Quellen zum LVL online
von Joachim Eberhardt
Druckfassung in: Heimatland Lippe (2024) 6, S. 8-9.
In den letzten zehn Jahren ist der Landesverband Lippe (LVL) digitaler geworden: aktuelle Unterlagen stellt er selbst in seinem Bürger-Informationsportal online bereit (etwas versteckt über die Homepage, als letzter Punkt im Reiter „Aktuelles“). Wer also wissen möchte, wie es wirklich um die Haushaltslage bestellt ist, kann dort z.B. den Haushaltsplan des Jahres aufrufen. Auch Geschichtsinteressierte finden inzwischen erheblich mehr Material über den LVL im Netz; schließlich zählt er mit der Lippischen Landesbibliothek eine echte Spezialistin in der Digitalisierung zu seinen Einrichtungen.
Das fängt schon bei der Literaturverzeichnung an. Während die aktuellsten Artikel in der „Regiodok“ genannten Lippe-Datenbank nachgewiesen sind, fasst die Literatur bis 1989 eine Detlev Hellfaier zusammengestellte Bibliographie zusammen, die seit 2020 online verfügbar ist. Darin zeigen schon die Titel der zahlreichen Zeitungsartikel aus den 1950er Jahren, wie der LVL anfangs sich seine öffentliche Akzeptanz erkämpfen musste. Der Frankfurter Juraprofessor Friedrich Giese sollte bereits 1953 die „staatsrechtlichen Verpflichtungen des Landes Nordrhein-Westfalen gegenüber dem lippischen Lande“ klären; er stellte bekanntermaßen fest, dass die Punktationen einerseits unverbindlich seien, da kein Staatsvertrag, andererseits aber moralische Richtschnur und nicht verhandelbar – da eben kein Staatsvertrag. Verbandsvorsteher Albrecht Gehring erklärte sich 1956 auf 8 Seiten zur Frage „Ist der Landesverband überflüssig?“; Heinrich Drake schrieb im Jahr drauf in der Lippischen Rundschau, der Landesverband sei kein „Hilfsorgan“.
Eine erste Imagebroschüre wurde 1961 veröffentlicht, ein erstes festschriftähnliches Buch erschien zum 20jährigen Bestehen 1969: „Lippe und sein Landesverband“. Es erschien in der „Bildbandreihe des Lippischen Heimatbundes“ und demonstriert damit die traditionelle Verbundenheit zwischen Heimatbund und Landesverband. Auch heute noch könnte das Inhaltsverzeichnis so aussehen wie damals; man wird informiert über Öffentliche und soziale Aufgaben sowie den LVL als Wirtschaftsfaktor und Kulturträger. 1974 und 1984 erscheinen weitere Überblicksbände. Der von 1984 konzentriert sich immerhin auf die, laut Untertitel, „Politik für Lippe in den 70er/80er Jahren“. Die Autoren gestehen: „Der Bericht ist umfangreicher geworden, als dies zunächst beabsichtigt war“. – Das letzte derartige Werk erschien zum fünfzigjährigen Bestehen 1999; vom Kämmerer Heinz Jurgeneit verfasst. Darin finden sich einige überraschende finanzielle Mitteilungen. Wer weiß heute schon, dass der LVL den Kreisen Lemgo und Detmold (bzw. nach 1970 dem Kreis Lippe) insgesamt zwischen 1949 und 1999 10 Mio DM an Zuwendungen übermacht hat, davon rund 7,6 Mio ohne Zweckbindung „zur finanziellen Stärkung der kreisangehörigen Gemeinden“?
Zum fünfzigjährigen Bestehen 1999 dokumentierte ein echter Kenner, der spätere Direktor der Abteilung OWL des Landesarchivs NRW, Hermann Niebuhr, in einer gründlichen historischen Studie die Entwicklung des Domanialvermögens und die Gründung des Landesverbandes. Im Anhang sind auf 90 Seiten auch alle relevanten historischen Texte wiedergegeben, so die einschlägigen Gesetze und andere Dokumente. Unverzichtbar für alle LVL-Historiker:innen und online seit 2021. – Für künftige Beschäftigungen ist sicher auch der seit 2023 erscheinende LVL-Jahresbericht eine wichtige Quelle.
Seit jeher ist der LVL ein „Verband“. Heterogenes wird unter einem Dach verwaltet. Entsprechend reichhaltig ist die Online-Quellenlage, was die einzelnen Teile angeht. Wenig erstaunlich steht die Landesbibliothek da quantitativ an erster Stelle, aber auch Schriften der Kulturagentur und des Landesmuseums sind digitalisiert. Schön wäre es, wenn der LVL insgesamt eine Kultur des Open Access bei der Veröffentlichung von Materialien etablieren könnte und die Online-Veröffentlichung bei der Konzeption künftiger Schriften gleich mitdächte!
Unzählig sind die Bildquellen zum LVL, kümmert er sich doch um Hermannsdenkmal und Externsteine, die wohl am meisten abgebildeten „Objekte“ in Lippe. Die Bilddatenbank der Bibliothek wirft derzeit 686 Treffer aus, die etwas mit dem Hermannsdenkmal zu tun haben, das sind fast 4 % der enthaltenen Bilder, während die Externsteine „nur“ auf 257 Bildern zu sehen sind. Eines davon ist ein Foto, auf dem die Staatskarosse von Bundespräsident Theodor Heuss an den Externsteinen vorfährt, neben Heuss im Fond Verbandsvorsteher Heinrich Drake: Das war 1951. Andere Bilder zeigen Gebäude der Domänen, Waldstücke, Forsthäuser, oder Verbandsabgeordnete, so wie das farbige Foto von 1984, welches die ausgeschiedenen Abgeordneten Dankwart von Reden, Grabenmeier, Ehrlinger und Klaus Wodrich zeigt. Die erste Frau in der Männerrunde ist übrigens Anna-Luise Krumme, die in der 9. Wahlperiode (von 1979-1984) Abgeordnete ist; erst 1994 waren mit Karen Tank und Birgit Tornau wieder zwei Frauen mit an Bord.
Alle genannten Materialien und Informationen sind im Portal Digitale Sammlungen, in der Bilddatenbank oder im LippeLex der Lippischen Landesbibliothek abrufbar.