Detmold: Lippische Landesbibliothek

von Georg Leyh (?)

Druckfassung in: Die deutschen wissenschaftlichen Bibliotheken nach dem Krieg. Tübingen: Mohr, 1947, S. 64-65.

1. Das Gebäude

Haupt- und Nebengebäude haben wahrend des Krieges keinerlei Schaden erlitten.

2. Evakuierung und Rückführung der Bestände

Bei zunehmender Luftgefahr sind zunächst die wertvollsten Bestände der Landesbibliothek — die über 90 000 Bände, 89 Wiegendrucke und 226 Handschriften besaß — aus den Magazinen und sonstigen, über der Erde gelegenen Räumen in den eigenen Kellern untergebracht worden, da sich außerhalb Detmolds auf lippischem Gebiet keine geeigneten Räume zur Sicherstellung hatten finden lassen. Später ist von Berlin ein mitteldeutsches Salzbergwerk zur Auslagerung nachgewiesen worden, und zwar die Gewerkschaft Braunschweig-Lüneburg in Grasleben bei Helmstedt.

Es sind darauf evakuiert worden:

  1. Das Grabbe-Archiv Alfred Bergmann.
  2. Das Lortzing-Archiv Georg Richard Kruse.
  3. Wesentliche Bestände der Musikabteilung.
  4. Die Lippiaca.
  5. Die Inkunabeln und andere alte Drucke.
  6. Die Handschriftenabteilung.
  7. Die Zeitgeschichtliche Sammlung.
  8. Die wertvollsten und unersetzlichen Werke, insbesondere aus den oberen Stockwerken der Bibliothek, u. a. fast die ganze Abteilung „Rechtswissenschaft“, ferner Zeitschriften-Reihen, die Monumenta Germ. Hist. u. dgl. mehr.

Die ausgelagerten Gegenstände sind in rund 400 eigens angefertigten Kisten und über 3000 Wellpapp-Paketen verpackt gewesen und mit vier dreiteiligen Lastzügen nach dem Bestimmungsort gebracht worden. Die vier Transporte haben stattgefunden: am 4. Mai, am 27. Juli, am 21. August und am 13./14. Oktober 1944.

Die Rückführung der sichergestellten Gegenstände ist ebenfalls mit Lastzügen erfolgt. Diese Transporte haben stattgefunden am 5./6., am 10./11., am 12./13. und am 14./15. September 1945.

3. Verluste

Die Verluste sind erfreulich gering. Etwa 400 ausgeliehene Bände sind während des Krieges und als Folgen des Zusammenbruchs nicht zurückgegeben worden. Die Verluste im Bergwerk durch Erbrechen von Kisten nach dem Zusammenbruch sind im einzelnen empfindlich (z. B. Zeitungsrnaterial, Aquarelle und Stiche des Grabbe-Archivs), im übrigen jedoch zahlenmäßig nicht bedeutend.

4. Die Kataloge

Die Kataloge sind unversehrt geblieben.

5. Wiedereröffnung des Betriebes

Die Eröffnung der Ausleihe begann für Wissenschaftliche Benutzer nach Kriegsende am 14. Januar 1946, für Unterhaltung und Allgemeinbildung (Volksbüchereiabteilung) am 20. Februar 1946. Ergebnis der Ausleihe eines Vierteljahres, d. h. vom 15. Januar bis 15. April: insgesamt 6752 Bände, nämlich 5406 wissenschaftliche Werke, 1346 Werke der Unterhaltung und allgemeinen Bildung.

Vom 14. Januar bis 15. April wurden insgesamt 1150 Benutzer gezählt, davon 871 Wissenschaftliche Benutzer und 244 Benutzer der Volksbüchereiabteilung. Hiebei ist zu beachten, daß der volle Aus- leihebetrieb erst am 20. Februar einsetzte.

Zahlen vom 1. April 1946 bis 13. Februar 1947: 2138 Leser mit 28 487 ausgeliehenen Bänden.