»Der einzige völkische Visionär seiner Zeit«

Grabbes „Hermannsschlacht“ auf dem Theater

von Julia Freifrau Hiller von Gaertringen

Druckfassung in: Imperium Konflikt Mythos. 2000 Jahre Varusschlacht. Bd. 3: Mythos. Katalog zur Ausstellung des Lippischen Landesmuseums Detmold, 2009 / hrsg. vom Landesverband Lippe. – Stuttgart : Theiss, 2009. – S. 201-209.

Christian Dietrich Grabbes „Hermannsschlacht“ ist erst 98 Jahre nach ihrer Entstehung uraufgeführt worden. Interessant ist in dieser Hinsicht bereits Grabbes Brief an Petri, den er dem abgeschlossenen Manuskript beilegte, denn er beschrieb darin seine Bemühung, das Stück »lesbar« zu machen[1] – von einer ›Spielbarkeit‹, einer Eignung für die zeitgenössische Bühne, war gar nicht die Rede. Und wie bei seinen anderen Dramen auch, nahm Grabbe auf diesen Aspekt keine Rücksicht. »Wollte man die Tragödie zur Aufführung bringen, so müßte man dazu dieselben räumlichen Dimensionen, dieselbe Localität benutzen, auf welchem der Varuszug und die Hermannschlacht stattfanden«, bemerkte 1838 Hermann Marggraff in seiner Besprechung von Grabbes Drama im „Berliner Conversations-Blatt für Poesie, Literatur und Kritik“.[2] Das war eine hellsichtige Äußerung. Denn obwohl sich das Drama schon in der wilhelminischen Zeit als nationalgeschichtlicher Stoff angeboten hätte, gelangte Grabbes „Hermannschlacht“ erst in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts auf die Bühne – und zwar zunächst auf dem Freilichttheater. Auf der Naturbühne konnte bei häufigen Ortswechseln das Kampfgetümmel anschaulich werden, bei dem die Römer durch »schwellende Bäche«, »klebrigten Sand«, »regentriefende Wälder und morastige Wiesen« an einer ordnungsgemäßen Schlachtführung gehindert werden, während die Germanen sie »von oben auf den Bergen« bekämpfen. Hier konnten ganze Legionen von Laienschauspielern in ausgedehnter Landschaft militärische Operationen durchführen; auch die Kinder konnten als Statisten Verwendung finden, Berittene auf echten Pferden die Bühne stürmen, Thusnelda im Zweispänner auf das Schlachtfeld sprengen. Hier aber wurde auch gleich klar, dass es der historische Stoff war, der das Interesse an Grabbes Drama bestimmte, nicht umgekehrt: Das Drama wurde zugleich zum »Volksschauspiel, das heute in der Erziehung des deutschen Menschen zu[m] volklichen und sozialen Denken eine wichtige Zeitaufgabe erfüllt«.[3]

Die Uraufführung der „Hermannsschlacht“ inszenierte im Sommer 1934 die Spielgemeinde Nettelstedt am Wiehengebirge in der Bearbeitung des Berliner Dramaturgen Hans Bacmeister (Abb. 1), und zwar, wie es im Vorwort zur Textausgabe heißt, als »Werk heldischen Geistes, ringenden Führertums, Abbild urdeutschen Wesens in seiner die Dinge und Menschen in ihrer Realität kraftvoll anpackenden volklichen Prosa, in seinen Szenen sprühender Tat und heroischen Ringens, in seinem Siegesjubel und seinem Ruf: Heil dem Befreier! über zwei Jahrtausende hin in hundertfältigem Gleichklang des Geschehens im tiefsten verbunden mit Not und Sieg, Sein und Wollen unserer Zeit, ein einzigartiges Heldenlied und glühendes Denkmal unseres Volkes.«[4] Nicht nur das germanische Sujet an sich machte Grabbes Stück nach 1933 bühnenfähig – mit seinem antizivilisatorischen Affekt und der irrationalen Verklärung einer sozial homogenen germanischen Gesellschaft im Naturzustand bot es für die völkische Lesart vielfältige Anknüpfungspunkte. Heimatverbundenheit und Gemeinschaftssinn spielten eine herausragende Rolle. Ebenso unschwer war es möglich, in Grabbes Drama das Führerprinzip, unverbrüchliche Gefolgschaftstreue und unbedingten Heroismus hineinzuprojizieren. Alle Stereotypen der nationalsozialistischen Ideologie ließen sich auf das Stück übertragen, es eignete sich somit hervorragend zur Funktionalisierung als völkisches Blut-und-Boden-Drama. Da sich das auch mit Grabbes anderen Stücken machen ließ, avancierte Grabbe sehr schnell zum Geistesheros des Nationalsozialismus; sein 100. Todestag 1936 gab Gelegenheit, ihn ungeheuer aufzuwerten und für die völkisch-nationalistische Kulturpropaganda zu instrumentalisieren.[5] Bei der Detmolder Grabbe-Woche 1936 erklärte Reichsdramaturg Rainer Schlösser als Vertreter des Schirmherrn Joseph Goebbels und Vorsitzender der Grabbe-Gesellschaft kurzerhand: »Er ist der einzige völkische Visionär seiner Zeit. Er ist der einzige Legionär dieser Idee.«[6]

Bacmeister schrieb im Vorwort seiner Textausgabe, seine Bühnenfassung bewahre streng den Wortlaut des Urtextes, stelle lediglich einige Sätze, Worte und Szenen um und lasse zwecks Konzentration auf das Wesentliche einiges für den Gang der Handlung Unerhebliche weg – dazu gehörte auch die kurze Szene mit der Tötung eines ungehorsamen Legionärs durch seine eigenen Leute, mit der sich bei Grabbe schon im Auftakt des Dramas die Brutalität des römischen Rechtssystems entlarvt. Tatsächlich ist Grabbes Textmaterial in Bacmeisters Version nahezu vollständig enthalten. Die einzelnen Szenen sind jedoch umarrangiert und zum Teil aus kleinsten Versatzstücken neu zusammengefügt – wie Bacmeister schreibt, in der Absicht, »die wilde Buntheit der Szenenfolge, die Zerrissenheit der Schauplätze und Geschehnisse in geschlossene Bilder und Akte zu fassen«, damit den zuletzt von Grabbe selbst erkannten »Irrtum« zu beheben und dem toten Dichter mit der Wiederherstellung der Einheit von Zeit und Ort im Drama seinen »letzten Willen« zu erfüllen.[7] Worauf er sich bei dieser Behauptung stützt, bleibt ungesagt. Der Kontext der Szenen in dieser geklitterten und zur Verstärkung um eigenen Sprechtext ergänzten Fassung ist verwirrt, und völlig entschwunden ist die Schlacht als Grabbes eigentliche Haupthandlung – so gibt es bei Bacmeister auch nur den „Ersten Tag“ und den „Dritten Tag“ der Schlacht, der zweite Tag ist ganz weggefallen. Grabbes Sprache – seine »kraftvolle volkliche Prosa« – bleibt unverändert, nur der Terminus »Hure« schien Bacmeister für die völkische Bühne wohl ungeeignet, denn er ist durch den der »vielfach öffentlich Geschändeten« ersetzt. Dem Text hinzugefügt hat Bacmeister einen »Barden- und Schlachtgesang der Germanen«, einen »Schwerttanz der germanischen Jünglinge mit chorischer Begleitung« sowie einen stabreimenden Spielmann und einen Oberdruiden – Zutaten aus dem Bereich des volksläufigen Germanen-Kitsches. Diese Zutaten erklärt er als »notwendig« – sie sollten Grabbes Drama offenbar dem kultischen Thingspiel annähern. Dabei wird vorzugsweise mit den bei Grabbe nicht vorkommenden Termini ›Sippe‹, ›Stamm‹ und ›Führer‹ operiert; auch »Heil Hermann!«-Rufe werden mehrfach laut – wo bei Grabbe nur einmal der Ruf »Hoch Hermann« vorkommt. Die Druidenszene zu Beginn der Schlacht gibt einem düster-mystifizierenden, hochpathetischen »Blutfahnen«-Ritual nach NSDAP-Vorbild Raum; der Schlachtgesang der Germanen und der Schwerttanz der Jünglinge treiben das anschließend ins Ekstatisch-Religiöse empor – eine Komponente, die bei Grabbe ›fehlte‹ und folglich hinzugefügt werden musste. Schon in diesem für das Laientheater verfassten Text von 1934 ist der nationalsozialistische Kriegskult voll gesellschaftsfähig. Natürlich durfte die Schlacht bei Bacmeister nicht damit enden, dass die Germanenfürsten dem Cherusker Hermann kurzum die Bereitschaft zu weiteren militärischen oder politischen Aktionen versagen und Hermann seine Pläne ohne weiteres auf die ferne Zukunft vertagt: statt dessen schwört er sie unter »Heil«-Rufen und Schwertertosen mit Hochhalten der Blutfahne noch einmal auf »Schwert- und Mannestreue« ein. Dann – »Hermann verharrt regungslos, seine Augen schauen groß und wie im Träume lächelnd in unbegrenzte Fernen« – wird er aus dieser vom ›Führer‹ entlehnten Seherpose von seinem Sohn Thumelico erweckt, dem er das zehntausendjährige Bestehen voraussagt – ein von Bacmeister an dieser Stelle eigenmächtig wiederaufgegriffenes Motiv, das einen Kurzschluss auf das ›Tausendjährige Reich‹ nahelegt und in Heilsrufen erstickt wird. Grabbes „Schluss“, die Sterbeszene des Augustus, ist diesem Ende seltsamerweise ganz unverändert angefügt, Bacmeister lässt lediglich ganz zuletzt Rom in einem gewaltigen Dröhnen von Tubastößen versinken. Ob diese Szene in Nettelstedt tatsächlich gespielt wurde, hat sich nicht klären lassen, keine der zahlreichen Besprechungen weist darauf hin.

Die Nettelstedter Premiere (Abb. 2) am 10. Juni 1934 hatte etwa 4.000 Besucher. »Fanfarenklänge des Arbeitsdienstes Oppenwehe eröffneten den denkwürdigen Tag«, Festredner feierten das Drama als »Appell an den deutschen Menschen«.[8] Die Mindener Zeitung berichtete, die Zuschauer hätten »unter dem Eindruck dieses künstlerisch nationalen Erlebnisses« zum Schluss kollektiv das Deutschlandlied angestimmt.[9] Gespielt wurde drei Monate lang jeweils samstags und sonntags, insgesamt haben etwa hunderttausend Menschen die Aufführung gesehen. Diese Uraufführung von Grabbes „Hermannsschlacht“ wurde in der Presse überregional beachtet. Bacmeisters ›pietätvolle Behandlung‹ des Grabbeschen Textes wurde zwar gelobt, doch stellten einige Kritiker fest, dass dem Text noch weitaus mehr Kürzung und eine Einebnung sprachlicher Holprigkeiten bekömmlich gewesen wäre.[10] Bacmeisters Ergänzungen wurden kaum bewertet – ein Mindener Kritiker äußerte, das Werk habe dadurch eine Steigerung erfahren und dankenswerterweise etwas von seinem »brutalen hemmenden Realismus« eingebüßt,[11] ein Osnabrücker Rezensent fand dagegen den Versuch verfehlt, Grabbes »handfestes Drama« in die Gattung des Thingspiels zu pressen.[12] Die Lebensechtheit und Unbekümmertheit der Darstellung durch die Spielschar fand allgemein Anklang – auch, dass die spielenden Zigarrenarbeiter, Bauern und Volksschullehrer gelegentlich in ihren Dialekt rutschten und dadurch den »Eindruck von der heimatgebundenen Wesenheit dieses Volksschauspiels« vertieften.[13] Übereinstimmend wird berichtet, die Inszenierung habe eine hohe gemeinschaftsstiftende Qualität gehabt; schon die Premiere war ja massensuggestiv zu einem völkischen Bekenntnisritual gestaltet worden. Auf dem Weg des Freilichttheaters zum »Bollwerk nordisch-deutscher Volkskunst«[14] war diese Inszenierung ein Meilenstein.

Der große Erfolg der zu dieser Zeit in Westfalen führenden Freilichtbühne mit Grabbes „Hermannsschlacht“ veranlasste die benachbarte Waldbühne Heessen bei Hamm 1937 zu einer Inszenierung mit 300 Mitwirkenden.[15] (Abb. 3) Die Waldbühne bot 3.000 Besuchern Platz, und zwar – das hob sie werbend hervor – in einer überdachten Zuschauerhalle. Besonders stolz war man auf die in Kooperation mit dem Reichsbund für deutsche Vorgeschichte erstellte ›echt germanische‹ Bühnenlandschaft, Hermanns ›echt germanisches‹ Gehöft (Abb. 4) und die nach den neuesten Erkenntnissen deutscher Vorgeschichtsforschung geschaffenen Kostüme und Requisiten – diese wissenschaftliche ›Exaktheit‹ sollte natürlich auch die Bühnenhandlung als ›authentisch‹ legitimieren. Anzeigen warben mit Emphase: »Monumentale Bühnenlandschaft, gewaltige Massenszenen!« (Abb. 5) Allerdings nutzte man hier nicht Bacmeisters Vorlage, sondern eine eigene, den Originaltext schonendere Fassung, die der Nettelstedter Spielleiter Hermann Schultze angefertigt hatte. Er teilte Grabbes Dramentext in die zwei Teile „Eingang“ und „Schlacht“ und gliederte die Einzelszenen weiter auf. In seiner Version beginnt das Drama mit der bei Bacmeister gestrichenen Szene der Tötung des ungehorsamen Legionärs, interessanterweise darf aber auch hier der Totschlag nicht auf der Bühne stattfinden, sondern wird hinter dieselbe verlegt. Auch der Wortwechsel bei Gericht zum Begriff der Hure ist gestrichen. Schultzes Fassung behält Grabbes Szenenfolge im „Eingang“ mit einer Ausnahme bei; dort ist der Sprechtext weitgehend wortgetreu und nur geringfügig gekürzt, gelegentlich sind den Germanen kurze zusätzliche Kommentare zugewiesen. In der „Schlacht“ sind die Szenen stärker gekürzt und viele Textteile umgestellt; das diffizile Raum- und Zeitgefüge des Originaltextes ist gänzlich aufgehoben. Am Ende werden die bei Grabbe verstreuten Textpassagen, die sich auf die nach der Schlacht möglichen militärischen und politischen Optionen beziehen, in einer einzigen Szene gebündelt. Es geht aus wie bei Grabbe: die Stammesfürsten verweigern sich. Doch mit diesem unheldischen Schluss tat sich auch Schultze schwer: Er lässt – seine freie Erfindung – Thusnelda mit den Frauen erscheinen, sie bekränzen die Sieger mit Eichenzweigen, und alles Volk ruft »(ergriffen, wie Schwur): Heimat Deutschland!! (Hehre Marschweise und Zug des Volkes in die Grotenburg.) Ende.«[16] (Abb. 6) Die Sterbeszene des Augustus ließ Schultze ganz weg, verschob aber dessen Ankündigung einer Zeitenwende in die Jubelfeier der Germanen und legte sie dem Sieger Hermann in den Mund. Und wie die Presse berichtet, hat Grabbes »völkisch-deutsches Drama« auch in Heessen Beifallsstürme hervorgerufen.

1938 wurde die „Hermannschlacht“ einen Sommer lang bei den Goethe-Freilichtspielen an der Porta Westfalica gezeigt. (Abb. 7, Abb. 8, Abb. 9) Man kam nicht mehr vorbei an dem für das westfälische Naturtheater nun offenbar kanonischen »Spiel der Gegenwart. Wir stehen mit ihm am Anfang der Deutschwerdung, die sich jetzt unter unserm Führer vollendet. Der Dichter Christian Dietrich Grabbe hat vor hundert Jahren diesen Beginn und unsere Erfüllung geschaut und so die Hermannsschlacht gestaltet, daß wir beides in eindringlichster Weise erleben.«[17] Der Bühnentext stammte von Heinrich Hollo, Impulsgeber und Wortführer der nationalsozialistischen Grabbe-Instrumentalisierung und Vorstandsmitglied der Detmolder Grabbe-Gesellschaft. Seine Version griff sehr freizügig in den Text ein, kürzte erheblich und ordnete die Szenen wie eine Collage neu an. Drastisches wie die Tötung des Legionärs auf offener Bühne am Anfang und den Dialog zum Begriff der Hure beizubehalten, scheute Hollo sich nicht, aber die von Bacmeister und Schultze beibehaltene Phrase des Varus über Palästina »Auch die Juden dort sind so übel nicht« – in der Grabbe die Juden im Vergleich zu den Germanen als erträglicheres Kolonialvolk charakterisiert – ist bei ihm gestrichen. Das Drama endet mit dem Tod des Varus. Es fehlt nicht nur der „Schluss“ in Rom, sondern auch der ganze unheroische Schluss der „Dritten Nacht“ mit dem Scheitern von Hermanns militärischen und politischen Zukunftsplänen am Unverstand der Germanenfürsten:

»Grabbes letztes Werk ist ein Führerdrama, in dem Hermann die gesamte Handlung bestimmt und im großen Gegenspiel zu Varus seinen Willen durchsetzt, Hermanns Überordnung ist zugleich Einordnung in den völkischen Willen. Damit sichert er den vollem Einsatz der gesamten Kraft zur Verteidigung des gegebenen Lebensraumes. In der Betonung der allgemeinen Blutsverwandtschaft, im Glauben an die Dauer des völkischen Seins und im kämpferischen Willen zu vollem Einsatz, erfüllt sich das Führertum. Damit ist die Hermannsschlacht zugleich auch ein völkisches Drama.«[18]

Im Gegensatz zum Amateurtheater der ideologisch funktionalisierten Freilichtbühnenbewegung, das Grabbes Stück als völkisches Gemeinschaftserlebnis feierte, stellte das Felsentheater auf der Luisenburg bei Wunsiedel das Drama in den Kontext seiner Klassikerpflege. Die Luisenburg-Festspiele im Fichtelgebirge waren ein Sommertheater, für das Schauspieler aus ganz Deutschland engagiert wurden. Hier standen 1939 neben Grabbes „Hermannsschlacht“ Stücke von Goethe, Schiller, Kleist, Raimund und Paul Ernst auf dem Programm. Der Bühnentext ist nicht bekannt, doch ist ein Bemühen um Werktreue anzunehmen. Das Programmheft sagt aus, es werde die »Originalfassung zur Darstellung« gebracht,[19] und wie das Personenverzeichnis ausweist, wurde auch die Schluss-Szene auf dem Palatin gespielt. Diese Aufwertung der „Hermannsschlacht“ vom Heimatspiel zum Bestandteil des literarischen Kanons, des Autors Grabbe von der völkischen Neuentdeckung zum präfaschistischen Klassiker[20] vollzog auch das Künstlertheater nach. Zwischen 1936 und 1941 nahmen sechs professionelle deutsche Bühnenhäuser Grabbes „Hermannsschlacht“ auf den Spielplan. Mit dem Einzug in den Theaterinnenraum war in allen Fällen eine grundsätzliche Änderung der Raumkonzeption verbunden: Wie die erhaltenen Bühnenfotos zeigen, ersetzten die Bühnenbildner in vergleichbarer Ausstattung sämtlich die lebendige Vegetation der Naturtheater durch einen düster-zerklüfteten und von kahlen Bäumen in fahlem Licht bestandenen Bühnenraum, um das gezeigte Theaterstück ins Tragisch-Heroische zu steigern.

Am 23. September 1936 hatte die „Hermannsschlacht“ am Düsseldorfer Schauspielhaus Premiere, reichsweit angekündigt, als Bühnenuraufführung deklariert und folglich mit hohen Erwartungen behaftet. Gespielt wurde eine Version des Generalintendanten der Städtischen Bühnen, Walter Bruno Iltz, der selbst Regie führte. Seine Bühnenfassung entstand nach eigener Aussage »unter freier Benutzung der Bearbeitung von Hans Bacmeister im engsten Anschluss an das Original.«[21] Mit der Version Bacmeisters gibt es allerdings nur wenig Übereinstimmung. Der Rückgriff an diesem vorbei auf den Originaltext erfolgte gleich am Anfang des Stücks, das Iltz wie Grabbe mit der Tötung eines römischen Legionärs einsetzen ließ – der Totschlag selbst geschieht jedoch wie bei Schultze hinter der Bühne. Bacmeisters Kult-Einlagen blieben ganz weg. Von dessen Wortlautänderungen übernommen war nur weniges, beispielsweise die Stelle mit der explizit nicht mehr auftauchenden ›Hure‹; dafür fehlt bei Iltz der Satz des Varus über die Juden. Iltz gliederte das Stück in zwölf Einzelszenen. Bei der Zusammenlegung verschiedener, an gleichem Schauplatz spielender Szenen war er allerdings noch weit konsequenter als Bacmeister. Er schuf in der Schlacht eine wiederum neue, stark verkürzte Collage aus kleinteiligen Versatzstücken des bei Grabbe dreitägigen Geschehens – mit dem Ergebnis, dass aus Grabbes Unübersichtlichkeit eine simple Abfolge wird. Deren logische Ordnung und kluge Akzentuierung hoben gleichwohl sämtliche Besprechungen lobend hervor: »Die mit großem Verständnis erarbeitete Bühnenform darf als verdienstvoller Beitrag zur endlichen Einzähmung der widerspenstigen ›Hermannsschlacht‹ in den gültigen Bestand eines deutschen Nationaltheaters angesehen werden.«[22]

Die vermeintlich kongeniale Bühnenfassung endet in einer Kompilation derjenigen Textstellen, die sich auf eine Nachkriegsordnung Germaniens beziehen. Die Schuld daran, dass Hermanns Pläne nicht umgesetzt werden, trifft in dieser Version allein seine Kampfgenossen; er selbst steht als strahlender Visionär da, dem die Erfüllung seiner politischen Sehnsüchte durch fremde Engstirnigkeit versagt bleibt. (Abb. 10) Und er macht auch keine Zugeständnisse: Grabbes Einladung zum Siegesschmaus entfällt ersatzlos, ebenso wie der „Schluss“ mit der welthistorischen Perspektive. Hermanns Tat wird demnach durch nichts relativiert. Mit Unterstützung des Reichspropagandaministeriums aufgeführt, kam das Stück in Düsseldorf in erster Linie als ›Führerdrama‹ auf die Bühne, das unverhohlen und appellativ der tagespolitischen Aktualisierung dienstbar war. Diese Projektion erschien allen Kritikern der als gelungen überlieferten Aufführung unmittelbar einleuchtend und »errang in ihren bekenntnishaften Höhepunkten spontanen Beifall.«[23]

Schon bei der Düsseldorfer Inszenierung tauchte der Einwand auf, mit dem Wegfall der Schluss-Szene opfere die Neubearbeitung Grabbes »kühnen Gedanken welthistorischer Dramatik« einer bloß pathetischen Schlusswirkung und nehme ihm »seine tiefere dialektische Spannung«.[24] Das war der Vorwurf der Bagatellisierung. Zwei Monate nach der Düsseldorfer Premiere kam Grabbes Drama im Stadttheater Aachen auf die Bühne.[25] Textfassung und Inszenierung verantwortete der Intendant Edgar Groß, ebenfalls nach der Bearbeitung von Hans Bacmeister. Der Bühnentext ist nicht bekannt; der Aachener „Volksfreund“ überliefert, auch Groß sei über Bacmeister hinweg wieder auf den Originaltext zurückgegangen.[26] Aus dem Programmzettel lässt sich erschließen, dass Groß den Text in neun Szenen gliederte, denen er einen Vorspruch der Protagonisten Varus und Hermann voranstellte. Die Szenen können Bacmeisters Bearbeitung weitgehend entsprochen haben; aus seiner Fassung übernommen war auch der Spielmann Thordson, der das Geschehen kommentiert, doch der gehörte nach Meinung des Rezensenten Eugen Hollerbach »in den Orkus versenkt, wo er am tiefsten gähnt … ein Klingklang snakendes Gespenst«.[27]

Die neunte Szene ist die Sterbeszene des Augustus auf dem Palatin (Abb. 11); der Regisseur hat der Presse gegenüber die Herausarbeitung des damit verbundenen prophetischen Aspekts als »Verneigung vor dem Genius Grabbes« besonders betont.[28] Die Theaterkritiken vermerken, dass auch Groß den aktuellen Zeitbezug des Dramas ausdrücklich unterstrichen habe. Doch offenbar hat die Aufführung dramaturgisch und darstellerisch nur wenig überzeugt und Grabbes Stück in bunter Theatralik erstickt.

In der Spielzeit 1938/39 gab es zwei Inszenierungen der „Hermannsschlacht“ – in Leipzig und in Bielefeld. Die Fassung Otto Werthers für das Alte Theater Leipzig[29] ist nicht überliefert. Der Programmzettel weist aus, dass das Drama in 14 Szenen gegliedert war, dass mehrere Nebenfiguren gestrichen waren, aber auch, dass die Schluss-Szene gespielt wurde. (Abb. 12, Abb. 13) Da das Leipziger Theater versäumte, einen Pressespiegel ans Detmolder Grabbe-Archiv zu schicken, lässt sich über diese Aufführung mehr nicht sagen. Anders die Bielefelder Inszenierung[30] von Alfred Kruchen: Zwar ist auch dessen Bühnentext nicht überliefert, aber der Regisseur hat im Programmheft seine Fassung beschrieben. Demnach hat er sich weitgehend an den Originaltext gehalten, auch in der Bildeinteilung und im Szenenablauf, die vielen Schlachtszenen mit jähen Ortswechseln allerdings auf ein Mindestmaß reduziert. (Abb. 14) Die Bielefelder Aufführung endete wie die Düsseldorfer ohne die Augustus-Szene mit »Hermann inmitten der uneinigen Fürsten, die in ihrer Verblendung und Kurzsichtigkeit ihrem Führer mit seinen weitblickenden Plänen die Gefolgschaft versagen«, und erhielt »ihren grandiosen Abschluß mit Hermanns prophetischen Worten in die deutsche Zukunft, die ihre besondere Bedeutung erhalten dürften bei der diesjährigen Grabbefeier, in Verbindung mit der Hundertjahrfeier der Grundsteinlegung des Hermannsdenkmals, das die deutsche Jugend im Teutoburger Walde errichtete.« [31] Auch hier durfte der visionäre Führer also uneingeschränkt sein Charisma behalten; kein römischer Kaiser, kein germanisches Festgelage begrenzte seine historische Bedeutung.

Einen Schritt weiter ging das Stadttheater Münster, das Anfang 1940 Grabbes „Hermannsschlacht“ dreizehnmal auf die Bühne brachte. (Abb. 15, Abb. 16) Im Streben nach einem möglichst authentischen Bühnentext griff der Chefdramaturg Walter Kordt, 1923 mit einer Arbeit über Grabbe promoviert, erstmals auf dessen Dramenentwürfe im Detmolder Grabbe-Archiv zurück. Im Programmheft äußerte er sich ausführlich dazu. Er bezweifelte die Maßgeblichkeit der 1838 bei Schreiner publizierten Druckvorlage, auf der alle späteren Textausgaben des Dramas beruhten, und behauptete, dass diese ein nach Grabbes Tod aus vorhandenen Manuskripten mehr oder weniger willkürlich zusammengestelltes Textkorpus sei. Daraus leitete er her, dass die zahlreichen ungedruckten Fragmente, die zur „Hermannsschlacht“ überliefert sind, mit selbem oder gar höherem Recht Grabbes letztwillige Fassung gewesen sein könnten: »Diese Vermutung hat umsomehr Wahrscheinlichkeit, als oft in diesen anderen Fassungen Formulierungen stehen, die unzweifelhaft stärker und suggestiver sind.« [32] Einige dieser Varianten arbeitete Kordt also zwecks »Bereicherung der dichterischen Substanz des Stückes«[33] in seine Version ein. Auf die herausragende Werktreue und Authentizität dieser Fassung wurde auch in der Öffentlichkeitsarbeit des Theaters besonderes Gewicht gelegt. Der zum Klassiker aufgerückte Grabbe hatte das Recht erlangt, in einer philologisch korrekten Weise präsentiert zu werden: »Ein Problem ist damit erstmalig zur Erörterung gestellt, das bisher nicht gesehen wurde. Es darf uns angesichts einer zielbewußten Pflege Grabbes nicht unwichtig sein. Gerade die in Grabbes Westfalentum am tiefsten verwurzelte Dichtung seiner ›Hermannsschlacht‹ hat einen Anspruch darauf[,] in ihrer grabbegemäßesten Form von den Bühnen erkämpft zu werden.«[34] Die szenische Gestaltung durch den Intendanten Erich Pabst folgte ebenfalls diesem Grundsatz. Grabbes Text kam offenbar in der Szenenfolge auf die Bühne, die das Drama vorschreibt. Um die Dynamik der Schlacht nicht zu unterbrechen, wurde das Stück fortlaufend ohne Pause durchgespielt. Nach dem Willen des Dramaturgen sollte tatsächlich die Schlacht selbst – wie bei Grabbe – zum Hauptereignis des Stückes werden. Genau das hatten alle bisherigen Inszenierungen vermieden. Die Drehbühne wurde dazu genutzt, die ständigen Ortswechsel darzustellen und dabei Strategie und Taktik der germanischen Kriegsführung zu veranschaulichen: »Immer sieht man in ihrer Wandlung den Zug der Römer und die über ihm lagernde Drohung der Germanen.«[35] Die sparsame und nur punktuelle Beleuchtung unterstützte das Schlaglichtartige der Szenenfolge. Es war der erste Versuch des Theaters, die komplizierte und bis dahin als unaufführbar geltende Raum- und Zeitstruktur der Grabbeschen Schlachtdarstellung in Szene zu setzen. Offenbar hat die Münstersche Inszenierung diese Aufgabe auch bewältigt.[36]

Die seit 1936 betriebene Metamorphose Grabbes zum Klassiker kulminierte in der zyklischen Präsentation seines Gesamtwerks im Rahmen der Bochumer Grabbe-Woche 1941.[37] (Abb. 17) Auf der Städtischen Bühne Bochum hatte Saladin Schmitt in den Jahren 1935-1941 nacheinander sieben Dramen Grabbes auf die Bühne gebracht. Im Juli 1941 wurden die Stücke innerhalb einer Woche noch einmal gespielt und die „Hermannsschlacht“ als glanzvoller Abschluss erstmals aufgeführt. Das Stück wurde wie in Münster ohne Pause gespielt, die zahlreichen Ortswechsel des Schlachtgeschehens waren auch hier durch Einsatz der Drehbühne bewältigt. (Abb. 18, Abb. 19, Abb. 20) Saladin Schmitt, ein Regisseur von epochaler Bedeutung, seit 1918 ununterbrochen Intendant des Hauses, sah seine Aufgabe darin, auf dem Theater, unbeirrt durch wechselnde politische Verhältnisse, das ewig gültige dramatische Kulturerbe zu vermitteln. Dieser unbedingte, gegenwartsentrückte und alltagsenthobene Kunstanspruch bezog nun auch Grabbe ein. Und er ging noch über dessen bloße Etablierung als maßgeblicher deutscher Dramatiker hinaus in der zyklischen Darstellung, mit der sich ein exklusives Streben nach festlicher Überhöhung verband und mit der in Bochum nach 1933 auch Schiller, Kleist und Hebbel ins Zeitlos-Unantastbare gehoben wurden. Schmitts Inszenierungen prägten den für seine herausragende Qualität bewunderten ›Bochumer Stil‹, der sich durch hohes Pathos und Monumentalität und eben diese enthistorisierende Manier auszeichnete, zugleich aber auch durch eine strikte Verpflichtung auf die Originaltexte, harmonisches Ensemblespiel, ausgefeilte Dynamik und eine außerordentlich differenzierte Sprechkultur. Mit diesem ästhetischen Programm konnte sein Theater umstandslos von den nationalsozialistischen Machthabern vereinnahmt werden und ihrem Repräsentationswillen zunutze sein als Lieferant eines ›neuen‹ Nationaltheaters für das ›Dritte Reich‹. Das Ensemble verdiene höchste Anerkennung dafür, »Christian Dietrich Grabbe von Bochum aus den Platz erobert zu haben, der ihm im großen Raum des deutschen Nationaltheaters gebührt«,[38] schrieb ein Kritiker; »an der Bochumer Schau des totalen Grabbe soll sich die deutsche Theaterkultur entzünden.«.[39] Und ein anderer verlautbarte, die Bemühungen eines halben Jahrzehnts um Grabbes Wiedererweckung hätten »in der Bochumer Grabbe-Woche sehr wohl den vorläufigen Abschluß und triumphalen Höhepunkt« erlebt.[40] Vom Blut-und-Boden-Spektakel und dem ins Germanische rückprojizierten NS-Kult Hans Bacmeisters hatte sich Grabbes „Hermannsschlacht“ in dieser Frist vollständig emanzipiert. »Grabbe ist eiserne Ration deutscher Kunst«, ließ sich Reichsdramaturg Schlösser im Programmheft zur Detmolder Grabbe-Woche 1941 zitieren, die mit einem Gastspiel der Bochumer „Hermannsschlacht“ beschlossen wurde.[41]

Da der Bühnentext zu Schmitts „Hermannsschlacht“-Inszenierung nicht erhalten ist, lässt sich die Textbindung der dramaturgischen Bearbeitung heute nicht mehr überprüfen.[42] (Abb. 21-30) Der Besetzungszettel, der für jede Szene separat das auftretende Personal verzeichnet, zeigt aber, was wegblieb und dass die Szenenfolge weitgehend eingehalten wurde. Offenbar fehlte manches, was den Führereigenschaften Hermanns abträglich schien. Und für den Schluss des Dramas ließ sich Schmitts Dramaturg eine neue Variante einfallen: Er berief sich wie Kordt auf den ungesicherten Autorwillen bei der Szenenanordnung des Dramas in der Druckfassung von 1838, zog die Augustus-Szene auf die vorletzte Stelle vor und fügte am Ende die zweite Szene der „Zweiten Nacht“ als Hermanns Führerapotheose an. Mit dieser Vertauschung geriet das Nachspiel in den eigentlichen Gang der Dramenhandlung und verlor seine explizite Deutungsfunktion, was Gerhard F. Hering als kecker Kritiker, der noch im selben Jahr Berufsverbot erhielt, sogar zu bemängeln wagte.[43] Vielleicht hatte man in Bochum aber auch nur einen Eklat wie 1939 vermeiden wollen, als bei der Aufführung von Hebbels „Nibelungen“ die »christliche Propaganda am Schluß« gestrichen werden musste.[44] Und natürlich endete auch Schmitts Inszenierung ohne den trivialen Siegesschmaus der Germanen als deren letzte dramatische Tat und Grabbes ironischer Kommentar zur Weltgeschichte – auch sein Hermann brauchte den Mehrheitswillen seiner Kampfgefährten nicht anzuerkennen. So hat auch diese vermeintlich von propagandistischer Instrumentalisierung unberührte szenische Interpretation Grabbes Drama ideologisch überfahren. Übereinstimmend mit allen früheren Inszenierungen seit 1934 postulierte sie, dass Grabbe Führerprinzip, Gefolgschaftstreue und unbedingten Heroismus habe verherrlichen wollen; Hermann spielte auch hier eindimensional die Rolle eines visionären Volksführers nach nationalsozialistischem Vorbild. Die „Hermannsschlacht“-Aufführung im Rahmen der Bochumer Grabbe-Woche 1941 war eine ›Weihestunde‹, und Grabbes Drama, seiner Ambivalenzen, seiner Komplexität und Vieldeutigkeit enthoben, seines interessantesten Aspekts – der bemerkenswerten Modernität seiner Geschichtsauffassung – beraubt, war ins Mythische gesteigert.

Grabbes Fall nach 1945 war tief. Und der seiner „Hermannsschlacht“ war noch tiefer. Fünfzig Jahre lang wurde sie auf dem deutschen Theater vollständig ignoriert. 1995 hat Armin Petras am Schauspielhaus Chemnitz „Hermannschlachten“ inszeniert und Grabbe wie Kleist als Vorlage genannt.[45] Es waren von Grabbe aber lediglich kurze Textpassagen aus der „Ersten Nacht“ in eine Fassung von Kleists Drama einmontiert. So sind die geplanten Inszenierungen am Landestheater Detmold und am Theater Osnabrück im Jahr 2009 die ersten Versuche seit 1941, mit Grabbes „Hermannsschlacht“ den Ursachen des deutschen Nationalismus nachzugehen.

Literatur

  • Bacmeister 1934: C. D. Grabbe, Die Hermannsschlacht. Für die Bühne bearbeitet von H. Bacmeister. Ausgabe für Freilichttheater. Unverkäufliches Bühnenmanuskript. Rotaprint-Druck (Berlin 1934).
  • Beaujean 1975: A. Beaujean, 150 Jahre Stadttheater Aachen. Ein historischer Rückblick (Aachen 1975).
  • Beil 1983: H. Beil (Hrsg.), Saladin Schmitt, der Theatergründer. Zum 100. Geburtstag 18. September 1983 (Bochum 1983).
  • Bergmann 1963: A. Bergmann (Hrsg.), Grabbes Werke in der zeitgenössischen Kritik, Bd. 4 (Detmold 1963).
  • Broer – Kopp 1986: W. Broer – D. Kopp (Hrsg.), Grabbe im Dritten Reich. Zum nationalsozialistischen Grabbe-Kult (Bielefeld 1986).
  • Christians 1984: M. Christians, Hier ist des Volkes wahrer Himmel. Sechs Jahrzehnte Volksschauspiel Waldbühne Heessen (Hamm 1984).
  • Daiber 1995: H. Daiber, Schaufenster der Diktatur. Theater im Machtbereich Hitlers (Stuttgart 1995).
  • Dörnemann 1964: K. Dörnemann (Hrsg.), Saladin Schmitt. Blätter der Erinnerung. Hrsg. von der Stadt Bochum (Bochum 1964).
  • Ehrlich 1986b: L. Ehrlich, Die Hermannsschlacht. Werk und germanistische Interpretation im faschistischen Deutschland. In: W. Broer – D. Kopp (Hrsg.), Grabbe im Dritten Reich. Zum nationalsozialistischen Grabbe-Kult (Bielefeld 1986) 74–90.
  • Eicher 2000: T. Eicher, Spielplanstrukturen 1929-1944. In: H. Rischbieter (Hrsg.), Theater im „Dritten Reich“. Theaterpolitik, Spielplanstruktur, NS-Dramatik (Seelze-Velber 2000) 279–486.
  • Grabbe GA: C. D. Grabbe, Werke und Briefe. Histotisch-kritische Gesamtausgabe in sechs Bänden. Hrsg. von der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. Bearb. von A. Bergmann (Emsdetten 1960-1973).
  • Heinrich 2007: A. Heinrich, Entertainment, Propaganda, Education. Regional Theatre in Germany and Britain between 1918 and 1945 (Hatfield 2007).
  • Hollo 1938: C. D. Grabbe, Die Hermannsschlacht. Ein Spiel auf der Freilichtbühne [von H. Hollo]. (Minden 1938).
  • Iltz 1936: C. D. Grabbe, Die Hermannsschlacht. Düsseldorfer Fassung von W. B. Iltz. Unverkäufliches Bühnenmanuskript. Rotaprint-Druck (Berlin 1936).
  • Meiszies 2006: W. Meiszies (Hrsg.), Jahrhundert des Schauspiels. Vom Schauspielhaus Düsseldorf zum Düsseldorfer Schauspielhaus (Düsseldorf 2006).
  • Mönkemeyer 1997: I. Mönkemeyer, „Ein Coloß, auf durchaus neuen Wegen vorschreitend“. Mythenbildung und Funktionalisierung einer historischen Figur im Drama am Beispiel von Grabbes „Hermannsschlacht“. Magisterarb. Hannover 1997.
  • Porrmann 1982: M. Porrmann, Grabbe – Dichter für das Vaterland. Die Geschichtsdramen auf deutschen Bühnen im 19. und 20. Jahrhundert (Lemgo 1982).
  • Porrmann 1986: M. Porrmann, Grabbe-Dramatik auf den Bühnen im faschistischen Deutschland: die Inszenierung einer völkischen Legende. In: W. Broer – D. Kopp (Hrsg.), Grabbe im Dritten Reich. Zum nationalsozialistischen Grabbe-Kult (Bielefeld 1986) 47-73.
  • Porrmann 1997: M. Porrmann, Kontinuität und Wandel. Zur Theaterarbeit von Saladin Schmitt. In: D. Breuer – G. Cepl-Kaufmann (Hrsg.), Moderne und Nationalsozialismus im Rheinland. Vorträge des Interdisziplinären Arbeitskreises zur Erforschung der Moderne im Rheinland (Paderborn 1997) 259–285.
  • Rischbieter 2000: H. Rischbieter, NS-Theaterpolitik. In: H. Rischbieter (Hrsg.), Theater im „Dritten Reich“. Theaterpolitik, Spielplanstruktur, NS-Dramatik (Seelze-Velber 2000) 9–277.
  • Rühle 2007: G. Rühle, Theater in Deutschland 1887-1945. Seine Ereignisse – seine Menschen (Frankfurt a.M. 2007).
  • Schmidt 2006: C. Schmidt, Christoph, Nationalsozialistische Kulturpolitik im Gau Westfalen-Nord. Regionale Strukturen und lokale Milieus (1933–1945) (Paderborn u.a. 2006).
  • Schütze 1979: P. Schütze, Annalen des Stadttheaters. In: 75 Jahre Stadttheater Bielefeld. Hrsg. von den Bühnen der Stadt Bielefeld (Bielefeld 1979) 33–96.
  • Schultze 1937: C. D. Grabbe, Die Hermannsschlacht. Für das Freilichtspiel bearbeitet von H. Schultze (Hamm 1937).
  • Vogt 1983: M. Vogt, Literaturrezeption und historische Krisenerfahrung. Die Rezeption der Dramen Chr. D. Grabbes 1827–1945 (Frankfurt a.M. u.a. 1983).

Anmerkungen

[1] Grabbe an Moritz Leopold Petri. Detmold, 21.7.1836. LLB Detmold, GA Ms 284. Abdruck: Grabbe GA VI 348, Löb 1991, 217.

[2] Hermann Marggraff im Berliner Conversations-Blatt für Poesie, Literatur und Kritik (Berlin) vom 24.3.1838. In: Bergmann 1963, 123 [120–123].

[3] „Hermannsschlacht“ in Nettelstedt. Der Gedanke des Volksschauspiels. In: Hannoverscher Kurier (Hannover) vom 25.5.1934.

[4] Bacmeister 1934, [4]. – Bühnentext, Plakat und Presseausschnitte im Grabbe-Archiv der LLB Detmold. – Premiere: 10.6.1934. – Vgl. zu Text und Inszenierung Porrmann 1982, 246–253, Porrmann 1986, 68, Mönkemeyer 1997, 92–104.

[5] Zum nationalsozialistischen Grabbe-Kult vgl. vor allem Vogt 1982, 123–143, und die Beiträge zum Sammelband Broer – Kopp 1986 sowie Eicher 2000, 348–351, zu den Detmolder Grabbe-Tagen auch Schmidt 2006, 449–458, zur Instrumentalisierung der „Hermannsschlacht“ insbesondere Ehrlich 1986b, zur Grabbe-Rezeption auf dem deutschen Theater 1933-1945 Porrmann 1986.

[6] R. Schlösser, Rede zur Grabbe-Woche 1936 in Detmold. Typoskript im Grabbe-Archiv der LLB Detmold, Bl. 6.

[7] Bacmeister 1934, [3].

[8] Grabbes „Hermannsschlacht“ in Nettelstedt uraufgeführt. In: Westfälische Zeitung – Bielefelder Tageblatt (Bielefeld) vom 11.6.1934.

[9] Dr. K. B., Uraufführung in Nettelstedt. „Die Hermannsschlacht“ von Christian Dietrich Grabbe. In: Mindener Zeitung (Minden) vom 12.6.1934.

[10] K. H. Eckert, Eröffnung der Freilichtspiele Nettelstedt. Grabbes „Hermannsschlacht“ uraufgeführt. In: Deutsche Zeitung (Berlin) vom 11.6.1934; L. Brunhuber, Uraufführung in Nettelstedt. Christian Dietrich Grabbe: „Die Hermannsschlacht“. In: Mindener Tageblatt (Minden) vom 12.6.1934; W. v. Schramm, Niedersächsische Bauern spielen die Hermannsschlacht. In: Der Deutsche vom 13.6.1934.

[11] Brunhuber a.O. (Anm. 10).

[12] Dr. D., Grabbes „Hermannsschlacht“. Uraufführung in der Bearbeitung von Hans Bacmeister. In: Osnabrücker Tageblatt (Osnabrück) vom 13.6.1934.

[13] K.B. a.O. (Anm. 9).

[14] Ebd.

[15] Bühnentext, Programmheft, Plakat, Fotos und Presseausschnitte im Grabbe-Archiv der LLB Detmold. – Premiere: 13.6.1937. – Vgl. zu Text und Inszenierung Porrmann 1982, 258–261, Mönkemeyer 1997, 104f., Christians 1984, 30 Abb., 32 Abb., 69f., 121f., 122f.

[16] Schultze 1937, 56.

[17] Hollo 1938, [4]. – Bühnentext, Regiefassung, Fotos und Presseausschnitte im Grabbe-Archiv der LLB Detmold. – Premiere: 1.6.1938. – Vgl. zu Text und Inszenierung Porrmann 1982, 262–264, Mönkemeyer 1997, 105f.

[18] H. Hollo, Sinndeutung der Dramen Grabbes „Die Hohenstaufen“ und „Die Hermannschlacht“. Typoskript im Teilnachlass Hollo. LLB Detmold, Slg 16 Nr 20 Bl. 7.

[19] Das Felsentheater auf der Luisenburg bei Wunsiedel. Spielzeit 1939 (Leipzig 1939) 27. – Programmheft, Plakat und Bühnenfoto im Grabbe-Archiv der LLB Detmold. – Premiere: 1.7.1939.

[20] Vgl. insbesondere Porrmann 1982, 185–278, Porrmann 1986.

[21] Iltz 1936, [1]. – Theaterzettel, Fotos und Presseausschnitte im Grabbe-Archiv der LLB Detmold. – Premiere: 29.9.1936. – Vgl. zu Text und Inszenierung Porrmann 1982, 253–256, Mönkemeyer 1997, 108–114, zum Düsseldorfer Schauspielhaus 1933–1945 Rischbieter 2000, 103-108, Meiszies 2006, 66–85.

[22] Rheinische Landeszeitung. Zitiert in: Die Theaterpost. Blätter des Volkschaft-Verlages (Berlin) 1, 1936, Nr. 6 Bl. 2.

[23] Völkischer Beobachter. Zitiert in: Die Theaterpost. Blätter des Volkschaft-Verlages (Berlin) 1, 1936, Nr. 6 Bl. 2.

[24] Dr. St., “Die Hermannsschlacht“ in Düsseldorf. In: Deutsches Adelsblatt 54, 1936, 1374. Ebenso: Grabbe-Uraufführung in Düsseldorf. „Die Hermannsschlacht“ zum ersten Male auf der Bühne. In: Rheinische Landeszeitung (Düsseldorf) vom 25.9.1936; Dr. Stei., Eine Grabbe-Uraufführung. „Die Hermannsschlacht“ in Düsseldorf. In: Hamburger Tageblatt (Hamburg) vom 26.9.1936.

[25] Programm, Plakat, Fotos und Presseausschnitte im Grabbe-Archiv der LLB Detmold. – Premiere: 20.11.1936. – Vgl. zur Inszenierung Porrmann 1982, 256–258, Mönkemeyer 1997, 115f., zum Stadttheater Aachen 1933–1945 Beaujean 1975, 11f., Rischbieter 2000, 99–102.

[26] –ns, „Die Hermannsschlacht”. Grabbe im Aachener Stadttheater. In: Der Volksfreund/Aachener Post (Aachen) vom 23.11.1936.

[27] E. Hollerbach, “Die Hermannsschlacht”. Schauspiel von Christian Dietrich Grabbe. In: Westdeutscher Beobachter/Westdeutsches Grenzblatt vom 23.11.1936.

[28] –ns a.O. (Anm. 26).

[29] Programm und Fotos im Grabbe-Archiv der LLB Detmold. – Premiere: 30.8.1938. – Zu den Städtischen Theatern Leipzig 1933–1945 vgl. Rischbieter 2000, 194–196.

[30] Programm, Bühnenbildentwürfe von Franz Hosenfeldt, Rollenportrait der Hermann-Figur von Richard Sprick, Fotos und Presseausschnitte im Grabbe-Archiv der LLB Detmold. – Premiere: 12.10.1938. – Vgl. zur Inszenierung Porrmann 1982, 264f., Mönkemeyer 1997, 116, zum Bielefelder Stadttheater 1933–1945 Schütze 1979, 52–55, Rischbieter 2000, 121f., Heinrich 2007, 94, 100, 105f., 110f.

[31] A. Kruchen, Grabbes Hermannsschlacht. In: Blätter des Stadttheaters Bielefeld 1938/39, H. 3, 20 [18–20].

[32] Vgl. W. Kordt, Über die Grabbesche „Hermannsschlacht“. Anläßlich der Münsterschen Inszenierung durch Erich Pabst. In: Stadttheater und Kammerspiele Münster (Westf.). Spielzeit 1939/40, H. 13, [2][1-7]. – Der Bühnentext Kordts ist nicht erhalten, nur ein Abdruck der revidierten Schluss-Szene in: Stadttheater und Kammerspiele Münster (Westf.). Spielzeit 1939/40, H. 15, [7f.]. – Programm, Kostümentwürfe von Lieselotte Reik, Fotos und Presseausschnitte im Grabbe-Archiv der LLB Detmold. – Premiere: 18.2.1940. – Vgl. zur Inszenierung Porrmann 1982, 265–267, Mönkemeyer 1997, 116f., zum Stadttheater Münster 1933–1945 Rischbieter 2000, 128, Schmidt 2006, 266–295, Heinrich 2007, 92-94, 97-99, 102-104, 109f.

[33] Ebd., [3].

[34] Ebd., [6].

[35] Ebd., [7].

[36] Vgl. W. Vernekohl, „Die Hermannsschlacht“. Festaufführung des Dramas von Christian Dietrich Grabbe im Stadttheater Münster. In: Münsterischer Anzeiger (Münster) vom 20.2.1940.

[37] Vgl. Porrmann 1982, 267–278, Porrmann 1997, 273f. – Zum Bochumer Schauspielhaus 1933-1945 vgl. Rischbieter 2000, 122–125, Heinrich 2007, 95, 101, 106, 112 zu Saladin Schmitt Dörnemann 1964, Beil 1983, Rühle 2007, 847–853.

[38] K. Uthoff, „Hannibal“ und „Hermannsschlacht“. Abschluß der Bochumer Grabbe-Woche. In: Lippische Staatszeitung (Detmold) vom 16.7.1941 und weiteren parteiamtlichen Tageszeitungen.

[39] K. Uthoff, Bochumer Grabbe-Woche. In: Mülhauser Tagblatt (Mulhouse) vom 24.7.1941 (Kultur-Notizen).

[40] F. Rasche, Siegesfeier für Grabbe. Versuch einer Bilanz der Grabbe-Woche in Bochum. In: Hannoverscher Anzeiger (Hannover) vom 19./20.7.1941.

[41] Detmolder Grabbe-Woche 1941 [Programmheft] (Detmold 1941) Innenseite des vorderen Umschlags.

[42] Programmheft, Besetzungszettel, Bühnenbildentwürfe von Johannes Schröder, Kostümentwürfe von Charlotte Flemming und Presseausschnitte im Grabbe-Archiv der LLB Detmold. – Premiere: 13.7.1941. – Vgl. zur Inszenierung Porrmann 1982, 276f., Mönkemeyer 1997, 117f.

[43] G. F. Hering, Die Detmolder Grabbe-Woche 1941 V. Epilog: Die Hermannsschlacht. In: Kölnische Zeitung (Köln) vom 23.10.1941.

[44] Vgl. Daiber 1995, 140; Rühle 2007, 852.

[45] Bühnentext, Programm/Plakat und Presseausschnitte im Grabbe-Archiv der LLB Detmold. – Premiere: 25.3.1995.