Antike Plastik in frühen Bildwerken

Ausstellung der Lippischen Landesbibliothek vom 30.10. bis zum 31.12.1997

Exponate

1
Zanetti, Antonmaria und Zanetti, Antonmaria d’Alessandro:
Delle antiche Statue greche e romane, che nell‘ antisala della libreria di San Marco, e in altri luoghi pubblici di Venezia si trovano. 2 Bände. – Venedig 1740-1743. – 100 Taf. 2º
SW 311 2º

Ein Jahrhundert nach Perrier gaben der venezianische Kunstsammler und Kupferstecher Antonmaria Zanetti (1680-1757) und sein gleichnamiger Neffe (1716-1776), Kustos der Bibliothek von San Marco, zwei Bände mit Abbildungen antiker Skulpturen heraus, die sich in venezianischen Sammlungen befanden. Der erste Band enthält fünfzig Darstellungen römischer Portraits und Bildwerke, der zweite Band fünfzig Bildnisse von Göttern und mythologischen Figuren.

Nr. 2: Amor

2
Amore. Bogenspannender Eros. Venedig, Museo Nazionale. Marmor. Römische Kopie eines Bronzeoriginals des Lysipp (ca. 320 v. Chr.) in Thespiai
SW 311 2º Bl.21

3
Perrier, Francisco: Segmenta nobilium signorum et statuarum, quae temporis dentem invidium evasere Urbis aeternae ruinis erepta … Rom 1638-1653. – 100 Bl. 4º
SW 311 a.2º

Der Maler und Kupferstecher François Perrier (1590-1650), Mitbegründer der Pariser Kunstakademie im Jahre 1648, hielt sich vor 1630 mehrere Jahre und später noch einmal ein ganzes Jahrzehnt von 1635 bis 1645 in Rom auf. Er verdankt seine kunsthistorische Bedeutung dieser Folge von hundert Kupferstichen nach den berühmtesten antiken Bildwerken im Rom seiner Zeit.

Die Abbildungen der antiken Kunstwerke sind nach eigenen Zeichnungen mit großer Leichtigkeit ausgeführt, bemühen sich allerdings nicht um die Exaktheit und Präzision echter Kopien.

4
Hercules a labore quiescens. Gliconis opus in Aedibus Farnesianis. Herakles Farnese. Neapel, Museo Nazionale. Marmor. 3,17 m.
SW 311 a.2º

Römische Kopie eines griechischen Bronzeoriginals des Lysipp (ca. 320 v. Chr.), das auf der Agora von Sikyon aufgestellt war. Kopist: Glykon von Athen

Die Statue wurde 1540 in den Caracalla-Thermen gefunden. Sie hatte bis zu ihrem Transport nach Neapel 1787 im Hof des Palazzo Farnese ihren Platz. Goethe, der während des Abtransports aus Rom in der Stadt war, schrieb am 20. Juni 1787 an Charlotte von Stein: „Es ist nun eins der vollkommensten Werke alter Zeit.“

5
Mercuris villa referent in Hortis Ludovisianis. Hermes Ludovisi. Rom, Thermenmuseum. Marmor. 1,83 m.
SW 311 a.2º Bl.43

Römische Kopie (2. Jh. n. Chr.) eines attischen Bronzeoriginals aus der Zeit um 440 v. Chr.

6
Apollo Pytonem iaculans in Hortis Vaticanis. Apollon vom Belvedere. Vatikan, Museo Pio Clementino, Cortile del Belvedere. Marmor. 2,24 m
SW 311 a.2º Bl.30

Hadrianische Kopie eines griechischen Bronzeoriginals des Leochares (ca. 330 v. Chr.), das auf der Athener Agora aufgestellt war.

Die Statue wurde Ende des 15. Jahrhunderts in Rom gefunden. Sie gehörte zum Besitz des Kardinals Giuliano della Rovere und ist seit dessen Wahl zum Papst Julius II. im Belvedere des Vatikan aufgestellt.

Winckelmann galt diese Statue als „das höchste Ideal der Kunst unter allen Werken des Altertums“. Diese Wertschätzung übertrug sich auf alle Besucher Roms in der Goethezeit. Goethe selbst kannte den Apollon nach dem Abguß der Mannheimer Antikensammlung seit 1769 und besaß als Geschenk des Herzog von Gotha bereits einen Abguß des Kopfes, bevor er 1787 in Rom dem Original begegnete: „wer kann leugnen, daß Apoll von Belvedere, durch seine mäßige Kolossalgröße, den schlanken Bau, die freie Bewegung, den siegenden Blick, auch über unsere Empfindung vor allen anderen den Sieg davon trage?“

7
Faunus meditans in Aedibus Iustinianeis. Angelehnter Satyr. Rom, Museo Capitolino. Marmor. 1,70 m
SW 311 a.2º Bl.45

Hadrianische Kopie eines griechischen Marmororiginals des Praxiteles (ca. 350 v. Chr.)

Die Statue wurde angeblich in der Villa Hadriana gefunden, ist aber eventuell auch identisch mit dem auf dem Palatin gefundenen Faun, den Kardinal Ippolito d’Este 1568 erwarb. Er war in der Villa d’Este aufgestellt und wurde 1753 von Benedikt XIV. gekauft.

8
Meleager in Aedibus Pichiniis. Meleager. Vatikan, Museo Pio Clementino, Sala degli Animali. Marmor. 2,10 m
SW 311 a.2º Bl.51

Frühantoninische Kopie eines griechischen Marmororiginals des Skopas (ca. 340/30 v. Chr.).

Die Kopie, gefunden auf dem Ianiculus bei Porta Portese, gehörte Mitte des 16. Jahrhunderts Francesco Fusconi, dem Leibarzt Papst Pauls III., und stand in dessen Haus, dem Palazzo Pichini. Unter Clemens XIV. wurde sie für den Vatikan erworben.

Nr. 9: Minerva

9
Minerva sospitatrix in Aedibus Iustinianeis. Athena Giustiniani. Vatikan, Museo Chiaramonti, Braccio Nuovo. Marmor. 2,25 m
SW 311 a.2º Bl.54

Antoninische Kopie eines griechischen Bronzeoriginals aus der Nachfolge des Phidias (ca. 390 v. Chr.)

Nach unterschiedlicher Überlieferung wurde die Statue entweder bei der Kirche S. Maria sopra Minerva oder bei Porta Maggiore gefunden. Zunächst war sie im Besitz der Giustiniani, später Eigentum des Fürsten Lucien Bonaparte, von dem sie Pius VII. 1819 für den Vatikan erwarb. Goethe berichtet über die Statue am 13. Januar 1787:

„Im Palaste Giustiniani steht eine Minerva, die meine ganze Verehrung hat. Winckelmann gedenkt ihrer kaum, wenigstens nicht an der rechten Stelle, und ich fühle mich nicht würdig genug, über sie etwas zu sagen. Als wir die Statue besahen und uns lang dabei aufhielten, erzählte uns die Frau des Kustode, es sei dieses ein ehmals heiliges Bild gewesen, und die Inglesi, welche von dieser Religion seien, pflegten es noch zu verehren, indem sie ihm die eine Hand küßten, die auch wirklich ganz weiß war, da die übrige Statue bräunlich ist. Auch setzte sie hinzu, eine Dame dieser Religion sei vor kurzem dagewesen, habe sich auf die Knie niedergeworfen und die Statue angebetet. Eine so wunderliche Handlung habe sie, eine Christin, nicht ohne Lachen ansehen können und sie zum Saal hinausgelaufen, um nicht loszuplatzen. Da ich auch von der Statue nicht weg wollte, fragte sie mich, ob ich etwa eine Schöne hätte, die diesem Marmor ähnlich sähe, daß er mich so sehr anzöge. Das gute Weib kannte nur Anbetung und Liebe, aber von der reinen Bewunderung eines herrlichen Werkes, von der brüderlichen Verehrung eines Menschengeistes konnte sie keinen Begriff haben.“

10
Venus e Balneo in Hortis Vaticanis. Aphrodite von Knidos. Vatikan, Museo Pio Clementino, Gabinetto delle Maschere. Marmor. 2,04 m
SW 311 a.2º Bl.85

Römische Kopie eines griechischen Marmororiginals des Praxiteles (ca. 340 v. Chr.), das als Kultbild im Aphroditetempel von Knidos aufgestellt war.

Die Aphrodite von Knidos war die am meisten bewunderte Statue des Altertums. Es ist eine Fülle von Kopien überliefert, von denen die vatikanische die wichtigste ist.

11
Venus Aphroditis in Hortis Mediceis. Mediceische Aphrodite. Florenz, Uffizien. Marmor. 1,93 m
SW 311 a.2º Bl.81

Die Mediceische Aphrodite, eine späthellenistische Variante der Kapitolinischen Aphrodite, wurde in Rom in der Portikus der Octavia gefunden und war früher in der Villa Medici aufgestellt. Sie befindet sich seit 1770 in Florenz.

12
Vestalis in Aedibus Iustinianeis. Hestia Giustiniani. Rom, Villa Albani. Marmor. 1,93 m
SW 311 a.2º Bl.72

Römische Kopie eines griechischen Bronzeoriginals von ca. 470 v. Chr.

Die Statue ist die beste Kopie eines der eindrucksvollsten Bildwerke aus der Zeit des Strengen Stils. Sie stammt aus der Sammlung Giustiniani und war früher im Palazzo Torlonia aufgestellt.

13
Diana Venatrix in Hortis Marchion Iunii. Artemis von Gabii. Paris, Louvre. Marmor. 1,65 m
SW 311 a.2º Bl.64

Römische Kopie eines griechischen Bronzeoriginals von ca. 340 v. Chr.

Die Statue wurde 1792 in der Gegend von Gabii gefunden. Sie war zuerst in borghesischem Besitz und ist seit 1808 im Louvre.

14
Perrier, Francisco: Segmenta nobilium signorum et statuarum, quae temporis dentem invidium evasere Urbis aeternae ruinis erepta … Rom 1638-1653. – 100 Bl. 4º
SW 311 a.2º

Der Maler und Kupferstecher François Perrier (1590-1650), Mitbegründer der Pariser Kunstakademie im Jahre 1648, hielt sich vor 1630 mehrere Jahre und später noch einmal ein ganzes Jahrzehnt von 1635 bis 1645 in Rom auf. Er verdankt seine kunsthistorische Bedeutung dieser Folge von hundert Kupferstichen nach den berühmtesten antiken Bildwerken im Rom seiner Zeit.

Die Abbildungen der antiken Kunstwerke sind nach eigenen Zeichnungen mit großer Leichtigkeit ausgeführt, bemühen sich allerdings nicht um die Exaktheit und Präzision echter Kopien.