerweile geschehen.