Die Texte stammen von Michael Dahl.
1. Die Geburtsstunde: 7.2.1767
Ein durchschlagender kommerzieller Erfolg sind die jeweils samstags in der Meyerschen Hofbuchdruckerei in Lemgo erscheinenden „Lippischen Intelligenzblätter“ zunächst nicht. Die Auflage, zudem staatlich subventioniert, dümpelt über Jahrzehnte bei weniger als 100 Exemplaren vor sich hin – und das bei immerhin 60.000 Einwohnern.
Andererseits haben die Grafen und späteren Fürsten zur Lippe erstmalig ein
Instrument an der Hand, mit dem sie Informationspolitik betreiben können. Was früher von der Kanzel verkündet wurde, ist jetzt schwarz auf weiß nachlesbar und damit dokumentiert. Und die Bevölkerung kann außerdem „Einsicht nehmen“ (lat.: intellegere) in die Angebote der Kaufleute und Handwerker.
Das kurbelt, wenn auch zunächst in bescheidenem Maße, die heimische Wirtschaft an. Dazu gab’s – wir befinden uns im Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus – Volksbildung im Sinne der Obrigkeit. (MD)
2. Pauline regiert: 22.5.1802
Herrschaftswechsel waren früher eine relativ unspektakuläre Sache. Als Pauline Fürstin zur Lippe im Mai 1802 für ihren noch unmündigen Sohn, den späteren Fürsten Leopold II., die Regentschaft übernimmt, gibt es dazu lediglich eine relativ knappe Mitteilung des Hofes in den „Intelligenzblättern“.
Allerdings kann zu diesem Zeitpunkt auch noch niemand ahnen, in welcher Weise die gebürtige Prinzessin von Anhalt-Bernburg weit über ihr Herrschaftsgebiet hinaus Geschichte schreiben würde. Nicht nur bewahrt sie die Unabhängigkeit Lippes in den Napoleonischen Kriegen, in ihre Amtszeit fällt zudem die Aufhebung der Leibeigenschaft der Bauern (1809).
An ihr soziales Engagement erinnert in Detmold noch heute die Fürstin-Pauline- Stiftung, die mehrere Einrichtungen in den Bereichen der Kinder-, Jugend- und Altenhilfe betreibt. (MD)
3. Keine Debatten: 15.4.1848
Als Fürstin-Pauline-Sohn Leopold II. am 8. März 1848 auf Empfehlung des Bundestages auch in Lippe die Pressefreiheit gewährt, kommt Bewegung in die heimische Zeitungslandschaft. Am 25. März feiert auf der linken Seite des politischen Spektrums „Die Wage“ mit dem Untertitel „Zeitschrift zur Besprechung der Angelegenheiten des Volkes“ Premiere. Das von der Lemgoer Druckerei F. L. Wagener herausgegebene Blatt ist damit die erste Zeitung, die die neuen Freiheiten konsequent nutzt – und das zwei Mal in der Woche.
Die Reaktion lässt nicht lange auf sich warten: Am 28. September kommt in Detmold das „Lippische Volksblatt“ auf den Markt und zieht gleich in der ersten Nummer gegen die „elenden Umtriebe der Democraten“ zu Felde. Im „Fürstlich-lippischen Regierungs- und Anzeigeblatt“ werden keine Diskussionen geführt, lediglich Bekanntmachungen veröffentlicht. Ein Beispiel ist diese „Verordnung, die Wahl eines Vertreters bei der constituierenden Deutschen Versammlung in Frankfurt a. M. betreffend“. Für Lippe fährt schließlich der Detmolder Gymnasialdirektor Heinrich Schierenberg an den Main. (MD)
4. „Germania ist frei“: 17.8.1875
Mit einem martialischen Gedicht („Germania ist frei, todt Rom’s Kohorten“) eines gewissen Leopold Böhmer macht der LZ-Vorläufer „Regierungs- und Anzeigeblatt“ seine Berichterstattung über die Einweihung des Hermannsdenkmals auf. Auf der nächsten Seite folgt nicht etwa sogleich ein Bericht über dieses Ereignis, zu dem ja immerhin der Kaiser nach Detmold gekommen war – nein, Ordnung muss sein, zunächst geht es im „Amtlichen Teil“ um einige Konkursverfahren. Danach allerdings erfährt der geneigte Leser in einem ellenlangen Elaborat alles über die Festveranstaltung und das vorangegangene Wochenende.
An dem eigentlichen Einweihungstag, Montag, dem 16. August, war das Blatt nicht erschienen. Dieses Beispiel zeigt, dass es auf diese Weise nicht weitergehen konnte, wollte man zu einer „richtigen“ Tageszeitung werden. Erst gut drei Jahre später ist es dann soweit. (MD)
5. Die LZ erscheint: 2.1.1878
Einen „Blick auf die allgemeine Weltlage“ bildet den Aufmacher der ersten Ausgabe der „Lippischen Landes-Zeitung“, nachdem in einer vorangegangenen Probenummer „Die innere Lage Deutschlands“ beschrieben worden war. Die Zeitung wird inzwischen in der Klingenbergschen Druckerei in der Detmolder Leopoldstraße gedruckt.
Zuvor war die Trennung von Zeitung und Regierung vollzogen worden, indem man den „Amtlichen Teil“ mit den offiziellen Bekanntmachungen ausgegliedert hatte. In der Folgezeit wird das Blatt behutsam modernisiert. Zu den Innovationen zählen ein täglich erscheinender Wetterbericht, die Schaffung der Rubriken „Forstwirtschaft und Jagd“, „Haus- und Landwirtschaft“ und „Zieglerecke“ sowie der Aufbau einer ausführlichen Gerichtsberichterstattung. Der Roman wird, wie lange Zeit üblich, „unter dem Strich“ platziert und gewinnt als Werbeargument an Bedeutung. (MD)
6. Noch ein Gedicht: 26.9.1888
Gut 13 Jahre nach der Einweihung des Hermannsdenkmals ist wieder ein deutscher Kaiser in Detmold. Der frisch inthronisierte Wilhelm II., erst wenige Wochen im Amt, besucht während seines mehrtägigen Aufenthalts in der Residenzstadt natürlich auch die Arminius-Statue, die einst in Anwesenheit seines Großvaters eingeweiht worden war. Die „Lippische Landes-Zeitung“ stellt die Kontinuität dieser Visite auf eine ganz besondere Art her: Leopold Böhmer darf wieder ran und schreibt erneut ein Jubel-Gedicht, diesmal auf den jungen Herrscher („Des Volkes Liebe zu den großen Ahnen / hast Du ererbt mit ihrem edlen Blut“). In den darauffolgenden Jahren des Thronfolgestreits sollte die Begeisterung vieler Lipperinnen und Lipper für den Kaiser deutlich abnehmen. (MD)
7. Ein Freudentag: 26.10.1905
Die Entscheidung des Reichsgerichts, „daß die ganze Biesterfelder Familie successionsfähig“ ist, erfüllt die Macher der „Lippischen Landes-Zeitung“ mit besonderer Genugtuung. Der damit unter den lippischen Erbfolgestreit gezogene Schlussstrich ist auch für den einerzeitigen Verleger Dr. Adolf Neumann-Hofer und seinen Mitstreiter Max Staercke ein persönlicher Erfolg. Beide hatten sich, wie schon ihr Vorvorgänger Max Quentin, stets vehement für die Ansprüche dieser Adelslinie stark gemacht. Kein Wunder, dass dieses Ereignis mit einer Zeichnung auf dem Titelblatt gewürdigt wird, die Fürst Leopold IV. mit seiner ersten Frau Prinzessin Bertha darstellt. Die guten Kontakte zwischen der LZ und dem Fürstenhaus reißen auch in der Folgezeit niemals ab. Bis heute herrschen wertschätzender Umgang und gegenseitiger Respekt. (MD)
8. Erster Weltkrieg: 31.7.1914
Mit einer ganzen Reihe an Bekanntmachungen durch den „Kommandierenden General des VII. Armeekorps“ eröffnet die „Lippische Landes-Zeitung“ ihre Berichterstattung über den Ersten Weltkrieg. „Die Zeitungsnachrichten sind zum Interesse des Landes, um bei der Bevölkerung so viel wie möglich den Aufruhr zu vermeiden, sehr beschränkt. Die Zeitung ist nur noch halb so groß wie sonst“, heißt es in einem zeitgenössischen Tagebuch. Aber es lassen sich in der Zeitung neben anfänglicher Kriegsbegeisterung auch immer wieder Zeichen für eine weitgreifende Verunsicherung der Bevölkerung finden. (MD)
9. Leopold IV. dankt ab: 13.11.1918
Manchmal kommen historische Großereignisse sehr bescheiden daher: In den turbulenten Novembertagen des Jahres 1918 ist die Abdankung des letzten lippischen Fürsten Leopold IV. der LZ gerade mal eine Meldung auf Seite 2 der Zeitung wert – und das noch nicht einmal ganz oben. Dabei hatten die Entscheider bei der LZ – Verleger Dr. Adolf Neumann-Hofer und seine rechte Hand Max Staercke – bis zuletzt engen Kontakt zum Adelshaus gehalten und dabei sogar einer Art parlamentarischer Monarchie das Wort geredet.
Da jedoch die Sozialdemokraten im Detmolder Volks- und Soldatenrat auf der Abdankung des Fürsten bestehen, sind derartige Bemühungen von vornherein aussichtslos. Große Teile des ehemals fürstlichen Besitzes gehen auf das neue Land Lippe über. Heute werden sie vom Landesverband Lippe verwaltet. (MD)
10. Auf lippischen Dörfern: 30.12.1932
Manchmal wird eine Schlagzeile zum geflügelten Wort. Als LZ-Redakteur Wilhelm Schmiedeskamp „Hitler geht auf die Dörfer“ textet, hat er wohl selbst nicht geahnt, dass er damit in die lippische Geschichtsschreibung eingehen würde. Dass dieser kurze Text „nur“ auf Seite 2 erscheint, dürfte auch einen ganz speziellen journalistischen Grund haben. Der „Lippische Kurier“, seinerzeit das offizielle Kampfblatt der lippischen NSDAP, hatte bereits einen Tag zuvor über den geplanten Einsatz der gesamten NS-Prominenz im lippischen Landtagswahlkampf berichtet. Und wenn Journalisten irgendetwas Wichtiges „nachziehen“ müssen, tun sie das in der Regel mit wenig Begeisterung. Viele Nazis begreifen diese Titelei als Verspottung ihres Führers. Schmiedeskamp verlässt kurz darauf Lippe. (MD)
11. Das vorläufige Ende: 24.3.1936
Als die LZ zum letzten Male vor ihrem Aufgehen in der NS-„Staatszeitung“, dem Nachfolgeorgan des „Kuriers“, erscheint, ist sie journalistisch und wirtschaftlich nur noch ein Schatten früherer Tage.
Nach drei Jahren Nazi-Diktatur gibt es schon längst keine freie Presse mehr,
und der politische sowie wirtschaftliche Druck speziell auf die noch erscheinenden kleineren Zeitungen nimmt zu. Immerhin erhält LZ-Verleger Max Staercke, der sich schon zu Zeiten der Weimarer Republik auch finanziell übernommen hatte, für Druckerei, Verlag und Titelrecht noch 100.000 Reichsmark. Die SPD war bei Verbot des „Volksblattes“ drei Jahre zuvor vollkommen leer ausgegangen. (MD)
12. Der Wiederbeginn: 19.11.1949
Nach mehr als 13-jähriger Unterbrechung erscheint die LZ wieder in Detmold. Verleger ist inzwischen der aus Kleve zugewanderte Unternehmer Hermann Bösmann, der bereits 1945 die ehemalige Druckerei der „Staatszeitung“ gepachtet hatte.
Verschiedene Bemühungen vor allem von FDP-Seite, mit oder ohne Bösmann ein liberales Lizenzblatt frühzeitig wieder auf den Markt zu bringen, scheitern. Inzwischen gibt es mehrere von der britischen Besatzungsmacht lizenzierte Zeitungen in Lippe, die der LZ mehrere Jahre voraus sind: das SPD-Blatt „Freie Presse“ und die „Westfalen-Zeitung“, die später zu „Westfalen-Blatt“ umbenannt wird. Bösmann selbst druckt mehrere Jahre das kommunistische „Volks-Echo“, das jedoch schnell in der Versenkung verschwindet. (MD)
13. Das Wunder: 5.7.1954
Der Begriff „Wunder von Bern“ ist keine Erfindung von Nachgeborenen, er wird schon in diesem Aufmacherartikel am Tag nach dem Endspiel zur Fußball-Weltmeisterschaft 1954 verwendet. Mit leichter Verwunderung erfährt man zudem, dass die „Schlachtenbummler“ (sic!), die man heute Fans nennt, noch nicht einmal ein Jahrzehnt nach Kriegsende wieder „Deutschland, Deutschland, über alles“ skandiert haben.
Die Bedeutung dieses denkwürdigen Tages in einem Schweizer Fußballstadion liegt auch heute noch auf der Hand: Deutschland war nach der Teilnahme an den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki wieder voll in die internationale Sportgemeinschaft integriert. Zudem begann eine Fußball-Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält. Bei dem Foto handelt es sich um eine Montage. (MD)
14. Die Mauer: 14.8.1961
Kalter Krieg pur. Vielen älteren Menschen läuft noch heute ein regelrechter Schauer über den Rücken, wenn sie an die Augusttage des Jahres 1961 in Berlin denken. Was später als durchgehende Mauer von Nord nach Süd quer durch Deutschland enden sollte, beginnt mit der Abriegelung der Westsektoren der Stadt durch die Machthaber der „DDR“ – damals selbstverständlich auch in der LZ noch in Anführungsstrichen geschrieben. Panzer fahren auf beiden Seiten auf, größere Menschenansammlungen entstehen. Glücklicherweise bewahren alle Seiten die Nerven – wie auch 1989, als die Sperranlagen von einer auf die andere Stunde plötzlich wieder durchlässig werden. (MD)
15. Die Flut: 19.2.1962
Wohl keine andere Naturkatastrophe hat sich derart stark in das kollektive Bewusstsein der Deutschen eingegraben wie die verheerende Nordsee-Sturmflut mit insgesamt 340 Toten.
Besonders betroffen ist seinerzeit die Hansestadt Hamburg. Die Flut löst auch eine für damalige Verhältnisse beispiellose Spendenbereitschaft aus – und zwar nicht nur an der Küste, sondern in der gesamten Bundesrepublik. Immer mehr Haushalte, die über Fernsehgeräte verfügen, können die Geschehnisse hautnah verfolgen.
Gleichzeitig kennzeichnet dieses Naturereignis den Beginn des Aufstiegs des Hamburger Innensenators Helmut Schmidt, der sich damals als Krisenmanager einen Namen macht. (MD)
16. Die Kuba-Krise: 24.10.1962
Ein weiterer großer Aufreger in der gewiss nicht ereignisarmen Zeit zu Beginn der 60er-Jahre ist die Kuba-Krise. Als vieles auf eine möglicherweise mit Atomwaffen geführte Auseinandersetzung zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion hinzuweisen scheint, verfällt die Welt in Schockstarre. Hamsterkäufe werden auch in Deutschland getätigt, die Nervosität der Menschen ist unübersehbar, Kriegsfurcht macht sich breit. Letztlich geht alles glimpflich aus – das System der gegenseitigen Abschreckung funktioniert. Der Kalte Krieg wird bis zu den Umwälzungen der Weltordnung in den 90er-Jahren niemals heiß. (MD)
17. Mord an Kennedy: 23.11.1963
Der nächste Schock lässt nicht lange auf sich warten. Noch heute könnten die meisten Menschen, die seinerzeit schon gelebt haben, sagen, wo sie diese Nachricht vom Tod des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy vernommen haben. Es ist angesichts der damaligen Kommunikationswege im Übrigen schon eine bemerkenswerte journalistische Leistung, die Hauptnachricht noch aktuell im Blatt zu haben. Für ein Foto aus Dallas hat es dann in dieser Ausgabe nicht mehr gereicht, so dass auf ein Archivfoto zurückgegriffen werden muss. Die Auflage der LZ – im Titelkopf vermerkt – erweist sich in der Folgezeit als ausbaufähig. Bis Ende der 80er-Jahre wird sie nahezu verdoppelt. (MD)
18. Mann auf dem Mond: 21.7.1969
Auch schon bald wieder ein halbes Jahrhundert her, dieser „historische Augenblick in der Geschichte der Menschheit“. Sicherlich trägt dazu bei, dass die Mondlandung von den Amerikanern als weltweites Medienereignis inszeniert wird, den mehr als 500 Millionen Menschen an den Fernsehgeräten verfolgt haben sollen – und zwar in Europa mitten in der Nacht. Deshalb ist in diesem Artikel auch nur von der Mondlandung die Rede, nicht aber von dem legendären Ausflug des Astronauten Neil Armstrong auf die Mondoberfläche, der erst um 3.54 Uhr (MEZ) stattfindet. Deshalb fehlt auch der legendäre Spruch vom „kleinen Schritt für einen Menschen“ und dem „großen Schritt für die Menschheit“. (MD)
19. Das Attentat von München: 6.9.1972
Der Kalte Krieg ist nie heiß geworden, der Terrorismus, der Anfang der 70er Jahre einen ersten Höhepunkt erreicht, ist es bis heute geblieben. Besonders eindrücklich in Erinnerung ist das Olympia-Massaker bei den Sommerspielen in München geblieben.
Trotz insgesamt 17 Toten entscheidet man sich, die Sportwettkämpfe fortzusetzen. Die Schlagzeile ist übrigens komplett falsch. Keineswegs werden „alle Geiseln befreit“, ganz im Gegenteil: Es kommen sämtliche elf gekidnappten Israelis um, dazu fünf der arabischen Angreifer und ein Polizist. Auch großer Zeitdruck darf aus journalistischer Sicht keine Erklärung für solch eine Fehlleistung sein. Diesem Anschlag sollten noch viele weitere in den kommenden Jahren folgen. (MD)
20. Deutscher Herbst: 18. / 19.10.1977
Stellvertretend für den „Deutschen Herbst“ und die damit verbundene schwere Krise in der Bundesrepublik Deutschland stehen zwei aufeinander folgende Titelseiten aus dem Oktober 1977: die Befreiung der Geiseln aus der Lufthansa-Maschine auf dem Flugplatz der somalischen Hauptstadt Mogadishu, wiederum eine Nachricht, die erst nach Mitternacht in Deutschland aufschlägt, und die anschließenden Selbstmorde der führenden Köpfe der ersten Generation der terroristischen „Rote Armee Fraktion“ (RAF).
Das ist nur ein Ausschnitt, eigentlich hätten die Morde von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer, Generalbundesanwalt Siegfried Buback und Dresdner-Bank-Vorstand Jürgen Ponto ebenso hierhin gehört. (MD)
21. Besetzte Fabrik: 13.1.1981
Hausbesetzungen gibt es nicht nur in Großstädten wie Frankfurt oder Berlin, wo heftig gegen den Abriss von Altbauten durch echte oder vermeintliche Spekulanten protestiert wird. In einer eisigen Januarnacht – wer dabei war, kann es nachempfinden – räumt die Polizei mit einem riesigen Aufgebot die besetzte ehemalige Klingenberg-Fabrik in der Hornschen Straße. Zu Gewalttätigkeiten kommt es nicht, die zumeist jungen Leute lassen sich widerstandslos abführen. Allerdings geht es in diesem Fall auch nicht um Wohnungen, sondern die Forderung nach einem „Autonomen Kultur- und Kommunikationszentrum“. Die Idee hat bis heute in der „Alten Pauline“ an der Bielefelder Straße überlebt. (MD)
22. Das Ende der DDR: 10.11.1989
Das ist aus heutiger Sicht etwas mager, was die LZ am Tag nach der legendären Pressekonferenz von Günter Schabowski dem geneigten Leser anbietet. Bundeskanzler Kohls Besuch in Warschau bleibt Bild-Aufmacher, ein kleines Bild von der Grenze zur Tschechoslowakei ergänzt die Nachricht. Allerdings kann an diesem Abend niemand ahnen, welche Dynamik dieser eingeleitete Prozess entwickeln wird. So recht glaubt zu diesem Zeitpunkt kaum jemand, dass die DDR kurz vor dem Zusammenbruch steht.
Und auch hier gilt wieder: Die Meldung kommt sehr spät. Für alle jüngeren LZ-Leser ein kleiner Hinweis: Die Hausfarbe ist in diesen Jahren blau. (MD)
23. Farbe im Blatt: 31.8.1992
Auf den ersten Blick nichts Besonders auf dieser Seite: Michael Schumachers erster Grand-Prix-Sieg, ist ja schön; die Schule beginnt, kommt öfter vor; und dass es im August regnet, wissen wir ohnehin. Nein, bemerkenswert ist, dass die LZ hier ihr eins der ersten eigenen nachrichtlichen Farbbilder auf einem Titel druckt. Was heute absolut selbstverständlich ist, war vor 25 Jahren noch eine große Seltenheit. Der Anlass ist allerdings auch angemessen: In Detmold findet ein großes NRW-Fest statt. Sogar Kölner Karnevalisten dürfen aus diesem Anlass in Lippe auftreten. Seinerzeit müssen die Farbfilme erst zum Entwickeln und Vergrößern in ein Fachlabor gebracht und danach im eigenen technischen Betrieb für den Druck aufbereitet werden – ein im Vergleich zu heute äußerst zeitraubendes Verfahren. (MD)
24. TBV jubelt: 27.3.1997
Vielleicht nicht das „Wunder von Lemgo“, aber immerhin ein herausragender sportlicher Erfolg. Mit einem Sieg über die SG Flensburg-Handewitt wird der TBV Lemgo vier Spieltage vor Saisonschluss Deutscher Handball-Meister. Den Deutschen Handball-Pokal hatten sich die Hansestädter, seinerzeit trainiert von Juri Schewzow, bereits einige Wochen zuvor gesichert. Am Ende führt der TBV, für den Legenden wie Volker Zerbe oder Daniel Stephan auflaufen, die Tabelle mit sagenhaften zwölf Punkten Vorsprung an. (MD)
25. Lippe ist Kanzler: 28.10.1998
Gerhard Schröder ist am Ziel seiner Träume. Der Sozialdemokrat, 1947 im lippischen Mossenberg geboren, erhält aus den Händen von Bundespräsident Roman Herzog die Ernennungsurkunde zum Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Schröder, als Fußballer beim TuS Talle aktiv, kehrt in der Folgezeit immer mal wieder in seine Heimat zurück. Er steht am Beginn einer Reihe von Lippern, die in der Folgezeit herausragende Positionen einnehmen sollten. Der langjährige Außenminister Frank-Walter Steinmeier ist gerade erst zum Bundespräsidenten gewählt worden, Andreas Voßkuhle ist seit 2010 Präsident des Bundesverfassungsgerichts. (MD)
26. Türme in Asche: 12.9.2001
Noch solch ein Datum, das nie in Vergessenheit gerät. Dieser in seinen Dimensionen eigentlich unvorstellbare terroristische Akt erschüttert die ganze Welt. Demzufolge beschränkt sich die Berichterstattung auch nicht nur auf die Titelseite. Dieses Ereignis hat Folgerungen bis ins Lokale hinein. Die Menschen machen sich große Sorgen um ihre Sicherheit und die Weltwirtschaft. Und allen ist äußerst mulmig zumute. (MD)
27. Schiere Begeisterung: 2.1.2002
Man mag es heutzutage kaum glauben, mit welcher Euphorie – zumindest offiziell – der Euro begrüßt worden ist. Auch wenn viele noch über Jahre der vermeintlich krisenfesteren Mark nachtrauern, so hat zumindest Deutschland keinen Grund, diese Entscheidung zu revidieren. Woanders ist die Stimmung allerdings deutlich umgeschlagen, so dass die Gemeinschaftswährung schweren Zeiten entgegenblickt. (MD)
28. Das Jubiläum: 7.2.2017
Diese Ausgabe greift den Titel wieder auf, auf den sich die Lippische Landes-Zeitung zurückführt. Die „Lippischen Intelligenzblätter“ stehen am Beginn einer jahrhundertealten Tradition, auf die die LZ heute mit Stolz zurückblickt. Nicht alles ist immer optimal gelaufen. Neben Erfolgen gab es auch Krisen, neben wirtschaftlichen und journalistischen Glanzzeiten auch Misserfolge – doch hat sich die Zeitung während ihres gesamten Bestehens immer dem früheren Fürstentum und heutigen Großkreis Lippe verpflichtet gefühlt. Für die hier lebenden Menschen wird sie gemacht. (MD)