Zeitungs-Geschichte(n)

Erscheinungsverläufe von Zeitungen, die in Lippe seit 1767 erschienen sind. Klick auf die Grafik öffnet größere Ansicht

Tastende Anfänge

„News“, Neuigkeiten aus aller Welt, enthalten die Lippischen Intelligenzblätter nicht. In der ersten Ausgabe skizziert Redakteur Heldman das inhaltliche Profil: Man werde 1. Landesverordnungen veröffentlichen, 2. „gerichtliche Sachen“ wie Ankündigungen von Zwangsversteigerungen oder Informationen über entlaufene Straftäter, 3. „vermischte Sachen“ (das sind Kleinanzeigen über Angebote und Produkte der örtlichen Wirtschaft) und 4. „gelehrte Sachen“. Damit will Heldman alle Lesefähigen ansprechen. Das klappt nicht, die Auflage stagniert in den ersten dreißig Jahren bei rund 90 Exemplaren.

Nr. 30
Der Lippischen Intelligenzblätter vom Jahr 1767 1stes Stück

vom 7.2.1767, Sp. 3-6.
Redacteur I. A. H. Heldman erläutert die Struktur des Blattes.
Signatur: LZ 31-1767

Will Heldman im zweiten Jahr schon den Erfolg der publizistischen Unternehmung anzeigen? Nein, der Absatz trage den Druck der Blätter nur gerade so eben, weil sie „von verschiedenen Ausländern mit ihrem Beifalle beehret“ worden seien, so Heldman. Das entspricht nicht einmal ganz der Wahrheit; die fürstliche Regierung muss kräftig zuschießen und stellt 1773 mit 50 Reichsthalern knapp ein Viertel der Einnahmen.

Nr. 31
Lippische Intelligenzblätter 1768, Vorrede zum Inhaltsverzeichnis

Redacteur I. A. H. Heldman erläutert die Struktur des Blattes.
Signatur: LZ 31-1768
Illustre Beiträger

Die „gelehrten Sachen“ füllte Heldman mit allerlei Beiträgen ganz unterschiedlicher Färbung. Für heimatgeschichtliche Themen fanden sich zuweilen namhafte Beiträger. Im 47. Stück des Jahres 1772 etwa schilderte „Reichshofraht Carl Christian Graf und Edler Herr zur Lippe“ Kaiser Joseph II. aus eigener Anschauung.

Nr. 32
Lippische Intelligenzblätter vom Jahr 1772, 47stes Stück

vom 21.11.1772, Sp. 743-746.
Carl Christian Graf zur Lippe über Kaiser Joseph II.
Signatur: LZ 31-1772

Mehr Anzeigen

Während die „gelehrten Sachen“ im Laufe der 1780er Jahre eingestellt wurden, nahm das Geschäft mit Privatanzeigen zu. Am 9. Oktober 1790 erschien die erste Familienanzeige: eine Todesanzeige. Dauerte es noch einen Monat, bis das Ereignis den Weg ins Blatt fand, so konnte man am 9. Juli 1796 die erste Verlobungsanzeige bereits 6 Tage nach der Verlobung, am 17. Mai 1800 die erste Geburtsanzeige eine Woche nach dem Ereignis lesen.

Nr. 33
Der Lippischen Intelligenzblätter vom Jahr 1790 41stes Stück

vom 9.10.1790, S. 325.
Friedrich Adolph Wasserbach: Das am 10. vorigen Monats erfolgte Ableben …
Signatur: LZ 31-1790

Publizistische Konkurrenz

In dem Maße, wie die Intelligenzblätter sich zu einem reinen Anzeigenblatt wandelten, öffnete sich die Nische für eine redaktionell arbeitende, selbst Inhalt produzierende und lokal orientierte Zeitschrift. Das „Lippische Magazin für vaterländische Cultur und Gemeinwohl“ suchte ab 1835 mit wöchentlich 8-12 Seiten diese Lücke zu füllen. Mit seiner Rubrik „Chronik des Tages“ entstand die erste lokale Berichterstattung.

Nr. 34
Lippisches Magazin für vaterländische Cultur und Gemeinwohl

Erster Jahrgang (1835/36), No. 4 vom 29. April 1835, Sp. 63-64.
„Chronik des Tages: Salzuflen, den 16. April …“
Signatur: LZ 42 -1836
Fruchtbare Pressefreiheit

Am 8. März 1848 wurde in Lippe die Pressefreiheit erklärt. Sofort entstanden Blätter, welche diese neue Freiheit nutzen und neben der Nachrichten auch Meinungen verbreiteten. „Die Wage“ als erste dieser Zeitschriften erschien bereits am 25. März in Lemgo mit entschieden liberalem Profil. Zweimal wöchentlich berichtete und kommentierte sie auf 4-6 Seiten das Tagesgeschehen – bis zu ihrem Verbot am 7.September 1852. Aus dem konservativen Lager erschien ab Ende September in Detmold das „Lippische Volksblatt“, das einmal wöchentlich gegen die „Democratischen Gräuel “ Position bezog.

Nr. 35
Die Wage

V. Jahrgang No. 1 vom 3.1. 1852, S. 1.
„Was wir wollen“.
Signatur: LZ 12.4°-1852

Nr. 36
Lippisches Volksblatt

Erster Jahrgang, Nr. 1 vom 28.9.1848, Sp. 3-6: „Wir beschränken unsern politischen Bericht auf die Democratischen Gräuel zu Frankfurt.“
Signatur: LZ 11.4° -1848/49

Lokalpolitische Berichterstattung

Ein Kuriosum der lippischen Zeitungsgeschichte ist das – vom umtriebigen, bereits für das „Lippische Magazin …“ verantwortlichen Moritz Leopold Petri und dem Detmolder Bürgermeister Georg Heinrich Meyer redaktionell betreute – „Detmolder Bürgerblatt“, das am 28. Juni 1850 erstmals erschien. Das Bürgerblatt brachte es nur auf 12 Nummern; vermutlich war die Zeit noch nicht reif für das Maß an Einblick in das Verwaltungsgeschehen der Stadt, welches das Blatt seinen Lesern bot.

Nr. 37
Detmolder Bürgerblatt
vom 28.6. 1850, S. 1.
„Jahresbericht über die Verwaltung der Stadt Detmold, für 1848“.
Signatur: LZ 50

Formatänderung über die Jahre im Verhältnis