Die Theaterzettel-Sammlung der Lippischen Landesbibliothek Detmold

Bestand, Erschließung, Digitalisierung, Präsentation

von Joachim Eberhardt

Druckfassung in: Theater – Zettel – Sammlungen. Erschliessung, Digitalisierung, Forschung. Hg. von Matthias J. Pernerstorfer. Wien: Hollitzer Wissenschaftsverlag 2012 (Don Juan Archiv Wien: Bibliographica, 1), S. 143-156.

Die Theaterzettel-Sammlung der Lippischen Landesbibliothek in Detmold beschränkt sich fast ausschließlich auf die lippische Theatergeschichte. Sie ist daher – im Vergleich mit den großen Beständen in Berlin oder Wien – geringen Umfangs. Aber gerade das ermöglicht deutlich aufwändigere Erschließung. Ohnehin wächst der Quellenwert des Detmolder Bestandes im Konzert mit den übrigen Theatermaterialien der Bibliothek und erlaubt so einen ungewöhnlich vollständigen Blick auf die regionale Theatergeschichte.

Bestandsgeschichte

Die Lippische Landesbibliothek besitzt derzeit etwas über 1.500 Theaterzettel. Die erste Gruppe, 1.048 Zettel, sind vollständig erschlossen und digitalisiert. Einige dieser Theaterzettel (z. B. Tz 55, Tz 56) tragen Inventarnummern, die belegen, dass sie 1934 inventarisiert wurden. Sie gehören zum „Altbestand“ – ein anderer Ausdruck dafür, dass die Umstände der Erwerbung sich nicht ohne weiteres rekonstruieren lassen. Andere kamen in den 1940er Jahren zusammen mit dem fürstlichen Musikarchiv in die Bibliothek. Darüber berichtet Willi Schramm, der in den 1930er und 1940er Jahren die Musikabteilung der Lippischen Landesbibliothek ins Leben rief: Es sei ihm gelungen, „das in höchst unwürdigem Zustande befindliche Musikalienarchiv des Fürsten […] in die Lippische Landesbibliothek zu überführen […]. Am 25. März 1941 folgte dann noch das übrige Schrifttum-Material des Fürstlichen Archivs“(1). Die erste Lieferung enthielt das Noten- und damit Aufführungsmaterial der Fürstlichen Hofkapelle, die zweite enthielt auch die übrigen noch erhaltenen Materialien des Hoftheaters, wie z.B. Textbücher, Rollenhefte, Theaterakten und Theaterzettel.(2)

Der Bestand wurde mit dem bereits vorhandenen vereinigt und erst in den 1980er Jahren chronologisch geordnet und mit Signaturen versehen, die dieser Ordnung folgen. Der älteste Zettel (1777) trägt die Signatur „Tz 1“, der jüngste die Signatur „Tz 893“ (25. November 1932). Die höheren Signaturen sind Theaterzettel anderer Spielorte, die in Detmold gelandet sind, weil Albert Berthold (1841-1926), der das Detmolder Theater von 1895 bis 1921 leitete, auch Theaterdirektor in Essen, Osnabrück, Bad Oeynhausen, Paderborn und Hameln war.(3) Ausgenommen sind hier lediglich Theaterzettel von Aufführungen, bei denen Albert Lortzing (1801-1851) mitwirkte. Der Komponist, Sänger und Schauspieler war von 1826 bis 1833 Mitglied der Hoftheatergesellschaft in Detmold.(4) Wegen dieses lokalen Bezugs erfreut sich sein Werk in der Landesbibliothek besonderer Aufmerksamkeit; die Lortzing-Zettel wurden daher schon von Willi Schramm dem Sonderbestand „Lortzing-Archiv“ zugeordnet.(5)

Die zweite große Gruppe von Zetteln wurde aus dem Archiv des Lippischen Landestheaters, wo sie aus Platzgründen entfernt wurden, 1993 der Bibliothek übergeben, zusammen mit weiteren Materialien, die für das Theater schlicht veraltet waren. Unter den Mengen von Textbüchern, beispielsweise der Edition-Suhrkamp-Ausgabe von Brechts Der gute Mensch von Sezuan in Aufführungsstärke, blieb der Ordner mit den Theaterzetteln zunächst unberücksichtigt. Inzwischen sind auch diese Zettel chronologisch sortiert. Es handelt sich um rund 450 Theaterzettel des Lippischen Landestheaters, meistens von Detmolder Aufführungen zwischen 1928 und 1932, aber auch von anderen Spielorten wie etwa Bad Salzuflen, wo das Detmolder Ensemble gastierte.

Profil / Aussagekraft

Wie die Bestandsübersicht bereits deutlich gemacht hat, ist die Menge der Zettel durchaus ungleich über die Theatergeschichte verteilt. So geben die Zettel für die letztgenannten Jahre 1928 bis 1932 ein recht vollständiges Bild des Detmolder Bühnengeschehens, da mehr als 100 Vorstellungen pro Jahr dokumentiert sind. Hier lassen sich ganze Reihen herstellen, indem die Ankündigungen der nächsten Vorstellungen am Fuß der Zettel von den entsprechenden Zetteln bestätigt werden. In dieser Vollständigkeit sind Zettel für keinen anderen Zeitraum der lippischen Theatergeschichte vorhanden.

Die lippische Theatergeschichte ist für das 19. Jahrhundert wesentlich Hoftheatergeschichte.(6) Vor Einrichtung der eigenen Hoftheatertruppe 1825 benötigten durchreisende Schaustellergruppen fürstliche Erlaubnis, um öffentlich aufführen zu können, danach wäre jede Spielerlaubnis erst einmal Konkurrenz für das eigene Theater gewesen. Die älteste Theaterkonzession, von der „schriftliche Kunde vorliegt, stammt aus dem Jahr 1754“(7), stellte Otto von Meysenbug 1906 fest. Zu den frühesten Zeugnissen zählt auch ein Gesuch auf Konzession von 1777(8). Liebhaberaufführungen fanden zudem im fürstlichen Residenzschloss in Detmold statt, und von einer solchen künden 1777 die ersten drei erhaltenen Theaterzettel der Sammlung. Diese frühen Zettel nennen nur den Anlass, kündigen das Geschehen an und verzeichnen die Rollen; weder der Autor des Stückes noch die Namen der Spieler sind genannt. Das Druckbild ist aus einer Type, ohne typographische Hervorhebungen gestaltet.

Abb. 1: Der älteste Detmolder Theaterzettel von 1777 kündigt die Vorstellung einer Liebhabertheater-Gesellschaft „auf dem Hochgräflichen Residenzschloße zu Detmold“ zum Geburtstag der Gräfin Casimire an. LLB (TZ 1).

Die ältesten Theaterzettel, welche die erwartbaren Elemente vereinen, stammen von 1792/1793 und wurden anlässlich einer Serie von Aufführungen der Theater-Kompanie von Friedrich Engst und Carl Händler gedruckt. Sie sind bereits typisch in der Gestaltung des Drucks – die starke typographische Hervorhebung des Titels des zu spielenden Stückes, die Nennung des Autors, die Angabe der Rollen, zugeordnet den Namen der Schauspieler, schließlich die Nennung von Preisen, Veranstaltungsort und –zeit („heute um 4 Uhr“). Die Vorstellungen sollen im „Comödien-Hausse“ stattfinden, wie der Name ahnen lässt, eine speziell für Theateraufführungen errichtete Spielstätte, die der theaterbegeisterte Graf Simon August 1778 hatte bauen lassen und die Platz bot für bis zu 500 Zuschauer.(9) Allerdings wurde das Haus womöglich nach Simon Augusts Tod 1782 nicht allzu oft genutzt, denn Zettel sind neben den genannten dann erst wieder (Tz 21-23) von Aufführungen des Prinzipals Albert Karschin (Pseudonym von Albert Stoll) in den Jahren 1817 und 1820 erhalten. 1825 wurde das Hoftheater im eigenen Theaterbau im Rosental eröffnet; zur „Einweihung“ am 8. November 1825, das kündigt ein Zettel (Tz 24) an, wurde Mozarts Titus der Gütige gegeben – das Detmolder Theater war also, modern gesprochen, ein Mehrspartenhaus, in dem Musik- ebenso wie Sprechtheater seinen Ort hatte. Mit der Einrichtung eines Routinebetriebes ging sicher auch eine Professionalisierung der Öffentlichkeitsarbeit einher, so dass man von den noch vorhandenen Zetteln auf die fehlenden wird schließen dürfen.

Aus der Zeit bis 1848, als das Hoftheater geschlossen und anschließend privatisiert neu eröffnet wurde, sind etwa 60 Zettel erhalten (bis Tz 85). Unter diesen ist bemerkenswert, dass in den 1830er Jahren einige Theaterzettel nicht in Lettern gesetzt, sondern lithographiert wurden; sie sind aufwändiger, d. h. zusätzlich mit einer signethaften Abbildung des Hoftheater-Gebäudes, gestaltet (Tz 28 bis Tz 40). Einen Grund für diesen Herstellungswechsel lässt sich bisher nicht ausmachen.

Eine Übersicht, welche Zettel aus welchen Jahren erhalten sind, würde zeigen, dass aus einigen Jahren gar keine Zettel erhalten sind, so z. B. 1855/1856, und das in anderen die Zetteldichte sehr ungleich verteilt ist. Verallgemeinernd gesprochen ist die Überlieferung umso dichter, je jünger die Zettel sind; sie reicht bis zur „Eröffnung der Winterspielzeit“ 1929 (Tz 890). In diese Zeit fällt allerdings eine durch den Brand des Theatergebäudes bedingte Zwangspause in den Jahren 1912 bis 1915, wobei der Ausfall von Vorstellungen durch vermehrte Aufführungen an anderen Spielstätten, unter anderem im sogenannten „Sommertheater“ im Gasthaus Neuer Krug (seit 1896) vor den Toren der Stadt, aufgefangen wurde.(10)

Insgesamt geben die Theaterzettel ein, wenn auch lückenhaftes, so doch getreuliches Abbild der lippischen Theatergeschichte.

Erschließung / Digitalisierung

Als die Lippische Landesbibliothek Anfang der 1990er Jahre auf die elektronische Erschließung umstellte, war für die verschiedensten Materialien die Frage zu klären, wie mit ihnen umgegangen werden sollte, da sie im HBZ-Verbundkatalog keine Berücksichtigung fanden. Während dies für bestimmte Materialtypen wie Autographen und Nachlässe durch überregionale Lösungen wie die Zentraldatenbank der Autographen und Nachlässe Kalliope befriedigend gelöst werden konnte, galt das für die Theaterzettel nicht – ein überregionales, vereinigendes Interesse war auch noch Anfang der 2000er Jahre nirgends zu erkennen. Eine Antwort fand die Lippische Landesbibliothek mit ihrer Entscheidung, die von ihr erarbeitete Lippische Bibliographie, nachdem sie vom Druckwerk über die CD-ROM schließlich als Datenbank im Web veröffentlicht war, um Inhalte zu ergänzen – das bibliographische Rechercheinstrument sollte zugleich zum Informationsportal werden.(11)

Bewährt hat sich das Einbringen von Inhalten schon bei der Sammlung historischer Fotos: Die Fotos werden gescannt und die Scans per Link in die Katalogaufnahmen der Fotos eingebunden, die digitalen Bilder sind also „Kataloganreicherungen“ im besten Sinne. Diese Lösung erfüllt ihren Zweck; die Digitalisate können online recherchierbar angeboten werden. Seit 2004 wurden auf diese Weise ca. 15.000 Fotos online gestellt. Weil die Fotos in eine von Hause aus bibliographische Datenbank eingebunden sind, müssen die Metadaten in die bibliothekarischen Formate eingepasst werden – die Datenbank verwendet MAB2, ausgelegt für eine Erfassung nach RAK-WB. Zur Erfassung mussten also einige Konventionen eingeführt werden, etwa in welchem Feld der Fotograf erfasst wird und wie der Ansetzungssachtitel zu formulieren ist. Zusätzlich wurden die Katalogaufnahmen der Fotos mit einem Abrufzeichen versehen, so dass sie als Bestand in der Datenbank zu separieren sind.(12)

Die Theaterzettel sind den Fotos in vielerlei Hinsicht ähnlich: Sie sind Medien, deren Inhalt sich auf ein Blatt bzw. nur auf eine Vorderseite beschränkt, im Unterschied zu „Blättermedien“ wie Büchern, Zeitschriften oder auch mehrseitigen Briefen. Sie eignen sich daher für eine digitale Erfassung und Einbindung per Link und bedürfen keines aufwendigen Präsentationsportals für Digitalisate. Ebenfalls vergleichbar sind sie darin, dass zu ihrer Erfassung Konventionen gefunden werden müssen, denn weder eignen sich die RAK-WB sonderlich zu ihrer Beschreibung, noch kann man sich gut an die bereits entwickelten Konventionen etwa für Einblattdrucke (Flugblätter der frühen Neuzeit etc.) anlehnen.

Auf der Hand liegt vermutlich die Festlegung, den auf dem Zettel typographisch in der Regel stark hervorgehobenen Titel des angekündigten Stückes in das Feld „Hauptsachtitel“ aufzunehmen und in die Felder der Verfasser und beteiligten Personen jedenfalls Stückdichter, Komponist (bei einem Musikdrama) und den Spielleiter einzutragen. Für die Suche bedeutet das nämlich, dass im Suchfeld „Titel“ ein Titel gesucht werden kann, und im Suchfeld „Person“ eine Person. Die Personennamen sind zudem normiert, d. h. in Ansetzungsform suchbar, wie das für die prominenteren Personen der Textdichter und Komponisten sicher von Vorteil ist.

Doch damit wird die vom Theaterzettel angebotene Informationsfülle bei weitem nicht ausgeschöpft, und daran ändert ein beigegebenes digitales Faksimile des Zettels nur wenig, selbst wenn sich dort alle anderen beteiligten Personen, wie die Schauspieler, ablesen lassen. Denn alles, was nicht in Textform erfasst ist, ist bekanntlich nicht suchbar. Aber gerade in der Suchbarkeit liegt ja der Vorzug der Darstellung der Bestandsgruppe in der Datenbank.

Welche Informationen, die die Zettel bieten, sollten suchbar sein? Die Aufführungsdaten, die Namen der beteiligten Schauspieler und ihrer Rollen, der Aufführungsort sowie weitere angekündigte Stücke sind dafür naheliegende Kandidaten. Wie diese Informationen in die Datenbank bzw. in die Datenfelder zu verteilen wären, spielte daher in den Überlegungen der Bibliothek von vornherein eine Rolle. Pragmatisch wurde schließlich entschieden, für die Aufführungsdaten und weitere Ankündigungen das Feld „Zusatz zum Sachtitel“ zu verwenden; die Spielstätte ist, ebenfalls normiert, als „beteiligte Institution“ erfasst. Die Schauspieler sind, in Vorlageform, in der „Fußnote“ angegeben, da die Identifikation und Normierung auch dieser Personennamen zeitlich nicht zu leisten ist.(13)

Weil die Theaterzettel der Detmolder Sammlung überwiegend aus der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammen, haben sich die Konventionen des Mediums schon deutlich ausgebildet. Sie sind formal deutlich gegliedert, und ihre Elemente sind leicht identifizierbar. Zudem wurden eindeutige Konventionen für die Erfassung formuliert. Daher kann die Erschließung wie die Digitalisierung von Hilfskräften erledigt werden, ja sogar in einem Arbeitsgang geschehen. Die erste große Gruppe der Theaterzettel wurde zwischen 2004 und 2006 von einer Werkvertragskraft sowohl formal erschlossen als auch digitalisiert und online gestellt,(14) mit finanzieller Unterstützung der „Gesellschaft der Freunde und Förderer der Lippischen Landesbibliothek e. V.“; für die zweite Gruppe wird eine ähnliche Lösung angestrebt.

Ausblick

Die Theaterzettel sind eine von mehreren Zeugnisgruppen der Detmolder bzw. lippischen Theatergeschichte im Bestand der Lippischen Landesbibliothek Detmold. Bisher ist nicht überschlagen worden, wieviele Aufführungen durch sie tatsächlich erfasst sind; ausgewertet werden könnten dafür nicht nur die Ankündigungen auf dem Zettel, sondern auch die Bezeichnungen der Abonnementreihen, welche die Zettel ebenfalls festhalten.

Als Quellen stehen die Zettel aussagekräftig neben Aufführungsmaterialen sowohl des Sprechtheaters (Rollenhefte) als auch des Musiktheaters (Noten in Partitur und Stimmen, Texthefte) aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Die Aufführungsmaterialien verraten – über die Dokumentation von Streichungen und Textbearbeitungen hinaus – oft auch die an Aufführungen beteiligten Personen, etwa wenn auf dem Umschlag einer Opernstimme die Namen der Sänger notiert sind, auch wenn sich das Aufführungsdatum selbst aus den Materialien nicht erkennen lässt. Weitere Auskunft über Aufführungsdaten geben die Ankündigungen im Fürstlichen Intelligenz- und Anzeigenblatt, welches die Lippische Landesbibliothek 2009 als Images komplett online gestellt hat;(15) wie Hans Georg Peters in seiner Theatergeschichte feststellte, gibt es eine nennenswerte Theaterkritik dann erst ab 1852.(16)

Schließlich sind die Theaterakten aus dem ehemals Fürstlichen Archiv bedeutsam, die 1941, wie oben erwähnt, in die Bibliothek kamen. Bei diesen Akten „handelt es sich um sehr verschiedenartige Materialien, z. B. um Rechnungsbücher über Ausgaben und Einnahmen, um Pakete von Rechnungsbelegen, um Regiebücher, Rollen- und Austeilungsbücher. Auch die Gagenbücher der Jahre 1826 bis 1832, in denen die einzelnen Theatermitglieder ihre Wochengage eigenhändig quittierten, sind jahrgangsweise gebündelt erhalten. Aus den Jahren 1836 bis 1843 existieren Listen der damaligen Abonnenten. Auch gibt es Inventarverzeichnisse der vorhandenen Garderoben und Requisiten, anhand derer man die Ausstattungsmöglichkeiten der damaligen Zeit studieren könnte“(17), so fasst Dorothee Melchert den Bestand zusammen. Willi Schramm hat die Akten für seine Forschungen zur lippischen Musikgeschichte bereits durchgearbeitet und aus dem Material drei Listen erstellt: Erstens eine chronologische Liste der Aufführungen des Hoftheaters zwischen 1826 und 1910, also von der Gründung des Hoftheaters bis zur Spielpause aufgrund des Brandes des Theatergebäudes.(18) Wer in dieser Zeit an Aufführungen beteiligt war, hat Schramm zweitens herausgesucht und alphabetisch sortiert erfasst.(19) Schließlich existiert drittens eine Kartei der gespielten Stücke mit ihren Aufführungsdaten.(20) Für die Gesamtheit der Theaterakten hat Schramm zudem ein Verzeichnis erarbeitet.(21)

Nimmt man alle diese Informationen zusammen, dann zeigt sich, dass die lippische Theatergeschichte vor allem des 19. Jahrhunderts ganz erstaunlich gut und ungewöhnlich vollständig dokumentiert ist. Was noch fehlt, ist die integrierende Präsentation, um die in den verschiedenen Quellen enthaltenen Daten leicht zusammenführen und gemeinsam auswerten zu können. Als Vertreter einer bestandswahrenden Institution betrachte ich diese faktenorientierte Aufbereitung als unabdingbare Vorarbeit für die lohnende kulturwissenschaftliche Interpretation der Materialien, wie sie jüngst Gertrude Cepl-Kaufmann für die Theaterzettel gefordert hat.(22)

Anmerkungen

  1. Willi Schramm, „Die Musikabteilung der Lippischen Landesbibliothek in ihrer geschichtlichen Entwicklung“. Typoskript masch., datiert 10. 11. 1941. Signatur: Mus-h 9 S 136 Nr. 1.
  2. Dorothee Melchert, Die Theatersammlung in der Musikabteilung der Lippischen Landesbibliothek. In: Heimatland Lippe 80 (1987) H. 9, S. 291-298. Online:
  3. Martin Böcker, Julia Hiller von Gaertringen, „Mit höchster Genehmigung …“ ins Internet gestellt. In: Heimatland Lippe 99 (2006), 11, S. 298-300.
  4. Vgl. dazu etwa Jürgen Lodemann, Lortzing. Leben und Werk des dichtenden, komponierenden und singenden Publikumslieblings, Familienvaters und komisch tragischen Spielopernweltmeisters aus Berlin. Göttingen, Steidl, 2000, S. 63-115.
  5. Melchert (wie Anm. 2), S. 294. Zum Lortzing-Archiv vgl. auch Dorothee Melchert, Musikabteilung und Lortzing-Archiv der Lippischen Landesbibliothek. In: Heimatland Lippe 73 (1980), 354-358. Online:
  6. Hans Georg Peters, Vom Hoftheater zum Landestheater. Die Detmolder Bühne von 1825 bis 1969. Detmold, Landesverband Lippe, 1972.
  7. Otto von Meysenbug: Beiträge zur Geschichte musikalischen und theatralischen Lebens in Detmold II. Lippische Theatergeschichte zur Zeit Graf Simon Augusts und Fürst Leopolds I., in: Mitteilungen aus der lippischen Geschichte und Landeskunde 4 (1906), S. 82-146, hier S. 85.
  8. Ebd., S. 89.
  9. Ebd., S. 102.
  10. Vgl. Peters (wie Anm. 6), S. 108.
  11. Vgl. Detlev Hellfaier: Die Lippische Bibliographie: vom Druckwerk zum Online-Portal, in: Die Regionalbibliographie im digitalen Zeitalter. Deutschland und seine Nachbarländer, hg. von Ludger Syré und Heidrun Wiesenmüller. Frankfurt am Main, Klostermann, 2006. (ZfBB Sonderband 90), S. 267-277. Online: https://www.llb-detmold.de/wir-ueber-uns/aus-unserer-arbeit/texte/2006-1.html.
  12. Vgl. dazu auch Joachim Eberhardt: Das kulturelle Erbe sichtbar machen. Digitalisierung in der Lippischen Landesbibliothek Detmold. In: Digitalisierung in Regionalbibliotheken, hg. von Irmgard Siebert. Frankfurt am Main, Klostermann 2012 (ZFBB Sonderband 107), S. 73-86. Online: https://www.llb-detmold.de/wir-ueber-uns/aus-unserer-arbeit/texte/2012-5.html.
  13. Thorsten Lemanski und Rainer Weber geben für das DFG-geförderte Erschließungsprojekt der Düsseldorfer Universität- und Landesbibliothek einen Erschließungsaufwand zwischen zwanzig und vierzig Minuten pro Zettel an, wenn alle Personen mit PND-Normdaten verknüpft werden. Siehe Thorsten Lemanski, Rainer Weber: Erschließung und Digitalisierung von 10.000 Düsseldorfer Theaterzetteln. Ein von der DFG gefördertes Projekt der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf, in: Bibliotheksdienst 46 (2010) 2, S. 83-101, hier S. 95. Online (pdf):
  14. Böcker, Hiller von Gaertringen (wie Anm. 3).
  15. Detlev Hellfaier, Per Mausklick ins 18. Jahrhundert. Die Lippische Landesbibliothek stellt „Intelligenzblätter“ online, in: BuB 61 (2009), S. 422-423. Online:
  16. Peters (wie Anm. 6), S. 10.
  17. Melchert (wie Anm. 2), S. 291. Vgl. auch Joachim Veit, Die Bestände des Musiktheaters bis 1849. In: Dorothee Melchert, Joachim Veit: Handschriften aus der Musikabteilung der Lippischen Landesbibliothek. Detmold, Lippische Landesbibliothek, 1984. (Auswahl- und Ausstellungskataloge der Lippischen Landesbibliothek, 20), S. 21-27. Online:
  18. Signatur: Mus-h 9 S 47.
  19. Als Zettelkatalog in der Lippischen Landesbibliothek benutzbar.
  20. Als Zettelkatalog in der Lippischen Landesbibliothek benutzbar.
  21. Signatur: Mus-h 2 Z 19.
  22. Gertrude Cepl-Kaufmann: Die Einblatt-Archivalie „Theaterzettel“ als Erinnerungsträger und Medium kulturwissenschaftlicher Forschung. Zum Bestand in der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf. In: Irmgard Siebert (Hg.): Bibliothek und Forschung. Die Bedeutung von Sammlungen für die Wissenschaft. Frankfurt am Main 2011 (ZfBB Sonderband 102), S. 45-73, hier S. 48f.