Ausstellung

„Ein schaurig schöner Anblick“

Brand des Hoftheaters vor 100 Jahren

Postkarten und Fotografien aus der Sammlung Mellies und der Landesbibliothek

Ausstellung im Foyer des Landestheaters
vom 16.12.2012 bis 21.6.2013

und in der Lippischen Landesbibliothek
vom 24.6. bis 31.8.

Am 5.2.1912 brannte das Fürstliche Hoftheater in Detmold bis auf die Grundmauern ab. Während einer Vorstellung von Hermann Sudermanns „Der Bettler von Syrakus“ löste ein schadhafter Schornstein den Brand aus. Das Publikum hatte die Vorstellung in guter Ordnung verlassen können – und sah offenbar anschließend dem Brand zu. In der Nähe des Theaters hatten zudem mehrere Fotografen ihre Wohnung. So wird der Theaterbrand zu einem Medienereignis, das recht gut dokumentiert ist.

Die Ausstellung zeigt einige solcher Dokumente. Sie konzentriert sich dabei auf das Äußere des Hoftheatergebäudes.

Das alte Theatergebäude

Die frühesten Zeugnisse sind Zeichnungen des alten Hoftheatergebäudes, das 1825 in Betrieb genommen wurde, aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, und die Abbildungen des Theaters auf Theaterzetteln. Sie zeigen, wie das Theater im Grünen liegt.

Die ersten Fotografien sind vor den 1890er Jahren entstanden; damals wurden die Logenaufgänge verbreitert und die Garderoben vergrößert. Diese Anbauten auf beiden Flügeln sind auf den Fotos und Postkarten um 1910 gut zu erkennen; als Datierungshilfen zeigen sich Straßenbahn (eingeweiht 1900) und Synagoge (eröffnet 1907).

Vom Theaterbrand selbst gibt es einige bildliche Darstellungen, wobei das Geschehen für die fotografische Ablichtung zu dunkel bzw. zu unruhig gewesen sein dürfte. Daher sehen wir neben den künstlerischen Darstellungen die deutlich bearbeitete Fotografie von Düstersiek – und dann zahlreiche Fotos von der Ruine.

Die Bilder von der Ruine zeigen immer wieder die Schaulustigen, die den Aufräumarbeiten zusehen; das Abnehmen des Architravs über den Säulen des Theaters, das Verschwinden der Seitenwände, schließlich den mit dem Säulenrest wie eine antike Stätte anmutenden Theaterplatz.

Doch schon wenig später wird der Grundstein für den Neubau gelegt, der 1919 eingeweiht werden kann.

Brand am 5.2.1912

Ferdinand Düstersiek (aus HSA 5): „Beschreibung des Brandes.

In der Loge direkt unter der großen Fürstenloge befand sich links im Hintergrunde ein Ofen, dessen Schornstein durch die Fürstenloge ging und zwischen dem Amphitheater und der Galerie über den Boden zum Dache hinausführte. Da die Tage vorher empfindliche Kälte herrschte, wurde der Ofen stark geheizt. Der Schornstein muß auf einer Stelle der beschriebenen Strecke schadhaft gewesen sein, so daß sich irgendein Balken entzündete. Seit mehreren Tagen war schon ein schwacher Brandgeruch wahrgenommen, ohne daß man die Ursache feststellen konnte. Am Abend der letzten Vorstellung, es wurde der Bettler von Syrakus gegeben, verspürte man den Brandgeruch stärker, und es wurden nach dem Vorspiel die Besucher aufgefordert, das Theater zu verlassen, was denn auch ohne große Überstürzung geschah. Der Rauch wurde mit der Zeit stärker, es konnte jedoch der Brandherd nicht entdeckt werden, da er in den Wänden oder Decken lag. Plötzlich mußte das glimmende Feuer Luft bekommen haben, und nun war bei dem vielen Holz, welches im Gebäude war, kein Löschen mehr von Erfolg. Eine halbe Stunde nach dem Räumen des Theaters befand sich der ganze Zuschauerraum in Flammen, und das Feuer sprang bald auch auf die Bühne über. Ein schaurig schöner Anblick. Nach wenigen Stunden standen nur noch die 4 Säulen und kahlen Mauern, überwölbt von dem mächtigen Doppelschornstein. In den folgenden Tagen sollte auch dieser niedergelegt werden. Zuerst wurde versucht ihn umzuspritzen, allein vergeblich. Man schob darauf ein Seil in einer Schleife so hoch es ging um den Schornstein, und es mußte eine Schaar von Feuerwehrleuten kräftig ziehen, um ihn zu Fall zu bringen. So blieb die Ruine nun über ein Jahr lang stehen.“

Die Brandruine

Der Neubau