Ausstellung

Morgen weiter!

Lesezeichen

Lesezeichen aus der Sammlung von Regine Rinke

Ausstellung in der Lippischen Landesbibliothek vom 8.12.2010 bis 25.2.2011
zusammengestellt von Regine und Bettina Rinke

Die bunte Vielfalt der Lesezeichen aus einer Privatsammlung zeigt die Lippische Landesbibliothek in einer kleinen Schau, die den Augen Lust machen soll. Die vorsichtigen Systematisierungen der Schaukästen sind daher auch nur Versuche, das Disparate und Differente zu präsentieren, ohne es zu bändigen.

Die Ausstellung sucht dem „Zwischen“-Charakter der Lesezeichen gerecht zu werden. Lesezeichen sind Mittel zum Zweck: nichts weiter als Markierungen, die es dem Leser erlauben, das Buch aus der Hand zu legen, um „morgen weiter“ an der Stelle fortzufahren, an der die Lektüre unterbrochen werden musste. Sie könnten darum so unauffällig wie möglich sein. Das sind sie aber nicht:

Erstens, weil sie als Träger anderer Botschaften „missbraucht“ werden. Dann versuchen sie, die Aufmerksamkeit des Lesers abzulenken, zumindest für einen Moment, auf ihre eigene Botschaft.

Zweitens, weil sie einnehmen wollen: als kleines besonderes Stück Schönheit bereiten sie Stimmung für die Lektüre.

Drittens, weil und sofern sie Erinnerungszeichen sind: nicht für den Faden der Lektüre, sondern für einen Ort, ein Ereignis, eine Person, der oder dem sie sich verdanken.

Auch einige Entwicklungen — ein kleiner Beitrag zur Kulturgeschichte — lassen sich ganz unsystematisch am hier ausgebreiteten Material zeigen. Auffällig ist z.B. die zeitliche Entwicklung der Lesezeichen. Die frühesten Stücke der Sammlung stammen aus den Jugendjahren der Sammlerin: als gedruckte und verteilte Lesezeichen noch etwas Besonderes waren. Sie zeigen z.B. Urlaubsorte der 50er und 60er Jahre, wie das abgebildete Edelweiß-Lesezeichen. Heute gibt es gedruckte Lesezeichen als wohlfeile Werbemittel allerorten; auch die Landesbibliothek hat damit schon für eine Ausstellung geworben.

Natürlich ist Papier das Mittel der Wahl, um Lesezeichen herzustellen: es lässt sich am leichtesten und billigsten verarbeiten und eignet sich daher sowohl für die Privatherstellung („an mich gedacht — für mich gemacht“) als auch für die kommerzielle. Weil die Lesezeichen inzwischen so allgegenwärtig sind, zeigen manche auch Zeichen einer Überbietungsstrategie, um sich im Mitgebe-Einerlei abzuheben: z.B. Lesezeichen, die erst nebeneinandergelegt ein ganzes Bild ergeben, oder Lesezeichen, die die gewöhnliche schlanke Rechteckform zugunsten auffälligerer Gestaltung durchbrechen. Ein besonderes Stück dieser Art ist das Lesezeichen, in dem ein Originalbruchstück der Berliner Mauer in Plastik eingelassen ist — es eignet sich womöglich besonders gut für die Lektüre von Werken über die jüngere deutsche Geschichte…

In Rinkes Sammlung spielen neben dem gewöhnlichen Pappe/Papier auch die anderen Materialien eine Rolle, von den „edlen Metallen“ über Elfenbein, Holz, Plastik oder gar Kameldung bis zur geklöppelten Spitze. „Von nah und fern“ stammen die Lesezeichen, künden vom fremden Ort, sprechen für diesen, für sich selbst oder für die Zuneigung des Schenkers zur Sammlerin.

Einen Sonderplatz in der Ausstellung haben die „zufälligen“ Lesezeichen: das, was Leser in die Bücher legen, weil es gerade zur Hand ist. In der Landesbibliothek finden wir immer wieder Zurückgelassenes in den Büchern; eine kleine Auswahl davon sehen Sie in der ersten Vitrine im Foyer.

Literaturhinweis

Die Landesbibliothek besitzt einige Bücher zum Thema Sammeln; hingewiesen sei auf das Werk von Karl Heinz Steinbeißer, „Lesezeichen sammeln“ von 2006, das auch Beobachtungen zur Geschichte der Lesezeichen enthält (Signatur ARS 113).