Adolf Keysser

Politiker, Waidmann,

Pensionär

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Von Detlev Hellfaier

Druckfassung in: Der wissenschaftliche Bibliothekar : Festschrift für Werner Arnold. Hrsg. von Detlev Hellfaier, Helwig Schmidt-Glintzer und Wolfgang Schmitz. Wiesbaden: Harrassowitz, 2009, S. 79-105.

Die Kulturlandschaft in Deutschland ist von außerordentlicher Dichte, Vielfalt und Qualität. Dieses kulturelle Erbe, das in Europa einmalig ist und um das uns andere Länder beneiden, hat seinen Ursprung im Wesentlichen in der gern und viel belächelten deutschen Kleinstaaterei: es sind die fürstlichen Residenzen gewesen, die großen und die kleinen, heißen sie nun Detmold, Oldenburg, Schwerin, Stuttgart oder Wolfenbüttel. Sie haben das Potential für eine besondere Lebensqualität geschaffen, von der wir heute noch immer nachhaltig profitieren. Zum unverkennbaren baulich-institutionellen Ensemble einer Residenzstadt zählen neben dem Schloss das Landes- oder Staatsarchiv, das Landestheater, das Landesmuseum und die Landesbibliothek. Gerade nach dem Verlust staatlicher Selbständigkeit ist es diese einst landesherrliche Infrastruktur, die in den Schätzen der Kunst und Kultur sowie der geistigen und historischen Überlieferung die Identität des geschichtlichen Raumes in ganz besonderer Weise dokumentiert und dauerhaft bewahrt.

Es wundert daher nicht, dass in einem Führer durch Detmold und Umgebung vom Anfang des 20. Jahrhunderts neben anderen, die Vorzüge der Stadt hervorhebenden Sätzen Folgendes zu lesen ist: „Viele der Gäste, die früher im Sommer hier einmal zur Erholung geweilt, haben später ihren Wohnsitz nach der lieblichen Residenz am Teutoburger Walde oder in eines der Villenviertel der allernächsten Umgebung verlegt und verbringen nach einem arbeitsreichen Leben ihre Tage hier in den angenehmsten Verhältnissen. Es sind vorwiegend Militärs, Geistliche, Beamte und Rentner, welche sich aus dem Trubel der Großstadt oder aus von der Natur weniger bevorzugten Gegenden hier in das friedliche, ruhige Städtchen zurückziehen, das trotz der Ruhe doch immer ein abwechslungsreiches, geistig anregendes Leben bietet (…)“[1]. In der anschließenden detaillierten Beschreibung nehmen selbstverständlich das Residenzschloss mit seinen Parkanlagen, das Theater, die Bibliothek und das Museum die vorrangigen Plätze ein.

Zur Zielgruppe der pensionierten Beamten aus der Großstadt, an die sich die einschmeichelnde Werbung der Stadt vornehmlich richtete, zählte auch Prof. Dr. Adolf Keysser, der langjährige Direktor der Stadtbibliothek in Köln, der nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst im Jahre 1915 bis zu seinem Tode 1932 den Ruhestand in Hiddesen bei Detmold verlebt hat. Er gehört damit zu den zahlreichen zugereisten Persönlichkeiten, die das Profil Lippes seinerzeit bereichert, interessanter gemacht, ihm vielleicht ein wenig Großstadtflair, bisweilen sogar eine gewisse Weltgewandtheit verliehen haben. Während sein bibliothekarisches Wirken in Köln und seine Verdienste um das rheinisch-westfälische Bibliothekswesen unlängst in zwei Beiträgen hinreichend gewürdigt worden sind[2], scheint es vor dem skizzierten Hintergrund lohnend, auch die eher private Sphäre, soweit diese fassbar wird, zu beleuchten und hier namentlich die Bezüge zur lippischen Region in seiner Zeit als Pensionär aufzuzeigen.

Geboren wurde Adolf Keysser am 15. Mai 1850 unweit zur lippischen Grenze im damals noch zu Kurhessen gehörenden Rinteln an der Weser. Dank seiner 1927 veröffentlichten Autobiographie „Jugendtage eine Kleinstädters“[3], die mit Berichten über Lehrer und Mitschüler in der Prima endet, sind wir über seine Kindheit und Jugend ausgesprochen gut unterrichtet; darüber hinaus ist diese noch immer lesenswerte Schrift eine materialreiche Quelle zur Kultur- und Alltagsgeschichte des Weserstädtchens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Danach war er das zweitjüngste von den 11 Kindern des Rentmeisters und Domänenrates Karl Keysser, der aus einer alten niederhessischen Offiziers- und Beamtenfamilie stammte und zuvor 25 Jahre als kurhessischer Offizier gedient hatte; entsprechend harsch fielen seine Erziehungsmethoden aus. Seine Mutter Clementine, eine geborene Freiin Spiegel zu Peckelsheim, verlor er bereits als Fünfjähriger. Die Familie bewohnte eine weitläufige Dienstwohnung im Gebäudekomplex des alten St. Jakobs-Klosters, in dem sich von 1621 bis 1809 die von Napoleon aufgehobene Universität befunden hatte. Zu Keyssers Jugendzeit waren dort das alte Gymnasium, Pfarrer- und Lehrerwohnungen untergebracht[4].

Rinteln, Stahlstich, Serz&Korn, Nürnberg, um 1850
LB Detmold: AL 1 R4

Im Jahre 1856 wurde der junge Keysser in die Rintelner Bürgerschule eingeschult und besuchte von 1859 an das dortige Gymnasium; die Reifeprüfung, in Rinteln „Maturus“ genannt, legte er 1868 ab. Nach eigenem sympathischen Bekunden handelte es sich bei ihm um einen eher durchschnittlichen Schüler, der besonders als Sekundaner und Primaner keiner Ablenkung in Gestalt nächtlicher Gelage mit Pfeifenrauchen und Alkoholgenuss aus dem Wege gegangen war und sich damit einmal mehr den Unmut des ausgesprochen strengen Vaters zugezogen hatte. Mitschülern und auch Lehrern hat er in seinen Erinnerungen mit altersmilder Nachsicht ein wohlwollendes Denkmal gesetzt. Unter seinen Lehrern befand sich eine Reihe namhafter Persönlichkeiten, so auch eine Zeit lang Otto Hartwig (1830-1903), der, bevor er seine erfolgreiche bibliothekarische Karriere in Marburg und später in Halle/Saale antrat, in den Jahren 1866-1867 am Rintelner Gymnasium in den unteren Klassen Latein, Deutsch und evangelische Religion unterrichtete. Bei Adolf Keysser, der ihn als Sekundaner im Fach Geschichte erlebt hat, blieb Hartwig aus Schülersicht vor allem als „eine Hünengestalt“ in bleibender Erinnerung[5]. Später als Fachkollegen begegnete man sich zwangsläufig allenthalben, und Keysser zählte zu den soliden Beiträgern in dem 1884 von Hartwig ins Leben gerufenen „Zentralblatt für Bibliothekswesen“.

Der Familientradition folgend war er wohl ursprünglich für die militärische Laufbahn vorgesehen und trat nach dem Abitur in das Schlesische Füsilier-Regiment Nr. 38 in Schweidnitz in Niederschlesien ein[6]. Den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 erlebte er als aktiver Seconde-Leutnant und wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Auf der Grundlage von Tagebuchaufzeichnungen hat er später seine Teilnahme an diesem Krieg in einer bescheidenen Schrift niedergelegt[7]. Diese ist insofern bemerkenswert, als ihr Verfasser völlig auf das dem Cäsarismus der Hohenzollern eigene martiale Säbelrasseln verzichtet: den Krieg apostrophiert er als offenbar unvermeidliches Übel („ein Element der Weltordnung“) und möchte das klassische Zitat Si vis pacem, para bellum am liebsten frei mit „Das höchste Ziel des Krieges ist der Friede“ übersetzt wissen. Wir erfahren vom Vormarsch durch die Vogesen über Toul, St. Dizier und Reims sowie von der Belagerung von Paris vor allem Zeugnisse der Menschlichkeit, des Zusammenlebens mit der Zivilbevölkerung im besetzten Gebiet und der humorvollen Ausgelassenheit der Soldaten in der Etappe. Zwei Jahre später nahm er seinen Abschied vom Militär[8], wechselte für kurze Zeit als „Diätar“, d.h. als Behördenangestellter auf Zeit, an das Oberpräsidium nach Straßburg und wurde am 1. Mai 1874 als wissenschaftlicher Hilfsbibliothekar im Vorbereitungsdienst bei der neugegründeten Universitäts- und Landesbibliothek Straßburg angenommen. Nebenher studierte er Rechts- und Staatswissenschaften und wurde 1878 in Erlangen mit einer Arbeit zum römischen Privatrecht zum Dr. jur. promoviert. Über die Gründe, die ihn bewogen haben, vom Militär über das Verwaltungsfach die bibliothekarische Laufbahn einzuschlagen, fehlt jeder Hinweis in seinen autobiographischen Nachrichten und sonstigen Lebenszeugnissen.

Widmungsexemplar für Constantin Nörrenberg, 1897 ULB Düsseldorf: ADG 694

Seine in Straßburg erlangte berufliche Qualifikation als wissenschaftlicher Bibliothekar führte ihn noch im selben Jahr in den Dienst der wissenschaftlichen Stadtbibliothek in Köln, die 1880 aus ihrer bisherigen Verbindung mit dem Stadtarchiv herausgelöst wurde und nun verselbständigt unter seine Leitung gelangte; aus ihr entwickelte sich nach dem 1. Weltkrieg die heutige Universitätsbibliothek. Wenige Jahre später wurde er offiziell zum Stadtbibliothekar und Bibliotheksdirektor ernannt und 1903 würdigte man seine Verdienste mit der Verleihung des Professorentitels. Mit klaren konzeptionellen Vorstellungen, fachlicher Kompetenz und praktischem Geschick hat es Adolf Keysser allen Widerständen zum Trotz verstanden, aus einer nur dürftig ausgestatteten kommunalen Büchersammlung, der es so ungefähr an allem fehlte, was man auch damals schon unter einer attraktiven und leistungsfähigen Bibliothek verstand, ein anerkanntes und wettbewerbsfähiges Bildungsinstitut zu schaffen. Seine Eingaben und Denkschriften an den Rat der Stadt, aber vor allem seine zahlreichen Publikationen belegen nicht nur sein profundes Fachwissen, sondern spiegeln zugleich das breite Spektrum bibliothekarischer Arbeitsfelder: da geht es um Erwerbungs- und Katalogisierungsfragen, um Etat, Benutzung und Personal, um die bibliothekarische Kooperation ebenso wie um Ausbildung und Berufslaufbahnen und natürlich steht immer wieder die Weiterentwicklung der eigenen Bibliothek im Zentrum des Denkens und Handelns. Im Grunde alles Themen, die den heutigen Bibliotheksalltag noch immer ausmachen. Keyssers vornehmliches Interesse galt dem Sammeln und Erschließen der rheinischen Landesliteratur. Für das Projekt einer „Rheinischen Bibliographie“, also einer umfassenden Regionalbibliographie der Rheinlande in den Grenzen der Rheinprovinz als unentbehrliches Hilfsmittel für die geschichtliche und landeskundliche Forschung, erarbeitete er richtungweisende Grundsätze, die in ihrer Programmatik bis heute ihren Wert behalten haben. Und aus der sicheren Erkenntnis heraus, dass Bibliotheken dringend auf Vernetzung und Lobbyarbeit angewiesen sind, gründete er 1906 gemeinsam mit seinem Düsseldorfer Kollegen Constantin Nörrenberg den Verband Rheinischer Bibliotheken (seit 1928: Verband Rheinisch-Westfälischer Bibliotheken), dem er anfangs selbst vorstand und der als Vorläufer des heutigen Verbandes der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalens zu gelten hat[9].

Adolf Keysser, ca. 1898
Foto: ULB Düsseldorf

Nach seiner Emeritierung scheint Adolf Keysser die rheinische Metropole ohne nennenswerten zeitlichen Verzug verlassen zu haben, denn sein letzter, im Jahrgang 1916 des „Zentralblattes für Bibliothekswesen“ veröffentlichter profunder Beitrag über den Standortkatalog der Stadtbibliothek, der von 1886 bis 1915 immer wieder modifiziert und dem sich wandelnden Wissenschaftsverständnis angepasst werden musste, ist bereits mit „Hiddesen bei Detmold“ unterzeichnet[10]. Über die Motive, die ihn veranlasst haben, sein Domizil in die Sommerfrische an die Hänge des Teutoburger Waldes zu verlegen, hat er sich nicht geäußert. Doch darf man vermuten, dass die lippische Landschaft, die derjenigen seiner geliebten Heimat im benachbarten Weserbergland über weite Strecken recht nahe kommt, ihren besonderen Reiz auf ihn ausgeübt hat; auch der hiesige Menschenschlag, so lässt er einmal anklingen, sei dem in Schaumburg im Gegensatz zum übrigen Niedersachsen doch recht ähnlich und ihm damit vertraut[11]. Bereits als Schüler hatte er Fahrten in die nähere und weitere Umgebung unternommen, so auch 1864 über Hameln zur bizarren Felsformation der Externsteine, nach Detmold und auf die Grotenburg, wo der „prachtvolle Unterbau“ des – damals noch nicht vollendeten – Hermannsdenkmals bewundert werden konnte. Noch im hohen Alter erinnerte er sich daran, wie er seinerzeit vom „Piedestal“, dem Sockel des Denkmals aus, „ein gewaltig starkes Rudel Rotwild bergabwärts ziehen“ sah.[12] Aufgrund der grenznahen Lage Rintelns gab es Beziehungen ins Fürstentum Lippe allenthalben. Der Vater pflegte freundschaftlich-nachbarliche Kontakte vor allem zum Domänenpächter Brandt im nahe gelegenen, noch schaumburgischen Möllenbeck, aber auch ins lippische Varenholz. Und die Dienstmädchen der Familie kamen meist aus dem lippischen Norden, sie sprachen das „lippske Platt“, was im übrigen schon damals in der Stadt nicht mehr jeder beherrschte; sie wurden stets „Jette“ oder „Lowise“ gerufen, gleich wie sie auch hießen.

Die Wahl Hiddesens als Altersruhesitz gab dem Pensionär aus Köln vor allem Gelegenheit, das über alles geschätzte Waidwerk weiterhin auszuüben oder diesem zumindest nahe zu sein. Denn nachdem er bereits als Vierzehnjähriger von einem Onkel in Helmern bei Warburg in Westfalen die Blattejagd auf den Rehbock kennen gelernt hatte, zog ihn die Jagd zeitlebens in ihren Bann. Seinen Jagdlehrmeister fand er in Wilhelm Pape (1819-1899), dem Besitzer des Gutes Dudenhausen unweit von Alverdissen im Fürstentum Lippe[13]. Es ist nicht mehr nachzuvollziehen, wann Adolf Keysser die Bekanntschaft dieses ihm zugetanen väterlichen Freundes gemacht hat. Die Beziehungen waren verwandtschaftlicher Natur, denn seine Schwester Sophie hatte Papes jüngeren Bruder Eduard geheiratet und lebte mit diesem in Cincinnati, Ohio. Keysser verbrachte jedenfalls seinen alljährlichen Urlaub häufig auf Gut Dudenhausen, um mit Pape auf die Pirsch zu gehen. Dabei musste der „dumme Studiermachergeselle“, der sein „büschen Verß-stand noch wegß-tudiert“ hat, anfangs so manchen Spott des Meisters über sich ergehen lassen. Wenngleich der Alte später nicht mit anerkennenden Worten geizte, so blieb diesem im Einklang mit der Natur und den Jahreszeiten lebenden Landmann die Wesensart des Städters wohl dauerhaft fremd: als Keysser eines Tages die vorgesehene Jagdfahrt wegen einer anstehenden Badekur verschieben musste und letztere mit seinen strapazierten Nerven zu begründen suchte, stieß er beim Dudenhausener Gutsbesitzer auf pures Unverständnis: „’Ne Badekur, das sind ja Narrenspossen – im Zuschlageteiche, da kannst du baden und brauchst nicht mal ’n Handtuch, kannst dich unter den fürstlichen Eichen trockenlaufen, du dummer Kerl!“[14]

Keyssers unbestreitbares Verdienst liegt vor allem darin, an die 30, aus dem reichen Erfahrungsschatz vieler Jahrzehnte rührende Jagderzählungen Wilhelm Papes, die dieser den Gästen und Jagdgefährten gern und wiederholt in gemütlicher Runde zum Besten gab, akribisch aufgezeichnet und veröffentlicht zu haben. Eingeleitet mit einer warmherzigen Eloge in strophischen Versen, versehen mit einem Bildnis des Jubilars sowie mit zahlreichen Jagdillustrationen konnte er die ersten Druckbögen dieser Anthologie dem alten Freund zum 75. Geburtstag im Jahre 1894 überreichen; das fertige Büchlein erschien ein Jahr später unter dem Titel „Der alte Pape. Bilder aus dem Leben eines Lippischen Waidmannes“ und erfreute sich alsbald so großer Beliebtheit, dass 1924 eine zweite, erweiterte Auflage herausgebracht werden konnte. Die damals weit verbreitete, heute doch eher selten anzutreffende Schrift von 168 Seiten stellt noch immer eine reizvolle kulturgeschichtliche Skizze des Landlebens und eine ergiebige Quelle zur lippischen Jagdgeschichte des 19. Jahrhunderts dar. Ebenfalls 1895 hat Keysser dem „lippischen Nimrod“ noch eine biographische Skizze in einer einschlägigen Jagdzeitschrift verfasst und ihm kurz nach dem Tod einen liebenswerten Nachruf gewidmet[15].

Adolf Keysser, Der alte Pape, Neudamm 1895
Exemplar der LB Detmold: LC 58

Aufgrund des Fehlens eines schriftlichen Nachlasses und angesichts der Spärlichkeit sonstiger Nachrichten sind wir über Adolf Keyssers Lebensabschnitt in Hiddesen nur bruchstückhaft unterrichtet, allerdings hilft die im Nachlass des Düsseldorfer Bibliotheksdirektors Constantin Nörrenberg (1862-1937)[16] überlieferte umfangreiche Korrespondenz Keyssers, die Lücke zu schließen, so dass sich letztendlich doch ein einigermaßen verlässliches und abgerundetes Lebensbild des Pensionärs nachzeichnen lässt. Zu bisher unbekanntem Zeitpunkt hatte dieser im Luft- und Kneippkurort Hiddesen, der damals knapp 2.000 Einwohner zählte, am Vorbruchweg (damals Hiddesen, Nr. 212, heute Akazienstraße 10) ein Haus erworben, das er offenbar umgehend nach seiner Übersiedlung bezog[17]. Doch schon im Herbst 1919 veräußerte er dieses mit gutem Gewinn an den ebenfalls zugezogenen pensionierten Pastor Adolf Schmidt. Er selbst nahm sich Mitte November eine Mietwohnung im nicht weit entfernten „Haus Zweibuchen“ am sogenannten Vorbruch-Bent (damals Hiddesen, Nr. 74, heute Arminiusweg 26), einem stattlichen Fachwerkbau mit Bruchsteinsockel, der sich im Besitz der unverheirateten Rentnerin Emma Popp befand und seinen Namen von den beiden mächtigen, die Giebelseite flankierenden Buchen ableitete[18]. Zuvor hatte von 1912/13 an der über die Grenzen Lippes hinaus durch seine Landschafts- und Architekturmalerei sowie seine Blumenstillleben bekannt gewordene Künstler Ernst Rötteken (1882-1945) mit seiner Familie diese Wohnung bewohnt; sie war nun frei geworden, da Rötteken in Detmold mit der „Kaffeemühle“ ein ehemaliges Lokal erwerben konnte, das er zu einem Wohn- und Atelierhaus umbauen ließ. Dem Maler verdanken wir mindestens zwei Ölgemälde des großzügigen „Hauses Zweibuchen“ in Hiddesen[19]. Es ist davon auszugehen, dass Keysser das gesamte Obergeschoss dieses ehemaligen Bauernhauses angemietet hatte, denn zu seinem Hausstand zählten nicht nur seine Haushälterin Magdalene Pohlhaus und deren Sohn Gerhard, sondern es ist zudem von einer „niedlichen“ Zweizimmer-Wohnung, die ihm gemäß Mietvertrag zusteht und gelegentlich als Besuchslogis dienen kann, sowie von einem Fremdenzimmer die Rede[20]. Die Haushälterin Pohlhaus, Witwe eines Josef Pohlhaus, hatte er bereits aus Köln mitgebracht, sie bewohnte in Keyssers letztem Wohnsitz, dem Haus Belvedere in der Belvederestraße 147, mit ihren Kindern eine Kellerwohnung; ihr Arbeitgeber logierte in der Beletage[21]. Der ältere Sohn der Wirtschafterin, Heinrich, war Obergärtner in Köln. Magdalene Pohlhaus ist im Adressbuch der Stadt Detmold für das Jahr 1918 als Mitbewohnerin im Hause Keyssers am Vorbruchweg nachgewiesen[22]. Der Pensionär versah sie in Briefschaften gern mit dem Spitznamen „Eurykleia“ (Ευρύκλεια), dem Namen der Magd des Odysseus in Homers „Odyssee“. Ihrem behinderten Sohn Gerhard, den er gelegentlich als Pflegesohn und „Freude meines Alters“ bezeichnet hat[23], galt seine ganze Zuneigung und Sorge; da Gerhard im März 1932 zum ersten Male mit Stolz an der Reichspräsidentenwahl teilnehmen durfte, wo er begeistert seine Stimme für Hindenburg abgegeben hat, dürfte er zu diesem Zeitpunkt mindestens das 20. Lebensjahr erreicht haben. Nach dem frühen Tod der Haushälterin Pohlhaus am 10. März 1931 folgte in Keyssers letztem Lebensjahr die Wirtschafterin („eine gescheite Haustochter“) Maria Pütz; da diese sich nach Keyssers Tod im Raum Dürscheid aufgehalten hat, ist anzunehmen, dass sie gleichfalls aus dem Rheinland stammte.

Haus Zweibuchen, Hiddesen bei Detmold, Postkarte, um 1925 Foto: ULB Düsseldorf

Folgt man den Worten eines ihm Nahestehenden, so „fand er Erholung in freundschaftlichem Familienverkehr und in der Natur“. Nach eigenem Bekunden wanderte und las er viel, nur „auf das Bergsteigen und andere schöne Dinge“ musste er bald aus Gesundheitsgründen verzichten. Von Nörrenberg gelegentlich mit Lektüreempfehlungen versehen, nutzte er gern das Angebot der Lippischen Landesbibliothek. Seine Leseinteressen scheinen weit gestreut, doch bekannte er im Jahre 1929 freimütig, dass er keine Kriegs- und politische Literatur mehr lese, da ihn beides zu sehr aufrege, und abends mute er sich nur noch leichte literarische Kost zu. Dazu gehörte wohl aus der Vorkriegszeit die schwäbische Autorin Anna Schieber, deren Roman „Alle guten Geister“ ihm in der fünften Auflage aus dem Jahre 1907 vorlag[24] Aber auch das eine oder andere Werk des Kritikers der Kantschen Erkenntnistheorie Broder Christiansen sprachen ihn an, ebenso wie ihn nach wie vor Costers „Ulenspegel“ fesselte, den er nun schon zum dritten Male durchgelesen hatte[25]. Ferner zählten Thomas Carlyles „Geschichte Friedrichs des Großen“ und Gustav Freytags sechsteiliger historischer Roman „ Die Ahnen“ zu seinen Lieblingswerken[26]. Ganz mochte er sich jedoch dem herrschenden Zeitgeist nicht entziehen, denn 1927 erstand er „das Buch von Lindsey“, womit vermutlich die im selben Jahr erschienene „Revolution der modernen Jugend“ von Ben B. Lindsey gemeint ist; er apostrophierte es als „prachtvoll“ und „fesselnd“[27]. Und es wundert nicht, dass er wie viele konservative Intellektuelle neben ihm Hans Grimms „Volk ohne Raum“ „mit wahrem Genuß“ gelesen“ hat[28]; auch ein Buch des amerikanischen Publizisten und Thomas-Mann-Übersetzers Herman George Scheffauer konsumierte er 1930 zum zweiten Mal, und man mag annehmen, dass damit dessen „Wenn ich Deutscher wär!“ mit dem Untertitel „Die Offenbarungen eines Amerikaners über Deutschlands Größe und Tragik“, erschienen 1925 und 1926, angesprochen ist[29]. Geistig nicht weit davon entfernt und gegen die Demokratie der jungen Weimarer Republik gerichtet, bewegt sich Edgar Jungs „Herrschaft der Minderwertigen, ihr Zerfall und ihre Ablösung durch ein Neues Reich“ (1927), das Nörrenberg ihm empfohlen hatte, und er hoffte, dass die Lippische Landesbibliothek das Werk anschafft[30]. Der vertraute Weggefährte, der sich zwischenzeitlich als Pensionär in München niedergelassen hatte, schenkte ihm zudem 1929 die noch druckfrischen „Erinnerungen“ Hermann Stegemanns, jenes Historikers und Schriftstellers, dem die erste umfassende Geschichte des Weltkrieges in vier Bänden zu verdanken ist[31].

Die Lippische Landesbibliothek, die bei seiner Übersiedlung an den Teutoburger Wald noch das Standesprädikat „Fürstliche Bibliothek“ trug, scheint er seit dieser Zeit regelmäßig frequentiert zu haben, und als es später dem knapp Achtzigjährigen schwer fiel, sich selbst auf den Weg nach Detmold zu machen, ihm obendrein die Taxifahrt („Autokosten“) zu kostspielig war, kam ihm der Direktversand, den Bibliotheksdirektor Ernst Anemüller als landesbibliothekarischen Service ins Leben gerufen hatte, entgegen. Dankbar vermerkte er, dass „die beiden guten Mädel [sc. die Bibliothekarinnen Hoffmann und Stahl] mir die Bücher mit dem größten Entgegenkommen schicken“, wenngleich er als auswärtiger (!) Entleiher – der Luftkurort Hiddesen wurde erst durch die kommunale Gebietsreform 1971 Stadtteil von Detmold – mit 10 Pfennig pro ausgeliehenem Band belastet wurde[32]. Gelegentlich haderte er mit der etwas schwerfälligen Erwerbungspolitik und mokierte sich 1930, dass die jüngst erschienene und gerade für ihn so wichtige Schrift des jungen Bibliothekars Georg Leyh über „Die wissenschaftliche Stadtbibliothek“ (1929) erst durch den Auswärtigen Leihverkehr aus der Preußischen Staatsbibliothek besorgt werden musste; allerdings versöhnte ihn im gleichen Atemzuge die Tatsache, dass sich die Bibliothek nun endlich entschlossen habe, „das Buch von Jung [sc. ‚Herrschaft der Minderwertigen’] anzuschaffen“[33]. Und es mag ihn an bittere Erfahrungen in seiner Anfangszeit in Köln erinnert haben, wenn er verständnisvoll einräumt, dass „die Detmolder Bibliothek (…) mit den Konditionen sehr beschnitten“ sei[34]; daran sollte sich in der Tat über lange Zeit hinweg nichts ändern.

Neben dieser Lektüre studierte er täglich intensiv die von ihm abonnierte Lippische Landeszeitung, das führende Blatt liberaler Ausrichtung in Lippe, hörte „viele gute Vorträge“ und nahm an „lehrreichen Ausflügen“ teil („Geologie, Vogelgesang, Pilze“), nutzte mithin das allgemeinbildende Angebot, das sich damals wie heute namentlich bei den Senioren des Bildungsbürgertums großer Beliebtheit erfreute. In dieser Zeit der politischen und sozialen Orientierungslosigkeit schossen merkwürdige Geistesströmungen ins Kraut, denen die Menschen scharenweise anhingen. Adolf Keysser blieb davon nicht unberührt, denn gerade von Lippe aus fanden die Lehren des Germanenforschers Wilhelm Teudt rasche Verbreitung; diese „sind mit großer Vorsicht zu genießen, aber er hat hier viele Anhänger“, warnte er 1929 seinen Freund und Kollegen Nörrenberg. Jener Teudt (1860-1942), ein germanentümelnder Laienforscher, ursprünglich evangelischer Theologe, hatte sich 1921 in Detmold niedergelassen und hier völkisch und antisemitisch ausgerichtete Vereinigungen und Geheimbünde oder Untergruppen bereits bestehender gegründet; seit 1907 gehörte er in führender Position dem „Keplerbund zur Förderung der Naturerkenntnis“ an, der sich dem Widerstand gegen die Darwinsche Evolutionstheorie und den materialistischen Monismus, prominent vertreten durch Ernst Haeckel (+ 1919), verschrieben hatte[35]. Teudts Interesse hatte sich in Detmold schnell den Externsteinen zugewandt, in denen er ein germanisches Heiligtum und einen Knotenpunkt im Ortungsgeflecht heidnischer Kultplätze erkannt zu haben glaubte. Damit sah er seine These von der Existenz einer germanischen Hochkultur, die erst durch den Einfluss der Römer und der Westfranken mit der Christianisierung zerschlagen worden war, bestätigt. Seine gerade im Jahr 1929 erschienene Hauptschrift „Germanische Heiligtümer“ fand reißenden Absatz und polarisierte in der Folgezeit Befürworter und Gegner. Dass Adolf Keysser in fortgeschrittenem Lebensalter mit diesem Gedankengut sympathisiert hat, ist wenig wahrscheinlich; das angeführte Briefzitat weist eher auf skeptische Distanz hin. Wenn er bedauert, dass der Keplerbund seinen Sitz von Detmold nach Bielefeld verlegt hat, mag das in erster Linie mit dem Ausbleiben der von ihm so geschätzten Vortrags- und Kursangebote in Verbindung gebracht werden. Die vom Keplerbund herausgegebene Monatsschrift „Unsere Welt“ zählte zu seiner Standardlektüre („lese ich mit Leidenschaft“), doch gestand er gern ein, dass die Beiträge über neueste physikalische Forschung sein Verständnis über die Maßen strapazierten; ideologische Empfänglichkeit lässt sich jedenfalls bei ihm bisher nicht feststellen.

Überhaupt ist Adolf Keysser politisch nicht ganz eindeutig zu bestimmen. Gewiss gehörte er zum konservativen Lager, die konstitutionelle Monarchie preußischer Prägung hatte fast Dreiviertel seiner Lebenszeit ausgemacht. Dass er als „Veteran von 1870/71“ wie ein Großteil des Bürgertums und der Beamtenschaft seine Hoffnungen auf Hindenburg setzte, überrascht nicht und er hat solches gelegentlich in Briefen deutlich zum Ausdruck gebracht[36]. Obwohl nach eigener Aussage „unverbesserlicher Optimist“, hielt er gegen Ende der 1920er Jahre Deutschlands Schicksal in wirtschaftlicher Hinsicht für besiegelt, „wir sitzen mitten im Kochtopf und das letzte politische Auskunftsmittel, den Krieg, können wir nicht anwenden“, lautet sein uns heute eher befremdendes Fazit[37]. Als er sich einmal über Kölner soziale und hygienische Verhältnisse ereiferte, kam er allerdings zu der durchaus realpolitischen Einschätzung, dass „uns (da) nur die Roten helfen (können), denen ich sonst nicht sehr grün bin“[38]. Seine Haltung zu Hitler und dem Nationalsozialismus ist hingegen unmissverständlich: nach dem Wahlsonntag der Reichspräsidentenwahl 1932 äußerte er sich gegenüber Nörrenberg auf einer offenen Postkarte unverblümt: „Manche Sorten von Menschen kommen mir geradezu gestört vor in ihrem Eifer für Hit[ler], u.a. ein sehr kultivierter Geschäftsmann, dem ich grundsätzlich die Meinung sagte“. Und er sorgte sich, dass es bei der notwendigen Stichwahl am 10. April 1932 gegen Hitler noch einige Bummelanten geben könnte, „die durch Wahlabstinenz grauenhaftes Unheil anrichten könnten“[39]. Wie wir wissen, sollte sich diese Sorge zum damaligen Zeitpunkt noch nicht bewahrheiten, denn Hindenburg behielt mit 19,4 Millionen Stimmen (= 53%) die Oberhand.

Wertet man die Widmungsexemplare seiner Schriften als Indiz, so pflegte er freundschaftlichen Umgang mit der Familie des bereits genannten Pastors Schmidt und vielleicht auch mit seinem in der „Villa Waldfrieden“ auf der Schanze zwischen Detmold und Hiddesen (Heiligenkirchen, Nr. 68, heute Friedenstal 8) wohnenden Rintelner Landsmann Karl Kahler, einem ehemals in Chile tätigenden Apotheker und Großkaufmann, mit dessen Bruder Ludwig er einst die Schulbank gedrückt hatte[40]. Von seinem neun Jahre jüngeren Kollegen Prof. Dr. Ernst Anemüller[41], dem Direktor der Lippischen Landesbibliothek, hatte er sich allerdings bald zurückgezogen. Keysser sah sich in dessen Charakter getäuscht, schalt sich selbst, dass er „ihn nicht eher erkannt“ habe und qualifizierte ihn als „geradezu verhassten Schulmeister“, der „ja nun durch seine Ernennung zum Direktor [sc. der Landesbibliothek] für die Schule endlich entbehrlich geworden“ sei. Nähere Hintergründe des Zerwürfnisses bleiben unbekannt, doch hatte die „schamlos intrigante Ehehälfte“ des Detmolder Bibliothekars an der Entfremdung der beiden Fachkollegen wohl nicht unbedeutenden Anteil gehabt[42]. Gelegentliche Reisen, darunter auch nach Köln-Mülheim, nach Kassel, vor allem aber in die Heimatstadt Rinteln, die er u.a. zum 100. Jubiläum seines Gymnasiums im Jahre 1921 aufsuchte[43], belebten die Idylle am Fuße der Grotenburg. Auch nach Köln blieb die Verbindung durch gelegentliche Korrespondenzen weiterhin erhalten, und im Jahre 1924 konnte er sogar seinen Nachfolger Klemens Löffler, der nun die Universitäts- und Stadtbibliothek leitete, im „Haus Zweibuchen“ willkommen heißen[44]. Mit einem vertrauten Gast vom Rhein, Frau Charlotte Neubner aus Köln-Nippes, der Witwe des einst zu seinen Freunden zählenden Buchhändlers und späteren Kölnisch-Wasser-Fabrikanten Paul Neubner[45], besuchte er noch im Sommer 1929 das Heimatfest in der Künstlerstadt Schwalenberg „mit einer vortrefflichen Darstellung des Lohmeierschen Volksspieles ‚Schwalenberg’“. Mit geradezu naiver Begeisterung berichtet er: „Nur Laien (einschl. einer großen Kinderschar), alles von Detmold aus einstudiert, ganz ordentliche Dekorationen und helle Begeisterung bei Darstellern und Zuhörern. Otto Gebühr, der da war [!], hat erklärt, den Widukind könne er auch nicht besser darstellen“. Und angesichts dieses Erlebnisses lud er zum wiederholten Male seinen Kollegen Nörrenberg mit Ehefrau ein, ihn endlich einmal in Hiddesen aufzusuchen, dann wolle man auch nach Schwalenberg fahren, „das – wie Blomberg – eine wahre Perle des Lipperlandes“ sei[46]. Zu einem Besuch der Münchener Freunde ist es nicht mehr gekommen, und eine Reise nach Weimar, die sein sehnlichster Wunsch war, blieb ihm verwehrt. Auch Köln sollte er nicht wiedersehen, wenngleich er bis zuletzt die Entwicklung der Stadt verfolgte und in diesem Zusammenhang die modernen Bauten der Universität im Stil der Neuen Sachlichkeit als „Zigarrenkisten“ abtat, dazu ironisch die Befürchtung äußerte, dass die Studenten wegen der regelmäßigen Fenster wohl eine „tête carrée“ bekommen müssten[47].

Widmung auf dem Vorsatzblatt in: Adolf Keysser, Jugendtage eines Kleinstädters, Rinteln 1927
Exemplar der LB Detmold: H 1313

Auch wenn seine „Riesen-Arbeitspläne“ zu Gunsten der ausgedehnten Lesegewohnheiten und weiten Spaziergänge und vor allem angesichts sich einschleichender Altersleiden unausgeführt blieben, entfaltete Keysser doch in der Ruhe des Luftkurortes eine rege schriftstellerische Produktivität. Unter dem Pseudonym „A.K. Hiddesen“ publizierte er 1917 in der Lippischen Landeszeitung eine kleine strophische Geschichte vom „Moorwichtlein zu Meinberg“, die auch als Separatdruck erschienen ist. Die an sich recht hübsche schmale Schrift, die mit ironisch-hintergründigen Anspielungen von einem Badeaufenthalt im Moorbad Meinberg handelt, verliert sich, da „den lippischen Kriegern“ gewidmet, alsbald in revanchistischem Schwadronnieren und hat glücklicherweise keine Fortsetzung gefunden. Bereits vor dem 1. Weltkrieg hatte er Kuriosa aus dem deutschen Rechtsleben gesammelt und diese 1919 in zwei Teilen unter dem Titel „Recht und Juristen im Spiegel der Satire“ herausgebracht; es folgten die genannten Jagdgeschichten des alten Pape in der zweiten Auflage (1924) sowie die Jugenderinnerungen (1927). In bibliothekarischen Angelegenheiten hat er sich nach dem verheerenden Brand der Lippischen Landesbibliothek noch einmal zu Wort gemeldet. Mit dem souveränen Blick des erfahrenen Bibliotheksdirektors führte er im Januar 1922 den Zeitungslesern die herausragende Bedeutung der Landesbibliothek für Bildung, Wissenschaft und Forschung vor Augen und plädierte dringend für die Erhaltung der Bibliothek, für ihre angemessene Ausstattung und vor allem für einen Neubau an zentraler Stelle im Innenstadtbereich[48]. Mit diesen Empfehlungen befand er sich durchaus im Einvernehmen mit seinem Amtskollegen Anemüller. Die lippische Landesregierung ist bekanntlich diesen wohlbegründeten Vorschlägen nicht gefolgt, sondern ließ wenig später das ausgebrannte ehemalige großbürgerliche „Haus Ebert“ und spätere „Palais des Prinzen Woldemar“ an der Hornschen Straße wieder herrichten[49].

Zahlreiche Ehrungen erfuhr der Jubilar noch einmal zu seinem 80. Geburtstag am 15. Mai 1930, und der aus diesem Anlass erschienene Zeitungsartikel mit seiner Kurzvita feierte ihn als „Freund des Lipperlandes“[50]. Ausführlich und gerührt über die Ehrungen, die ihm zuteil geworden sind, berichtete er nach München[51]. Aus den zahllosen Grußadressen, darunter von Menschen, denen er vor drei oder vier Jahrzehnten zuletzt begegnet ist, ragten zweifellos das Telegramm Dr. Konrad Adenauers, des Oberbürgermeisters der Stadt Köln, den Keysser in seiner aktiven Zeit allerdings nicht mehr erlebt hat, sowie der „fröhliche Glückwunsch und Dank“ seiner Vaterstadt Rinteln besonders hervor. Mit einem gewissen Bedauern musste er jedoch konstatieren, dass von seinen Blutsverwandten – diejenigen mit dem Namen Keysser lebten in Hannover, Berlin-Lichterfelde, Kassel und auf Gut Mittelhagen, Post Glathe, in Pommern[52] – niemand gekommen war, wenngleich sie alle schriftlich gratuliert hatten. Unter den rheinischen Gästen hatte sich auch Josef Oebel eingefunden, ein Oberstadtinspektor aus Köln-Nippes und früherer Mitarbeiter Keyssers in der Stadtbibliothek; als geschickter Redner und Verseschmied sorgte er für die Toasts auf den Gefeierten und auf „Eurykleia“. Ihm sollte wenig später noch eine ebenso verantwortungsvolle wie undankbare Rolle zufallen. Dass die Hiddeser Einwohner den Jubilar mit einem Blumenmeer geradezu überschütteten, so dass sein Wohnzimmer eher einem Blumenladen glich und die ganze Nachbarschaft mit Vasen aushelfen musste, stellt einmal mehr unter Beweis, dass die Integration des Zugereisten in die Dorfgemeinschaft gelungen war.

Hatte Keysser wiederholt in der jüngeren Vergangenheit über verschiedene Krankheiten und andere Beschwerlichkeiten geklagt, verschlechterte sich nach einem leichten Schlaganfall im Frühjahr 1932 sein Allgemeinbefinden zusehends, er musste zeitweise das Bett hüten und sah sich mit lähmender Energielosigkeit konfrontiert, die er sonst gar nicht gekannt hatte. Trotz durchaus günstiger Diagnose des Arztes schwand die Hoffnung auf Besserung, und er befasste sich zunehmend mit dem nahen Ende. Mit dem ergreifenden Satz „Ach, ich möchte so gern noch mal wieder hochkommen, wenn auch nur für ein paar Wochen oder Monate“ schließt seine Postkarte vom 27. Mai 1932 an den vertrauten Kollegen im fernen München[53], und nicht minder berührt dessen nur im Entwurf überlieferte tröstende Antwort, denn Constantin Nörrenberg, der noch hofft, dass die trübe Stimmung bald vergehen möge, fährt fort: „Ich weiß, dass Sie das, was uns allen beschieden ist, nicht fürchten; und was ich schon einmal schrieb: wer könnte gewisser sein, drüben mit offenen, liebenden Armen empfangen zu werden als Sie?“[54] Es ist nicht bekannt, ob diese schönen Zeilen ihren Empfänger noch erreicht haben.

Wenige Tage danach, in den frühen Morgenstunden des 5. Juni 1932, eines Sonntags, starb Adolf Keysser kurz nach Vollendung des 82. Lebensjahres in seiner Wohnung im „Haus Zweibuchen“ in Hiddesen an den Folgen eines Schlaganfalls. Die Wirtschafterin Maria Pütz hatte an seinem Sterbebett ausgeharrt, mit schlichten Worten beschrieb sie später die letzten Stunden des alten Herrn[55]; nun versah sie die traurige Pflicht, seinen Tod dem von ihm bestimmten Personenkreis telegrafisch kundzutun. Und so erreichte die Depesche mit der Todesnachricht um die Mittagszeit auch den mittlerweile selbst im 70. Lebensjahr stehenden Constantin Nörrenberg in München[56]. In Köln hatte sich zur gleichen Zeit der Oberstadtinspektor Josef Oebel, den Keysser schon vor Jahren zum Testamentsvollstrecker bestimmt hatte, auf den Weg nach Hiddesen gemacht. Unterstützt von der Haushälterin leitete er die erforderlichen amtlichen Schritte ein, sorgte für den Druck und den Versand der Traueranzeigen, von denen eine Kurzfassung „statt besonderer Anzeige“ am 7. Juni in der Lippischen Landeszeitung erschien und vom Ableben des Bibliotheksdirektors a. D. und Veteranen von 1870/71 kündete[57]. Dem Willen des Verstorbenen folgend, veranlasste er die Überführung des Leichnams ins Krematorium nach Hannover, wo dieser in aller Stille am 8. Juni eingeäschert wurde[58]. Die Urne sandte man gemäß vorheriger Bestimmung zum Städtischen Johannisfriedhof nach Osnabrück, wo die sterblichen Überreste am 11. Juli beigesetzt wurden[59]; in Osnabrück lebte eine Schwägerin der im Jahr zuvor verstorbenen früheren Haushälterin Pohlhaus. Mit ihr müssen besondere Vereinbarungen getroffen worden sein, denn sie sorgte für die Herrichtung der Grabstätte und hier insbesondere für ein bescheidenes Grabmal aus Ibbenbürener Sandstein in der Form einer Urne; von den Kosten hatte sie ein Viertel zu tragen, wie in einem anschließenden Prozess zu Tage kam[60]. Wie Oebel bezeugt, wurde Keyssers Tod von allen aufrichtig bedauert, eine „unermesslich große Zahl an Beileidsbekundungen“ ging ein und vor allem in Hiddesen herrschte große Trauer, da der Verstorbene dort für viele ein gütiger Wohltäter gewesen war[61].

Dann sichtete er auftragsgemäß den Nachlass und nahm Kontakt zu Constantin Nörrenberg in München auf, denn Adolf Keysser hatte diesen bereits im Jahre 1924 gebeten, im Falle seines Ablebens einen Nachruf für das Zentralblatt für Bibliothekswesen zu verfassen. Der Düsseldorfer Bibliotheksdirektor hatte dem wohl zugestimmt, denn er erhielt von Keysser im Februar 1928 Aufzeichnungen über Lebenslauf und Amtszeit in Köln; diese kleine aufschlussreiche Ausarbeitung hat sich in Nörrenbergs Nachlass erhalten[62]. Damit von dem Nachruf einige Hundert Sonderdrucke hergestellt und an Verwandte, Freunde, Kollegen und Bibliotheken versandt werden konnten, hatte der Pensionär im Frühjahr 1929 eigens zu Gunsten Nörrenbergs bei der Stadtsparkasse Detmold ein Konto („Kennwort: Konstantin“) eingerichtet[63]. Bei seinem Ableben belief sich das Guthaben auf diesem Konto auf 252,43 Reichsmark (zuzüglich Zinsen), die nun nach München überwiesen wurden. Nörrenberg machte sich umgehend an die Arbeit. Für eine möglichst objektive und lückenlose Lebensbeschreibung war er bemüht, weitere Einzelheiten über Keysser zu erfahren und stand in der Folgezeit in regem Schriftwechsel mit dem Testamentsvollstrecker. Im Zuge dieser Recherchen gelang es dem Biographen unter anderem, ein wenig Licht in eine hässliche Intrige zu bringen, die um das Jahr 1910 die wissenschaftlichen Bibliothekare unter der Rädelsführerschaft von Dr. Josef Gotzen[64] wohl aus gekränkter Eitelkeit, vielleicht auch aus politischen Motiven, gegen Keysser angezettelt hatten. Diese Ränke, die die letzten Dienstjahre in Köln überschattete und auch darüber hinaus ihre Wirkung nicht verfehlen sollte, zielte darauf ab, den Direktor zu diskreditieren und ihn in seinem Amte untragbar zu machen. Ob Gotzen selbst auf den Direktorenposten spekuliert hat, steht dahin. Ein von Oberbürgermeister Max Wallraf (1859-1941, Oberbürgermeister 1907-1917) erbetenes Gutachten, das der Oberbibliothekar und Abteilungsdirektor an der Königlichen Bibliothek in Berlin, Hans Paalzow[65], nach einem Besuch der Stadtbibliothek angefertigt hat, bestätigte Keyssers vorbildliche Amtsführung, und da auch seine persönliche Integrität in keiner Weise in Frage zu stellen war, brach die Kabale, die sich aller Register des Mobbings bedient hatte, alsbald wie ein Kartenhaus zusammen[66]. Adolf Keysser ist über diese Kränkung zeit seines Lebens nicht hinweggekommen. Immer wieder kam er in Briefen darauf zurück und beklagte noch wenige Tage vor seinem Tod die erlittene Unbill und das himmelschreiende Unrecht, das ihm durch die „Bibliotheks-Entente in Köln“ zugefügt worden sei[67]. Im Einvernehmen mit Paalzow und mit Rücksicht auf die zum Teil noch lebenden Beteiligten fand Nörrenberg im Nachruf diplomatische Worte zu diesem bei aller Subjektivität der herangezogenen Quellen unrühmlichen Vorgang der Kölner Bibliotheksgeschichte. Eine Kurzfassung des Nekrologs wurde im einschlägigen Organ des deutschen Bibliothekswesens publiziert, und die ausführliche Würdigung fand als schöner, bei Harrassowitz in Leipzig verlegter Sonderdruck Verbreitung[68]. Letzterer enthielt wunschgemäß „das Bild mit dem gewaltigen Hakenstocke“ aus dem 72. Lebensjahr; Keysser hatte selbst um die Einfügung dieses Konterfeis in das „Gedenkblatt“ gebeten, „wenn’s Geld reicht“[69]. Der Verlag hatte 400 Exemplare hergestellt, für die er 130 Reichsmark berechnete; 371 wurden nach Keyssers Vorgaben an Verwandte, Privatleute und Kollegen sowie an 60 deutsche und 13 ausländische Bibliotheken versandt. Ein Exemplar trat die Reise nach Übersee an und erreichte Lotte und Anna Schrader, Nichten des Verstorbenen in Bridgeman, Michigan, USA. Was aus dem sonstigen, vor allem schriftlichen Nachlass Adolf Keyssers geworden ist, entzieht sich bisher unserer Kenntnis. Geäußert hat er sich dazu eher beiläufig, als er 1929 einen Katalog seiner juristischen Sammlung zusammenstellte, die aus seinem Nachlass oder auch schon zu Lebzeiten verkauft werden sollte[70]. Ob und wann dies dann tatsächlich geschehen ist, bleibt wie alles andere unbekannt.

Der Testamentsvollstrecker Josef Oebel sah sich wenige Wochen nach dem Tod seines Klienten unversehens vor dem Amtsgericht in Köln wieder, denn Sophie Schulze, geborene Pohlhaus, aus Osnabrück hatte ihn verklagt, da sie sich als rechtmäßige Erbin an der Stelle ihrer Schwägerin Magdalene Pohlhaus, der 1931 verstorbenen Haushälterin, sah[71]. Die Situation ist unübersichtlich: Adolf Keysser hatte offenbar der Wirtschafterin Pohlhaus und deren Kindern, darunter dem behinderten Sohn Gerhard, sein gesamtes Vermögen vertraglich zugesichert, das war aber wohl nur mündlich geschehen. Ausgeschlossen waren nur die Erbstücke, die er für andere Empfänger in seinem beim Detmolder Rechtsanwalt Dr. Tielker hinterlegten Testament vom 18. Juli 1931 (mit Nachtrag vom 30. Oktober) aufgeführt hatte. Im Staatsarchiv Detmold ist dieses Testament leider nicht überliefert, Einzelheiten sind nur durch das Protokoll der Testamentseröffnung vom 30. Juni 1932 im Zusammenhang mit dem beglaubigten Testamentsauszug für Constantin Nörrenberg bekannt[72]; letzterer wurde von Keysser mit einer gerahmten Öllandschaft des hessischen Malers Hillebrand (Landschaft mit Buchen und Kühen), der vierbändigen Geschichte der deutschen Literatur von Heinrich Kurz und dem um 1907 erschienenen populären Nachschlagewerk „Das Welttheater“ von Erich Urban mit einem schönen Jugendstileinband bedacht. Die Erbstücke gingen umgehend nach München.

Adolf Keysser, 1922, aus C. Nörrenberg, A. K., ein Nachruf, Leipzig 1933


Die Spruchkammer tat sich mit einer Entscheidung in der Erbangelegenheit augenscheinlich schwer, denn der Gerichtstermin wurde mehrmals vertagt. Ein Durchbruch wurde erst erzielt, als Nörrenberg auf Bitten Oebels am 30. Juni 1933 für die Vorlage beim Gericht bestätigte, dass „es stets der Wille des Verstorbenen gewesen ist, seine Wirtschafterin bzw. ihren Kindern für den Fall, dass er Frau Pohlhaus überlebte, alles zu vermachen, worüber er nicht ausdrücklich testamentarisch anderweitig verfügen würde“[73]. Da zudem Oebel glaubhaft machen konnte, dass Keysser sich auch nach dem Tode der Witwe an das Abkommen mit dieser gebunden betrachtet hat, entschied das Gericht zu Gunsten des Testamentsvollstreckers und damit mittelbar zu Gunsten der Kinder der langjährigen Haushälterin. Von dieser Entscheidung profitierte vor allem der gehandicapte Gerhard Pohlhaus, den Keysser besonders ins Herz geschlossen hatte. Oebel konnte ihn zunächst bei dem ältesten Bruder in Köln unterbringen; der Gärtnermeister Heinrich Pohlhaus hatte die Pflegschaft übernommen. Diese Bleibe konnte jedoch kein Dauerzustand sein, zumal die Geschwister selbst in räumlich und finanziell bescheidenen Verhältnissen lebten. Der junge Mann litt unter der Enge der Stadtwohnung. Der Testamentsvollstrecker machte sich die Sache des Verstorbenen zu Eigen und bemühte sich nach Kräften, für Gerhard einen Platz in einer Anstalt, „wo er mit gärtnerischen Arbeiten beschäftigt werden kann“[74], zu finden. Hatte man zunächst an Kaiserswerth gedacht, so fand Oebel im Sommer 1933 einen Platz für ihn in den Riehler Heimstätten[75]. Die Riehler Heimstätten im linksrheinischen Norden der Stadt Köln waren als seinerzeit modernes Demonstrativprojekt nach angelsächsischem Vorbild zwischen 1926 und 1931 in einem ehemaligen Kasernenkomplex eingerichtet worden. Die Integration und nicht die bloße Unterbringung von alten Menschen, Kranken, Behinderten und Bedürftigen stand im Vordergrund[76]. Dass die Leitlinien dieses Projekts, nämlich spezialisierte Gruppenbildung, abgestufte Behandlung, Wirtschaftlichkeit und zentrale Planung, in der Praxis aufgrund mangelnder Erfahrung und angesichts des enormen Bevölkerungsdrucks bald an ihre Grenzen stießen, sei an dieser Stelle nur am Rande bemerkt: die Riehler Heimstätten gerieten, da sie immer mehr zum Sammelbecken sozialer Randgruppen wurden, bald in einen nachteiligen Ruf bei der Bevölkerung, den sie erst in den 1960/1970 er Jahren allmählich verlieren sollten. Josef Oebel hatte die neue Einrichtung selbst in Augenschein genommen, beurteilte sie als geradezu vorbildlich und versicherte, dass sich Gerhard Pohlhaus in der neuen Umgebung, wo er mit leichten Gartenarbeiten betraut wurde, sehr wohl fühle. Er hoffte inständig, dass „sich nichts ereignet, was ihm die Freude an seiner jetzigen Unterbringung verleidet“, denn „bei seinem Zustand genügt (…) dazu oft nur die geringfügigste Ursache“[77]; damit wird vielleicht der Hinweis auf eine autistische Erkrankung des jungen Mannes gegeben. Da dem Schützling aus dem Vermögen Adolf Keyssers rund 3.500 Reichsmark zugefallen waren, schien sein Auskommen auf absehbare Zeit gesichert. Seinem weiteren Schicksal kann hier nicht nachgegangen werden, und man mag nur hoffen, dass er in der Folgezeit kein Opfer der Euthanasie wurde, sondern ihm dauerhaft die Fürsorge zugekommen ist, die ihm ein unbeschwertes Dasein nach seinen Fähigkeiten sicherte[78]. Der energische Sachwalter in Köln konnte sich glücklich schätzen, das Vermächtnis des alten Bibliotheksdirektors auf diese Weise verantwortungsvoll und ganz in dessen Sinne erfüllt zu haben. Mit der Abrechnung des Restbetrages aus der Herstellung und dem Versand der Nachrufe war die Vollstreckung des Testaments abgeschlossen, und Oebel richtete seinen besonderen Dank „auch im Namen der Erben Pohlhaus“ an Constantin Nörrenberg, den er persönlich nie kennen gelernt hatte[79].

Unmittelbar nach dem Ableben Adolf Keyssers schreibt die letzte Wirtschafterin Maria Pütz erschüttert, dass der Verstorbene um sie und Gerhard Pohlhaus wie ein Vater besorgt gewesen sei, dass sie unendlich viel verloren habe und das Geschehene noch gar nicht begreifen könne[80]. Josef Oebel, der Keysser nach eigener Aussage in seiner Kölner Zeit viel zu verdanken hatte, charakterisiert seinen ehemaligen Direktor mit den Worten: „Adolf Keysser war ein gütiger Vorgesetzter von tiefstem Verständnis für die Nöte seiner Untergebenen, ein leuchtendes Vorbild in punto Pflichterfüllung“[81]. Constantin Nörrenberg, ehemaliger Direktor der Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf, dann Ruheständler in München und Adolf Keysser bis zuletzt freundschaftlich-kollegial verbunden, vertrauter Korrespondenzpartner in dessen vielleicht schönsten Lebensjahren als Pensionär in Hiddesen, resümiert in seinem großartigen Nachruf voller Wärme: „Im Beruf einer unserer Besten, als Mensch unkompliziert, aufrichtig, treu und vertrauend, lauter und gütig, selbstlos und bescheiden, gastfrei und guter Kamerad, von weicher Art, kein Kämpfer, vielleicht einmal aus Schwäche fehlend, nie aus Härte, trotz allem Schweren (auch im Gemüt) eine sonnige Natur: so dauert sein Bild in uns fort als lieber Besitz“. Wem von uns, möchte man sich angesichts dieser heute eher ungewöhnlichen Worte unter Kollegen fragen, wird wohl eines Tages solch schönes Lob zuteil?

Anmerkungen

[1] Führer und Beschreibung der Residenzstadt Detmold und ihrer Umgebung. Detmold 1902, ähnlich in: Sommerfrische und Luftkurort Detmold. Haupt- und Residenzstadt des Fürstentums Lippe. Bevorzugter Niederlassungsort für inaktive Offiziere, pensionierte Beamte, Rentner, Geistliche, Lehrer, Industrielle. Detmold, um 1908 (2. Aufl. um 1910), S. 8.

[2] Rudolf Jung: Adolf Keysser, Direktor der Stadtbibliothek Köln 1880-1915: Eine Annäherung über seine Publikationen. In: Gernot Gabel (Hrsg.): De officio bibliothecarii. Beiträge zur Bibliothekspraxis. Hans Limburg zum 65. Geburtstag gewidmet. Köln 1998, S. 232-260, und Detlev Hellfaier: Aus der Frühzeit der regionalbibliographischen Theorie: die Vorstellungen Adolf Keyssers von einer Rheinischen Bibliographie. In: Ludger Syré, Heidrun Wiesenmüller (Hrsg.): Die Regionalbibliographie im digitalen Zeitalter. Deutschland und seine Nachbarländer. Frankfurt/Main 2006 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderband; 90), S. 15-31. – Zur Biographie Adolf Keyssers vgl. vor allem Constantin Nörrenberg: Adolf Keysser. Ein Nachruf. Leipzig 1933 [erweiterter Sonderabdruck aus dem Zentralblatt für Bibliothekswesen 50 (1933), S. 322-325]; die wesentlichen Personal- und Amtsdaten verzeichnen Alexandra Habermann (Bearb.): Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare 1925-1980. Frankfurt/Main 1985 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderhefte; 42), S. 156-158, und Wolfgang Brüske: Adolf Keysser. In: Severin Corsten (Hrsg.): Lexikon des gesamten Buchwesens. Bd. 4,2. 2. Aufl. Stuttgart 1995, S. 205-206.

[3] Adolf Keysser: Jugendtage eines Kleinstädters. Allerlei aus dem alten Rinteln an der Weser. Ein Heimatbuch. Rinteln 1927.

[4] Vgl. Gerhard Schormann: Academia Ernestina. Die Schaumburgische Universität zu Rinteln an der Weser 1618/21-1810. Marburg 1982, S. 92-95.

[5] Adolf Keysser: Jugendtage (wie Anm. 3), S. 33; Otto Hartwig: Aus dem Leben eines deutschen Bibliothekars. Erinnerungen und biographische Aufsätze. Marburg 1906, S. 31-34; zu Otto Hartwig siehe auch: Karl Bader: Lexikon deutscher Bibliothekare im Haupt- und Nebenamt bei Fürsten, Staaten und Städten. Leipzig 1925 (Zentralblatt für Bibliothekswesen, Beiheft; 55), S. 96; F. Juntke: Otto Hartwig. In: Severin Corsten (Hrsg.): Lexikon (wie Anm. 2), Bd. 3. 2. Aufl. Stuttgart 1991, S. 387.

[6] Als Seconde-Leutnant dort nachgewiesen in: Rang- und Quartier-Liste der Königlich Preußischen Armee und Marine für das Jahr 1870/71, Berlin 1870, S. 215, dass. für das Jahr 1872, Berlin 1871, S. 198.

[7] Adolf Keysser: Frieden im Kriege. Erinnerungen eines vormaligen preußischen Linienofficiers aus dem Feldzuge 1870/71. Köln 1893; ein Exemplar des heute recht seltenen kleinen Werkes befindet sich in der ULB Düsseldorf, Signatur: ADG 694, und trägt auf dem Umschlag die handschriftliche Widmung des Verfassers an seinen Kollegen Constantin Nörrenberg, den späteren Direktor der Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf.

[8] Rang- und Quartierliste der Königlich Preußischen Armee und Marine für das Jahr 1873, Berlin 1872, S. 177: S[econde]-L[eutnant] Keysser d[er] Absch[ied] erth[eilt].

[9] Vgl. dazu M. v. Schmettow: Der Verband Rheinischer (Westfälischer) Bibliotheken. In: Verband der Bibliotheken Nordrhein-Westfalens. Mitteilungsblatt, N.F. 16 (1966), S. 238-247.

[10] Adolf Keysser: Die Standortskataloge der Kölner Stadtbibliothek. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 33 (1916), S. 172-182.

[11] Adolf Keysser: Jugendtage (wie Anm. 3), S. 77.

[12] Ein Freund des Lipperlandes [Zeitungsbericht zum 80. Geburtstag von Prof. Dr. Adolf Keysser]. In: Lippische Landeszeitung 164 (1930), Nr. 113 vom 15.5.

[13] Über ihn vgl. Max Staercke: Wilhelm Pape-Dudenhausen (1819-1899). Ein lippischer Jäger. In: Menschen vom lippischen Boden. Detmold 1936, S. 341-342.

[14] Adolf Keysser: Der alte Pape. Bilder aus dem Leben eines Lippischen Weidmannes. 2. Aufl. Neudamm 1924, S. 4-5. – Deutsches Geschlechterbuch, Bd. 72, 1931, S. 227.

[15] Adolf Keysser: Der „alte Pape“ (Charakterköpfe aus Deutschlands Wäldern V). In: Das Waidwerk in Wort und Bild 5 (1895), Nr. 4 vom 15.11., S. 51-55; ders.: Vom „alten Pape“. In: Lippische Landeszeitung 133 (1900), Nr. 71b vom 24.3.

[16] Der Nachlass Constantin Nörrenbergs ist im Universitätsarchiv in der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf (künftig zit.: ULB Düsseldorf) vorbildlich erschlossen, Fabian Rijkers (Bearb.): Bestand 7/25 Nachlass Dr. Constantin Nörrenberg. Düsseldorf 2003 (Findbücher des Universitätsarchivs Düsseldorf; 16) . Den Kolleginnen und Kollegen der ULB Düsseldorf habe ich für ihre Hilfsbereitschaft bei gelegentlichen Aufenthalten herzlich zu danken. – Zu Nörrenberg siehe Matthias von Schmettow: Constantin Nörrenberg. In: 200 Jahre Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf. Düsseldorf 1970 (Veröffentlichungen der Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf; 6), S. 29-52; Alexandra Habermann (Hrsg.): Lexikon (wie Anm. 2), S. 233-235; sein Wirken in Düsseldorf ist erschöpfend aufgearbeitet bei Julia Hiller von Gaertringen: Stadt und Bibliothek. Die Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf in den Jahren 1904 bis 1970. Düsseldorf 1997, S. 17-103.

[17] Adressbuch der Fürstlichen Residenzstadt Detmold 1918. Vorw.: Max Staercke, Detmold 1918, S. 239. – Hiddesen hatte 1910: 1.716, 1919: 1.910, 1925: 1.970 und 1933: 2.435 Einwohner, Heinrich August Sievert: Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik. Hiddesen 1950, S. 50.

[18] Er selbst beschreibt seine neue Bleibe als „altes Bauernhaus mit einem Doppelposten in Gestalt zweier herrlicher Buchen“, Keysser an Nörrenberg, 22.10.1919, ULB Düsseldorf, Bst. 7/25, Nr. 273, unpag.

[19] Adressbuch (wie Anm. 17), S. 242. – Zu Ernst Rötteken vgl. Vera Scheef, Imke Tappe-Pollmann: Ernst Rötteken 1882-1945. Leben und Werk des lippischen Künstlers. Sonderausstellung im Lippischen Landesmuseum Detmold vom 19.3.-14.5.1995. Detmold 1995, hier bes. S. 15-17. – Das Ölgemälde „Haus Zwei Buchen“, 1913, ist abgebildet in: Ernst Rötteken 1882-1945. Lippischer Kalender 1982. Hrsg. von der Sparkasse Detmold. Detmold 1981, Bl. 9 (August 1982); mindestens ein weiteres Ölgemälde mit dem gleichen Motiv befindet sich noch heute im Besitz der Familie, freundl. Hinweis von Herrn Wilfried Mellies, Detmold.

[20] Keysser an Nörrenberg, 8.11.1924, ULB Düsseldorf, Bst. 7/25, Nr. 273, unpag. – Keysser sandte am 23.10.1927 (Datum des Poststempels) an Nörrenberg in Düsseldorf eine Ansichtskarte, die das „Haus Zweibuchen“ um 1925 zeigt, ULB Düsseldorf, ebenda; die Postkarte ist abgebildet bei Wilfried Mellies: Hiddesen. Bilder erzählen aus vergangenen Tagen. [Bd.1.] Horb am Neckar 1989, S. 59; während die Buchen in den 1930er Jahren gefällt wurden, steht das Haus – jüngst renoviert – heute noch; vgl. auch Wilfried Mellies: Historische Straßenbezeichnungen. In: Dorfchronik Hiddesen, Detmold 2006, S. 87.

[21] Diese Informationen rühren aus dem Adressbuch der Stadt Köln von 1913, das mein Kollege Dr. Ferdinand Beßelmann, Köln, dankenswerter Weise eingesehen hat; in der Belvederestraße 147 wohnte Keysser von 1902 bis 1915, siehe Rudolf Jung: Adolf Keysser (wie Anm. 2), S. 234 Anm. 11.

[22] Adressbuch (wie Anm. 12), S. 241.

[23] Keysser an Nörrenberg, 12.10.1929; dass., undat., Eingangsvermerk des Empfängers: 24.3.1932, ULB Düsseldorf, Bst. 7/25, Nr. 273, unpag.

[24] Keysser an Nörrenberg, 12.10.1929, ebenda.

[25] Keysser an Nörrenberg, 23.11.1927 (Poststempel) und 12.1.1930, ebenda.

[26] Keysser an Nörrenberg, Karfreitag 1929, beim Empfänger eingegangen am 1.4., ebenda.

[27] Keysser an Nörrenberg, 28.1.1928, ebenda.

[28] Keysser an Nörrenberg, 12.10.1929, ebenda.

[29] Keysser an Nörrenberg, 19.2.1930, ebenda.

[30] Keysser an Nörrenberg, 19.2.1930, ebenda.

[31] Keysser an Nörrenberg, 10.8.1929, ebenda.

[32] Keysser an Nörrenberg, 12.10.1929, 7.8.1930 und 2.5.1932, ebenda.

[33] Keysser an Nörrenberg, 7.8.1930, ebenda; das Werk von Jung wurde damals tatsächlich in der 2. Auflage, Berlin 1930, von der Lippischen Landesbibliothek erworben und befindet sich unter der Signatur St 1756 im Bibliotheksbestand.

[34] Keysser an Nörrenberg, 2.5.1930, ebenda.

[35] Zu Teudt vgl. Uta Halle: „Die Externsteine sind bis auf weiteres germanisch!“ Prähistorische Archäologie im Dritten Reich. Bielefeld 2003 (Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe; 68), S. 69-78 und passim; Harald Lönnecker: Zwischen Esoterik und Wissenschaft – die Kreise des „völkischen Germanenkundlers“ Wilhelm Teudt. In: Einst und jetzt. Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung 49 (2004), S. 265-294; Iris Schäferjohann-Bursian: Wilhelm Teudt im Detmold der 1920er Jahre – seine Suche nach Orientierung. In: Hermann Niebuhr, Andreas Ruppert (Bearb.): Krieg – Revolution – Republik. Detmold 1914-1933. Detmold 2007 (Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe; 78), S. 415-458; Uta Halle: Auf der Suche nach den Germanen. Germanenforschung im Teutoburger Wald in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 77 (2008), S. 105-127, hier S. 123-126.

[36] Keysser an Nörrenberg, 7.8.1930, ULB Düsseldorf, Bst. 7/25, Nr. 273, unpag.: „Hindenburg der Treffliche, hat eine sehr schwierige Position. Und er wird trotzdem uns halten bis zum letzten Atemzuge, unser getreuer Eckart!“

[37] Keysser an Nörrenberg, 12.10.1929, ULB Düsseldorf, Bst. 7/25, Nr. 273, unpag.

[38] Keysser an Nörrenberg, 7.8.1930, ebenda.

[39] Keysser an Nörrenberg, undat., Eingangsvermerk des Empfängers: 24.3.1932, ebenda.

[40] Adolf Keysser, Jugendtage (wie Anm. 3), S. 50.

[41] Zu Anemüller vgl. Alexandra Habermann (Hrsg.): Lexikon (wie Anm. 2), S. 5-6; Ernst Anemüller (1859-1943) unterrichtete seit 1884 als Lehrer am Detmolder Gymnasium Leopoldinum und leitete seit 1891 die Fürstliche Bibliothek im Nebenamt, 1918 schied er aus dem Schuldienst aus und übernahm die hauptamtliche Leitung der Landesbibliothek.

[42] Keysser an Nörrenberg, 22.10.1919, ULB Düsseldorf, Bst. 7/25, Nr. 273, unpag.

[43] Das Jubiläum des Rintelner Gymnasium fiel eigentlich in das Jahr 1917, wurde aber aufgrund des Krieges in das Jahr 1921 verschoben, vgl. Festschrift zur Feier des hundertjährigen Bestehens des Gymnasiums zu Rinteln am 1., 2. und 3. September 1921. Rinteln 1921, S. 20, ist Adolf Keysser unter den Abiturienten des Jahrgangs 1868 aufgeführt.

[44] Keysser an Nörrenberg, 8.11.1924, ebenda. – Personal- und Amtsdaten zu Klemens Löffler (1881-1933) verzeichnet Alexandra Habermann (Bearb.): Lexikon (wie Anm. 2), S. 200; siehe ferner Severin Corsten: Die ersten Jahre unter Clemens Löffler. In: Gert Kaiser (Hrsg.): Bücher für die Wissenschaft. Bibliotheken zwischen Tradition und Fortschritt; Festschrift für Günter Gattermann. München 1994, S. 159-177.

[45] Die Wwe. Neubner wohnte 1928 in Köln, Bülowstraße 42. Diesen Hinweis und die Ergänzung der Vornamen verdanke ich meinem Kollegen Dr. Ferdinand Beßelmann, Köln.

[46] Keysser an Nörrenberg, 10./12.8.1929, ULB Düsseldorf, Bst. 7/25, Nr. 273, unpag.; zur Illustration seines Berichtes hatte Keysser das Programm des 5. Heimatfestes in Schwalenberg beigelegt. Das Volksspiel nach einer Dichtung des aus Lippe stammenden Cuxhavener Schuldirektors Karl Lohmeyer erfreute sich in der Tat seit seiner Erstaufführung 1906 großer Beliebtheit, Text siehe Karl Lohmeyer: Grafenhuld und Bürgertreue. Vaterländisches Volksspiel für die Heimatfeste in Schwalenberg, Detmold 1908; Neubearbeitungen erschienen 1912, 1924 und 1929.

[47] Keysser an Nörrenberg, 28.3.1932, ULB Düsseldorf, Bst. 7/25, Nr. 237, unpag.

[48] Adolf Keysser: Die Lippische Landesbibliothek. In: Lippische Landeszeitung 156 (1922), Nr. 18 vom 21.1. – Zu dem verheerenden Brand im November 1921, dem nicht nur große Teile des Gebäudes, sondern auch rund 30.000 Bände, darunter wertvolle Bestände, zum Opfer fielen und der nicht nur die bibliothekarische Fachwelt deutschlandweit aufhorchen ließ, vgl. Ernst Anemüller: Der Brand der Lippischen Landesbibliothek in Detmold. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 39 (1922), S. 25-29, und Detlev Hellfaier: „… in Lippe, in Detmold, im Land ohne Licht“. Der Großbrand der Lippischen Landesbibliothek am 22. November 1921. In: Heimatland Lippe 98 (2005), S. 182-185.

[49] Zur Geschichte des Bibliotheksgebäudes vgl. Detlev Hellfaier: Gewölbe, Schule, Prinzenpalais. Vom weiten Weg der Lippischen Landesbibliothek ins eigene Haus. In: Detlev Hellfaier (Hrsg.): Die Lippische Landesbibliothek. Bau, Sammlungen, Partner, Detmold 1993 (Nachrichten aus der Lippischen Landesbibliothek Detmold; 20), S. 15-39; ders.: Detmold, Lippische Landesbibliothek. In: Detlev Hellfaier (Hrsg.): Landesbibliotheksbau in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Neubauten, Erweiterungen und Umnutzungen zwischen 1975 und 2002. Frankfurt/Main 2003 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderband; 85), S. 173-186; ders.: Großbürgerliche Wohnkultur, Prinzenpalais, Landesbibliothek – zur Geschichte des „Hauses Ebert“. In: Bernhard Ebert: Der Lebensweg von Johann Wilhelm Ebert und Mathilde Ebert, geb. Rost. Hrsg. von Michael Vogtmeier. Rosdorf bei Göttingen 2008, S. 54-68.

[50] Ein Freund des Lipperlandes [Zeitungsbericht zum 80. Geburtstag von Prof. Dr. Adolf Keysser]. In: Lippische Landeszeitung 164 (1930), Nr. 113 vom 15.5.

[51] Keysser an Nörrenberg, 3.6.1930, ULB Düsseldorf, Bst. 7/25, Nr. 273, unpag.

[52] Nach dem Verzeichnis der „Adressen für die Versendung des von Dr. Nörrenberg verfassten Nachrufs“, ULB Düsseldorf, Bst. 7/25, Nr. 271, unpag.

[53] Keysser an Nörrenberg, 27.5.1932, ULB Düsseldorf, Bst. 7/25, Nr. 273, unpag.

[54] Nörrenberg an Keysser, 31.5.1932 (Entwurf), ebenda.

[55] Maria Pütz an Nörrenberg, 5.7.1932, ULB Düsseldorf, Bst. 7/25, Nr. 271, unpag.

[56] Telegramm der Deutschen Reichspost, aufgenommen in Detmold, 5.6.[1932], 10.08 Uhr, gerichtet an Bibliotheksdirektor Nörrenberg, Moehlstrasse 9, München, eingegangen im Amt München 5.6.[1932], 11 Uhr, Text: Prof Adolf Keysser soeben verstorben, stille Feuerbestattung [in] Hannover = Maria Puetz, Wirtschafterin, ULB Düsseldorf, Bst. 7/25, Nr. 271, unpag.

[57] Lippische Landeszeitung 166 (1932), Nr. 131 vom 7.6.

[58] Oebel an Nörrenberg, 9.6.1932, ULB Düsseldorf, Bst. 7/25, Nr. 271, unpag.

[59] Oebel an Nörrenberg, 8.7.1932, ebenda. – Das Stadtarchiv Hannover bestätigte diesen Vorgang nach den Unterlagen der Friedhofsverwaltung mit freundl. Schreiben vom 9.9.2008.

[60] Oebel an Nörrenberg, 19.11.1933, ebenda.

[61] Oebel an Nörrenberg, 19.6.1932, ebenda.

[62] Keysser an Nörrenberg, 8.11.1924 und 20.2.1928, ULB Düsseldorf, Bst. 7/25, Nr. 273, unpag.

[63] Keysser an Nörrenberg, Karfreitag 1929, beim Empfänger eingegangen am 1.4., ebenda.

[64] Josef Gotzen war von 1904 bis 1935 in der Stadtbibliothek (seit 1920: Universitäts- und Stadtbibliothek) tätig, vgl. Alexandra Habermann (Bearb.): Lexikon (wie Anm. 2), S. 98.

[65] Seine Personal- und Amtsdaten ebenda, S. 242.

[66] Paalzow an Nörrenberg, 14.6.1932; Oebel an Nörrenberg, 19.6.1932, ULB Düsseldorf, Bst. 7/25, Nr. 271, unpag.

[67] Keysser an Nörrenberg, 10.8.1929 und 27.5.1932, ULB Düsseldorf, Bst. 7/25, Nr. 273, unpag.

[68] Zentralblatt für Bibliothekswesen 50 (1933), S. 322-325, siehe oben Anm. 2.

[69] Keysser an Nörrenberg, 27.5.1932, ULB Düsseldorf, Bst. 7/25, Nr. 273, unpag.

[70] Keysser an Nörrenberg, Karfreitag 1929, beim Empfänger eingegangen am 1.4., ebenda.

[71] Oebel an Nörrenberg, 31.8.1932, ULB Düsseldorf, Bst. 7/25, Nr. 271, unpag.

[72] Beglaubigter Testamentsauszug (Durchschrift) des AG I Detmold, Az. V 77/32, vom 30.6.1932, ULB Düsseldorf, Bst. 7/25, Nr. 271, unpag.; Oebel kannte den Inhalt des Testaments vermutlich durch eine Kopie in den nachgelassenen Papieren Keyssers und hatte Nörrenberg bereits zuvor von dem ihn betreffenden Passus schriftlich in Kenntnis gesetzt, Oebel an Nörrenberg, 13.6.1932, ebenda.

[73] Oebel an Nörrenberg, 23.6.1933 und 2.7.1933, ebenda.

[74] Oebel an Nörrenberg, 8.7.1932, ebenda.

[75] Oebel an Nörrenberg, 23.8.1933, ebenda.

[76] Christoph Conrad: Zwischen Krankenhaus und Pflegeheim. Anstaltsfürsorge für ältere Menschen am Beispiel Köln, 1900-1933. In: Jürgen Reulecke, Adelheid zu Castell Rüdenhausen (Hrsg.): Stadt und Gesundheit. Zum Wandel von „Volksgesundheit“ und kommunaler Gesundheitspolitik im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Stuttgart 1991 (Nassauer Gespräche der Freiherr-vom-Stein-Gesellschaft; 3), S. 187-202, hier S. 196-199.

[77] Oebel an Nörrenberg, 6.10.1933 (auf der Postkarte versehentlich 1932), ULB Düsseldorf, Bst. 7/25, Nr. 271, unpag.

[78] Eine umfassende Darstellung zur Geschichte der Riehler Heimstätten, die auch die Zeit des Dritten Reiches umfasst, ist bisher Desiderat; einige Hinweise finden sich bei Nicola Wenge: Kölner Kliniken in der NS-Zeit. Zur tödlichen Dynamik im lokalen Gesundheitswesen 1933-1945, [um 2005, elektronische Ressource] ; vgl. zu dieser Thematik auch die bedrückende Dokumentation von Gabi Schmitt und Heike Zbick: „… zu keiner Arbeit zu brauchen. Verlegt in eine andere Anstalt“. ‚Euthanasie’ in Köln am Beispiel der Ehrengräber des Kölner Westfriedhofs, Köln 1995.

[79] Oebel an Nörrenberg, 3.12.1933, ULB Düsseldorf, Bst. 7/25, Nr. 271, unpag.

[80] Maria Pütz an Nörrenberg, 5.7.1932, ebenda.

[81] Oebel an Nörrenberg, 19.6.1932, ebenda.