Pálinka, Puszta, Plattensee

Ungarn in alten Drucken

Ausstellung in der Lippischen Landesbibliothek vom 10.8. bis zum 21.9.1998

In ihrer Reihe kleiner Präsentationen aus dem alten Buchbestand zeigt die Lippische Landesbibliothek in diesem Sommer bemerkenswerte Drucke zu verschiedenen europäischen Ländern.

Als drittes vorgestellt wird Ungarn in alten Drucken. Gezeigt werden 28 Werke des 16. bis 19. Jahrhunderts: Atlanten, Reisebeschreibungen, Chroniken und Tafelwerke, die auch etwas zum Anschauen bieten.

Exponate

Atlanten

1
Atlas minor
Das ist: Eine kurtze jedoch gründliche Beschreibung der gantzen Welt. – 2 Bände. – Amsterdam 1648
K 93

Von Gerhard Mercators großen Atlanten leiten sich etliche kleinere Ausgaben ab. Der zweiteilige Atlas minor erschien zuerst 1622 in lateinischer Sprache. Der erste Band enthält eine Übersichtskarte des „Königreichs Ungern“, dazu dessen geographische Beschreibung. Sehr detailliert werden Verwaltung und Gerichtsbarkeit im Königreich Ungarn beschrieben.

2
Atlas Portatilis Oder Compendieuse Vorstellung der ganzen Welt in einer kleinen Cosmographie …
3., verbesserte Auflage. – Nürnberg 1745.
K 98

Dieser Taschenatlas von Johann Gottfried Gregorii, „zum Nutzen der fleißigen und Lehr-begierigen Jugend“ zu Unterrichtszwecken herausgegeben, enthält 31 handkolorierte Landkarten. Den Karten sind ausführliche Erläuterungen beigegeben, die außer den geographischen Verhältnissen auch historische Nachrichten zur Kenntnis bringen.

3
Neuwe Archontologia cosmica
Das ist / Beschreibung aller Kayserthumben / Königreichen und Republicken der gantzen Welt / die keinen Höhern erkennen … – Frankfurt am Main 1638.
K 14 4°

Diese Kosmographie von Pierre d’Avigny, im Auftrag Matthäus Merians aus dem Französischen übersetzt und von diesem 1638 mit eigenen Landkarten und Stadtansichten dem Herzog Ernst von Sachsen gewidmet, informiert umfassend über die Geographie aller Länder der Erde, „wie auch von der Alten und Newen Innwohnern Gebräuchen / Rechten unnd Gewonheiten / Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit deß Erdreichs / Item von der Potentaten Rennten unnd Einkommen / Kriegs-Macht zu Wasser und Landt / Religions- und Kirchen-Wesen“ etc. Zum Königreich Ungarn finden sich außer einer geographischen Übersichtskarte Stadtansichten von Budapest und dem damals habsburgisch-ungarischen Preßburg.

Neuwe Archontologia cosmica (1638)
Von dem Königreich Ungarn
Was für Landschafften und Provincien under dem Königreich Ungarn begrieffen werden

Demnach so wird zu unsern zeiten under dem Namen deß Ungarlands begrieffen / das gantze Landt / welches die Römer Nider Pannoniam genennet haben / unnd alles was Plinius zwischen die beyde Wasser / die Donaw und Teyssa / unnd das Sarmatische Gebürge einschleust. Etliche zehlen auch einen Theil Daciae, das ist / Sibenbürgen darzu / wiewol doch dieses Land seine eygene Fürsten hat.

Anlangend den Namen / so rühret derselbige von den Hunen oder Hungarn hero / welche erstlich eine Scytische oder Tartarische Nation gewesen ist / unnd von dem Theil der Tartarey an dem Berg Iuhra gelegen / welches heutiges Tags dem Großfürsten in der Moscau underworffen / herauß gezogen.
Umbkreyß / Begrieff und Anmarckungen dieses Lands

Anlangend die Gräntzen deß Ungerlands / als hat solchs gegen Mittag das Wasser die Saw / dadurch es von Crabaten und Syrfen underschieden wird / welche Länder gegen dem Venetianischen Golfo ziehen. Gegen Mitternacht ist Polen und Reussen / und ligt der Berg Crapak darzwischen. Gegen Nidergang ist Oesterreich / welches etwa das Ober Pannonia geheissen / wie auch Mähren unnd Steyermarck. Gegen Nidergang ist der Fluss Teyssa.

Wollen wir aber Sibenbürgen in Ungarn einschliessen / so wird die Marckung gegen Orient seyn / die Wallachey und Moldaw / welche durch den Fluß Alta gescheiden werden.

Die Weltbeschreiber setzen das Ungarlandt zwischen das sechste und sibende Clima / zwischen den sechstzehenden unnd sibenzehenden Parallel / allda der längste Tag von fünffzehen biß in sechszehen Stund lang ist.
Wird in Ober und Nider Ungarn abgetheilt
Ofen ist die Hauptstatt darinnen

Ungarn wird getheilet in das Ober und Under / oder disseits unnd jenseits der Donaw. Disseits der Donaw wird das Theil genennet / welches gegen der Steyrmarck unnd Crayn zeucht / jenseits / was sich gegen dem Wasser Teyssa streckt / so dadurch fleust.

Die Hauptstatt deß Lands ist Buda, zu Teutsch Ofen, welche von Buda deß Attilae Bruder / der sie erbawet haben soll / den Namen uberkommen / wie sie bey den alten Geographis geheissen habe / seynd unglaubliche Meynungen / ligt auff einem guten Orth / von Natur und von der Hand wol verwahret / daß kaum eine festere Statt in dem Ungarland zufinden ist / in einem schönen unnd fruchtbaren Gelände. Es hat sie der grosse Türck Solyman / den zwantzigsten Augustmonat in dem Jahr Christi taussend fünffhundert zwantzig und sechs eingenommen.
Anzeige der ubrigen Stätt in Ungarn

Darnach folget Preßburg eine berühmpte und fürnehme Statt / allda das Wasser Leyta Ober-Ungarland von dem Nidern scheidt / darnach in die Donaw fället. Diese Statt ist hüpsch und wol erbawet / lustig und gesundes Luffts / hat auch in der Vorstatt auff einem hohen Berg / ein gut und starck Schloß.

Belgrad Griechisch Weissenburg / ist der alten Taurunum, diese hat der Türck Soliman in dem Jahr Christi taussend fünffhundert und zwantzig gewonnen. Weiter den Donawstrom hinab ligt Zegedin, von den Türcken in dem Jahr taussend vierhundert viertzig neun erobert.

Zwischen diesen beyden liegt das grosse weite Feld Campus Maronius, da Johann Huniad eine herrliche Victori erhalten hat wider den Groß Türcken Mahomet in dem Jahr taussendt vierhundert fünfftzig und sechs.

Es begegnen einem hin und wider viel verschiedene Orth / allda die Christen schwere Niderlagen erlitten haben. Valpo, so in dem Jahr taussend fünffhundert viertzig drey verlohren worden. Fünffkirchen in dem selbigen Jahr. Sigeth in dem Jahr ein taussendt fünffhundert sechs und sechstzig. Von Ofen ist schon Meldung geschehen. Gran / eine Ertzbischoffliche Statt / haben die Türcken auch.

Stulweissenburg die Crönung Statt und Begräbnuß der Königen / haben die Türcken in dem Jahr Christi taussend fünffhundert viertzig drey erobert.

Rab ligt in der Donaw und ist ein unuberwindliche Vestung / seither sie die Christen dem Türcken widerumb abgenommen haben.

Der kleineren Stättlein dieses Orths zuerzehlen / ist ohne noth.
Von Eygenschafften und Fruchtbarkeiten deß Ungarlands

Es hat das Ansehen / als ob die Natur alle jhre Schätze reichlich in dieses Landt außgegossen hette / dann es mangelt allda an keinem Ding / dessen der Mensch bedörfftig / ja der Bodem ist so gut / daß der Same / wann er in dem dritten Jahr widerumb gesähet wird / sich in eine bessere Art der Früchten verwandelt. Die Äcker tragen Weytzen / wann sie schon entweder gar nicht / oder nur schlecht hin gebawet werden.

An dem gantzen Donawstrohm wächset sehr edler Wein / doch ist nicht wenig Underscheids in den Weinen. Etliche streichen dem Maluasier gleich / als umb Tockay, Sirmio, andere aber haben ein Schwefeliche Natur / riechen starck / und machen bald truncken / als in der Graffschafft Pissilien / davon nicht weit warme Bäder seynd.

An Schafen und Rindern ist allda eine solche Menge / daß deß Viehs viel auß dem Land geführet wird. Zu dem ist allda ein Uberfluß an Hasen / Hirschen / Dämlein / Reheböcken / Wölffen / und anderen wilden Thieren / wie auch an Kramersvögeln / Rephünern / Fasanen / unnd andern herrlichen Gevögeln.

An Metallen gibt es allda Goldt / Silber / Kupffer / Stahl und Eysen. Es wird aber das Goldt nicht allein auß der Erden gegraben / sondern man findet dessen auch in dem Sandt der Ströhme. An Zinn und Bley gibt es wenig.
Flüsse / stehende See / heylsame Quellen und warme Bäder in Ungarn

Es ist kaum ein Königreich in gantz Europa, daß mehr grössere Wasserflüß habe / als Ungarland / die fast alle Schiffreich unnd voller Fische seynd / dar-under die fürnembsten / die Donaw / Saw / Drab unnd Teyssa. Die ersten drey fliesen auch durch andere Länder / aber die Teyssa ist deß Ungarischen Lands eygen. Dieses Wasser entspringet in der Landtschafft Maromarusia, von den hohen Carpathier Gebürgen / unnd ist uber die massen Fischreich / sonderlich, von Stoer und Hechten trefflich gut / wie auch Karpffen unnd Scheidfischen. Es seynd auch noch andere kleinere Flüsse / die nicht weniger voller Salmen / Ruppen / Aele / Bersich / unnd Barben gehen / darzu auch Goldt Körnlein in jhrem Sandt führen.

Auch hat Ungarland stehende Wasser oder See / Balaton, zu Teutsch der PlathSee / der viertzig Italianischer / oder acht Ungarischer Meylen in dem Begrieff hat / der kleinern zu geschweigen.
Wo Saltz auß der Erden gegraben werde

Man gräbt auch in Maromarusia Salz auß den Steinen / allda auch eine Brunnquelle ist / deren Wasser / so bald es die Erde berühret / zu einem Stein wird / so findet man hin und wider heisse Quellen / sonderlich bey Ofen / unnd das wol Wunders werth / es seynd in etlichen warmen Wassern Fische / welche also bald sterben / wann sie in das kalte Wasser kommen. Die warme Bäder in der Graffschaft Lipto seynd gut vor den bösen Grindt und Aussatz.

In dem Zipferland ist ein Wasser / in dem das Holtz zu Steinen wirdt / bey Sanct Martin tringet ein Quelle / wie ein sidender Kessel herfür / und wirdt auß diesem Wasser eine Art löcherichter Steine wie Pimsen. Nicht weit darvon fleust ein Salpeterich Wasser / das in dem Winter flüssig ist / in dem Sommer gestehet.

In der Graffschafft Zapolien ist ein tieffe Klufft in die Erde / darauß ein so gifftiger Dampff gehet / daß kein Vogel ohne Schaden darüber fliegen kan.
Sitten und Gebräuche der alten Einwohner deß Ungarlands

Es ist dieses Landt von uralten Zeiten hero eine Auffenthaltung vieler außländischer Völcker gewesen. Erstenmahls haben es die Pannonier bewohnet / darnach die Romanen / hierauff die Gothen / welche von den Hunen vertrieben worden. Die Gothen nuhn zurächen / haben sich die Langobärder auffgemacht / die Hunen widerumb hinauß geschlagen / das Landt auch vier und zwantzig Jahr lang besessen / biß die Hunen mit Attila widerumb kommen seynd / unnd dieses Land mit Raub / so sie anderen Völckern abgenommen / erfüllet haben.

Im Jahr Christi Neunhundert / unter dem Keyser Arnolffen seynd die Hungarn mit grossen Hauffen auß der Tartarey in dieses Landt kommen / sich zu den alten uberbliebenen Hunen geschlagen / Italiam und Teutschland jämmerlich durchstreyffet und verwüstet / biß sie zuletzt durch Keyser Otten den Ersten in einer grossen Schlacht uberwunden und vertilgt worden / umb das Jahr Christi neunhundert fünfftzig vier.

Es seynd die alten Ungarn jederzeit für wilde / unbeständige / geitzige / auffrührische / rachgierige und untrewe Leuth gehalten worden / unfreundlich gegen den Frembden.
Sitten und LebensWeise der jetzigen Ungarn

Zu unsern zeiten haben sie diese wilde Weise zu gutem theil abgelegt / seynd etwas höfflicher / und lassen mit sich handeln. Sie lieben den Müssiggang von Natur / uben sich doch darneben in den Waffen. Wenig Handwercker seynd unter jhnen / unnd noch weniger Kauffleuthe. Es ist ein starck und kühn Volck / etwas plump / und geschickter zu dem Krieg als zu den guten Künsten. Sie achten es nicht groß / in den Stätten zuwohnen / sondern haben jhr Wesen lieber auff dem Feld in den Dörffern.

Die etwas vermöglicher seynd vor andern / haben jhre Lustgärtlein unnd Bäder an den Häusern / welche sie nicht hoch / noch prächtig auffbawen / sondern befleissen sich allein / daß sie jnnwendig weit unnd geräumige Gemach haben. Das gemeine Volck wohnet in schlechten Hütten / so geschwindt auffgebawet seynd / und auff einen Behelff.

Die Jünglinge dörffen nicht auff Betten schlaffen / biß sie geheurathet haben / zuvor ligen sie auff Materatzen / uber Hew oder Stroh gebreitet / doch ist dieses auch bey den Benachtbarten Völckern in dem Brauch.

Die Edlen und Vermöglichen kleyden sich stattlich unnd in gut Tuch / haben ein eng Kleyd oder Cassack auff dem Leib / darüber sie außwendig einen weiten Mantel umbhencken / auff dem Haupt haben sie ein klein Ungarisch Hütlein / etliche unter jhnen tragen auch Perlen unnd Edelgestein. Wann einer eine Tochter verheurathet / gibt er jhr nichts mit dann ein new Kleyd.

Der Weiber Kleydung ist enge / darmit sie gäntzlich bedecket seynd von unden auff biß an den Halß. Männer und Weiber tragen Stifeln / so nicht höher dann biß an den halben Waden reichen.

Ihre verstorbene Eltern oder Blutsfreunde betrawren sie ein gantz Jahr / etwa auch wol zwey. Sie scheren den Bart ab / ausserhalb an den obern Lippen / da sie einen langen Knebel ziehen / damit sie desto schröcklicher aussehen.

Sie haben eine besondere Sprache / die sich doch etwas auff Schlauo-nisch zeucht / und ob sie wol vor alters sonderbare Buchstaben gehabt / gebrauchen sie sich doch jetzund der Lateinischen. Ein hochmütig Volck / unfreundlich / darbey gute Soldaten / doch besser zu Roß als zu Fuß. Ihren Königen seynd sie trew und hold / und deßwegen gerühmet.
Reichthumb und Vermögen dieses Königreichs

Ob wol auß Ungarn ein viel grössere Menge grosses und kleines Viehes in Italien unnd Teutschland getrieben wird / als jemandt der es nicht wüste glauben möchte / dieweil allda Bawren seynd / deren einer hundert stück Rindvieh in der Weyd gehen hat / daß man meinen solte / gantz Europa köndte damit verproviandieret werden / ob auch wol in den Bergen viel Goldt / Silber / Ertz / Kupffer / Victril gefunden / unnd von dannen geführet wird / ist doch das Reichthumb dieses Lands nicht groß / welches verwunderns werth / dieweil die Einwohner zufrieden seynd mit den Früchten / deren das Landt einen Uberfluß gibt / dann sie in dem Wohn seynd / dieses sey der beste Reichthumb / darvon man wol leben könne / davon man auch auff den Nothfall ein Kriegsheer underhalten möge.

Weltbeschreibung. Chronistik

4
Antonii Bonfinii Rerum Hungaricarum Decades Libris XLV.
Editio Septima. – Leipzig 1771.
G 445 a 2°

Der Humanist Antonio Bonfini (1427-1502) wurde als berühmter Gelehrter seiner Zeit von König Matthias I. Corvinus an den ungarischen Hof berufen. Er erhielt den Auftrag, eine Geschichte Ungarns vorzulegen. Seine lateinische Darstellung in 45 Büchern umfaßt die Gesamtgeschichte Ungarns vom Ursprung des ungarischen Volkes bis zum Jahr 1495. Nach dem Vorbild des Livius teilte Bonfini seine Darstellung in Decades ein. Eine erste vollständige Druckausgabe seines Werkes erschien im Jahr 1568. Die Lippische Landesbibliothek besitzt die in Leipzig gedruckte siebte Ausgabe aus dem Jahr 1771.

5
Chronologia Pannoniae.
Ein Kurtze beschribung / deß Königreichs Ungern … Auß vilen glaubwirdigen Authoribus colligiert … Durch Lev[in] Hulsium. – 2. Ausgabe. – Nürnberg 1596.
G 1031. x

Vom Jahr 155 nach der Sintflut, als Bonnon das Land regierte – ein Nachkomme von Noahs Sohn Iaphet, nach dem das alte Pannonien mutmaßlich seinen Namen hat –, bis zum Jahr 1595 nach Christi Geburt reicht dieser kurze chronologische Abriß der ungarischen Geschichte. Levin Hulsius († 1606), Emigrant aus Gent, der in Nürnberg als Schriftsteller tätig war und eine Buchdruckerei besaß, hat ihn 1595 erstellt.

Der Sammelband mit Chroniken stammt aus der Bibliothek des Frankfurter Patriziers Zacharias Conrad von Uffenbach (1683-1734), eines bedeutenden Bibliophilen und Privatgelehrten seiner Zeit.

6
Ungarische Chronica /
Darinnen ordentliche / eigentliche / kurtze Beschreibungen des Ober und Nieder Ungern … verfertiget Durch Wilhelm Schäfer / genandt Dilich. – Kassel 1606.
G 1032

Aus zwei Teilen besteht diese Landesbeschreibung: „Im ersten wird Ungerland / wie das jetzt ist / beschrieben mit angehengten Landtaffeln und abrissen der fürnembsten Stätte und Festungen. Das ander meldet von der Ungarn sitten unnd trachten; wie auch von den vornembsten geschichten und sachen / die sich bey diesem Volck zugetragen.“

Das Buch ist reich illustriert mit Landkarten, Stadtansichten, Kupferstichen von ungarischer Tracht und Herrscherportraits. Aufgeschlagen ist der Anfang des Kapitels über die Regierungszeit von Matthias Hunyad (1443-1490), genannt Matthias Corvinus, der 1458 zum ungarischen König gewählt wurde und als herausragende Herrschergestalt am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit in die Geschichte einging. Er errichtete einen modernen Staat mit Verwaltungsapparat und stehendem Heer; Handel und Wirtschaft blühten unter seiner Regierung. Bei der Sicherung seines Landes gegen türkische Angriffe hatte er eine glückliche Hand. Als Förderer von Künsten und Wissenschaften bescherte er seinem Land eine Blüte der Frührenaissance. Seine Bibliothek, die berühmte Corviniana, gehörte damals zu den größten Sammlungen der Welt.

7
Der Iztregirenden Welt Große Schaubühne /
Auf welcher die izziger Zeit in Blühte stehenden Keiserthümer / Königreiche / Frei-Fürstenthümer / und Frei-Staaten … Historisch und Politisch abgehandelt … von Friedrich Leutholf von Frankenberg. – Nürnberg 1677.
K 12

Eine barocke Kosmographie, in der alle Länder der Welt nach ihren geographischen, staatlichen, rechtlichen und religiösen Verhältnissen zum Nutzen „staatsliebender Leser“ beschrieben werden: „Du aber / der StaatsLehre begieriger Leser / beliebe nach deiner wohlgefälligen Bequehmligkeit mit deinen Gedanken dich auf die Staffeln dieses Schauhauses niederzulassen / und die aufgeführte Fürstellungen zu deinem Nutz und Lust anzuschauen …“

Der erste Teil handelt ganz allgemein „Von Der Welt / ihren Teilen und Zeiten“, der zweite vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und von anderen „Kaisertümern“, der dritte von den europäischen Königreichen und der vierte von den unabhängigen Fürstentümern und Freien Republiken. Innerhalb des dritten Teils wird das Königreich Ungarn mit seinen Herrschaftsverhältnissen dargestellt.

Ferdinand Albrecht Graf zu Lippe erwarb diese Weltbeschreibung 1683 auf einer Auktion.

8
Des Herrn Allain Manesson Mallets Beschreibung Des gantzen Welt-Kreises
Vierdter Theil /
Von dem Alten und neuen Europa. – Frankfurt a. M. 1719.
K 18 (2)

Eine Weltbeschreibung in fünf Teilen legte Alain Manesson Mallet (1630-1706) 1683 in Paris unter dem Titel Description de l’univers vor. Sie wurde bereits 1684 ins Deutsche übersetzt. Die vorliegende aktualisierte Ausgabe, mit 650 überaus qualitätvollen Kupferstichen ausgestattet, erschien 1719 in Frankfurt am Main.

Das 14. Kapitel „Von dem Königreiche Ungarn / und denen einverleibten Provintzien“ schließt auch die Beschreibung Siebenbürgens, Slavoniens und Kroatiens mit ein. Bei der Landesbeschreibung handelt es sich größtenteils um eine Aufzählung der Städte, Schlösser und Festungen in den einzelnen Bezirken des habsburgischen Königreichs Ungarn.

9
M. Anton Friderich Büsching … neue Erdbeschreibung. Erster Theil.
Hamburg 1754.
K 22 (1)

Anton Friedrich Büsching (1724-1793) gilt als Begründer einer Geographie auf wissenschaftlicher Grundlage. Seine „politisch-statistische Methode“ war bahnbrechend für die neuere Geographie: sie vermittelt genaue Nachrichten über den politischen Zustand der einzelnen Länder, allerdings kaum etwas über deren physikalische Natur. Die Neue Erdbeschreibung erschien von 1754 bis zu Büschings Tod 1792 in elf Teilen zu Europa und einem Teil Asiens, sie wurde nach seinem Tod für weitere Teile Asiens, Afrika und Amerika fortgesetzt.

Auf den Seiten 898 bis 1068 des ersten Teils wird – wie schon bei Mallet – das „Königreich Hungarn … nebst den einverleibten Ländern“ Siebenbürgen, Slavonien, Kroatien und Dalmatien abgehandelt.

Türkenkriege

Die Türkenkriege sind Teil der Geschichte Ungarns bereits seit dem 14. Jahrhundert. Damals hatten die Türken weite Teile des Byzantinischen Reiches in Kleinasien erobert. Schon 1354 betraten sie europäischen Boden, und nach den Siegen über Serben und Bulgaren war auch Ungarn bedroht. Nachdem die Türken 1453 Konstantinopel eingenommen und das Byzantinische Reich vollständig zerschlagen hatten, wurde ihr Vordringen unaufhaltsam.

Seit der Schlacht von Mohács 1526 stand Ungarn unter türkischer Herrschaft. Die türkische Fremdherrschaft sollte 150 Jahre dauern. 1541 wurden Buda und Pest endgültig erobert. Ungarn wurde dreigeteilt in einen habsburgischen Teil im Nordwesten, ein vom Osmanischen Reich abhängiges Fürstentum Siebenbürgen und einen türkischen Teil, den der Pascha von Buda regierte.

Immer wieder versuchten die Türken, ihr Reich weiter nach Mitteleuropa auszudehnen. In permanenten Grenzkämpfen verschob sich ständig die Grenze; in den Grenzgebieten kam es zu Plünderungen, Raubüberfällen, Brandschatzungen und Verwüstungen. Die Habsburger benutzten ihren Teil Ungarns als Puffer für ihre Grenzen und vermieden möglichst den Zusammenstoß mit den Türken, doch immer wieder kam es zu Scharmützeln, Angriffen und Belagerungen.

Erst am Ende des 17. Jahrhunderts gelang es, die Türken aus Ungarn zu vertreiben. 1686 wurde Buda befreit, 1687 Siebenbürgen von habsburgischen Truppen besetzt. 1699 wurde Ungarn per Friedensvertrag von der Türkenherrschaft frei. Die ungarischen Stände mußten allerdings das Erbfolgerecht der Habsburger auf den ungarischen Thron anerkennen. Der Freiheitskampf der Ungarn richtete sich nun für weitere fast 150 Jahre gegen die Herrschaft der Habsburger.

10
Ungerischer und Sibenbürgischer Kriegshändel.
Außführliche Beschreibung / was sich vom Früling Anno 1592 … biß auff den Früling dises jetztlauffenden 1596. Jars / zwischen gemeltem Erbfeindt und den Christen so wol in ober als under Ungarn … gedenckwürdigs verloffen und zugetragen. – Frankfurt a. M. 1596.
G 1043

Von 1592 bis 1606 währte der sogenannte Fünfzehnjährige Türkenkrieg in Ungarn – größtenteils ein aussichtsloses Ringen um einzelne Grenzfesten. Die kriegerischen Ereignisse vom Einfall türkischer Truppen ins habsburgische Kroatien im Frühjahr 1592 bis zu den Streifzügen der Türken in der Gegend von Esztergom im maerz 1596 werden in dieser Kriegschronik ausführlich beschrieben: „dem Christlichen Leser zu Erinnerung und Ermahnung … damit er deß grewlichen Erbfeindts Macht / Tyranney und List desto mehr zu gemüht führen / unnd Täglig Gott den Allmächtigen bitten wölle / unserm Christlichen Kriegsvolck Sieg wider diesen Erbfeind zuverleyhen.“

Das Buch stammt aus dem Besitz des Grafen Simon VI. zur Lippe. Seinen Einband zieren die Initialen Simons VI. und die Jahreszahl 1596. Der Graf hat das tagespolitisch aktuelle Buch also sofort nach dem Erscheinen angeschafft.

11
Zeitung / von gegewertigen zustand des Kriegswesens in Ungern /
vom 25. Julij. Wie die Türcken / die Vestung Tottes / bey Gomorra/ erobert 13. Julij. … – o.O. 1594.
G 1023. x

Einen Druckbogen mit acht Seiten Text umfaßt diese „neue Zeitung“, die aktuelle Nachrichten aus der ersten Hälfte des Juli 1594 verbreitete. Die wichtigste zuerst und auf dem Titelblatt: am 14. Juli wurde die ungarische Festung Tottes bei Komárom, die seit dem 7. Juli von den Truppen des Sinan Pascha belagert worden war, von den Türken eingenommen: „Man besorget sich von denselben eines grossen streyffens in Osterreich und vielleicht weiter in Deudschland / Gott wende es gnediglich abe.“

12
Außführlich Bedencken Oder Rathschlagk / Uber dem noch schwebenden Kriegßwesen in Ungern.
Wie dasselbe Reformiret und zu einer Bestendigkeit gebracht … in Druck gegeben: Durch Reinoldum de Grotenbeck. – o.O. 1598.
G 1007

Wie eine sichere Grenze gegen das Türkische Reich befestigt werden könne, welche politischen Voraussetzungen dazu bestehen müßten und welche strategischen Überlegungen anzustellen seien, aber auch welche finanziellen Mittel nötig seien, um effiziente Grenzposten zu unterhalten, und woher diese finanziellen Mittel kommen sollten, ist das Thema dieses Traktats, der sich mit anderen historischen und fortifikatorischen Werken in einem Sammelband des Grafen Simon VI. zur Lippe findet.

13
Neue Ungarische und Siebenbürgische Chronick
Oder Kurtz verfaßte Historische Beschreibung deß Königreichs Ungarn … –     Frankfurt a. M. 1664.
G 1033

In 48 Kapiteln berichtet diese Chronik, die das damals Bekannte „auß den bewehrtesten Scribenten“ zusammenträgt, von der Geschichte Ungarns. Das erste Kapitel handelt vom Ursprung bis zu den Hunnen, ein zweites vermittelt einen Überblick über die geographischen Verhältnisse. Die weiteren Kapitel gelten jeweils der Herrschaftsperiode eines der ungarischen Könige, von Stephan I. als dem ersten christlichen König im 10./11. Jahrhundert bis zu Leopold I., dem fünfundvierzigsten christlichen König, der seit 1657 regierte.

Zusammengebunden ist die vorliegende Chronik mit dem gleichzeitig im selben Verlag und im selben Druckformat erschienenen „Türcken Grewel“ von David Schuster, das die „abschew-liche Lehr“ des Islam vorstellt und ausführlich von den Herrschaftsverhältnissen des Osmanischen Reiches berichtet. Der „gemeine teutsche Mann“ sollte nach Meinung Schusters den Feind besser kennen, gegen den es nicht nur in Ungarn zu kämpfen galt.

Der Kupferstich im Anhang der Chronik zeigt die Schlacht bei Leventz im Juli 1664, bei der die Stadt durch die kaiserlichen Truppen unter Führung des Grafen de Souches von türkischer Belagerung entsetzt wurde.

Reisen

14
Naukeurige en Gedenkwaardige Reysen van Edward Brown …
door Nederland, Duytsland, Hongaryen, Servien, Bulgarien, Macedonien, Thessalien, Oostenrijk, Stiermark, Carinthien, Carniole, en Friuli, enz. – Aus dem Englischen von Jacob Leeuw. – Amsterdam 1682.
K 254

Sowohl alle „merkwürdigen Seltsamkeiten der vornehmsten Reiche, Länder und Städte als auch Gold-, Silber-, Kupfer- und Quecksilberminen; Bäder, Brunnen, Mineralien, Raritäten, Kuriositäten“ sind Gegenstand dieser Reisebeschreibung, ebenso die geographischen, volkskundlichen, religiösen, staatlichen und landwirtschaftlichen Verhältnisse der besuchten Länder.

Der englische Arzt Edward Brown reiste 1668 bis 1673 auf Veranlassung der Königlich Englischen Medizinischen Gesellschaft über Holland und Deutschland nach Südosteuropa. Seine Reisebeschreibung erschien 1673 in London; sie wurde ins Französische, Holländische und Deutsche übersetzt.

Der zweite Teil des Buches, fast die Hälfte des Gesamttextes, berichtet von Browns Reise durch Ungarn und den Balkan. Eines der zahlreichen Kupfer stellt die Arbeit in den Bergwerken der oberungarischen Bergstädte dar, deren Gold- und Silberminen damals zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zählten.

15
Die vornehmsten Europäischen Reisen, wie solche … auf eine nützliche und bequeme Weise anzustellen sind
ausgefertiget von Gottlob Friedrich Krebel. – Hamburg 1767
K 251

Dies ist eine Neuausgabe des berühmten Lehmann’schen Reisehandbuchs, das als Standardwerk der Reisenden in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts insgesamt zwölf Auflagen erlebte. Auch die Neuausgabe des sächsischen Finanzbeamten Gottlob Friedrich Krebel wurde bis Ende des 18. Jahrhunderts viele Male wieder aufgelegt. Aus diesem Kompendium erfährt der Leser alles Wichtige über Anreisewege, Reisekosten, Sehenswertes und über brauchbare Hotels wie landesübliche Währungen.

Ein von Krebel hinzugefügter „Geographischer Abriß“ informiert knapp über alles, was allgemein über die europäischen Länder wissenswert ist. Hier ist auch etwas zu erfahren über die „Hungarische Krankheit“ und über das „Hungarische Wasser, welches hauptsächlich in Frankreich und Italien aus Rosmarin gebrannt, auch anderwärts häufig nachgemacht wird, [es] hat seinen Namen von einer Königinn in Hungarn, die es zuerst erfunden haben soll, daher heißt es auch im Französischen l’eau de la Reine d’Hongrie.“

16
Johann Georg Keyßlers Reisen durch Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen,
in welchen der Zustand und das Merkwürdigste dieser Länder beschrieben …
Neu herausgegeben von Gottfried Schütze (3. Ausgabe). – 2 Bände. – Hannover 1776.
K 263

„… und vermittelst der Natürlichen, Gelehrten, und Politischen Geschichte, der Mechanik, Mahler- Bau- und Bildhauerkunst, Münzen und Alterthümer, wie auch mit verschiedenen Kupfern erläutert wird“.

Johann Georg Keyßler (1693-1743) stand nach einem Studium in Halle als Hofmeister im Dienst des Grafen Giech in Turnau, dann des Grafen Bernstorff im Lauenburgischen. Mit den Söhnen bzw. Enkeln der Grafen unternahm er ausgedehnte Reisen in die europäischen Nachbarstaaten. Die gedruckte Beschreibung seiner Reisen, von der Zensurbehörde stark verstümmelt, erschien zuerst 1740/41 in Hannover. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts erschienen mehrere Ausgaben in Deutschland und Übersetzungen ins Englische und Holländische.

Die Reisebeschreibung hat die Form ausführlicher Briefe, deren Interesse sich auf gelehrte Dinge, auf Denkmale, Museen, kulturelle und naturgeschichtliche Sehenswürdigkeiten konzentriert. Nebenher wird aber auch manches Wissenswerte über die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse und mancher Klatsch von den europäischen Fürstenhöfen mitgeteilt. Das 84. Schreiben berichtet von der „Reise nach den ober-ungarischen Bergwerken und ferner nach Ofen, Raab, Commorra etc.“

17
Reise in Ungarn, von J. G. Kohl.
2 Bände. – Dresden und Leipzig 1842. – (Hundert Tage auf Reisen in den österreichischen Staaten. Teil 3/4).
K 547

Johann Georg Kohl (1808-1878) war einer der fleißigsten deutschen Reiseschriftsteller seiner Zeit. Er machte aus der Reiseschriftstellerei einen Beruf. In den Jahren zwischen 1836 und 1858 bereiste er fast alle europäischen Länder und einen Teil Nordamerikas. Als Ertrag dieser Reisen publizierte er anschließend zumeist mehrbändige Werke. Seine zweibändige Reisebeschreibung aus Ungarn und dem Banat ist die bei weitem umfangreichste Beschreibung des Landes im Bestand der Lippischen Landesbibliothek und eine wahre Fundgrube an Fakten über das vorrevolutionäre Ungarn.

Titelkupfer zu Bd. 1: „Zigeunerische Musiker und ungarische Tänzer und Tänzerinnen sind zwischen Rebengewinden über einer ungarischen Landschaft zusammengruppirt, auf welcher sich ungarische Fuhrleute und Hirten bewegen.“

Titelkupfer zu Bd. 2: „Das Titelkupfer zeigt unten einen Posten von Granitschari (Soldaten aus der Militärgränze) mit zwei der Ueberschwemmungen der Donau wegen auf hölzernen Säulen stehenden Wachthäusern im Hintergrunde. An den Seiten erheben sich zwei Füllhörner, als Sinnbild von Ungarns Reichthum an Naturproducten. Ueber dem einen erblickt man einen ungarischen Magnaten in der ganzen Pracht seiner Kleidung und über dem anderen einen slowakischen Mäusefallen- und Heckelkrämer in seinem dicken wollenen Mantel. Ueber das Ganze breitet der österreichische Doppeladler seine Flügel aus.“

18
Ausflug nach der Tatra, der Hegyallia und dem ungarischen Erzgebirge im Sommer 1865
von Dr. H. K. Brandes. – Lemgo und Detmold 1865.
K 769

Bei der Meyerschen Hofbuchhandlung erschien die Reisebeschreibung des Lemgoer Schulrektors Heinrich Karl Brandes, der im Sommer 1865 im Alter von 68 Jahren eine vierwöchige Reise nach Siebenbürgen und ins nördliche Ungarn unternahm. Seine Reise begann in Krakau, führte über die Karpaten und schließlich mit der Bahn nach Tokaj. Von dort reiste Brandes weiter nach Debrecen und Budapest, unternahm Ausflüge in die Matra und zu den oberungarischen Bergstädten und fuhr dann von Gran aus mit dem Zug wieder nach Hause. Alle seine Sommerreisen der Jahre 1850 bis 1868 publizierte Brandes im Verlag der Meyerschen Hofbuchhandlung.

Sprache und Literatur

19
Deutsch-Ungarisches und Ungarisch-Deutsches Wörterbuch,
nach Holzmann, Scheller, Páriz-Pápai und von Márton bearbeitet, und zum Gebrauche beider Nationen herausgegeben. – 2 Bände. – Budapest 1827.
Ph 2431

Ungarisch-Deutsche Wörterbücher erschienen erst seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Mit diesem zweisprachigen Wörterbuch von 1827 besitzt die Lippische Landesbibliothek eines der ältesten Werke seiner Art.

„Der gänzliche Mangel eines Deutsch-Ungarischen und Ungarisch-Deutschen Wörterbuches, wird so lebhaft gefühlt, daß es unerklärbar scheint, wie seit dem vom Herrn Prof. von Márton in Wien 1811 herausgegebenen und längst vergriffenen, kein ähnliches Werk erschienen sey. Ohne sich auf Erörterungen hierüber einzulassen, glauben die Herausgeber dieses Wörterbuches sich ein Verdienst dadurch zu erwerben, daß sie mit möglicher Sorgfalt, in einem kurzen Zeitraum, ein Wörterbuch liefern, worin sie den allgemeinen Forderungen des täglichen Bedarfes Genüge zu leisten hoffen, ohne deßhalb auf Vollständigkeit Anspruch machen zu wollen.“

20
Album hundert ungarischer Dichter.
In eigenen und fremden Uebersetzungen herausgegeben durch C. M. Kertbeny. – Dresden, Budapest, Wien 1854.
F 1377 b

131 Gedichte von 100 ungarischen Dichtern aus dem Zeitraum 1572 bis 1852 enthält dieser kleine, goldschnittverzierte Sammelband. Im Anhang finden sich Kurzbiographien aller aufgenommenen Dichter samt einer Gruppierung nach Religionszugehörigkeit, Beruf und – für die neueren Dichter – nach Beteiligung an der Revolution von 1848/49. Auch die Übersetzer sind in Kurzbiographien gewürdigt. Sehr nützlich sind eine Bibliographie der Übersetzungen ungarischer Belletristik ins Deutsche und ein kleines erläuterndes Wörterbuch. Aufgeschlagen sind die „Lieder im Volkston“ von Sandor Petöfi.

21
Alexander Petöfi’s Lyrische Gedichte.
Deutsch von Theodor Opitz. – 2 Bände. – Budapest 1864.
F 1430 o

Der Lyriker Sandor Petöfi (1823-1849) gilt bis heute als Ungarns Nationaldichter und Leitfigur des Freiheitskampfes. Er begann seine Karriere als Statist, Theaterdiener und Kulissenschieber, war zunächst als Schauspieler, dann als Redakteur tätig. Im Revolutionsjahr 1848/49 diente er als Hauptmann in der ungarischen Revolutionsarmee. Er fiel 1849 im Alter von 26 Jahren in der Schlacht bei Segesvár.

Was durch das Scheitern der Revolution 1848/49 politisch unerfüllt blieb, hat Petöfi in seiner volksnahen Freiheitslyrik bereits vorweggenommen. Aufgeschlagen ist das Gedicht „Gibt es eine Handvoll Erd'“ aus dem Jahr 1848, ein leidenschaftlicher Aufruf an das ungarische Volk zur nationalen Erhebung.

22
Achtzehn humoristische Erzählungen von Maurus Jókai.
Aus dem Ungarischen übersetzt von einem Landsmanne und Jugendfreunde des Dichters. – Erster Band. – Bremen 1872.
F 1430

Mór Jókai (1825-1904) gilt als bedeutendster Erzähler Ungarns. Sein erster Roman erschien 1846. Zeitlebens war er als Redakteur und Kritiker tätig. Er hinterließ rund 200 außerordentlich volkstümliche Novellen, Erzählungen und Romane.

Im Revolutionsjahr 1848/49 stand Jókai auf der Seite der Revolutionäre. Als Lajos Kossuth im April 1849 in Debrecen die Absetzung der Habsburger proklamierte und selbst zum Reichsverweser bestimmt wurde, nahm Jókai für Kossuth Partei. Nach der Niederschlagung der Aufständischen durch die habsburgischen Truppen mußte er untertauchen. Erst nach seiner Begnadigung 1852 konnte er nach Budapest zurückkehren.

23
Der Dorfnotar. Von Joseph von Eötvös.
Aus dem Ungarischen übertragen von Adolf Weilheim. – Leipzig o.J. [ca. 1877/78].
F 1430 i

Der Jurist Joseph von Eötvös (1801-1871) ist als Verfechter nationaler und demokratischer Ideale im Gedächtnis geblieben. Im Revolutionsjahr 1848/49 war er Kultusminister der ungarischen Revolutionsregierung unter Lajos Kossuth, später liberaler Abgeordneter und, nach dem Ausgleich zwischen Ungarn und der Habsburger Monarchie, wiederum Kultusminister in der 1867 eingesetzten ungarischen Regierung.

In seinen Romanen – der erste erschien 1838 – schildert von Eötvös anschaulich die sozialen Verhältnisse Ungarns in der Habsburgerzeit. Der vorliegende Roman „Der Dorfnotar“ erschien zuerst 1846 unter dem Titel „A falu jegyzöje“.

Folgende ungarische Autoren sind mit Werken im Bestand der Lippischen Landesbibliothek vertreten:

  • Eötvös, Joseph v. (1801-1871)
  • Petöfi, Sandor (1823-1849)
  • Jókai, Mór (1825-1904)
  • Herczeg, Ferenc (1863-1954)
  • Harsányi, Zsolt v. (1887-1943)
  • Nyirö, Joseph (1889-1953)
  • Zilahy, Lajos (1891-1974)
  • Déry, Tibor (1894-1977)
  • Körmendi, Ferenc (1900-1972)
  • Márai, Sandor (1900-1989)
  • Németh, László (1901-1975)
  • Szerb, Antal (1901-1945)
  • Földes, Jolán (1903-)
  • Mesterházi, Lajos (1916-1979)
  • Szabó, Magda (1917-)
  • Mészöly, Miklós (1921-)
  • Kertész, Imre (1929-)
  • Konrád, György (1933-)
  • Nádas, Péter (1942-)
  • Johann Komáromi,
  • Dezsö Arvay etc.

Musik

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Franz Erkel: Ouvertüre „Hunyadi László“. Piano solo.
Wien, New York o.J. – (Universal-Edition Nr.8315)
Mus-n 4252

Franz Erkel (1810-1893), geboren in Békésgyula und langjähriger Operndirektor am 1838 gegründeten Pester Nationaltheater, ist heute vor allem als Komponist der ungarischen Nationalhymne bekannt. Darüber hinaus wird er als Schöpfer der ungarischen Nationaloper angesehen. Seine zweite von insgesamt acht Opern, Hunyadi László, gilt wegen ihrer volkstümlichen Elemente als eine typisch ungarische Schöpfung. László Hunyadi, der ältere Sohn des Türkenbezwingers János Hunyadi und Bruder des späteren Königs Matthias I. Corvinus, wurde während der Thronstreitigkeiten 1457 von König Ladislaus V. öffentlich hingerichtet. Hier zu sehen ist ein Klavierauszug der Ouvertüre.

25
Grandes Etudes pour le piano
composées et dediées à Monsieur Charles Czerny par F. Liszt. – 1 Livraison. – Wien 1839.
Mus-n 13367

Franz Liszt (1811-1886) ist sicherlich der berühmteste ungarische Komponist. 1811 im burgenländischen Raiding geboren, trat er bereits im Alter von 9 Jahren als Konzertpianist auf. In Wien erhielt er Unterricht unter anderem bei Carl Czerny. Diesem widmete er die 1826 komponierten Grandes Etudes, von denen er 1839 eine verbesserte Fassung veröffentlichte. Die Lippische Landesbibliothek besitzt den Wiener Erstdruck von 1839, einen Kupferstich-Plattendruck des K.u.K.-Hofmusikalienhändlers Tobias Haslinger. Liszts Beziehung zu Ungarn fand vor allem in seinen Ungarischen Rhapsodien und in seiner 1856 in Budapest uraufgeführten symphonischen Dichtung Hungaria Ausdruck, die ebenfalls im Bestand der Lippischen Landesbibliothek vertreten sind.

26
Béla Bartók: Fünfzehn Ungarische Bauernlieder.
Tizenöt Magyar Paraszt-dal. Piano solo. – Wien 1920. – (Universal-Edition Nr. 6370)
Mus-n 9260

Béla Bartók (1881-1945) ist derjenige ungarische Komponist, in dessen kompositorisches Schaffen die ungarische Volksmusik ganz unmittelbar Eingang fand. Bartók war nicht nur als Komponist und Pianist bedeutend – bis 1934 hatte er in Budapest eine Professur für Klavier inne –, sondern auch als Volksliedforscher: er besuchte die Dörfer, zeichnete zahllose Volkslieder auf und machte mit einem Grammophon Aufnahmen davon. Insgesamt sammelte er etwa 16.000 Lieder, von denen er zwischen 1906 und 1935 Teile veröffentlichte. Diese Volkslieder waren auch Material für Bartóks eigene Tonwerke, die von Elementen der Folklore ganz durchdrungen sind. Die hier gezeigten Ungarischen Bauernlieder für Klavier beruhen sämtlich auf Volksweisen, die Bartók zwischen 1907 und 1918 aufgezeichnet hat; die Notationen sind dem Heft vorangestellt.

27
Zoltán Kodály: Psalmus Hungaricus für Tenorsolo, Chor und Orchester op. 13. Partitura.
English version by Edward J. Dent. – Wien, Leipzig [1928].
Mus-n 4423

Zoltán Kodály (1882-1967), Komponist und Musikwissenschaftler, Professor für Musiktheorie und Kompositionslehre in Budapest, war eng mit Bartók befreundet und erforschte gemeinsam mit diesem systematisch die ungarische Volksmusik. Seine eigenen Kompositionen umfassen Kammermusik, Chorwerke und Lieder. Am bekanntesten ist sein Psalmus Hungaricus, ein Auftragswerk, das zum fünfzigsten Jahrestag der Vereinigung Budapests entstand und am 19. November 1923 in Budapest uraufgeführt wurde. Die Lippische Landesbibliothek besitzt eine Taschenpartitur, die den Text auch in deutscher und englischer Fassung bietet.

28
Kinderlied aus der dreiaktigen Operette Gräfin Mariza von Julius Brammer und Alfred Grünwald.
In: Jede Woche Musik 3 (1926) Nr. 20, S.87f.
Mus-n 7816

Anläßlich der 300. Aufführung der Operette Gräfin Mariza von Emmerich Kálmán im Berliner Theater des Westens druckte die Musikzeitschrift Jede Woche Musik 1926 eine Klavier-Fassung des Kinderliedes ab. Der Operettenkomponist Emmerich Kálmán (1882-1953) ist der herausragende Repräsentant der leichten Musik und bis heute überaus erfolgreich mit seinen ungarisches Temperament und Kolorit ausstrahlenden Operetten wie dem Zigeunerprimas (1912), der Csárdasfürstin (1915) und Gräfin Mariza (1924).