A 2008-3 Smyth

Ethel Smyth
Impressionen und Korrespondenzen

Eine Ausstellung in der Landesbibliothek von Studierenden der Hochschule für Musik Detmold und der Universität Paderborn
vom 6.11.2008 bis 9.1.2009

Die englische Komponistin Ethel Smyth (1858–1944) zählt zu den interessantesten Persönlichkeiten ihrer Epoche. Ihre Musik, ihr politisches Engagement und ihre autobiografischen Texte dokumentieren eine erstaunliche Freiheit im Umgang mit Grenzen und Konventionen. In einer Zeit, in der Frauen kreative Schaffenskraft oft rundweg abgesprochen wurde, beschritt Ethel Smyth unbeirrt ihren Weg als professionelle Komponistin und schrieb eine Reihe von Opern sowie Orchesterwerke, Kammermusik und Lieder, die zu ihren Lebzeiten mit Erfolg aufgeführt wurden.

Anlässlich ihres 150. Geburtstags wird Ethel Smyth in Detmold mit einem Festival gewürdigt. Veranstalter sind das Musikwissenschaftliche Seminar Detmold/Paderborn und die Fachgruppe Frauen- und Genderstudien in der Gesellschaft für Musikforschung.

Die Ausstellung in der Lippischen Landesbibliothek stellt Ethel Smyths Wirken entlang verschiedener Stationen ihres Lebens vor. Dabei werden auch bislang unbekannte Dokumente gezeigt, u. a. Briefe aus der Korrespondenz der Komponistin mit ihrem Wiener Verleger Emil Hertzka, die hochinteressante Aufschlüsse über Ethel Smyths Schaffensprozesse sowie über Bedingungen des Komponierens um 1900 geben. Während der Ausstellung wird es Gelegenheit geben, die jüngere Smyth-Rezeption anhand von Radiosendungen aus den 1980er Jahren zu verfolgen und ein eigens für die Veranstaltungsreihe produziertes Hörstück der Hamburger Historikerin und Medienkünstlerin Birgit Kiupel anzuhören.

Eröffnung/ Vernissage:
Donnerstag, 6. November, 18 Uhr

Ein Leitfaden durch die Ausstellung

Die Ausstellung, die Sie vom 6.11.2008 bis zum 9.01.2009 in den Räumen der Lippischen Landesbibliothek sehen können, wurde von Studierenden der Hochschule für Musik Detmold und der Universität Paderborn konzipiert. Die dahinterstehende Idee war es, die Komponistin, Suffragette und Schriftstellerin Ethel Smyth (1858–1944), deren 150. Geburtstag vom 6.-9. November am Musikwissenschaftlichen Seminar mit einem internationalen Symposion und mehreren Konzerten begangen wird, dem Detmolder Publikum vorzustellen. Insgesamt zehn Ausstellungsstationen sind verschiedenen Aspekten ihrer Person gewidmet.

1. Kindheit und Jugend (Foyer)

Diese Station vermittelt Ihnen einen Eindruck von Ethel Smyths Herkunft und dem englischen Umfeld in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in dem sie aufgewachsen ist. Durch englische Kinderbücher, Bücher über England sowie Informationen über Ethel Smyths Familie und das englische Landleben und Bildungswesen in dieser Zeit bekommen Sie eine Vorstellung von der Kindheit und Jugend der Komponistin.

2. Ausbildung in Leipzig (1. Treppenaufgang)

Informationen über Ethel Smyths musikalische Ausbildung finden Sie auf den Schautafeln im ersten Treppenaufgang.

3. Die Frauenfrage um 1900 (2. Obergeschoss)

Diese Station zeigt Ihnen mit Exponaten und Schautafeln, gegen welche Widerstände sich Ethel Smyth entschloss, ihren Weg als schöpferische Frau zu gehen.

4. Die Suffragettenbewegung in England (2. Obergeschoss)

Als Ethel Smyth in den 1980er Jahren „wiederentdeckt“ wurde, galt das Interesse zunächst stark ihrem Engagement in der englischen Frauenwahlrechtsbewegung, für das sie Ihre Tätigkeit als Komponistin zwei Jahre lang unterbrach. An dieser Station lernen Sie Ethel Smyth als Demonstrantin und Steinewerferin kennen.

  1. Opern als Hauptwerke (2. Obergeschoss)

Anders als viele ihrer Vorgängerinnen im früheren 19. Jahrhundert ließ Ethel Smyth sich nicht auf die Komposition vermeintlich „weiblicher“ Gattungen festlegen, sondern folgte Ihrem eigentlichen Talent, der Komposition von Opern. An dieser Station können Sie Klavierauszüge ihrer Opern bewundern – darunter auch einen mit Korrekturen von der Hand der Komponistin. Weiterhin können Sie Szenenfotos aktueller Aufführungen betrachten.

  1. Kammermusik (2. Obergeschoss)

Durch ihre Ausbildung in Leipzig war Ethel Smyth zunächst sehr der deutschen Kammermusiktradition verpflichtet. Hier können Sie Erstausgaben ihrer Kammermusikwerke anschauen.

  1. Ethel Smyth als Reisende (Treppenabsatz zwischen 1. und 2. OG)

„Wer sich was einfallen lassen will, soll in Egypten den Winter zubringen.“ Lassen Sie sich bei einer Tasse Tee aus dem Samowar von Ethel Smyths Reiseerlebnissen inspirieren.

  1. Ethel Smyth als Schriftstellerin (neben Station 7)

Gleich nebenan sehen Sie Ethel Smyth am Schreibtisch sitzen. Setzen Sie sich den Kopfhörer auf und hören Sie eine Leseanleitung für Ethel Smyths schriftstellerische Werke. In dem dazugehörigen Handapparat finden Sie Ethel Smyths Bücher. Auch Literatur über die Komponistin können Sie hier aus dem Bücherschrank nehmen. Diese gehört jedoch thematisch zur 10. Station der Ausstellung: Rezeption.

  1. Spätwerke als Lebensrückschau (1. OG, Lesesaalnische)

Hier finden Sie Notenausgaben und Informationen über Ethel Smyths Schaffen ab 1913, die sie weitgehend in der Universal Edition Wien publizierte. Besonders interessant: das Programm einer Aufführung von Ethel Smyths Vokalsinfonie The Prison von 1934.

10. Rezeption (Treppenabsatz zwischen EG und 1. OG)

Hier können Sie sich über die Rezeptionsgeschichte Ethel Smyths informieren. Eine alte Zeitschrift gibt darüber ebenso Auskunft wie die erste Biographie. Ein besonderes Exponat an dieser Station ist ein Exemplar von Ethel Smyths Memoiren Impressions that Remained mit einer handschriftlichen Widmung.
Begegnungen / Freundschaften / Beziehungen

Verteilt über alle Ausstellungsstationen finden Sie Schautafeln über Menschen, mit denen Ethel Smyth befreundet war und die für sie künstlerisch oder menschlich von Bedeutung waren.
Korrespondenzen

Einen roten Faden durch die Ausstellung bildet Ethel Smyths Korrespondenz mit ihrem Verleger Emil Hertzka, dem Leiter der Universal Edition Wien. Faksimiles einer Auswahl der Briefe finden Sie – thematisch den Stationen zugeordnet – entweder in den Vitrinen oder auf gesonderten „goldenen“ Schautafeln im Treppenhaus. Die dazugehörigen Transkriptionen hängen als „Flugblätter“ in den Aufgängen. Wenn Sie sich zum Lesen der Briefe lieber gemütlich niederlassen möchten, so können Sie dies auf dem roten Sofa an der Station Rezeption tun. Dort finden Sie die Briefbroschüre.
Birgit Kiupel: Hörstücke

Die Hamburger Medienkünstlerin Birgit Kiupel hat eigens für diese Ausstellung fünf Hörstücke zu Ethel Smyth produziert, die Sie sich an der Hörstation auf dem Treppenabsatz zum 1. Obergeschoss anhören können. Lassen Sie sich also auf dem roten Sofa nieder, setzen Sie den Kopfhörer auf und hören Sie … – unter anderem Ethel Smyth im Originalton. (Mehr wird an dieser Stelle nicht verraten.)

Wir wünschen viel Vergnügen!
Simon Blümer, Michael Carevic, Xiang Gu, Marleen Hoffmann, Sarah Schauberger und Xiao Xiao, Leitung: Dr. Cornelia Bartsch