A 2009-5 Wagner in Detmold

Wagner in Detmold 1855-1945

Eine Ausstellung im Landestheater anlässlich der Ring-Inszenierung vom 3. Oktober bis 16. Dezember 2009

[Im Mai 2012 überarbeitete, ausführliche Web-Fassung mit den originalen Ausstellungstexten, anlässlich der Veröffentlichung →Lippes grüner Hügel (2012).]

Die Ring-Inszenierung im Landestheater gibt Anlass, die öffentliche Wagner-Wahrnehmung in Detmold in einer kleinen Ausstellung mit Stücken aus dem Bestand der Landesbibliothek zu dokumentieren. Diese lässt sich grob in zwei Phasen teilen, nämlich vor und während des Nationalsozialismus.

Die Darstellung beruht, neben den Quellen, im wesentlichen auf:

  • Hans Georg Peters: Vom Hoftheater zum Landestheater : die Detmolder Bühne von 1825 bis 1969. – Detmold : Landesverband Lippe, 1972.
  • Christoph Schmidt: Nationalsozialistische Kulturpolitik im Gau Westfalen-Nord. – Paderborn : Schöningh, 2006

Erste Wagner-Aufführung: Tannhäuser, 1855

Nachdem Fürst Leopold III. am 22. Januar 1854 in Begleitung seines Kapellmeisters Kiel eine Aufführung des Tannhäuser in Kassel aufgesucht hatte, wurden auch in Detmold Anstrengungen unternommen, diese als erste Wagner-Oper auf die Bühne des Fürstlichen Theaters zu bringen. Die Premiere erfolgte am 29. März 1855 unter der Leitung von Gustav Mewes. Es gibt keinen Bericht davon in den Zeitungen; das Lemgoer Neue Sonntagsblatt (1854) schweigt sich aus, und die Sonntagspost. Eine Zeitschrift zur Bildung und Unterhaltung für Jedermann als erste „feuilletonistische“ Zeitung der Region erscheint erst ab Dezember 1855.

Der Tannhäuser bleibt die beliebteste Wagner-Oper in Detmold. Sie erlebt zahlreiche Aufführungen, von der die Theaterzettel, aber auch das Notenmaterial des Theaters Zeugnis ablegen. Die Umschlagseiten der handgeschriebenen Notenpartien zeigen die Namen der jeweils ausführenden Personen; mindestens 11 verschiedene Sängerinnen haben demnach sich im Laufe der Zeit der Partie der Venus angenommen. Die Inszenierung „wandert“ noch im Premierenjahr auch an die vom Detmolder Ensemble zum Teil mitbespielten Theater nach Pyrmont, Osnabrück und Münster; wird dann 1856 auch in Minden gegeben.

Die urromantische Geschichte vom Ritter im Venusberg, der erst zum Liebenden und dann zum Büßer wird, fordert das Parodistische geradezu heraus. Mewes lässt der Tannhäuser-Aufführung 1858 am nächsten Tag eine Parodie von David Kalisch folgen: Tannhäuser oder die Keilerei auf der Wartburg (Peters, S. 117), ein „komisches Intermezzo in 1 Akt“. Für 1859 wissen die Akten des Fürstlichen Theaters am 25. April von der Aufführung von Johann Nestroys Posse Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg. Zukunfts-Posse mit vergangener Musik und gegenwärtigen Gruppierungen in 3 Akten; die Musik stammt von Carl Binder.

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Abbildung aus der Sammlung „Richard Wagners Heldengestalten. 12 Kunstblätter nach Originalen von F[erdinand] Leeke“. Kunstverlag L. Pernitzsch, Leipzig (o.J.).

Das Bild zeigt Tannhäuser vor Venus; die Unterschrift zitiert aus dem 1. Aufzug: „Dir töne Lob! Die Wunder sein gepriesen / Die deine Macht mir Glücklichem erschuf!“

2
Ankündigung der Tannhäuser-Aufführung im Fürstlich Lippischen Regierungs- und Anzeige-Blatt No. 12, vom 24. März 1855.
Lipp. Landesbibliothek. Signatur: LZ 32

3
Der älteste Wagner-Theaterzettel aus dem Bestand: Ankündigung des Tannhäuser, 1859.
Lippische Landesbibliothek. Signatur TZ 204

4
Tannhäuser, Partie der Venus, aus dem Notenbestand des Hoftheaters, mit den Namen der Sängerinnen auf der Umschlagseite, darunter „Frl. Stübecke“ (siehe Theaterzettel) als zweite von unten der mit schwarzer Tinte geschriebenen Liste.
Lippische Landesbibliothek. Signatur Mus-n 230

5
Tannhäuser, Partie des Wolfram, aus dem Notenbestand des Hoftheaters.
Lipp. Landesbibliothek. Signatur Mus-n 230

Weitere Wagner-Aufführungen im 19. Jahrhundert

Es dauert dann einige Zeit, bis die künstlerische Leitung des Theaters sich an weitere Wagner-Stücke traut. Erst für 1871 ist beispielsweise eine Aufführung des Lohengrin nachgewiesen. Der größere und komplexere Fliegende Holländer folgt erst unter Carl von Bongardt 1893. Und von Bongardt ist es auch, der dann 1895 die Walküre auf die Bühne des Landestheaters bringt; er selbst kann die Premiere aber nicht mehr erleben.

Siegfried und Meistersinger werden 1909 aufgeboten. Dabei zeigt sich deutlich, dass Bühne und Orchester des Landestheaters für die großen Wagner-Opern zu klein sind.

6
Die erste Aufführung des Fliegenden Holländers 1893
Bericht in der Lippischen Landeszeitung, 14.2.1893
LZ 35.2°

7
Ankündigung einer Wagner-Aufführung „mit großen Orchester und glänzender Ausstattung“ — Lohengrin, 1896.
Signatur TZ 427

Zeugnisse der Wagnerverehrung

Weitere Zeugnisse der beginnenden quasireligiösen Wagner-Verehrung Ende der 1880er Jahre in Deutschland finden sich im Bestand der Landesbibliothek.

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Wagner-Büste
Bronziertes Gips. Bestoßen.
Lippische Landesbibliothek (ohne Signatur)

9
Wagner-Totenmaske
Nachbildung aus Stein
Lippische Landesbibliothek (ohne Signatur)

Die geschönte Maske zeigt keinen Toten, sondern das ewige Klassikerleben – wie es sich besser mit dem Nationalkulturdenkmal-Pathos der Detmolder Wagnerbegeisterten um Otto Daube verträgt.

10
Handgemalte Ahnentafel Richard Wagners
Lippische Landesbibliothek (ohne Signatur)

Vermutlich aus der Ausstellung Wagner und die Romantik in der Lippischen Landesbibliothek anlässlich der 5. Wagner-Festwoche 1939.
Bleistift, Wasserfarben, Tinte auf Karton; signiert mit: Schönfeld Leipzig.

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Wagner-Porträt, um die Jahrhundertwende, von Genremaler Kurt von Rozynski. Farbdruck.
Lippische Landesbibliothek (ohne Signatur)

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Historischer Stadtplan von Leipzig, Kupferstich, mit handschriftlichen Einträgen, vermutlich aus der Ausstellung der Lippischen Landesbibliothek Wagner und die Romantik anlässlich der 5. Wagner-Festwoche 1939.
Lippische Landesbibliothek (ohne Signatur)

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Karten aus dem Opern-Cyclus von H. Kaulbach, Verlag Carl Brack, Berlin (um 1880). Nach Gemälden von Kaulbach gestellte Fotografien. Aus dem Nachlass Georg Kruses.
Lippische Landesbibliothek (ohne Signatur)

1933-1945: Die Richard-Wagner-Festwochen

Otto Daube (1900-1992) war ein Wagner-begeisterter Musikwissenschaftler und Reisender in Sachen Musik. Dem Nachruf einer ehemaligen Detmolder Schülerin in der LZ zufolge war er auch ein begnadeter Pädagoge. Schon 1926 leitete er „Deutsche Festspiele“, mit denen er „Weimar“ zum zweiten Weiheort Deutscher Kultur neben Bayreuth zu machen hoffte. Ab 1929 wirkte er als Musiklehrer an der Deutschen Schule in Sofia. 1934 kam er nach Detmold, ebenfalls als Musiklehrer. 

Daube überzeugte die Stadt Detmold davon, dass eine Wagner-Festwoche stattfinden müsse, die Kultur- und Nationalerziehung der breiten Bevölkerung verbinden würde. Man übertrug ihm die Planung und künstlerische Leitung. Das Programm stand bereits im September 1934, und Ankündigungen werden veröffentlicht. Gauleiter Alfred Meyer sah sofort die Gelegenheit, sich mit diesem Projekt zu schmücken. Die Einbeziehung von Gauleitung und Partei zahlte sich in den Folgejahren für die „Festwochen“ auch finanziell aus und erlaubte es – jedenfalls bis 1941 der Krieg die Kulturetats kürzte –, immer bessere Sänger und Orchester zu engagieren. Winifred Wagner gab als Schirmherrin den offiziellen Wagner-Segen und ließ sich auch in Detmold sehen.

„Deutscher Geist ist es, den uns Weimar und Bayreuth bewahrt haben. Stehen wir zu beiden Trägern unserer deutschen Kultur, so stehen wir für uns selbst ein und bauen auf, was uns eingerissen ist: Das heilige Deutsche Reich deutscher Nation.“ (Otto Daube. In: Deutsche Festspiele in Weimar 1926. Offizieller Führer, hg. von Paul Pretzsch und Otto Daube. Bayreuth 1926)

Das Erzieherische der Unternehmung zeigte sich in den offiziellen Programmen und Schriften, in zahlreichen Einführungsvorträgen, die Daube unermüdlich hielt, schließlich in den Musikveranstaltungen vor Jugendlichen (HJ und BdM) und vor werktätigem Publikum.

Für die Anfangsjahre ist das Personal des Lippischen Landestheaters an den Aufführungen der Festwochen beteiligt; das Bühnenbild der ersten Detmolder Ring-Inszenierung 1936 beispielsweise stammte von Willibald Mohr, dem Bühnenbildner des Landestheaters.

Weil das Detmolder Theater für Wagner eigentlich zu klein war, wurde es für die Festwochen 1938 und 1939 unter der künstlerischen Leitung des Münsteraner Graphikers Waldemar Mallek umgebaut; insbesondere wurde der Orchestergraben vergrößert.

Die „Amtlichen Führer“ durch die Wagner-Festwochen

Schon für die erste Festwoche 1935 wurde eine aufwändig gedruckte Broschüre von 93 Seiten produziert. Sie enthält auch Touristisches für die Besucher aus nah und fern, so einen zweiseitigen Hinweis auf die „Badeorte in Detmolds Umgebung“ oder einen Gang durch Detmold mit einem Bild aus „Alt-Detmold“. Viel Raum (S. 59-91) nehmen die Fotos der beteiligten Künstler ein.

Vergleicht man die Eingangsseiten der „Amtlichen Führer“ von 1935 und 1936, so zeigt sich eine Gewichtsverschiebung. Sie wird deutlich an den Porträts. Der Führer von 1935 zeigt als Ersten auf S. 4 Richard Wagner, als Zweiten auf S. 14 seinen 1930 verstorbenen Sohn Siegfried, dessen Musik gespielt wurde, als Dritten Hans Pfitzner, dessen Musik ebenfalls gespielt wurde, auf S. 16. Zwischen Richards und Siegfrieds Porträt stehen erläuternde Texte über den Festspielgedanken und über das „Vermächtnis“ Richard Wagners.

Der Führer von 1936 zeigt als allerersten auf S. 3 Adolf Hitler, auf S. 5 als zweiten Richard Wagner (mit dem gleichen Bild wie 1935), dann auf den Seiten 6 und 7 Winifred Wagner als lebende Wagner-Vertreterin und Alfred Meyer, den Gauleiter. Beachtenswert ist, dass das Hitlerbild von Wieland Wagner fotografiert wurde und dass der Gauleiter sich als Kunstliebhaber in Zivil und gezeichnet präsentiert.

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Das Programmblatt 1935, 4 Seiten. Aufgeschlagen die Mittelseiten mit Liste der Mitwirkenden und den Veranstaltungen.
Lippische Landesbibliothek. Ohne Signatur

15
Die Programmbroschüre 1935, 8 Seiten. Kunstdruckpapier. Aufgeschlagen die Doppelseite 6/7 mit dem zweiten Teil des Programms sowie den offiziellen „Zustimmungen“.
Lippische Landesbibliothek. Ohne Signatur

16
Programm des Volksfestes im Palaisgarten 1935, 4 Seiten: Titelseite mit Zitat aus den Meistersingern als Motto.
Lippische Landesbibliothek. Ohne Signatur

17
Der „Amtliche Führer“ 1935, aufgeschlagen die Doppelseite 88/89 mit Bildern von Detmolder Mitwirkenden.
Lippische Landesbibliothek. Signatur LV 50

18
Plakat der ersten, „reichswichtigen“ Richard-Wagner-Festwoche 1935
Lipp. Landesbibliothek, NS-VE 061

Das Hermannsdenkmal im Hintergrund weist nicht nur auf Detmold, sondern erklärt auch das gelbe, in den Himmel gereckte Schwert: auch als unbeschriftetes Kurzschwert ist es so als Hermanns Schwert erkennbar und ruft, natürlich, dessen Beschriftung auf – die übrigens in den Führern und Programmen der Festwoche mit Foto des Denkmals zitiert wird.

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Plakat der zweiten Richard-Wagner-Festwoche 1936
Lipp. Landesbibliothek, NS-VE 022

Der Vergleich mit dem Plakat der ersten Festwoche zeigt eine Gemeinsamkeit: das Schwert. Und deutliche Unterschiede: Wagner ist bildlich nicht mehr repräsentiert, das Hermannsdenkmal auch nicht, und das Hakenkreuz hat seinen Weg auf das Schwert gefunden.

20.
Das Programmheft, 8 Seiten. Aufgeschlagen die Doppelseite 4/5 mit der Ankündigung der ersten – gekürzten – Ring-Inszenierung in Detmold vom 4. bis 7. Juni.
Lippische Landesbibliothek. Signatur Mus-h 2 D 2

21.
Der „Amtliche Führer“, aufgeschlagen die Doppelseite 36/37 mit programmatisch zusammengestellten Äußerungen zur „nordischen Götter- und Heldenwelt“ als Vorbereitung auf die Ring-Aufführung.
Lippische Landesbibliothek. Signatur Mus-h 2 D 1

22.
„Richard Wagner – ein Erzieher zu Deutschland“
So der Titel des Sonderdrucks des Münsterischen Anzeigers mit der Berichterstattung zur 4. Wagner-Festwoche 1938.
Lipp. Landesbibliothek. Signatur Mus-h 2 D 17

Aufgeschlagen hier die Doppelseite 22/23 mit dem Bericht von der Aufführung der Meistersinger „vor den deutschen Arbeitern“ und einem Bild von der Ankunft Winifred Wagners in Detmold.

„Der tragende Gedanke von Bayreuth ist das Festspiel vor der völkischen Gemeinschaft. Kunstwerk und Gemeinde sind hier untrennbar. So wollte es der Meister, dessen Sendung nicht zuletzt darin bestand, den Brückenschlag zwischen Kunst und Volk auszuführen. Er wurde freilich in seiner Zeit nicht verstanden. Dem Nationalsozialismus blieb es vorbehalten, jene tiefe Kluft zu schließen, die sich zwischen dem Künstler und dem Volke aufgetan hatte.“ (Bericht von der Aufführung der Meistersinger von Nürnberg am 13. Juni 1938, in: Richard Wagner – ein Erzieher zu Deutschland, S. 22)

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Winifred Wagner mit Gauleiter Alfred Meyer bei der 4. Wagner-Festwoche 1938 in Detmold.
Lipp. Landesbibliothek. Signatur BA-DT 31-58b

Die Lippische Staatszeitung berichtet in der Ausgabe vom 15. Oktober 1941 über die Eröffnungsfeier der Grabbe-Woche am Vortag.

„Im Anschluß an die Eröffnungsfeier wurde vor dem Landestheater in Gegenwart einer großen Menge die Enthüllung der Büsten in feierlicher Weise vollzogen. Dieser Festakt gestaltete sich abermals zu einem eindrucksvollen Bekenntnis der deutschen Jugend zu Wagner und Grabbe. Schmetternde Fanfarenklänge des Jungvolks, chorische Gesänge, feierliche Musik aus „Lohengrin“ und Worte Wagners und Grabbes gaben das weihevolle Gepräge dazu. Kreisleiter Wedderwille dankte dem Gauleiter für die Schenkung der beiden Büsten und würdigte das schöpferische Werk des Bildhauers Hengstenberg sowie die symbolische Bedeutung der beiden Büsten mit beredten Worten. Dann nahm Gauleiter Dr. Meyer das Wort und übergab die Büsten als sein Geschenk an den Gau Westfalen-Nord in die Obhut der Stadt Detmold. Das Deutschland- und das Horst-Wessel-Lied beendeten die Enthüllungsfeier.“

Eine andere Quelle berichtet von einem peinlichen Zwischenfall bei der Enthüllung der Grabbe-Büste: „Jemand hatte auf dem Sockel eine halbleere Schnapsflasche zurückgelassen – eine Reminiszenz an die unselige Trunksucht des Dichters“. (Peters, 456)

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14.10.1941. Enthüllung der Grabbe- und Wagner-Büste. Foto: Alfred Bergmann.
Lipp. Landesbibliothek. Signatur BA DT-32-50a

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14.10.1941. Enthüllung der Grabbe- und Wagner-Büste. Foto: Alfred Bergmann.
Lipp. Landesbibliothek. Signatur BA DT-32-49a

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14.10.1941. Enthüllung der Grabbe- und Wagner-Büste. Foto: Christel König.
Lipp. Landesbibliothek. Signatur BA DT-32-32

Die Richard-Wagner-Schule 1941

Gegründet auf Anregung des Gauleiters 1941. „Aufgabe des Instituts, das im Detmolder Palais untergebracht wurde, sollte es sein, den musikali­schen und schauspielerischen Nachwuchs Deutschlands, aber auch Grup­pen von verschiedenen NS-Organisationen in Lehrgängen und Kursen musikalisch und kulturpolitisch zu schulen. Leiter der vom Erziehungs­ministerium finanziell unterstützen Schule wurde Otto Daube.“ (Schmidt, 426)

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Eröffnungsprogramm Richard-Wagner-Schule
Lippische Landesbibliothek (Ohne Signatur)

Die aufgeschlagenen Seiten aus dem Eröffnungsprogramm vom Juli zeigen oben die Ankündigung von Otto Daubes Vortrag über Wagner – „als Erzieher zum deutschen Kunsterlebnis“ am ersten Tag, unten zwei weitere der insgesamt sieben Tage des „Sonderlehrgangs“ zur Eröffnung – der zweite musikalische Wagner-„Event“ des Jahres nach der 7. Festwoche im Juni.

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Richard Wagner, eigenhändiger Brief vom 19.8.1855 aus Zürich an einen unbekannten Empfänger.
Lippische Landesbibliothek. Signatur Mus-a 1325

Der nachstehende Brief ist eines von drei Wagner-Autographen der Lippischen Landesbibliothek. Er wur­de ursprünglich als Anschauungsmaterial für die „Richard-Wagner-Schule“ erworben und gelangte zu­sammen mit weiteren Autographen aus dem Umkreis Wagners und der Wagner-Begeisterung in die Bibliothek.

Wagner war ein äußerst fleißiger Korrespondent. Die Ausgabe „sämtlicher“ Briefe ist auf 30 Bände angelegt! Das Wagner-Briefe-Verzeichnis verzeichnet den Brief der Landesbibliothek, kennt aber ebenfalls nicht den Adressaten.

Die von Wagner notierten Noten stammen aus Lohengrin, 2. Akt, 2. Szene, Ende von Abschnitt 26: Elsa sucht Ortrud zu überzeugen, „wie süß die Wonne rein­ster Treu“ sei. Wagner notiert die Oberstimme der Oboe, Elsas Partie (die in der Transkription ausschließ­lich, ohne den ersten Takt, wiedergegeben ist); die Bassnoten stammen von Cello und Fagott.

Hier, verehrter Herr, haben Sie die ge-
wünschte Stelle. Entschuldigen Sie, dass ich
damit so spät komme : ich war in den
Alpen und erhielt Ihren freundlichen Brief
dort, wo ich mich durchaus nicht auf jene
Musikphrase zu besinnen vermochte, bis ich
nun, wieder zu Haus angekommen, aus der
Partitur meinem beschädigten Gedächtnis
nachhelfen konnte.

Haben Sie Dank für Ihre Anteilnahme,
und behalten Sie lieb

Ihren
ergebenen Richard Wagner

Zürich

  1. Aug. 1855