Kennen Sie Gottsched?

Zum 300. Geburtstag des Frühaufklärers Johann Christoph Gottsched

Ausstellung

Kennen Sie Gottsched?

Zum 300. Geburtstag des Frühaufklärers Johann Christoph Gottsched

Ausstellung in der Lippischen Landesbibliothek
vom 15. November 2000 bis zum 6. Januar 2001

Einleitung

Johann Christoph Gottsched (1700-1766) war ein einflussreicher Frühaufklärer von enormer Vielseitigkeit und Produktivität. Vor allem als Begründer einer bürgerlichen Literatur und des bügerlichen Theaters in Deutschland ist er bis heute bekannt geblieben: als derjenige, der die schöne Literatur und das Theater zum Medium der bürgerlichen Aufklärung machte. Aber seine umfangreiche Tätigkeit galt allen Gebieten des Wissens.

Ziel und Inhalt seiner Arbeit waren nationale und aufklärerische Impulse. Gottsched wollte zum einen die deutsche Sprache und Kultur von Überfremdung befreien, eine deutsche Nationalliteratur begründen und Anschluss an die gesamteuropäische Kulturentwicklung gewinnen. Zum anderen wirkte er unermüdlich für die bürgerliche Emanzipation: er popularisierte den Vernunftgedanken als Medium bürgerlicher Selbstverständigung mit universalem Anspruch und wirkte mit an einem breit angelegten aufklärerischen Bildungsprogramm.

Als Professor für Philosophie an der Universität Leipzig vertrat Gottsched die moderne Aufklärungsphilosophie in der akademischen Lehre. Darüber hinaus nutzte er sämtliche publizistischen Möglichkeiten zur Verbreitung seiner aufklärerischen Ideen auch außerhalb exklusiver gelehrter Zirkel. Seine Lehr- und Schulbücher zur Sprach-, Dicht- und Redekunst fanden weite Verbreitung im schulischen und universitären Unterricht. Seine moralischen Wochenschriften erreichten auch ein Lesepublikum, das von den traditionellen Bildungsinstitutionen ausgeschlossen war, z.B. Frauen.

Neu war seine Entdeckung des Theaters als Institution der Aufklärung. Gottsched bereitete den Weg für ein Literaturtheater von nationaler Geltung, das höchst breitenwirksam ein Forum bürgerlicher Interessen wurde. Das Theater als moralische Anstalt und die dort stattfindende Verständigung über eine bürgerliche Moral als gesellschaftliches Identifikationsmuster waren seine Erfindung.

1700 am 2. Februar Geburt als Sohn eines Landpfarrers in Juditten bei Königsberg

1714 Immatrikulation an der Universität Königsberg. Studium der Theologie, später auch der Philosophie. Beschäftigung mit Poetik und Poesie

1719 Magister der Philosophie

1724 Flucht mit dem Bruder Heinrich vor den preußischen Werbern nach Leipzig. Privatlehrer und Bibliothekar im Haus von Johann Burkhard Mencke. Habilitation

1725 Beginn philosophischer Vorlesungen an der Universität Leipzig, v.a. über die Wolff’sche Philosophie. Poetische Kollegien und Vorlesungen zur Rhetorik

1725/26 Herausgabe der Moralischen Wochenschrift Die vernünftigen Tadlerinnen

1727/29 Herausgabe der Moralischen Wochenschrift Der Biedermann

1729 Beginn der Zusammenarbeit mit der Schauspieltruppe der Friederike Caroline Neuber

1730 Ernennung zum außerordentlichen Professor für Poesie und Beredsamkeit an der Universität Leipzig. Erscheinen des Versuchs einer Critischen Dichtkunst

1731 Erstaufführung von Gottscheds Trauerspiel Der sterbende Cato durch die Neubersche Truppe in Leipzig

1732/44 Herausgabe der Zeitschrift Beyträge zur Critischen Historie der Deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit

1734 Ernennung zum ordentlichen Professor für Logik und Metaphysik in Leipzig. Erste Gründe der gesammelten Weltweisheit

1735 Eheschließung mit Luise Adelgunde Victorie Kulmus in Danzig. Rhetoriklehrbuch Ausführliche Redekunst

1738 erstes Rektorat der Universität Leipzig

1740/45 Die Deutsche Schaubühne als Mustersammlung der dramatischen Poesie

1740/45 Literaturstreit mit Johann Jakob Bodmer und Johann Jakob Breitinger, betreffend das „Wunderbare“ in der Poesie

1741 Zerwürfnis mit Friederike Caroline Neuber

1741/44 Übersetzung von Pierre Bayles Dictionaire historique et critique

1741/45 Johann Joachim Schwabes Zeitschrift Belustigungen des Verstandes und Witzes als Mustersammlung der nichtdramatischen Poesie

1744 Begründung der Zeitschrift Neue Beyträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes durch die Bremer Beiträger

1748 Grammatiklehrbuch Grundlegung einer deutschen Sprachkunst ersten Gesänge von Klopstocks Messias und Christoph Otto von Schönaichs Hermann. Beginn von Lessings Kampf gegen Gottsched

1753 Schulbuch Kern der deutschen Sprachkunst

1754 Schulbuch Vorübungen der Beredsamkeit

1756 Schulbuch Vorübungen der lateinischen und deutschen Dichtkunst

1756/63 Siebenjähriger Krieg

1757/65 Bücherverzeichnis Nöthiger Vorrath zur Geschichte der deutschen Dramatischen Dichtkunst

1759 Lessings 17. Literaturbrief mit vernichtender Kritik Gottscheds

1762 Tod von Luise Gottsched

1766 am 12. Dezember Tod Gottscheds in Leipzig

Die Exponate

Ausstellung in der Lippischen Landesbibliothek
vom 15. November 2000 bis zum 6. Januar 2001
zum 300. Geburtstag des Frühaufklärers Johann Christoph Gottsched

Philosophie

Als Professor der Philosophie, der er hauptamtlich seit 1734 war, vertrat Gottsched die Aufklärungsphilosophie von Christian Wolff (1679-1754) und damit der Leibniz’schen Schule. Er trat dabei weniger als selbstständiger Denker hervor denn als hervorragender Ausleger und Verbreiter dieser Philosophie. Sein 1734 zuerst erschienenes Lehrbuch Erste Gründe der gesammelten Weltweisheit trug bis 1778 in acht Auflagen enorm zur Popularisierung der Wolff’schen Philosophie bei.

1
Herrn Gottfried Wilhelms Freyherrn von Leibnitz Theodicee …
bey dieser vierten Ausgabe durchgehends verbessert, auch mit verschiedenen Zusätzen und Anmerkungen vermehrt von Johann Christoph Gottscheden.
Hannover und Leipzig : Förster, 1744.
PP 258a

Im Jahre 1744 publizierte Gottsched diese deutsche Ausgabe der Leibniz’schen Theodizee, die zuerst 1710 auf Französisch erschienen war. Gottscheds Ausgabe beruht auf der ersten, 1719 erschienenen Übersetzung und ist mit zahlreichen erläuternden Fußnoten versehen.

2
Vernünfftige Gedanken Von den Kräfften des menschlichen Ver­standes
Und Ihrem richtigen Gebrauche In Erkäntniß der Wahrheit, Den Liebhabern der Wahrheit mitgetheilet von Christian Wolffen. – 6. vermehrte Auflage. – Halle an der Saale : Renger, 1731.
PP 2175

„Geneigter Leser, Der Mensch hat nichts vortreflicheres von Gott empfangen, als seinen Verstand …“. So leitet Wolff das vorliegende Büchlein ein. Es ist eines seiner am weitesten verbreiteten Werke.

3
Dictionaire historique et critique, par Mr. Pierre Bayle.
4. Édition, revue, corrigée, et augmentée. Avec la vie de l’auteur, par Mr. Des Maizeaux. – 4 Bde. – Amsterdam : Brunel [u.a.], 1730.
G 106 2º

Der Dictionaire des französischen Aufklärungsphilosophen Pierre Bayle (1647-1706), ein biographisches Nachschlagewerk, erschien zuerst zweibändig 1695/97 in Rotterdam, wo der Verfasser seit 1681 als Professor für Philosophie lehrte. Bis 1740 entstanden fünf Auflagen.

4
Herrn Peter Baylens … Historisches und Critisches Wörterbuch,
nach der neuesten Auflage von 1740 ins Deutsche übersetzt … von Johann Christoph Gottscheden. – 4 Bde. – Leipzig : Breitkopf, 1741-1744.
G 107a 2º

Die von dem Leipziger Juristen Paul Gottfried von Königslöwen nach der 4. Auflage des Dictionaire angefertigte Übersetzung wurde vom Ehepaar Gottsched unter Beteiligung seiner Schüler Johann Joachim Schwabe, Karl Christian Gärtner und Johann Andreas Cramer bearbeitet und in zahlreichen Anmerkungen politisch und philosophisch entschärft.

Moralische Wochenschriften

Moralische Wochenschriften waren zu Anfang des 18. Jahrhunderts ein hervorragendes Medium der Propagierung bürgerlicher Normen und Werte. Ihre Herausgeber gingen davon aus, dass ein Schwerpunkt gesellschaftlicher Reformen in einer „Veredelung“ des Frauenlebens und einer besseren Erziehung der nachwachsenden Generation liege. Dies war für viele ein Grund, sich speziell auch an die Frauen zu wenden. Gottsched erkannte schon früh die Möglichkeiten, die sich durch das noch junge Medium Zeitschrift für die Popularisierung seines aufklärerischen Programms ergaben und nutzte diese konsequent. Seine Wochenschrift Die vernünftigen Tadlerinnen war 1725/26 die erste deutsche Frauenzeitschrift überhaupt. 1727 bis 1729 gab er für ein männliches Publikum die Wochenschrift Der Biedermann heraus.

5 + 6
Die Vernünftigen Tadlerinnen
3. Auflage. – 2 Bände. – Hamburg : König, 1748.
D 35 (1) und D 35 (2)

In den Jahren 1725/26 gab Gottsched zusammen mit Johann Georg Hamann und Johann Friedrich May die Vernünftigen Tadlerinnen heraus, die sich vorrangig an ein weibliches Lesepublikum richteten. Die Herausgeber gaben sich die weiblichen Pseudonyme Calliste, Phyllis und Iris, um ihre Sache glaubwürdiger vertreten zu können. Einen fiktiven Leserbrief, der ihre weibliche Identität bezweifelte, nutzten sie zu einer gründlichen Erörterung über die Frage des intellektuellen Vermögens von Frauen.

Themen der Wochenschrift sind Kindererziehung, Mode, Lektüre und andere Fragen des Hauswesens und der Geselligkeit. Alles zielt auf eine verbesserte Verstandes- und Geschmacksbildung der Frauen. Eine umfassende weibliche Bildung wird als positiv für Ehe, Erziehung und Haushaltsführung dargestellt. Sie ist unabdingbar zur Verbesserung eines vernunftbasierten bürgerlichen Gemeinwesens.

Die Zeitschrift war sehr populär. 1738 und 1748 wurden die bereits im zweiten Jahrgang der Zensur geopferten Tadlerinnen im Nachdruck herausgegeben. Das vorliegende Exemplar stammt aus der Gymnasialbibliothek Lemgo.

7
The Spectator
8 Bde. – London : Tonson & Draper, [1711-1714].
V 260

Unangefochtenes Vorbild der deutschen Moralischen Wochenschriften waren die englischen Wochenschriften, darunter der von Richard Steele und Joseph Addison herausgegebene Spectator. Luise Gottsched übersetzte die Zeitschrift ins Deutsche; unter dem Titel „Der Zuschauer“ erschien die Übersetzung 1749-1751 in Leipzig.

Rhetorik

8
Johann Christoph Gottscheds … Ausführliche Redekunst,
Nach Anleitung der alten Griechen und Römer, wie auch der neuern Ausländer, in zweenen Theilen verfasset und itzo mit den Exempeln der größten deutschen Redner erläutert. – 4. Auflage. – Leipzig : Breitkopf, 1750.
Ph 206

Rhetorik war noch im 18. Jahrhundert eines der wichtigsten Unterrichtsfächer an Schulen und Universitäten. Dieses 1736 zuerst erschienene Lehrbuch Gottscheds war das erste Rhetorik-Lehrbuch in deutscher Sprache überhaupt. Bis zu seinem Erscheinen gab es nur lateinische Lehrbücher. Gottsched engagiert sich vehement für Klarheit, Deutlichkeit, Wahrhaftigkeit der Rede und für eine „natürliche“ Redeweise. Das Buch erschien bis 1759 in fünf Auflagen.

9
Vorübungen der Beredsamkeit,
zum Gebrauche der Gymnasien und größern Schulen, aufgesetzet von Joh. Christ. Gottscheden. – 3. verbesserte Auflage. – Leipzig : Breitkopf, 1764.
Ph 206a

Speziell für den Rhetorik-Unterricht an Schulen gab Gottsched 1754 dieses Büchlein heraus, das bis 1764 in drei Auflagen erschien. Das vorliegende Exemplar stammt aus der Gymnasialbibliothek Lemgo.

Sprache

Besonders engagierte Gottsched sich für eine einheitliche hochdeutsche Schriftsprache. Sein Kampf gegen „Schwulst“ und für eine „gemäßigte Schreibart“ ist legendär. Deutsch sollte – gereinigt von Überfremdung – als Gesellschaftssprache gegen Französisch und als Wissenschaftssprache gegen Latein durchgesetzt werden. Anzukämpfen war gegen eine noch immer herrschende Auffassung, die deutsche Sprache sei nicht aller Inhalte fähig. Gottscheds Forderung nach einer klaren und leicht fasslichen Sprache in allen Bereichen hatte auch einen aufklärerischen Impuls: wenn die Sprache das Denken spiegelt, ist eine allgemeinverständliche Umgangssprache zugleich auch vernünftig.

10
Grundlegung einer deutschen Sprachkunst,
 Nach den Mustern der besten Schriftsteller des vorigen und jetzigen Jahrhunderts abgefasset, und bey dieser dritten Auflage merklich vermehret von Johann Christoph Gottscheden. – 3. Auflage. – Leipzig : Breitkopf, 1752.
Ph 1819

Dieses 1748 zuerst erschienene Lehrbuch Gottscheds war die erste Grammatik der deutschen Gegenwartssprache, ein Regelwerk für Rechtschreibung, Formenlehre, Satzlehre und Verslehre. Ziel Gottscheds war es, mit diesem Lehrbuch eine deutsche Standardschriftsprache zu etablieren. Das Buch war ein Bestseller: es erschien in sechs Auflagen, als Schulbuchauszug, in Übersetzung – insgesamt in 125 verschiedenen Ausgaben.

11
Kern der deutschen Sprachkunst,
aus der ausführlichen Sprachkunst Herrn Professor Gottscheds, zum Gebrauche der Jugend, von ihm selbst ins Kurze gezogen.
2. verbesserte Auflage. – Leipzig : Breitkopf, 1754.
Ph 1820

Auch von Gottscheds Sprachkunst gab es eine verkürzte und vereinfachte Version als Schulbuch. Das vorliegende Exemplar gehörte dem späteren Theologen Johann Heinrich Tobias Bernstein, der es am 16. Mai 1770 als Achtzehnjähriger in Gera erwarb.

Geschichte der deutschen Sprache und Literatur

Gottscheds Beschäftigung mit der Geschichte der deutschen Sprache und Literatur war Teil seiner Bestrebungen zur Konstituierung einer gemeindeutschen Literatursprache und einer deutschen Nationalliteratur. Das Vergangene sollte die Ebenbürtigkeit des Deutschen mit den übrigen europäischen Nationalsprachen und -literaturen beweisen und als Fundament einer neuen deutschen Nationalkultur dienen. Seine Zeitschrift Beyträge zur Critischen Historie der Deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit, die 1732 bis 1744 erschien und hauptsächlich Abhandlungen zur Dichtkunst, Sprach- und Literaturgeschichte enthielt, war das erste Organ einer wissenschaftlichen Germanistik.

12
Nöthiger Vorrath zur Geschichte der deutschen Dramatischen Dichtkunst,
oder Verzeichniß aller Deutschen Trauer- Lust- und Sing-Spiele, die im Druck erschienen, von 1450 bis zur Hälfte des jetzigen Jahrhunderts gesammlet und ans Licht gestellt von Johann Christoph Gottscheden. – Leipzig : Teubner, 1757.

Des nöthigen Vorraths zur Geschichte der deutschen Dramatischen Dichtkunst ZweyterTheil,
oder Nachlese aller Deutschen Trauer- Lust- und Sing-Spiele, die vom 1450sten bis zum 1760sten Jahre im Drucke erschienen. Gesammlet und ans Licht gestellt von Johann Christoph Gottscheden. – Leipzig : Teubner, 1765.
D 1g (2 Ex.)

Dieses Bücherverzeichnis zur dramatischen Literatur in Deutschland enthält 1200 Titel. Die meisten der aufgeführten Dramen entsprechen keineswegs der Gattungsnorm Gottscheds, doch ist der Qualitätsaspekt in diesem Fall irrelevant, weil mit diesem Verzeichnis die Leistungsfähigkeit der deutschen Literatur im internationalen Vergleich vor allem quantitativ bewiesen werden sollte.

Literaturreform

Berühmt bis heute ist Gottsched als Aktivist für eine deutsche Nationalliteratur. Diese Literatur verpflichtete er zugleich als Funktionsträgerin für die Verbreitung aufgeklärter Vernunftwahrheiten.

Ausgangspunkt für Gottscheds Literaturreform war das Fehlen einer zeitgemäßen Poetik. Die geltende Poetik stammte noch aus dem Barock und war nicht philosophisch, sondern rhetorisch fundiert; die Poetik des Aufklärungszeitalters musste also aus der Vernunftphilosophie neubegründet werden. Nur wenn die Poesie selber nach dem Grundsatz der Vernünftigkeit geschaffen ist und wenn sie als Instrument der Vermittlung von Vernunftwahrheiten funktional ist, hat sie eine Existenzberechtigung.

Die höfisch orientierte Gesellschaftspoesie des Rokoko mit ihrer Bevorzugung von Galanterie und Schwulst war unvernünftig; allenfalls die Poesie der deutschen Hofpoeten, die sich bereits um 1700 einer rational-nüchternen Reimprosa zugewandt hatten, ließ Gottsched gelten. Die neue rationale Poesie sollte nützlich werden als Medium aufklärerischer Ideen und bürgerlicher Normen. Gottsched wies der Dichtung damit eine bedeutende Rolle im Prozess der bürgerlichen Aufklärung zu.

Theoretisch begründete Gottsched die Poesie der Aufklärung 1730 in seiner Critischen Dichtkunst. Das Buch war für mehr als zwei Jahrzehnte Grundlage jeder literarischen Debatte in Deutschland.

Praktisch beförderte Gottsched die Entstehung einer aufgeklärten Literatur durch Poetik-Unterricht an der Universität, durch praktische Förderung von Autoren in literarischen Gesellschaften, durch Bereitstellung literarischer Mustersammlungen wie durch Veröffentlichung und Kritik der neuen Literatur in seinen Zeitschriften.

13
Versuch einer Critischen Dichtkunst
Durchgehends mit den Exempeln unsrer besten Dichter erläutert … von Johann Christoph Gottsched. – 3. und vermehrte Auflage. – Leipzig : Breitkopf, 1742.
Ph 1922b

Mit seiner Critischen Dichtkunst legte Gottsched 1730 eine rationalistische Literaturtheorie vor. Die Literatur wurde mit dem Mimesisprinzip verknüpft und in das Vernunftsystem der Wolff’schen Philosophie integriert. Zugleich war das Buch eine Regelpoetik, nach deren Gattungsregeln die neue, aufgeklärte Poesie entstehen sollte.

In der Verbindung von Literaturtheorie und Normpoetik lag allerdings die Schwäche des Buches, die später zu heftigem Streit zwischen Gottsched und seinen Widersachern führte. Denn die Regeln, die aus der klassizistischen französischen Literatur hergeleitet waren, waren keineswegs vollständig aus dem Mimesis- oder Vernunftprinzip zu begründen. Und natürlich war es auch problematisch, eine neue bürgerliche Literatur auf die Gattungsprinzipien der höfisch-klassizistischen Literatur zu gründen. Die Critische Dichtkunst erschien in vier Auflagen bis 1751.

14
Vorübungen der lateinischen und deutschen Dichtkunst,
Zum Gebrauche der Schulen entworfen von Joh. Christoph Gottscheden. – 2. verbesserte Auflage. – Leipzig : Breitkopf, 1760.
Ph 1922b

Gottsched selbst arbeitete die Critische Dichtkunst 1756 zu einem Schulbuch um. Bis 1775 erschienen drei Auflagen.

15
Belustigungen des Verstandes und Witzes
Leipzig : Breitkopf, 1741-1745.
D 2

Diese belletristische Monatsschrift wurde von Johann Joachim Schwabe in Leipzig herausgegeben, Gottscheds engstem und loyalstem Mitarbeiter. Gedacht war sie als eine Mustersammlung vorbildhafter Texte der kleineren poetischen Gattungen wie Lehrgedichte, Oden, Fabeln, Satiren oder Idyllen. Sie enthielt aber auch Aufsätze zur Literatur, Ästhetik und Allgemeinbildung. Mitarbeiter waren neben Schwabe und Gottsched viele jüngere Autoren des 18. Jahrhunderts. Die Zeitschrift enthielt u.a. Verssatiren von G. W. Rabener und J. F. W. Zachariae, Lehrgedichte von A. G. Kästner, Fabeln und Schäferspiele von Gellert oder anakreontische Lieder und Oden von Gleim, Hagedorn, J. E. Schlegel, J. A. Cramer, J. A. Ebert und K. Chr. Gärtner.

16
Neue Beyträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes.
Bd.1. – 3. Auflage. – Bremen und Leipzig : Saurmann, 1750.
D 3

Im Literaturstreit zwischen Gottsched und den Schweizern Bodmer und Breitinger befreiten sich zahlreiche junge Autoren von der engen Bindung an Gottsched und nutzten das Angebot des Verlegers Saurmann in Bremen, eine eigene belletristische Monatsschrift herauszugeben. Die Neuen Beyträge erschienen in vier Jahrgängen von 1744 bis 1748, und die Autorengruppe, die an dieser Zeitschrift mitarbeitete, ist unter dem Namen „Bremer Beiträger“ bekannt. Hauptsächlich beteiligt waren neben Karl Christian Gärtner als Herausgeber Johann Andreas Cramer, Johann Arnold Ebert, Johann Adolf Schlegel, Gottlieb Wilhelm Rabener und Justus Friedrich Wilhelm Zachariae.

Französische Vorbilder

17
Oeuvres de Nicolas Boileau Despréaux.
Nouvelle Edition, revûe & augmentée. – 2 Bde. (in 1 Bd.). – Amsterdam : Schelte, 1713.
H 13276

Nicolas Boileau (1636-1711) als Vertreter des französischen Klassizis­mus war mit seiner Schrift L’Art poétique einer der Gewährsleute für Gottscheds Normpoetik.

18
Oeuvres de Racine, de l’Académie françoise.
Nouvelle Édition, plus correcte & plus ample que les précédentes. – 3 Bde. – Amsterdam und Leipzig : Arkstée & Merkus, 1763.
A 639.1.1 Literaturarchiv

Die dramatischen Werke von Jean Racine (1639-1699) galten Gottsched als vorbildhaft für eine neu zu begründende deutsche Dramenkunst. In der Deutschen Schaubühne erschien seine Übersetzung der Iphigenie, die 1729 von der Neuberschen Theatertruppe in Leipzig und anderwärts aufgeführt wurde.

19
Le Théâtre de P. Corneille
Nouvelle Édition, revue, corrigée & augmentée de ses Oeuvres diverses. – 6 Bde. – Amsterdam : Chatelain, 1740.
F 578

Die Werke von Pierre Corneille (1606-1684) sah Gottsched als mustergültig für die neue deutsche Dramenkunst an. In der Deutschen Schaubühne erschienen Übersetzungen des Cid und der Horatier.

20
Oeuvres de Monsieur Destouches, de l’Academie françoise.
Nouvelle Édition, augm. de pièces nouv., & mise en meilleur ordre.
4 Bde. – La Haye : Gibert, 1752.
F 606

Die Komödien von Philippe Néricault Destouches (1680-1754) waren Gottscheds Vorbilder für ein neues bürgerliches Lustspiel. In der Deutschen Schaubühne erschienen Übersetzungen des Gespensts mit der Trummel, des Verschwenders und des Poetischen Dorfjunkers.

Vorläufer einer aufgeklärten Poesie

21
Des Freyherrn von Canitz Gedichte,
 Mehrentheils aus seinen eigenhändigen Schrifften verbessert und vermehret … ausgefertiget von Johann Ulrich König. – 3. Auflage. – Berlin und Leipzig : Haude & Spener, 1750.
D 580

Der Berliner Hofdichter Friedrich Rudolf Ludwig von Canitz (1654-1699), ein Kritiker des barocken Schwulststils und Vertreter einer metrisch glatten, nüchternen Bildungsdichtung, war Vorbild der Hof­poeten, die schon um 1700 eine Wende zum aufklärerischen Klassizismus vollzogen. Gottsched schätzte seine Werke sehr.

22
Des Herrn von Besser Schrifften,
 Beydes In gebundener und ungebundener Rede … ausgefertiget von Johann Ullrich König. – Leipzig : Gleditsch, 1732.
D 582

Auch die Lob- und Heldengedichte, Liebes- und Studentenlieder des Dresdener Hofdichters Johann von Besser (1654-1729) wurden von Gottsched als Vorläufer einer aufgeklärten Poesie positiv beurteilt. Das vorliegende Exemplar von Bessers Schriften stammt aus dem Besitz des berühmten Gelehrten Christian Gottlieb Jöcher.

23
Des Herrn von Königs Gedichte
aus seinen von ihm selbst verbesserten Manuscripten gesammlet und herausgegeben [von Johann Christoph Rost]. – Dreßden : Walther, 1745.
D 583

Als Nachfolger von Bessers wirkte in Dresden Johann Ulrich von König (1688-1744) als Hofdichter. Er wandte sich unter dem Einfluss des französischen Klassizismus von seiner frühen Schwulstpoesie ab.

Theaterreform

Gottscheds kulturhistorisch bedeutendste Leistung war die Schaffung eines deutschen Bildungs- und Literaturtheaters. Er war es, der das Theater zu einem Instrument der bürgerlichen Öffentlichkeit machte.

Auf den deutschen Wanderbühnen betrieben sozial deklassierte Berufsschauspieler reine Unterhaltung für ein anspruchsloses Publikum. Zur Aufführung kamen Harlekinaden – derbe Stegreifpossen aus der Tradition der Commedia dell‘ Arte – und die sogenannten „Haupt- und Staatsaktionen“ – blutrünstige und pompöse, auf szenische Effekte berechnete Darstellungen von Stoffen aus der antiken oder orientalischen Geschichte, die zumeist dem barocken Trauerspiel entstammten.

In Gottscheds Theater sollte sich ein bürgerliches Publikum anhand der neuen deutschen Dramenliteratur über seine spezifischen Werte und Normen verständigen. Um dieses Ziel zu erreichen, nutzte Gottsched die bestehende Institution des Wandertheaters, verbündete sich mit Wandertheatertruppen, reformierte deren Repertoire, schrieb selber Stücke für das Theater und hatte sogar Erfolg damit. An die Stelle der Harlekinaden trat die regelmäßige Typenkomödie, an die Stelle der Haupt- und Staatsaktionen die klassizistische Tragödie.

24, 25, 26
Die Deutsche Schaubühne,
nach den Regeln und Exempeln der Alten … von Joh. Christoph Gottscheden. – Neue verbesserte Auflage. – 6 Teile in 3 Bdn. – Leipzig : Breitkopf, 1746-1750.

Die Deutsche Schaubühne war Gottscheds höchst wirkungsträchtige Mustersammlung regelmäßiger Dramen für das neue, aufgeklärte Theater. Sie erschien 1741 bis 1745 in sechs Bänden und wurde dann in einer neuen, verbesserten Auflage wiederaufgelegt. Enthalten sind 38 Theaterstücke als Anregung für aufgeklärte Dramatiker und als Spielvorlage für Schauspieltruppen. Alle Stücke wurden zwischen 1740 und 1745 aufgeführt.

• Bd. 1. – 1. und 2. Teil.
Neue verbesserte Auflage. Leipzig : Breitkopf, 1746.
D 200-1

Als erstes Stück des ersten Bandes erschien Gottscheds 1730 verfertigtes Trauerspiel Der sterbende Cato – die erste deutsche „regelmäßige“ Tragödie. Das Stück wurde 1731 von der Neuberschen Truppe uraufgeführt und war ein großartiger Theatererfolg. Es findet sich bis 1770 auf den Spielplänen. Außerdem enthält der Band Übersetzungen von Molières Menschenfeind, Corneilles Cid und den Horatiern etc. Die späteren Bände enthalten hauptsächlich deutsche Produktionen.


• Bd. 2. – 3 und 4. Teil.
Neue verbesserte Auflage. Leipzig : Breitkopf, 1746/1748.
D 200-2

Im vierten Teil der Deutschen Schaubühne findet sich das Lustspiel Die ungleiche Heirath von Luise Adelgunde Victorie Gottsched, Gottscheds Ehefrau. In den folgenden Bänden erschienen auch ihre Komödien Die Hausfranzösin, Das Testament und Der Witzling. Acht von 16 Übersetzungen für die Deutsche Schaubühne stammten ebenfalls von ihr.

• Bd. 3. – 5. und 6. Teil.
Neue verbesserte Auflage. Leipzig : Breitkopf, 1749/1750.
D 200-3

Der zuletzt erschienene Band 6 der Deutschen Schaubühne brachte noch einmal zwei Muster-Trauerspiele Gottscheds: das Spartanerdrama Agis und Die parisische Bluthochzeit König Heinrichs von Navarra – beides Lehrstücke der Frühaufklärung im Hinblick auf ihre Beurteilung staatlichen Handelns.

Friederike Caroline Neuber

27
Mechtel, Angelika: Die Prinzipalin. Roman.
Frankfurt am Main : Fischer, 1994
CSCM 273

Besonders erfolgreich war Gottscheds Zusammenarbeit mit der Theatertruppe von Friederike Caroline Neuber seit 1727. 1741 kam es zum Zerwürfnis durch den Konflikt zwischen Gottscheds Ansprüchen an ein reines Literaturtheater und den ökonomischen Zwängen der Schauspieltruppe. 1994 hat Angelika Mechtel die Neuberin zur Hauptfigur eines Romans gemacht.

28
Die Deutsche Schaubühne zu Wienn,
nach Alten und Neuen Mustern. – 4 Bde. – Wien : Krauß, 1749-1753.
D 201

Diese Mustersammlung deutscher Schauspiele ist eine Nachahmung von Gottscheds Deutscher Schaubühne. Enthalten sind überwiegend Übersetzungen französischer klassizistischer Dramen, aber auch Gottscheds Agis, Luise Gottscheds Trauerspiel Panthea und ihre Übersetzung von Voltaires Alzire.

Die Gottschedin

29
Briefe der Frau Louise Adelgunde Victorie Gottsched gebohrne Kulmus.

3 Teile. Dresden : Harpeter, 1771-1772.
Lg 1721

Luise Adelgunde Victorie Gottsched (1713-1762) war eine hochgelehrte Frau und eine ebenbürtige Mitarbeiterin ihres Mannes. Sie schrieb nicht nur Musterdramen für die Deutsche Schaubühne. Sie arbeitete auch an seinen Zeitschriften mit, an der Übersetzung von Bayles Dictionaire und am Handlexicon der schönen Wissenschaften. Eine Ehe wie diese, als wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft angelegt, hatte es bisher noch nicht gegeben. Luises Freundin Dorothee Henriette von Runckel gab 1771 eine Sammlung von 219 Briefen der Autorin heraus, die – wenngleich stark redigiert – eine wertvolle Quelle zur Geschichte des Frauenlebens im 18. Jahrhundert ist.

Gottscheds Widersacher

Nicht bewusst war Gottsched, dass er in seiner Poetik aufklärerische Postulate mit Traditionsregeln verknüpfte, die keineswegs für alle Zei­ten gültig bleiben mussten. Als Vernunftideal durfte das klassizistische Kunstideal für ihn allerdings auch nicht zeitbedingt sein. Und am klassizistischen Regelkanon hielt er auch fest, als eine neue bürgerliche Literatur entstand, die sich diesem Kanon nicht bequemen wollte.

Gottscheds stärkste Gegner waren die beiden Züricher Professoren Johann Jakob Bodmer (1698-1783) und Johann Jakob Breitinger (1701-1776). Sie räumten in ihren literaturtheoretischen Werken der Phantasie und der Empfindung einen größeren Spielraum ein, wenngleich sie am Mimesisprinzip und am rationalistischen Naturbegriff festhielten. Gottsched operierte gegen sie mit dem Vorwurf der Regel- und Vernunftlosigkeit, sie konfrontierten ihn hingegen mit dem Vorwurf des Regelzwangs.

Der Konflikt wurde mit außerordentlicher Schärfe ausgetragen und entwickelte sich zu einem schmutzigen Pasquillenkrieg, der in den jeweiligen Zeitschriften unter Beteiligung des ganzen literarischen Deutschland ausgetragen wurde. Er endete mit der Niederlage Gottscheds, der zuletzt als dogmatischer Reaktionär dastand, während die Fortschrittspartei der Schweizer die jungen Autoren an sich zog und die Literatur der Empfindsamkeit vorbereitete.

Früh schon übte auch Gotthold Ephraim Lessing Kritik an Gottscheds Regelpoetik und relativierte sie im Hinblick auf eine Wirkungspoetik. Das Verhältnis zwischen beiden blieb aber sachlich, bis Gottsched 1751 eine Voltaire-Übersetzung Lessings veröffentlichte, an der er erhebliche stilistische und sachliche Korrekturen vorgenommen hatte. Seither bekämpfte Lessing den durch den Literaturstreit bereits angeschlagenen Gottsched aggressiv und letztlich vernichtend.

30
Das Verlohrne Paradies,
aus dem Englischen Johann Miltons in Reimfreye Verse übersetzt, und mit eignen sowohl als anderer Anmerkungen begleitet von Friedrich Wilhelm Zachariae. – 2. verbesserte Auflage. – 2 Bde. – Altona : Iversen, 1762.
F 1092

Der Literaturstreit zwischen Gottsched und den Schweizern entzündete sich an der konträren Auffassung zu John Miltons Versepos Paradise lost (1667), das Bodmer 1732 als erster ins Deutsche übersetzt hatte.

31
Joh. Jacob Bodmers Critische Abhandlung von dem Wunderbaren in der Poesie
und dessen Verbindung mit dem Wahrscheinlichen. Zürich : Orell & Comp., 1740. – Faksimile. – Stuttgart : Metzler, 1966.
Lg 4161

Mit dem Erscheinen dieser Abhandlung Bodmers war die Front gegen Gottsched eröffnet. Bodmer verteidigte Miltons Paradise lost und erhob die Autonomie und Eigengesetzlichkeit der Phantasie zum neuen literaturtheoretischen Postulat. Gottscheds Rezension in seinen Beyträgen betonte hingegen den Primat des Verstandes über die Einbildungskraft und war eine förmliche Kriegserklärung an die Schweizer.

32
Der Messias.
4 Bde. – Halle an der Saale : Hemmerde, 1760-1773.
D 1011

Klopstocks zuerst 1751 erschienener und enthusiastisch rezipierter Messias galt den Schweizer Literaturtheoretikern als Erfüllung ihrer kunsttheoretischen Postulate. Gottsched sah in ihm lediglich eine unglaubliche Geschmacksverirrung; Klopstocks Empfindsamkeit betrachtete er als Wiederkehr barocken Schwulsts.

33
Herrn Christoph Ottens, Freyherrn von Schönaich … Hermann oder das befreyte Deutschland, ein Heldengedicht.
Mit einer Vorrede ans Licht gestellet von Johann Christoph Gottscheden. –       Leipzig : Breitkopf, 1751.
A 725b.2.2 Literaturarchiv

Gegen Klopstocks Messias versuchte Gottsched Christoph Otto von Schönaichs (1725-1807) Hermann als nationales Epos höchster Güte zu installieren. Er überarbeitete den Text und sorgte dafür, dass er mit einer Vorrede von ihm selbst 1751 bei Breitkopf veröffentlicht wurde. Auf Veranlassung Gottscheds wurde Schönaich 1752 an der Leipziger Universität zum Dichter gekrönt; Gottsched hielt die Laudatio.

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Arminius ou la Germanie délivrée, Poeme héroique;
par le Baron des Schonaich. Avec une Préface Historique & Critique du Professeur Gottsched de Léipsik, & deux Lettres de M. de Voltaire. – 2 Bde. – Paris : David, 1769.
D 1312a

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Arminius-Schönaich, ein episches Gedicht. Von Hermanfried.
o.O. 1756.
KA 512 Nr.8 Literaturarchiv

Verhöhnung von Schönaichs Hermann durch Johann Jakob Bodmer. Die Schrift ist anonym erschienen. Auch Lessing überzog Schönaichs Hermann und die Leipziger Dichterkrönung mit beißendem Spott und schlug sich damit im Literaturstreit zur Gegenpartei Gottscheds.


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Briefe, die Neueste Litteratur betreffend.
Geschrieben in den Jahren 1759 bis 1763. – 24 Teile. – Berlin und Stettin : Nicolai, 1759-1767.
Bb 83

Wöchentlich donnerstags erschienen im Verlag von Friedrich Nicolai die Briefe, die Neueste Literatur betreffend als literaturkritisches Organ. Herausgeber waren Friedrich Nicolai, Gotthold Ephraim Lessing und Moses Mendelssohn.

Berühmt geworden ist der 17. Literaturbrief Lessings vom 16. Februar 1759, in dem Gottscheds Theaterreform pauschal angegriffen und der englische Shakespearismus gegen den französischen Klassizismus als Vorbild gesetzt wird. Jegliches Verdienst wird Gottsched abgesprochen. Dieses Urteil Lessings ist es, das bis heute bei der Beurteilung Gottscheds nachwirkt.