Castles, Cliffs und Countryside
England in alten Drucken
Ausstellung in der Lippischen Landesbibliothek vom 16.4. bis zum 28.5.1998
In ihrer Reihe kleiner Präsentationen aus dem alten Buchbestand zeigt die Lippische Landesbibliothek in diesem Sommer bemerkenswerte Drucke zu verschiedenen europäischen Ländern.
Den Anfang macht eine kleine Ausstellung über England in alten Drucken. Gezeigt werden zwanzig Werke des 17., 18. und 19. Jahrhunderts: Atlanten, Reisebeschreibungen und Tafelwerke, die auch etwas zum Anschauen bieten.
Die Buchausstellung wird bis zum 28. Mai in den Räumen der Bibliothek, Hornsche Straße 41, zu sehen sein. Sie ist montags von 10 bis 18 Uhr, dienstags, mittwochs und freitags von 10 bis 17 Uhr und donnerstags von 10 bis 20 Uhr geöffnet.
Atlanten
1
Atlas minor
Das ist: Eine kurtze jedoch gründliche Beschreibung der gantzen Welt
2 Bände. – Amsterdam 1648
K 93
Von Gerhard Mercators großen Atlanten leiten sich etliche kleinere Ausgaben ab. Der zweiteilige Atlas minor erschien zuerst 1622 in lateinischer Sprache. Der erste Band enthält eine Übersichtskarte von Großbritannien, Einzelkarten von England, Schottland und Irland sowie Regionalkarten der einzelnen Grafschaften, dazu deren jeweilige geographische Beschreibung. Aufgeschlagen ist die Karte der Grafschaft Cambridgeshire.
Das Königreich Engeland
Namen
Der gröste Theil der Insel Albionis / der am allermeisten gegen Mittag ligt / wird auff Lateinisch Anglia, von uns Teutschen Engeland / und / wie etliche wöllen / von der Landschafft Angria in Westphalen Engern genandt: Wiewol etliche der Meynung sind / es hab solchen seinen Nahmen von dem Angulo, das ist / einer Ecken oder Winckel / dieweil es nemblich gleichsam ein Ecke oder Winckel der gantzen Welt ist: Andere deriviern es von der Stadt Angloen in Pommern: und endtlich Goropius von dem Wort Angle, welches einen Hamum piscatorium oder Fischersangel bedeut / dieweil nemlich die völcker solches Landes / wie er sagt / alles gleich mit einem Angel an sich ziehen / und demnach / wie es im Engeländischen lautet / good Anglers, das ist / gute Angler seyen / welche Meynung jedoch vielmehr lachens / denn Glaubens werth ist.
Lufft
Der Lufft dieses Lands ist durch das gantze Jahr einer mittelmässigen Temperatur: das Gewölck aber fast dick / in welchem sich leichtlich allerley Nebel / schlachregen und grosse Windt erheben / dannenher denn wegen Dicke des Luffts / weder die Kälte/ nach auch die Hitz zu groß und heftig seyn kan.
Fruchtbarkeit
Das Erdtreich ist fast Fruchtbar und an allerley Getraydt dermassen reich / daß Orpheus es selbsten für eine Wohnung Cereris gehalten / welchem denn Mamertinus und Belga der Redner auch beyfallen mit dem Zusatz / daß es jhm weder an Wein / noch allerley Victualien am geringsten mangele. Ja es hat nicht allein einen Uberfluß von allerley Getraydt / und Gemüß / sondern bringt beneben den Tannenbäwmen insonderheit auch viel Büchen / wie Caesar solches bezeuget / an Lorbeerbäwmen aber ist es fast arm / und hergegen an Roßmarin dermassen reich / daß sie denselbigen auch zu den Zäunen gebrauchen.
Viehs
Der Hügel ist es hin und wieder voll / auff welchen sich die Schaaffe erlustiern / die nicht allein ein lieblich Fleisch haben / sondern auch ein fürtreffliche zahrte und reine Woll: Solche menge der schaaff hilfft die sonderbare Bequemlichkeit des Himmels oder eusserlichen Luffts und Fürtrefflichkeit der Erden vermehren: sintemal die Hügel aller Bäwme fast gar ohn / und derowegen das gantze Land von den Wölffen gefreyet ist.
Fisch
Das Meer / so an Engelandt stöst / hat allerley Fisch in grossem Uberfluß / und sonderlich viel Hechte / welche sie in ihrer spraach Pike nennen / und in hohem Wehrt halten: derowegen auß den sümpffichten Wassern auffangen / und in ihre Fischbehalter / Transferiren, da sie denn sich nicht allein sehr fein reynigen / sondern auch von den Aaln und andern kleinen Fischen an der Größ und Feiste gewaltig zunehmen und wachsen.
Gestalt der Innwohner
Die Völcker dieses Landts sind gemeiniglich einer langen Statur / von Angesicht fast schön und weiß / haben fast allesampt grawe Augen / sind den Italienern in der Stimme ihrer Red nicht ungleich / und dasselbigen in den Geberden und Sitten noch viel weniger. Ihr Essenspeiß ist mehrer Theils Fleisch. Ihr Täglicher Tranck ein wohlgeschmackt Bier / so auß Gersten zubereytet / und auch etwan in fremde Länder verführet wird. In den Kleidungen aber stimmen sie mit den Frantzosen beynah uber ein.
Gerhard Mercator, Atlas Minor 1648
2
Atlas Portatilis
Oder Compendieuse Vorstellung der ganzen Welt in einer kleinen Cosmographie … 3., verbesserte Auflage. – Nürnberg 1745.
K 98
Dieser Taschenatlas von Johann Gottfried Gregorii, „zum Nutzen der fleißigen und Lehr-begierigen Jugend“ zu Unterrichtszwecken herausgegeben, enthält 31 handkolorierte Landkarten. Den Karten sind ausführliche Erläuterungen beigegeben, die außer den geographischen Verhältnissen auch historische Nachrichten zur Kenntnis bringen.
3
Neuwe Archontologia cosmica
Das ist / Beschreibung aller Kayserthumben / Königreichen und Republicken der gantzen Welt / die keinen Höhern erkennen … Frankfurt am Main 1638.
K 14 4°
Diese Kosmographie von Pierre d’Avigny, im Auftrag Matthäus Merians aus dem Französischen übersetzt und von diesem 1638 mit eigenen Landkarten und Stadtansichten dem Herzog Ernst von Sachsen gewidmet, informiert umfassend über die Geographie aller Länder der Erde, „wie auch von der Alten und Newen Innwohnern Gebräuchen / Rechten unnd Gewonheiten / Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit deß Erdreichs / Item von der Potentaten Rennten unnd Einkommen / Kriegs-Macht zu Wasser und Landt / Religions- und Kirchen-Wesen“ etc. Von England findet sich außer einer Übersichtskarte der britischen Inseln eine Stadtansicht von London.
Reiseführer
4
Die vornehmsten Europäischen Reisen,
wie solche … auf eine nützliche und bequeme Weise anzustellen sind / ausgefertiget von Gottlob Friedrich Krebel. Hamburg 1767
K 251
Dies ist die von dem sächsischen Finanzbeamten Gottlob Friedrich Krebel bearbeitete Neuausgabe von Lehmanns Reisehandbuch. Auch diese Ausgabe wurde bis Ende des 18. Jahrhunderts viele Male wieder aufgelegt. Ein von Krebel hinzugefügter „Geographischer Abriß“ informiert knapp über alles, was allgemein über England wissenswert ist.
5
Die vornehmsten Europäischen Reisen
wie solche … vermittelst der darzu verfertigten Reise-Charten, nach den bequemsten Post-Wegen anzustellen / und was auf solchen curieuses zu bemercken. 6. Ausfertigung. – Hamburg 1724
K 251
Ein Reisehandbuch zu allen wichtigen Ländern Europas liegt hier vor: ein Kompendium „der gewöhnlichsten Post- und Reiserouten, der merkwürdigsten Örter, deren Sehenswürdigkeiten, besten Logis, gangbarsten Münz-Sorten, Reisekosten etc.“ Verfasser war Peter Ambrosius Lehmann, sächsischer Legationssekretär in Hamburg. Sein Handbuch, ein Standardwerk der Reisenden in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, erlebte insgesamt zwölf Auflagen.
England nimmt in diesem Handbuch nur 16 Seiten ein, andere Länder sind viel ausführlicher behandelt, nicht einmal eine Landkarte ist enthalten. Gleichwohl erfährt der Leser alles Wichtige über Anreisewege, Sehenswertes und brauchbare Hotels.
Wann man in eine andere Landschaft gehet, soll man sich bemühen, etwas von derselben Sprache zu können, wenigstens, daß man sie verstehe, und die höchste Nothdurft reden könne, weil man sonst Ungelegenheiten unterworffen, die aus Unwissenheit der Sprache entstehen.
Es ist auch eine sehr angenehme Sache, wann 2, 3 oder mehr Reisende sich zusammen vereinigen, und ihre Tour mit einander thun. Es macht eine Vergnügung, und kan man alle Sachen desto besser observiren. Wann nemlich honête Leute, die eines Humeurs seyn, bey solcher Gelegenheit sich rencontriren. Doch geht es bey solchen Vereinigungen, als wie bey denen Heyrahten, wann die Humeurs nicht übereinstimmen, würde es besser seyn, so sie nicht beysammen wären. Einige sind curieus, wollen alles sehen, und alles mit Fleiß untersuchen, scheuen weder Regen noch Staub, fragen nichts darnach, ob schon bey der Mahlzeit das Essen etwas kalt worden, sofern sie nur in einigen Dingen profitiren können. Andere aber halten gantz das Gegentheil, weder die herrlichsten Inscriptiones, noch schönste Bibliothequen können sie an ihrer Gemächlichkeit verhindern, wann sie nur ein gut Bette und gute Mahlzeit haben, fragen sie nach dem andern alles nichts.
Ein Reisender muß vorsichtig seyn, daher handelt er klüglich, wenn er nicht allzuviel Bagage mit sich schleppet, welches sich leicht verliehren lässet. Gnug ist ein vester Reise-Coffre und ein netter Mantel-Sack, darinnen er seinen Nacht-Habit einschnüret. Wo man nun an einem Ort etwa zu Wagen oder zu Schiffe anlanget, da vertraue er keinem Träger seine Sachen, wenn er auch gleich etliche silberne Schilde zum Zeichen seiner Treue auf die Kleider geheftet. Man bleibe bey ihm, und zwar also, daß er nicht hinter, sondern vorher gehe, damit er nicht aus den Augen komme, und heimlich mit den Gütern davon schleiche.
Wegen der Wirths-Häuser hat man dieses zu remarquiren, daß er sich nicht in den schlech-testen und geringsten, sondern vielmehr in den vornehmsten und besten einlogire; weil in jenem die Leute nur hungrig sind, und auf der Gäste Beutel sehen; in diesen aber die anständliche Menage viel besser zu führen; zudem auch die Compagnie nebst der Bequemlichkeit an Zimmer, Bett und Speisen, viel artiger und angenehmer ist.
Es ist auch nicht übel gethan, wann ein Reisender sich einen Wachs-Stock in einer blechernen Büchse, nebst einem fertigen Feuer-Zeug, davon man gar artige Inventionen hat, anschaffet, und selbes nebst seinem Gewehr des Abends vor sein Bette hinlege, damit er bey vorfallender Gelegenheit sich dessen mit Nutzen bediene.
Vielweniger ist es zu verwerffen, wann er allerhand Anwürffe, Schlösser oder solche Machinen von Eisen sich machen läst, mit denen er von innen die Thüren zuschliessen kan. Denn es träget sich öfters zu, daß die Kammern, in denen man schlaffen muß, weder Schloß noch Riegel haben. Man weiß, Gelegenheit macht Diebe.
Wenn er sein Schlaff-Gemach solcher Gestalt versichert, so durchsuche er sein Bett-Zeug ein wenig, ob es auch mit unreinen Leylachen versehen. Man kan öfters nicht wissen, was vor ein siecher Leib heraus gestiegen, darein ein gesunder wieder steigen soll. Am rathsamsten ist, man versehe sich mit einem Schlaf-Rock und leinenen Unter-Kleidern, und lege sich damit in Gottes Namen nieder.
Das Geld, wie in allen Dingen, also auch sonderlich in Reisen, thut alles, und ist die principalste Sache. Wer auf Reisen ein gar zu grosser Oeconomus seyn will, wird von seinem Vorhaben schlechten Vortheil haben. Denn selbiges ist ein Mittel, daß man von aller Welt respectirt wird. Vor dem Gelde sind alle Thüren offen, und kan man alles zu sehen bekommen. Summa das Geld verursachet, daß man seine Reise sich recht zu Nutzen machet.
Peter Ambrosius Lehmann
6
London und seine Umgebung
nebst Reiserouten vom Continent nach England und zurück. Handbuch für Reisende von K. Baedeker. Koblenz 1862
K 694
Den „Baedeker“ muß man nicht näher vorstellen. Er war für Jahrzehnte der klassische Reiseführer in den Händen gebildeter Reisender. Dies ist die Erstausgabe des London-Baedekers. Ein England-Baedeker für die Regionen außerhalb Londons erschien erst 1889.
7
Humoristischer und practischer Reise-Begleiter
nach England, Schottland und Irland / von A. v. Winterfeld. Berlin 1865
K 697
„Dieses Buch soll die Mitte halten zwischen einem Reisehandbuch, wie Baedeker etc., und einer humoristischen Reisebeschreibung; es soll das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden.“ Gedacht ist es für alle diejenigen, die keine Zeit zu ausgedehnten Vorstudien haben, wenn sie eine Reise planen, „für Leute, die in kurzer Zeit und für verhältnismäßig wenig Geld viel sehen wollen.“
Adolf von Winterfeld, bekannter humoristischer Schriftsteller in der Mitte des 19. Jahrhunderts, will auch in seinem Reisebuch vor allem unterhaltsam sein. Vorab erhält der Leser ein paar allgemeine Reiseregeln. Er gelangt sehr schnell nach London, wo er genau instruiert wird, was er „bei einem Aufenthalt von circa einer Woche sehen muß“. Und dann erzählt v. Winterfeld, was er sich an vier Tagen in London alles angesehen hat: „an den vorbeschriebenen vier Tagen hat ein rüstiger Tourist vollauf genug, um die Sehenswürdigkeiten des langweiligen London in Augenschein zu nehmen.“
8
London, England und Schottland
von Ernest George Ravenstein. 2. Auflage. – Hildburghausen, 1871
K 698
Reich mit Stahlstichen und farbigen Stadtplänen und Landkarten illustriert ist dieser Reiseführer aus der Reihe von Meyers Reisebüchern.
Reisende
9
Jacob Jonas Björnståhl’s Briefe
auf seinen ausländischen Reisen an den Königlichen Bibliothekar C. C. Sjörwell in Stockholm. Aus dem Schwedischen übersetzt von Just Ernst Groskurd und Christian Heinrich Groskurd. 6 Bde. – Leipzig und Rostock 1780-1783
K 264
Der Schwede Björnståhl begleitete in den Jahren 1767 bis 1775 den jungen Baron Rudbeck auf ausgedehnten Reisen durch Frankreich, Italien, die Schweiz, Deutschland, Holland und England. Danach reiste er im Orient und starb 1779 in Thessaloniki an der Ruhr. In Briefen an seinen Freund Gjörwell teilte er „das, was er vorzüglich wichtiges und neues, besonders in der Litteratur eines jeden Landes fand“, nach Schweden mit. Gjörwell hat die Briefe und Björnståhls Reisetagebuch dann in Zeitungen publiziert, und die Brüder Groskurd haben sie ins Deutsche übersetzt.
In England war Björnståhl von März 1775 bis März 1776. Da er vornehmlich gelehrte Studien trieb, hielt er sich die meiste Zeit in London und Oxford auf. Von einer Lustreise nach Bath, Bristol und Gloucester wußte er nichts Interessantes zu berichten. Den größten Raum nehmen seine Nachrichten über verschiedene Gelehrte und schwedische Landsleute ein, die er in England traf.
10
Works of Ossian
Herausgegeben von Johann Heinrich Merck und Johann Wolfgang Goethe. Frankfurt am Main und Leipzig : Fleischer 1777
F 1102
Am 20. Mai 1775 traf Björnståhl in London mit James Macpherson zusammen. Dieser hatte 1765 die Werke des schottisch-gälischen Barden Ossian in englischer Übersetzung herausgegeben. Sie erfreuten sich in ganz Europa größter Beliebtheit. Die Autoren des deutschen Sturm und Drang verehrten Ossian als Urbild des Originalgenies und seine Werke als wahre, unverbildete Volkspoesie. Goethe gab 1777 zusammen mit seinem Freund Merck eine vierbändige Ausgabe von Ossians Werken heraus. Später allerdings erwies sich Macphersons Ossian als eine raffinierte literarische Fälschung.
11
Briefe eines Verstorbenen.
Ein fragmentarisches Tagebuch aus England, Wales, Irland und Frankreich, geschrieben in den Jahren 1828 und 1829. 4 Bände. – München und Stuttgart 1830-1832
K 274
Hermann Fürst von Pückler-Muskau, bekannt als Landschaftsgärtner und Reiseschriftsteller, hatte sich bei der Anlage seines berühmten Parks in Muskau finanziell übernommen. In voller Übereinstimmung mit seiner Frau Lucie ließ er sich von dieser scheiden und reiste 1826-1829 nach England, um dort eine reiche Erbin zu heiraten, mit deren Vermögen er sein Gartenprojekt in Muskau weiterführen könnte.
Dieses Vorhaben schlug zwar fehl, doch erwies sich die Reise in anderer Hinsicht als einträglich: die an sie gerichteten Reisebriefe Pücklers gab Lucie an Rahel und Karl August Varnhagen von Ense weiter, die sie zur Veröffentlichung vorbereiteten. Sie erschienen nach Pücklers Rückkehr anonym und vorgeblich als die eines bereits Verstorbenen, doch war allgemein bekannt, wer ihr Verfasser war. Sie waren ein großer literarischer Erfolg.
Pückler reiste als ein unbefangener Beobachter, der nicht nur die englische Landschaft mit großer poetischer Kraft zu beschreiben vermochte, sondern sich auch für die gesellschaftlichen Verhältnisse dort interessierte und den Ursachen sozialer Mißstände nachging. Oft amüsiert und mit einer gehörigen Portion Ironie beschrieb er die typisch englischen Sitten und Gebräuche.
Am 28. Dezember 1826 berichtet Pückler enthusiastisch von seinem Besuch in Warwick Castle. Ausführlich beschreibt er die Lage der Burg, fügt zur Veranschaulichung einen Plan der Anlage bei, schildert das Interieur, die Portraitgalerie, die Parkanlage: „es war ein Zauberort, in das reizendste Gewand der Poesie gehüllt, und von aller Majestät der Geschichte umgeben“.
Castles, Cliffs und Countryside
Die Schönheit des Landes, und die ungemeine Zierlichkeit aller Orte, durch die mein heutiger Weg mich führte, frappirte mich von neuem auf das angenehmste. Diese eben so fruchtbaren als geordneten Landschaften, diese Tausende von behaglichen und lieblichen Landhäusern, auf allen Punkten der Gegend vertheilt, dies fortwährende Gewühl von eleganten Wagen, Reitern und wohlgekleideten Fußgängern sind nur England eigen. Es hat aber dieses schöne Ganze doch einen Fehler, es ist alles zu kultivirt, zu vollendet, deshalb immer und überall dasselbe, und folglich auf die Länge ermüdend.
Hermann von Pückler-Muskau
Newmarket, den 19. Oktober 1826
12
Beobachtungen auf einer Reise nach England
von D. August Hermann Niemeyer. 2. Auflage. – 2 Bände. – Halle 1822
K 269
August Hermann Niemeyer, Professor für Pädagogik und Direktor der Franckeschen Stiftungen in Halle, reiste im Jahre 1819 nach England. Sein Reisebericht, angereichert um „biographische, epistolographische, historische und reflectirende“ Mitteilungen, sollte weniger eine Aufzählung und Beschreibung der Sehenswürdigkeiten sein als eine „Mittheilung der Ideen und Gefühle, welche die Gegenstände in mir erzeugten“.
Berichtet wird vor allem aus und über London, längere Aufenthalte galten nur noch den beiden Universitätsstädten Oxford und Cambridge. Hier interessierte sich Niemeyer für die akademische Tracht, von der er seinem Reisebuch eine farbige Abbildung beifügte.
13
Beschreibung der in England seit 1759 angelegten, und jetzt gröstentheils vollendeten schiffbaren Kanäle
zur inneren Gemeinschaft der vornehmsten Handelsstädte / von Johann Ludewig Hogrewe. Hannover 1780
K 686 4°
Der hannoversche Ingenieur Hogrewe bereiste in den Jahren 1768 bis 1777 im Auftrag seines Königs, Georg III., die englischen Kanäle. Er sammelte Karten vom Verlauf der Kanäle, fertigte Zeichnungen von Schleusen, Wasserleitungen und Brücken und gab seine Erkenntnisse zuletzt in den Druck. Zweck seines Buches ist, „die Aufmerksamkeit auf eine Wissenschaft zu ziehen, die den grösten Einfluß auf das Wohl eines jeden dazu fähigen Staats hat“: denn die Erschließung eines Landes durch schiffbare Kanäle hat natürlich großen Einfluß auf die jeweilige Wirtschaft.
14
Bemerkungen eines Reisenden durch Deutschland, Frankreich, England und Holland in Briefen an seine Freunde.
6 Bände. – Altenburg 1775-1781
K 686 4°
Anonym erschienen sind diese Reisebriefe eines vorgeblich inzwischen Verstorbenen aus den Monaten Dezember 1773 bis Juni 1774. Ihr Verfasser war Johann Karl Friedrich Grimm, Hofarzt in Gotha. Die England-Briefe stammen von März bis Mai 1774, größtenteils aus London, aber auch aus Bath, Chichester und Oxford. In Bath beschreibt der Verfasser ausführlich die Bädereinrichtungen dieses aus der Römerzeit stammenden, im 18. Jahrhundert wiederbelebten Kurortes.
15
Herrn Zacharias Conrad von Uffenbachs Merkwürdige Reisen durch Niedersachsen, Holland und Engelland
3 Bände. – Ulm und Memmingen 1753-1754
K 259
Der Frankfurter Patrizier Zacharias Conrad von Uffenbach war ein bedeutender Bibliophiler und Privatgelehrter seiner Zeit. In den Jahren 1709 bis 1711 bereiste er zusammen mit seinem jüngeren Bruder Johann Friedrich Niedersachsen, Holland und England, brachte von dieser Reise 4000 Bücher mit nach Hause.
Uffenbachs Reisetagebuch enthält eine Fülle bücherkundlicher und literärgeschichtlicher Mitteilungen, bietet darüber hinaus aber auch eine Unmenge von Nachrichten, Beobachtungen und Augenzeugenberichten aus allen Bereichen der englischen Realität. Mit der Bewertung des Beobachteten hält sich der Frühaufklärer von Uffenbach allerdings stark zurück.
Das Reisetagebuch wurde erst nach von Uffenbachs Tod durch den Memminger Bibliothekar Johann Georg Schelhorn mit Kupferstichen von Johann Friedrich von Uffenbach zum Druck befördert.
Cottages
16
Album englischer Landhäuser, Villen, Cottagen etc.
12 Hefte mit 144 Tafeln. Karlsruhe 1851-1858
TB 49 2°
Dieser architektonische Tafelband mit 144 zum Teil farbigen Lithographien bildet zeitgenössische englische Landhäuser ab, zum Teil ergänzt um Grundriß- und Detailzeichnungen. Hauptsächlich gezeigt werden Bauten von Peter Frederick Robinson, aber auch die Architekten Francis Goodwin, Thomas Frederick Hunt und Henry Edward Kendall sind vertreten.
- Wohnhaus eines Oberjägers von Thomas Frederick Hunt
- Cottage bei Swansea von P. F. Robinson
- Landhaus in Holmwood bei Dorking (Surrey) von P. F. Robinson
Industrialisierung
17
Reisen in England und Wales
von J. G. Kohl. 3 Bände. – Dresden und Leipzig, 1844
K 691
Johann Georg Kohl (1808-1878) war einer der fleißigsten deutschen Reiseschriftsteller seiner Zeit. Er machte aus der Reiseschriftstellerei einen Beruf. In den Jahren zwischen 1836 und 1858 bereiste er fast alle europäischen Länder und einen Teil Nordamerikas. Als Ertrag dieser Reisen publizierte er anschließend zumeist mehrbändige Werke.
Kohl interessierte sich vor allem anderen für die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in England: etwa für die Metallindustrie in Birmingham, die Porzellanmanufakturen in Staffordshire, die Kohlegruben in Newcastle, die Textilindustrie in Leeds, die Docks von Liverpool und die Baumwollspinnereien in Manchester; er berichtete von Kirchen, Schulen und Museen, aber auch von Gefängnissen, Krankenhäusern, Obdachlosenheimen und Irrenhäusern, von sozialen Unruhen und von „strikes“. Seine Schilderungen aus der Frühzeit der Industrialisierung Englands sind eine erstrangige sozialgeschichtliche Quelle und geben vielfältig Aufschluß über die Lage der „working classes“.
Im Kapitel über Newcastle erläutert Kohl die Kinderarbeit in den Kohlegruben. Sechs- bis Achtjährige müssen zehn bis zwölf Stunden täglich die Kohlewagen ziehen. Eine Skizze dient der Veranschaulichung.
18
Land und Leute der britischen Inseln.
Beiträge zur Charakteristik Englands und der Engländer,
von J. G. Kohl. 3 Bände. – Dresden und Leipzig 1844
K 690
Ein weiteres Produkt von Kohls Englandreise war diese dreibändige Darstellung des englischen Nationalcharakters. Darin beschäftigt sich Kohl mit der britischen Bevölkerung, den Beziehungen zu den Nachbarvölkern, der Gesellschaftsstruktur, den politischen und religiösen Verhältnissen, aber auch mit dem Zeitschriftenwesen, den Clubs und dem englischen Sport. Hier kann man sich ausführlich informieren über Bowling, Racket, Tennis, Cricket, über Pferderennen und Segelregatten.
19
Streifzüge durch Großbritannien
Schilderungen und Beobachtungen aus Stadt und Land / von Gustaf F. Steffen. Aus dem Schwedischen von Oskar Reyher. Stuttgart 1896
K 699
Den nord- und mittelenglischen Industriebezirken galt die „kulturpsychologische Entdeckungsreise“ des schwedischen Schriftstellers Steffen. Er besichtigte zahlreiche Fabriken, berichtet von der Eisenindustrie in Middleborough, den Grubenorten Northumberlands, den Baumwollfabriken in Lancashire, dem Maschinenbau von Nottingham und Leicester etc. Zwischendurch besuchte er Burgen, Schlösser, Kathedralen und malerische Kleinstädte. Die Leitfrage seines Buches aber heißt: „Welchen Wert hat überhaupt die Großindustrie für das Kulturleben?“
Steffen behauptet, die moderne Großindustrie sei lediglich eine „Lokalerscheinung in England“ und eine der „zweifelhaftesten Erscheinungsformen“ im allgemeinen Kulturleben. Für ihn besteht kein Zweifel daran, daß „die Schwächung und Verdummung der Arbeiterklasse durch das ungesunde, einförmige und ideallose Fabrik- und Großstadtleben“ einen negativen Wert für die Kulturentwicklung hat; er möchte dem gegenüber die positiven Kulturwerte hervorheben.
In Lippe gedruckt
20
Beyträge zur Kenntniß Grosbritanniens vom Jahr 1779
Aus der Handschrift eines Ungenanten herausgegeben von Georg Forster
Lemgo 1780.
K 703
Diese kleine englische Landeskunde erschien 1780 anonym bei der Meyerschen Hofbuchhandlung in Lemgo und gelangte als ein Pflichtexemplar des Verlages in die Lippische Landesbibliothek. Ihr Verfasser Gebhard Friedrich August Wendeborn lebte seit 1768 als Pastor einer deutschen Gemeinde in London und veröffentlichte diese Schrift, um „besonders einem Reisenden zur Beförderung seiner eigenen Beobachtungen nützlich“ zu sein. Es finden sich auch ein paar Reisetips im Anhang zu diesem sonst staatswissenschaftlich orientierten Werk.
Über den Charakter der Engländer (1780)
Einer der vornehmsten Charakterzüge, und der wirklich als allgemein angesehen werden kann, ist die Eigenliebe der Nation, oder der Nationalstolz. Die Liebe des Vaterlandes ist fast allen Völkern gemein; die Engländer aber besitzen sie unter den Europäern wol im höchsten, und die Deutschen vielleicht im geringsten Grade. Ein geschickter Engländer redet von seiner Person, von seiner Würde und Stande mit Bescheidenheit, von seinem Vaterlande mit Lobsprüchen und einer Art des Enthusiasmus: dahingegen ein deutscher so ge-nanter feiner Herr in seine Verdienste und Ti-tel verliebt ist, und sich nur zu schämen scheint, wenn er sagen soll, daß er ein Deutscher sey.
Aus der Eigenliebe der Engländer entstehet die Verachtung der Fremden. Die Reichen und Vornehmen reisen zwar viel, allein die meisten gehen mit ihrem Nationalstolz und ihren Vorurtheilen unter andere Völker, und kommen damit wieder zu Hause. Außerdem reden die wenigsten fremde Sprachen, und suchen daher auf ihren Reisen englische Gesellschafter, und leben, wo es ihnen nur irgend möglich ist, nach ihrer eigenen Weise, dadurch es ihnen unmöglich wird, eine richtige Kentnis anderer Länder und Völker zu erhalten.
Man rühmet an den Engländern ihre Großmuth, als einen Zug aus ihrem Nationalcharakter, und man hat in vieler Absicht Recht. Die Ausbrüche des Mitleidens, und die Gefühle der Menschlichkeit, äußern sich bei ihnen schnell und heftig. Man hat mit Schwachheiten und Fehltritten große Nachsicht, weil Heuchelei und angemaßte Vorzüge hier nicht so gemein sind, sondern man es mehr fühlet und weiß, was ein Mensch sey.
Man rechnet zu dem Charakter der Engländer die Redlichkeit und ein freimüthiges Wesen. Hier stimme ich aus Erfahrung bei. Ohne irgend eine Nation zu beleidigen, wollte ich in Gefahr oder in bedenklichen Umständen, wenn ich mich einem Unbekanten anvertrauen müste, dem Engländer den Vorzug geben. Selbst in den Sitten der Engländer und ihrem Umgange kann man die Zeugnisse ihrer Redlichkeit antreffen. Sie sind nicht voller Worte und Höflichkeits-Versicherungen gegen Fremde und Unbekante, wie manche andere Völker, aber sie sind auch nicht grob oder unhöflich; sondern ihr ernsthafteres zurükhaltendes Wesen wird dem, der sich durch mehreren Umgang ihr Zutrauen erworben, ein Pfand, daß ihre folgende freiere und freundschaftlichere Art sich zu zeigen keine Heuchelei sey, sondern von Herzen komme.
Die Freimüthigkeit der Engländer darf wohl nicht weitläuftig bewiesen werden. In vielen Gegenden der Welt sind die Gedanken nicht einmal frei, und ein Mensch, von dem man argwohnet, daß er in Ansehung des Staates oder der Religion ketzerisch denke, kann der Verfolgung nicht immer entgehen. Hier sind, Gott lob! nicht allein die Gedanken, sondern auch die Zunge, die Feder und die Presse frei. Ein Engländer hat also keine Ursach, ein Heuchler zu seyn. Er denkt, er redet, wie er es recht zu seyn glaubt. Da weder Erziehung noch Gesetze Sklaven bilden, so ist der Engländer freimüthig, sowol aus Gewohnheit, als auch, weil er keine Ursach hat, sich zu fürchten.
Kein Volk auf der Erde hat, im Ganzen genommen, mehr Ursach, mit seinem Schicksal zufrieden zu seyn, als die Engländer. Sie erfahren es, wenn sie von ihrem Vaterlande entfernt leben, und seufzen nach dem alten Englande, weil, wie sie sagen, außer demselben keine Zufriedenheit für sie anzutreffen sey. Wie recht mögte man ihnen zurufen: o fortunatos si sua bona norint!
Gebhard Friedrich August Wendeborn
21
Ausflug nach England im Sommer 1851
von Dr. H. K. Brandes. Lemgo und Detmold 1855.
K 693 →Hier online.
Ebenfalls bei der Meyerschen Hofbuchhandlung erschien die Reisebeschreibung des Lemgoer Schulrektors Heinrich Karl Brandes, der im Sommer 1851 drei Wochen lang England bereiste. Fasziniert begann er seine Rundreise mit einem Besuch der Londoner Weltausstellung. Nach acht Tagen in London reiste er weiter nach Wales, anschließend besuchte er auch noch Warwick, Stratford-upon-Avon, Oxford, Salisbury, Stonehenge und an der Südküste Portsmouth und Brighton. Brandes publizierte alle seine Sommerreisen der Jahre 1850 bis 1868 im Verlag der Meyerschen Hofbuchhandlung.