Von London nach Bad Rippoldsau

Ferdinand Freiligrath im Sommer 1868

Ausstellung vom 6.2.-9.4.2009. Verlängert bis 26.6. 2009.

Ein hübsches 12zeiliges Gedichtautograph Ferdinand Freiligraths auf einem Albumblatt gelangte unlängst über den österreichischen Autographenhandel in die Lippische Landesbibliothek in Detmold, die in ihrem Literaturarchiv eine der umfangreichsten Sammlungen zu diesem im Jahre 1810 in der lippischen Residenz geborenen Dichter bewahrt. Das Blatt trägt am Schluss in der markanten ausgeschriebenen Hand des Lyrikers eine dreizeilige Widmung, seine Unterschrift sowie Ort und Datum: Rippoldsau, 1868.

Die Ausstellung gilt diesem Blatt sowie seinem Entstehungskontext in der Lebensgeschichte des Dichters.

1
Ansicht von Rippoldsau vom Kniebis kommend, bei J[ohann] Velten, Lithographie, um 1850.
16,5 x 20 cm
FrS B 107

2
Ferdinand Freiligrath, eigenhänd. Brief mit Unterschr. an Wilhelm Vollmer in Stuttgart, dat. London, 12. Juni 1868.
1 Dbl., 4 beschr. S., 11,2 x 17,7 cm.
FrS 132

Übersendung weiterer Übersetzungen Freiligraths von Gedichten Walt Whitmans und zwei noch nicht veröffentlichter Übertragungen von charakteristischen Dichtungen von Robert Burns, dessen erste Übersetzungen er bereits 1835 im „Morgenblatt für gebildete Stände“ veröffentlicht hat und mit dem Freiligrath aber immer noch nicht fertig ist, für die Wochenausgabe der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“. Er hat nun seine Ansiedlung in der ländlichen Umgebung südlich von Stuttgart bis zum Bodensee geplant. Vorher will man aber noch einen Badaufenthalt in der PFalz oder im Schwarzwald zur Erholung von Freiligraths Tochter Luise nehmen. Spätestns am ersten Juli hofft er in Deutschland zu sein. Bis dahin bitte noch Übersendung des Wochenblattes der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“ nach London. 

3
Ferdinand Freiligrath, eigenhänd. Brief mit Unterschr. an Wilhelm Vollmer in Stuttgart, da. Bad Rippoldsau, 6. Juli 1868
1 Bl., 2 beschr. Seiten, 11,3 x 17,7 cm.
FrS 133

Da Freiligrath seit einigen Tagen bei Regenwetter ohne Lektüre in Bad Rippoldsau weilt, bittet er um Zusendung der letzten Nummern der Wochenausgabe der „Augsburger Allmeinen Zeitung“ bei wöchentlicher Fortsetzung bis auf weiteres. Er gedenkt noch etwa vier Wochen hier zu bleiben, aber schon vorher einen Abstecher nach Stuttgart zu machen.

4
Ferdinand Freiligrath, eigenhänd. Brief mit Unterschr. an Lvin Schücking in Sassenberg, dat. Bad Rippoldsau, 7. Juli 1868. 
1 Dbl., 1. Bl. 6 S., 5 1/2 beschr. Seiten, 13,2 x 17,7 cm.
FrS 387

Freiligrath ist im Erholungsurlaub im Schwarzwald, wo es von der Natur her zwar sehr schön, aber auch etwas langweilig ist. Er erörtert die Frage, wo er sich nun nach seiner Rückkehr nach Deutschland niederlassen soll udn favorisiert Stuttgart, Cannstatt oder den Bodensee. Über letzteren wünscht er gern Informationen von Levin Schücking. Dank für die Ügerraschung durch Schücking mit seiner Teilnahme an Freiligraths Begrüßungsfest in Köln, wo sich beide nach lnagen Jahren das erste Mal wiedersahen. Leider hatten sie kaum Möglichkeiten, länger und näher miteinander zu sprechen. Freiligrath stellt fest, dass er Schückings WErdegang auch von London aus immer verfögt hat und auch dessen in der Kölnischen Zeitung und in der Gartenlaube veröffentlichte Novellen kennt. Mitteilung der Adresse des Malers Carl Schlickum in Blumfield (Michigan / USA).

5
Ferdinand Freiligrath, „An einen Freund, Mai 1785“ [Strophen 14-15] nach Robert Burns, eigenhänd. Gedichtautograph mit Unterschrift, dat. [Bad] Rippoldsau, 4. August 1868.
1 Bl., 2 S., 1 beschr. S. [Albumblatt mit Goldschnitt], 31 x 23 cm.
FrS 583

In jeder Tracht voll Reizes nur
Bist du dem Herzen, o Natur, –
Ob licht und lachend nun die Flur
Der Lenz belaube,
Oder durch’s Land auf öder Spur
Der Winter schnaube!

Nie ließ die Muse sich gewinnen,
Trieb es den Dichter nicht, zu sinnen
Einsam, wo Bäche rieselnd rinnen,
Und rauscht das Ried;
O süß, zu schweifen u[nd] zu spinnen
Ein herzig Lied!

Zur freundlichen Erinnerung an die schönen
Sommertage unter den rauschenden Tannen
u[nd] Quellen von Rippoldsau

F[erdinand]Freiligrath

Rippoldsau,
4. August 1868.

6.
Burns, Robert: Works complete in one volume. With life by Allan Cunningham.
London : Bohn, 1842. – XXI, 820 S.
F 1010

Das Gedicht „Epistle to William Simson, Ochiltree. may, 1785“ befindet sich auf den Seiten 219 bis 220.