Ernst Wiechert - kein einfaches Leben

1887 - 1950 - 2000

Kabinettausstellung

Ernst Wiechert – kein einfaches Leben
1887 – 1950 – 2000

Kabinettausstellung vor dem Lesesaal im 1. OG, 1. August bis 31. August 2000

Im August 2000 erinnert die Deutsche Post mit einer Briefmarke an den fünfzigsten Todestag des mutigen Erzählers.

Ernst Wiechert wurde am 18. Mai 1887 im Forsthaus Kleinort bei Sensburg in Ostpreußen geboren. Der in der Einsamkeit der masurischen Wälder aufgewachsene Sohn eines Försters wurde zunächst von Hauslehrern unterrichtet und besuchte von 1898 bis zum Abitur 1905 eine höhere Schule in Königsberg. Anschließend studierte er ebendort Deutsch, Englisch, Erdkunde und Naturwissenschaften. Nach seiner Lehrerausbildung nahm Wiechert freiwillig am Ersten Weltkrieg teil. Die in dieser Zeit gemachten Erfahrungen prägten sein Werk in den zwanziger Jahren.

Von 1918 bis 1930 war Wiechert Studienrat in Königsberg und veröffentlichte unter anderem den Roman „Der Totenwolf“ (1922).

Das Jahr 1930 stellte einen Wendepunkt in seinem Leben dar, der sich auch in seinem Werk niederschlägt. Der Autor selbst sprach von einem „Durchbruch in die Gnade“. Bis zur Aufgabe des Schuldienstes 1933 unterrichtete Wiechert nun in Berlin, und in dieser Zeit setzte sein Erfolg als Erzähler ein. Die kommenden Jahre verbrachte er als freier Schriftsteller in Oberbayern, um ihn scharte sich eine treue Lesergemeinde, die in Wiechert eine moralische Instanz sah. Der Roman „Die Majorin“ (1933) und die „Hirtennovelle“ (1935) zählen zu den bekanntesten Werken aus diesen Jahren.

Wiechert, dessen heimatverbundene Literatur vom NS-Regime zunächst sehr gefördert wurde, machte schnell deutlich, dass er in starker Opposition zum Nationalsozialismus stand und wandte sich in Reden und Lesungen an die Öffentlichkeit. Seine Rede „Der Dichter und die Zeit“, in der er vor Münchner Studenten Kritik an der staatlichen Kulturpolitik übte, ließ ihn zu einem unliebsamen Autor werden. Als Wiechert sich 1938 brieflich gegen die Inhaftierung von Pastor Niemöller einsetzte, wurde er in das KZ Buchenwald verbracht und unter Androhung der „physischen Vernichtung“ bei weiterer Kritik nach zwei Monaten schwer erkrankt entlassen. 1939 kam es zur letzten Publikation des durch seine Bekanntheit einigermaßen geschützten Erzählers im Dritten Reich, sein berühmter Roman „Das einfache Leben“ erschien allein bis 1942 in 250.000 Exemplaren.

Nach 1945 war es vor allem Wiecherts Buchenwald-Bericht „Der Totenwald“ (erschienen 1945), der ihn als Gegner der NS-Diktatur auswies. In den Nachkriegsjahren führten Wiechert Vortragsreisen bis in die USA. Enttäuscht von einem mangelnden Schuldeingeständnis in Deutschland, zog sich Wiechert auf den Rütihof bei Uetikon am Zürichsee zurück, wo er am 24. August 1950 verstarb.

Die wichtigen Romane der letzten Jahre sind die im Krieg verfassten „Jerominkinder“ (zwei Bände, erschienen 1946) und sein letztes Werk „Missa sine nomine“ (1950). In den fünfziger Jahren blieb Wiechert ein gelesener und bekannter Autor, heute gehört er allerdings eher zu den vergessenen Schriftstellern.

In der Landesbibliothek finden sich neben mehreren Einzelausgaben und einer Auswahl an Sekundärliteratur auch Wiecherts „Sämtliche Werke in 10 Bänden“, erschienen 1957 in München.