Brand und Katastrophe

Alte Bücher zum Feuerlöschwesen

Ausstellung der Lippischen Landesbibliothek
4.8.-12.9.1997

Die Ausstellung zeigt die Geschichte des Feuerlöschwesens, wie es sich an Büchern aus dem Bestand der Landesbibliothek nachvollziehen lässt.

Zur Geschichte

Die ältesten Nachrichten über das Feuerlöschwesen führen bis in die Antike zurück. Der Mechaniker Ktesibios von Alexandrien entwickelte um 250 v. Chr. eine zweizylindrige Kolbenpumpe mit Saug- und Druckventilen. Hero von Alexandrien, ein Schüler des Ktesibios, beschrieb als erster eine tragbare Zweizylinder-Kolbenpumpe aus Bronze mit Wasserkasten und einer Art Wendestrahlrohr als Feuerlöschgerät.

Aus dem Mittelalter ist eine Vielzahl von Nachrichten über Brände überliefert. Bei den zahllosen Bränden in mittelalterlichen Städten brannten oft ganze Stadtteile oder gar ganze Städte vollständig ab. Die Hilfsmittel, einem Brand Einhalt zu gebieten, waren denkbar ungenügend: Wassereimer und -fässer, Hacken und Leitern: mehr stand in mittelalterlichen Städten und Dörfern zur Brandbekämpfung nicht zur Verfügung.

Auch Feuerlöschordnungen sind aus dem Mittelalter überliefert; die erste bekannte städtische Feuerlöschordnung ist die von Augsburg aus dem Jahr 1276. Die Anordnungen betreffen die Sorge um ein schnelles Bekanntwerden des Feuers, die Aufrechterhaltung der allgemeinen Ordnung, das Verhindern von Plünderungen und die allgemeine Verpflichtung der Bürger zur Beteiligung an den Löscharbeiten.

Einfache messinggegossene Feuerlösch-Handspritzen waren bereits seit dem 15. Jahrhundert bekannt. 1518 wird der Augsburger Goldschmied Anton Platner als Erfinder der fahrbaren Feuerspritze genannt. Aus dem 16. Jahrhundert gibt es aber keine weiteren Nachrichten über ein tatsächliches Existieren von Spritzenwagen. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts wurden dann in Nürnberg erfolgreich Feuerspritzen hergestellt. Von hier aus verbreitete sich die Produktion über ganz Deutschland.

1655 machte der Nürnberger Zirkelschmied Hans Hautsch Reklame für seine Erfindung einer großen Feuerspritze mit Windkessel. Dieser Spritzentypus verbreitete sich nur langsam und wurde erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts allgemein angewendet. Schlauchspritzen gab es in Deutschland seit Ende des 17. Jahrhunderts. An der technischen Verbesserung der Feuerspritzen aller Typen beteiligte sich eine Vielzahl erfindungsreicher Handwerker. Ein Großteil der Literatur zum Feuerlöschwesen aus dem 18./19. Jahrhundert beschäftigt sich mit der Konstruktion von Feuerspritzen.

Die erste Dampffeuerspritze wurde 1828 in London gebaut, verbreitete sich aber erst seit ca. 1860. Gottlieb Daimler erhielt 1888 das deutsche Patent auf eine Feuerspritze mit Motorbetrieb.

Noch im 17. Jahrhundert wurde die erste deutsche Feuerversicherung gegründet: die 1676 konstituierte Hamburger General-Feur-Cassa. Die meisten regionalen Brandversicherungsanstalten gehen auf das 18. Jahrhundert zurück, so auch die 1752 in Detmold gegründete Lippische Landesbrandversicherungsanstalt.

Bis dahin war mit dem Verlust von Haus und Hof durch Feuer unweigerlich die völlige Verarmung betroffener Familien verbunden gewesen. Die Brandgeschädigten waren auf freiwillige Spenden der Nachbarn und auf Unterstützungsleistungen der Behörden, etwa in Form von Baukostenzuschüssen oder Steuerbefreiungen oder von Gewährung kostenlosen Bauholzes angewiesen. Üblich war der sogenannte Brandbettel: die Obrigkeit stellte einen amtlichen Bettelbrief aus, der die Geschädigten berechtigte, sich durch den sonst verbotenen Bettel Hilfe zu verschaffen. Das Erbettelte reichte aber meistens nicht aus, die verlorene Existenz wiederzubegründen. Diesen Brandbettel ersetzten die Feuerversicherungen, die in der Regel Pflichtversicherungen für jeden Hausbesitzer waren, jetzt durch einen Rechtsanspruch.

Eine der häufigsten Ursachen für Hausbrände, vor allem auf dem Land, war Blitzschlag. Blitzableiter waren schon in der Antike bekannt gewesen, aber in Vergessenheit geraten. Um 1750 installierte Benjamin Franklin den ersten Blitzableiter auf einem Haus in Philadelphia, eine Eisenstange mit vergoldeter Spitze, von der
ein Draht bis zur Erde herabführte. Dieser Blitzableiter hatte schon kurz darauf Gelegenheit, sich als tatsächlich funktionstüchtig zu erweisen. Der erste Blitzableiter in Deutschland wurde 1769 auf der Hamburger St. Jacobi-Kirche errichtet.

Seit dem 18. Jahrhundert beschäftigte man sich auch mit chemischen Feuerlöschmitteln. Der Physikprofessor Palmer erfand um 1800 ein Feuerlöschpulver aus Schwefel und Eisenvitriol, das mit Patronen in die Flammen geschossen werden sollte. 1846 entwickelte der Meissener Bergrat Kühn die sogenannte Feuerlöschdose mit einem Gemisch aus Salpeter, Schwefel und Kohle, bei deren Explosion ein Brand durch Entwicklung großer Mengen nicht brennbarer Gase erstickt werden kann.

Der erste tragbare Feuerlöscher, gefüllt mit Preßluft und Asche, wurde 1816 von einem britischen Offizier erfunden. 1864 wurde ein Feuerlöscher mit Kohlensäure entwickelt. Und 1877 wurde erstmals ein britisches Patent für einen Feuerlöschapparat erteilt, der als Löschmittel Schaum enthielt.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts kam es, ausgehend von Württemberg und Baden, überall in Deutschland zur Gründung freiwilliger Feuerwehren. Der erste freiwillige Löschverein wurde 1832 in Saalburg gegründet. Die Bezeichnung „Freiwillige Feuerwehr“ wurde zuerst 1847 für das nach einem verheerenden Theaterbrand in Karlsruhe gegründete Lösch- und Rettungskorps gebraucht. Für eine rasche Ausbreitung des Feuerwehrwesens sorgten auch die Feuerwehrversammlungen, die seit 1853 auf regionaler und überregionaler Ebene abgehalten wurden. Das wachsende Interesse vieler am Feuerlöschwesen wurde zugleich mit einer Vielzahl allgemeinverständlicher Schriften bedient. 1860 wurde die erste Feuerwehr-Zeitschrift ins Leben gerufen.

Berufsfeuerwehren gab es seit Mitte des 19. Jahrhunderts, zunächst in den Großstädten. Die erste Berufsfeuerwehr wurde 1851 in Berlin als Teil der örtlichen Polizei eingerichtet. Noch im selben Jahr regelte eine Berliner Polizei-Verordnung erstmals die Vorfahrt der Feuerwehr im Straßenverkehr.

In den ersten Jahren unseres Jahrhunderts wurden schließlich auch Feuerwehr-Automobile entwickelt. Der erste automobile Vierfahrzeug-Löschzug mit zwei Spritzen, einem Geräte- und einem Leiterwagen wurde 1908 bei der Berliner Berufsfeuerwehr in Dienst genommen.

„Im November 1921 brach in der Landesbibliothek in Detmold ein Großfeuer aus. Bei dieser Gelegenheit kam den verantwortlichen Stellen die Tatsache zum Bewußtsein, daß Lippe mit der Entwicklung im Feuerlöschwesen nicht Schritt gehalten hatte. Der Brand konnte mit den vorhandenen Mitteln nicht bewältigt
werden, und man rief – allerdings reichlich spät – die Bielefelder Berufsfeuerwehr mit ihrer Automobilspritze zur Hilfeleistung heran. Die mustergültige Arbeit der Bielefelder Berufsfeuerwehr fand so großen Beifall, daß man sich bald dazu entschloß, für das Land Lippe eine Automobilspritze anzuschaffen und das gesamte Feuerlöschwesen von Grund auf zu reorganisieren. … Schon im Oktober 1922 konnte die Detmolder Automobilspritze in Dienst gestellt werden. Durch eine Feuermeldeanlage im Gebiet der Stadt Detmold, verbunden mit einer Alarmweckeranlage, wurde die Anlage vervollständigt.“

Lippischer Landeskalender 1928

Wenn je ein Gegenstand die Aufmerksamkeit einer weisen Regierung verdient, so
ist es ohnstreitig der der Feuerlöschanstalten. Alle polizeilichen Mittel müssen
aufgeboten werden, Feuersbrünste zu verhüten, sowie ausgebrochene so schnell
als möglich zu dämpfen.
Kann auch ein Gegenstand wohl fähiger sein, den Menschen in die größte Bestür-
zung und stumme Betäubung zu versetzen, als eine ausgebrochene Feuersbrunst?
– Ist schon der bloße Feuerruf grausenerregend und niederschlagend, wie viel
mehr ergreifend ist nicht der durch den Schimmer des Feuers glühende Himmel,
welcher weit und breit die Wuth des entfesselten Elements verkündet und alles in
Angst und Schrecken versetzt. Von welchem Entsetzen wird nicht der aus einem
Nachbarorte zu Hülfe Eilende ergriffen, wenn er am brennenden Orte ankömmt;
welches Gefühl bemächtigt sich seiner, wenn er in kalter, regnerischer Nacht un-
ter freiem Himmel schwache Greise, Kranke , Kinder und Thiere in größter Ver-
wirrung umhertreiben sieht, wenn er das Schreien der Kinder, das Wehklagen der
Alten und Kranken hört; dazu das Brüllen des Viehes, der schauerliche Ton der
heulenden Sturmglocken, das Getöse und Schreien der Helfenden und Löschen-
den – ist es wohl möglich, daß derjenige, der dies Alles mit ansieht, gleichgültig
und gefühllos dabei bleiben kann? Muß sich ihm nicht der Gedanke aufdrängen:
Auch dich kann über lang oder kurz ein gleiches Schicksal treffen?
Und doch ist nur zu oft der Fall, daß, so-wie die Gefahr vorüber ist, Niemand an
die vergangenen und ausgestandenen Schrecken mehr denkt und sich der
gewohnten sorglosen Ruhe hingiebt.

Friedrich Henneberg 1841

Exponate

Oeconomische Encyklopädie oder Allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft in alphabetischer Ordnung / von Johann Georg Krünitz. Bd.13. – Brünn : Traßler, 1788. – S.19-156 s.v. FeuerAnstalten.
V 118

Die über hundert Bände zählende Ökonomische Enzyklopädie, herausgegeben von Johann Georg Krünitz, beschäftigt sich sehr ausführlich mit dem Feuerlöschwesen. Der Band 13 von 1788 enthält eine gedrängte, aber vollständige Beschreibung aller damaligen Lösch- und Rettungsmittel.

Die aufgeschlagenen Seiten berichten von der „Greylschen Feuerlöschmaschine“. Der Augsburger Silberstecher Zacharias Greyl hatte sie 1715 erfunden. Es handelt sich um ein mittels Zündschnur und zwei Pfund Pulver zur Explosion gebrachtes Fäßchen voll Wasser, das in den Brand geworfen wird und diesen tatsächlich recht wirkungsvoll ersticken kann.

Vollständiges System der Feuerpolizeywissenschaft von Johann Friedrich Krügelstein. Drei Bände. Leipzig : Voß & Co. 1798-1800
St 697

Dieses dreibändige Werk war epochemachend in der Literatur zum Feuerlöschwesen. Krügelstein hat mit großem Fleiß alles bis dahin Bekannte zusammengestellt. Er bespricht ausführlich die Mittel der Feuerprävention, die Löschgeräte und ihre Anwendung, den Feueralarm und das Verhalten im Brandfall, die verschiedenen Brandarten und deren Bekämpfung, das Rettungswesen, aber auch die Nachsorge und den Wiederaufbau und das Versicherungswesen. Insgesamt ist ihm sein Werk sehr weitschweifig und unübersichtlich geraten.

Das Feuerlöschwesen in allen seinen Theilen nach seiner geschichtlichen Entwicklung von den frühesten Zeiten bis zur Gegenwart dargestellt von C. D. Magirus.Ulm : Selbstverlag, 1877
TB 2437 4°

Dieses opulente Buch war die erste umfassende systematische Darstellung zum Feuerlöschwesen mit einem Abriß zur Geschichte unter Berücksichtigung einzelner Länder und einer umfangreichen Literaturliste. Der Verfasser war zum Zeitpunkt des Erscheinens bereits seit dreißig Jahren Feuerwehrkommandant in Ulm und seit 1864 Fabrikant von Feuerwehrgeräten.

In einem Kapitel über Feuerwehrleitern stellt er auch die von ihm selbst
entwickelte „Ulmer Leiter“ vor, eine Zweirad-Schiebeleiter bis 14 m
Steighöhe, die im Freistand befestigt werden kann und auf der Wiener
Weltausstellung 1873 eine Goldmedaille erhalten hatte.

Feuerspritzen

Anleitung zum Gebrauch und zur Pflege der Feuerspritzen, Wasserzubringer und der übrigen Löschwerkzeuge für Behörden, Polizeipersonen, Ortsvorgesetzte, Spritzenmeister und alle diejenigen, welche bei der Tilgung einer ausgebrochenen Feuersbrunst Antheil nehmen … Herausgegeben von Friedrich Henneberg. Arnstadt : Meinhardt, 1841
H 13376

Der Verfasser dieser Schrift war zum Zeitpunkt ihres Erscheinens bereits zwanzig Jahre lang Spritzenmeister und Feuercommissair in Arnstadt und hatte bei mehr als fünfzig Bränden die Oberaufsicht über die
Löscharbeiten geführt. Seit mehreren Jahren war er auch für die Revision sämtlicher Feuerlöschgeräte des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen zuständig. Zugleich betätigte er sich als Spritzenbaumeister; im Anhang des Buches findet sich eine Preisliste der Feuerspritzen aus Hennebergs Produktion.

Schwerpunkt in Hennebergs Darstellung ist die Pflege und Instandhaltung der Feuerspritzen und der übrigen Löschgeräte. Unter Berücksichtigung des technischen Fortschritts der letzten Jahre werden in einzelnen Kapiteln die verschiedenen Löschwerkzeuge abgehandelt. Ein Kapitel beschäftigt sich auch mit dem Problem des Einfrierens der Feuerspritzen im Winter.

Aus dem beigefügten Subskribentenverzeichnis geht hervor, daß Seine Hochfürstliche Durchlaucht der regierende Fürst zu Lippe-Detmold sechs Exemplare von Hennebergs Schrift subskribiert hatte. Ein Exemplar gelangte damals in die Fürstlich-Öffentliche Bibliothek Detmold.

Herrn Georg Simon Klügel öffentlichen Lehrers der Mathematik zu Helmstädt Abhandlung von der besten Einrichtung der Feuersprützen zum Gebrauche des platten Landes … Berlin : Buchhandlung der Realschule, 1774
St 82 4º

Im Jahre 1772 hatte das Königlich Preußische Generaloberfinanz-, Kriegs- und Domainendirektorium einen Preis für die Entwicklung einer brauchbaren und billigen Feuerspritze speziell für Landgemeinden ausgesetzt. Eine Hälfte des Preises wurde der Abhandlung des Helmstedter Mathematik-Professors Klügel zuerkannt, die sich „in Ansehung der gründlichen Theorie vor anderen vorzüglich ausgezeichnet“ hatte. Klügels Feuerspritze wurde anschließend tatsächlich gebaut und in einer Versuchsreihe mit anderen Feuerspritzen getestet. Die Ergebnisse wurden dann zusammen mit Klügels Preisschrift veröffentlicht.

Anweisung zur Verfertigung wohlfeiler Feuer-Sprützen zum Gebrauch für die kleinen Städte und das platte
Land … von Heinrich Ludwig Maaß. Hannover : Telgener, 1826
XXIV 678 (Regierungsbibliothek Minden)

„Es ist höchstwünschenswerth, daß jede Gemeinde sich ihre Feuer-Sprützen selbst machen und repariren könne, und der Zweck der gegenwärtigen Abhandlung ist kein anderer, als dazu beizutragen, solches
so viel als möglich zu befördern.“

Diese Broschüre eines Hannoveraner Uhrmachers und Graveurs enthält die genaue Anleitung zum Bau einer Feuerspritze.

Erfindung einer Feuerspritze, welche ganz ohne Röhrwerk, ohne Kolben und Ventile, durch die Kraft zweier Menschen, eine überaus große Menge Wasser zu einer beträchtlichen Höhe in die Luft treibt … von Carl Immanuel Löscher. Leipzig : Crusius, 1792
St 83 4º

In dieser Broschüre macht der Freiberger Bergmeister Löscher seine „Trichterspritze“ benannte Erfindung bekannt. Die Vorteile scheinen evident: die Spritze ist mit sehr geringem Kostenaufwand herzustellen, ist wegen der einfachen Bauweise wenig reparaturanfällig, leicht zu tranportieren und mit nur drei Personen zu bedienen, friert weniger schnell ein als normale Feuerspritzen und funktioniert auch mit verschlammtem Wasser.

Beschreibung eines Fuhrwerks zur bequemen und leichteren Fortschaffung der Wasser-Tonnen beim Feuerlöschen … angegeben von Neander dem zweiten. Berlin : Oehmigke, 1800
St 84 4º (ehem. Detmolder Regierungsbibliothek)

Der Königlich-Preußische Artillerie-Leutnant Neander erfand im Jahre 1799 ein zu Feuerlöschzwecken geeignetes Fahrzeug, bei dem eine etwa 500 Liter fassende Wassertonne auf einem auf zwei Rädern befestigten Gestell fortbewegt wird. Die Erfindung wurde behördlich geprüft und als geeignet befunden nicht nur für den Wassertransport etwa auch bei der Straßenreinigung oder im Gartenbau, sondern auch für den Transport von Düngemitteln, Chemikalien oder Sand.

Die Broschüre stammt aus der alten Detmolder Regierungsbibliothek, die 1820 Bestandteil der neueingerichten Fürstlich-Öffentlichen Bibliothek zu Detmold wurde.

Feuerlöschpulver

Beschreibung eines neu erfundenen Mittels gegen Feuersbrünste, welches nicht nur dieselben zu löschen, sondern auch ihren Ausbruch zu verhüten im Stande ist. Von G. Palmer, Professor der technischen Physik und Chemie. Aus dem Französischen übersetzt. Leipzig : Wolf, 1803
XXIV 669 (Regierungsbibliothek Minden)

In diesem Traktat stellt der Verfasser seine Erfindung eines Feuerlöschpulvers aus Schwefel und Eisenvitriol vor, das die doppelte Eigenschaft hat, „sowohl bei brennenden Körpern die Flamme auszulöschen, als auch andere vor dem Anbrennen zu verwahren“, das also nicht nur zur Brandbekämpfung, sondern auch zur Prophylaxe eingesetzt werden kann. Nach seiner Vorstellung kann dieses Pulver zu Patronen verarbeitet und dann mit Pfeilen in die Brandherde geschossen werden. Es eigne sich daher auch zur Bekämpfung von Waldbränden.

Freiwillige Feuerwehr

Johann Wilhelm Heinemanns … Abhandlung, über die Feuerlöschungs-Anstalten in kleinen Städten und Dörfern. Lemgo : Meyersche Buchhandlung, 1777
St 696 (Pflichtexemplar des Verlages)

Die vorliegende Abhandlung ist die von der Königlichen Sozietät der Wissenschaften in Göttingen gekrönte Preisschrift auf die Preisfrage „Wie sind die Feuerlöschungs-Anstalten in den kleineren Städten und auf dem Lande zu verbessern, damit dem schnellen Überhandnehmen einer Feuersbrunst gewehret werden möge?“

Der Blankenburger Kammerassessor Heinemann benannte als größtes Problem der Brandbekämpfung die Zögerlichkeit bei Ausbruch eines Feuers und folgerte daraus, es sei nötig, überall eine kleine, aber im
voraus bestimmte, gut organisierte und geschule Gruppe von „Feuerleuten“ zu haben, die bei Ausbruch eines Brandes unverzüglich und entschlossen eingreifen könne. Damit war Heinemann einer der Vordenker der erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts in ganz Deutschland eingerichteten Freiwilligen Feuerwehren.

Die Preisschrift wurde zuerst 1774 in den Göttingischen Anzeigen von gelehrten Sachen abgedruckt und drei Jahre später in Lemgo als Separatdruck veröffentlicht.

Die Dorf-Feuerwehr. Winke und Vorschläge zur Errichtung von Feuerwehren auf dem Lande von Robert Vogelsang. Annaberg : Nonne, 1863
Kps 77/377 (Regierungsbibliothek Minden)

Zweck dieser Schrift war es, die Einrichtung von Feuerwehren auf dem Land zu befördern. Freiwilligkeit sollte dabei allerdings keine Rolle spielen: „Jeder gesunde männliche Einwohner wird von der Gemeindebehörde verpflichtet, der Feuerwehr sich einreihen zu lassen. Unmoralische Gemeindeglieder sind nicht zulässig.“ Von der Einrichtung einer Feuerwehr versprach sich der Verfasser, als Turnlehrer selbst Angehöriger des Steigerkorps der Feuerwehr in Annaberg, nicht nur eine effizientere Brandbekämpfung, sondern generell einen größeren Sachverstand in Brandangelegenheiten.

Die Feuerwehr steht unter der Leitung eines Kommandanten, diesem untergeordnet sind als einzelne Abteilungen: die Bediener der Spritzen, die Steiger, die auf die Dächer klettern, ein Räumtrupp, der für die
Schaffung von Fluchtwegen und das Abräumen des Brandplatzes sorgt, eine Rettungsmannschaft zur Bergung von Menschen, Vieh und Hausrat, eine Wachmannschaft zum Schutz vor Plünderung und als weitere Helfer die Wasserbeschaffer, als welche sich auch ältere Männer, Frauen und Kinder eignen.

Feuerlösch-Regeln für Jedermann. Ein Noth- und Hilfsbüchlein in und gegen Feuersgefahr … von Dr. F. G. Kapff.2., vermehrte und verbesserte Auflage. Stuttgart : Kitzinger, 1862
St 8064 (Regierungsbibliothek Detmold)

Das vorliegende Büchlein ist die Zusammenfassung einer Artikelserie aus der Deutschen Feuerwehrzeitung. Es beschreibt die bei verschiedenen Arten von Bränden – z.B. Waldbränden, Großbränden und Lauffeuern – anzuwendenden Lösch- und Rettungsmaßregeln und gibt Ratschläge für die Anschaffung, Erprobung und Instandhaltung der wichtigsten Feuerlöschgeräte. Die erste Auflage vom Sommer 1862, von den Innenministerien der deutschen Länder allen Stadt- und Landgemeinden zur Anschaffung empfohlen, war sofort vergriffen.

Bereits im Herbst 1862 erschien die zweite Auflage. Das 16. Kapitel beschäftigt sich mit Theaterbränden, einer besonders gefährlichen Brandart, weil eine große Menschenmenge in einem abgeschlossenen Raum davon betroffen ist und ausbrechende Panik einen geordneten Ablauf der Lösch- und Rettungsarbeiten verhindert. So hatte in Karlsruhe 1847 das Hoftheater gebrannt. Der Brand war beim Anzünden der Gaslampen in der Hofloge nach Einlaß des Publikums ausgebrochen. Es hatte 63 Tote gegeben und mehr als 200 Verletzte.

Illustrirte Feuerlösch-Regeln für Jedermann. Ein Noth- und Hilfsbüchlein in und gegen Feuersgefahr … Von Dr. F. G. Kapff. 4., gänzlich umgearbeitete Auflage. Stuttgart : Kitzinger, 1878
TB 2449 (Regierungsbibliothek Minden)

Die vierte Auflage der Feuerlösch-Regeln wurde mit zahlreichen Illustrationen ausgestattet. Sie enthält auch einige neue Kapitel, etwa über das Feuersanitätswesen und über das Feuertelegraphenwesen. Die erste
telegraphische Feuermeldeanlage mit 37 Feuermeldestellen war 1851 in Berlin durch die Firma Siemens errichtet worden.

Rath und That im Lösch- & Rettungswesen. von Fritz Hönig. Zweite unveränderte Ausgabe. Köln : Selbstverlag, 1879
TB 2448 (Regierungsbibliothek Minden)

Als Teilhaber der auf Feuerwehrgeräte spezialisierten Firma August Hönig in Köln und Kompanieführer der Kölner Feuerwehr will der Verfasser den Mitgliedern freiwilliger Feuerwehrcorps und interessierten Laien eine leicht verständliche Anleitung zum Gebrauch der verbreitetsten und bewährtesten Feuerlösch- und Rettungsgeräte geben.Ziel ist vor allem, die Handhabung und Wartung der eigenen Fabrikate zu erleichtern.

Im 18. Kapitel ist die Wasserversorgung an der Brandstelle behandelt. Hier wird auch über Straßenhydranten berichtet. Hydranten, die an ein öffentliches Wasserleitungssystem angeschlossen sind, waren in England schon im 18. Jahrhundert bekannt. Der erste Straßenhydrant in Deutschland ist in der Bremer Brandordnung von 1818 erwähnt.

Selbstentzündung

Die Benzinbrände in den Chemischen Wäschereien. Von Dr. M. M. Richter. Berlin : Oppenheim, 1893
XVI 171 (Regierungsbibliothek Minden)

Ausgangspunkt dieser Schrift ist die Feststellung, daß die sehr häufigen Benzinbrände in den etwa 600 Chemischen Reinigungen des Deutschen Reiches nur zum Teil auf Fahrlässigkeit, zum weitaus größeren Teil
aber auf Selbstentzündung des Benzins zurückgeführt werden müssen. Der Verfasser hat umfangreiche Versuchsreihen dazu durchgeführt. Er stellt die bisherigen Theorien zur Selbstentzündung von Benzin und
seine eigene „Elektrizitätstheorie“ vor. Und er beschreibt das von ihm entwickelte Gegenmittel Antibenzinpyrin, eine kristalline, in Benzin sofort und in jedem Verhältnis lösliche Substanz, die schon in 01%iger Lösung antielektrisch wirkt.

Die Selbstentzündung von Schiffsladungen, Baumwolle und anderen Faserstoffen, Steinkohlen, Heuhaufen, Tabak etc., sowie deren Verhütung. Von Dr. L. Häpke. Zweite, erweiterte Auflage. Bremen: C. Ed. Müller, 1893
XVI 172 (Regierungsbibliothek Minden)

Diese Schrift, zuerst in den Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Bremen erschienen, wurde wegen großer Nachfrage aus dem Kreis der Reeder und Kaufleute in erweiterter Fassung als Separatdruck vorgelegt. Das Thema Selbstentzündung ist bis heute für Spediteure, Eisenbahner, Reeder und Versicherungsgesellschaften von großer Bedeutung. Der Verfasser hat die Ergebnisse aller früheren Untersuchungen zu Ursachen und Einflußfaktoren der Selbstentzündung zusammengetragen.

Blitzableiter

Was die alten fabelhaft geleret haben, das di verwägenen menschenkinder, Japers künes geschlecht, das feuer von himmel auf di erde herab geholet haben, das ist zu unsern zeiten, in ansehung des blitzes, zur wirklichkeit gekomen. Vor vir und dreisig jaren faste man den entschlus, dises schmetternde feuer aufzufangen, und gleichsam zu fässeln. Das grose unternemen ist gelungen, der hohe gedanken ist ausgefüret. Da steht es, das schöne, das herrliche werk des menschlichen verstandes, diser sig der weltweisheit. Da steht es zum erstaunen der jezigen und künftigen welt. Unzälige eiserne stangen ragen auf den gebäuden gegen himmel emppor, um den donnerstoff aufzunemen, und durch den gemachten kanal in di erde herunter zu füren. Dise anstalten haben
bisher den glücklichsten erfolg gehabt. Wir haben nun das sichere mittel in der hand, unsere wonungen und übrigen gebäude, samt allem, was darin ist, vor der zerstörenden wut des himmlischen feuers in sicherheit zu sezen.

Hemmer, 1785

Anleitung, Wetterleiter an allen Gattungen von Gebäuden auf die sicherste art anzulegen. Verfasser J. Jakob Hemmer. Mannheim : Mittel, 1786
TB 2717 (Regierungsbibliothek Minden)

Der Verfasser dieser praktischen Anleitung zum Bau und zur Anbringung von Blitzableitern bei allen Gebäudetypen hat selbst eine ganze Reihe von Häusern mit Blitzableitern ausgerüstet, die er in einer umfangreichen Liste aufführt. Vorangestellt ist ein „Beschaulicher Teil“ zur Theorie von Blitz und Blitzableitung.

Rathschläge über den Blitzschutz der Gebäude unter besonderer Berücksichtigung der landwirthschaftlichen
Gebäude von F. Findeisen Zweiter unveränderter Abdruck. Berlin : Springer, 1899
TB 2599 (Regierungsbibliothek Minden)

Unter Berücksichtigung der württembergischen Blitzschlagstatistik erörtert der Verfasser die Notwendigkeit des Blitzschutzes für verschiedene Gebäudetypen. Er empfiehlt einen wirksamen Blitzschutz vor allem für landwirtschaftliche Gebäude, die mit leicht entzündlichen Stoffen gefüllt sind, da 90 % des gesamten Blitzschadens in Württemberg an Scheunen verursacht werde. Ausführlich und mit zahlreichen Beispielen erklärt er die Vorgänge bei Blitzschlag, beschreibt die Anlage von Blitzableitern mit allen technischen Details und beschäftigt sich auch mit Prüfung und Überwachung von Blitzableitern.

Feuerlöschwesen in Lippe

175 Jahre Lippische Landesbrandversicherungsanstalt 1752-1927. Detmold: Meyersche Hofbuchdruckerei, 1927
LF 76 2°

„Damit die Noth der Abgebrandten vermindert und der Algemeine Credit zugleich mit gefördert werden möge“ gründete Simon August, Graf und Edler Herr zu Lippe per Verordnung vom 11. Februar 1752 eine „Allgemeine Brand-Assekurations-Sozietät“ für die Grafschaft Lippe. Es handelte sich um eine Pflichtversicherung, d.h. alle Gebäude des Landes ohne Ausnahme mußten versichert werden. Die Versicherungssumme sollte – strafrechtliche Verfolgung vorbehalten – auch bei fahrlässigem Verschulden binnen acht Wochen an den geschädigten Hausbesitzer ausgezahlt werden. Sie mußte zum Wiederaufbau des abgebrannten Hauses verwendet werden.

Feuer-Ordnung für das platte Land. Detmold : Meyersche Hofbuchdruckerei, [1756]
LE 109

1756 erließ Simon August für die Grafschaft Lippe eine Feuerordnung. Sie mahnte nicht nur alle Einwohner zur Vorsicht beim Umgang mit Feuer und Licht, sondern verbot auch bei Strafe das Tabakrauchen in Scheunen, Ställen oder auf Dreschplätzen und das Abhalten von Feuerwerken innerhalb der Ortschaften. Weitere Anordnungen betrafen häusliche Aschebehältnisse und Schornsteine als besonders häufige Brandherde. Alle Bürger wurden verpflichtet, sich gegebenenfalls an Löscharbeiten zu beteiligen. Außerdem wurde jedes Amt angewiesen, eine Schlangenspritze anzuschaffen.

Verordnung, die Ausrüstung, Behandlung und Erhaltung der Feuersprützen betreffend, von 1801 [Detmold, 1801]
LE 128

In Lippe übernahm seit 1792 die Brandkasse auch die Kosten für die Anschaffung, Erhaltung und Ausrüstung der Feuerspritzen, überhaupt die Zuständigkeit für den Ausbau der Feuerlöscheinrichtungen. Die Verordnung von Friedrich Wilhelm Leopold aus dem Jahr 1801 schrieb eine jährliche Visitation der Spritzen durch einen Generalvisitator, Spritzenproben durch die örtlichen Spritzenmeister jeweils vor Beginn und nach Ende der Frostperiode und das regelmäßige Reinigen und Reparieren der Spritzen – vor allem nach jedem Einsatz – vor.

Instruction für die Gebäude-Taxatoren der Brandversicherungsanstalt für das Fürstenthum Lippe. Detmold : Böger, 1888
LF 134

Zunächst basierte die Höhe der Versicherungszahlungen auf der freiwilligen Selbsttaxierung ihrer Häuser durch die Hausbesitzer. Da diese aber, um Abgaben zu sparen, ihre Häuser in der Regel unter Wert versicherten, wurde bereits ab 1782, in den Städten ab 1803, die amtliche Schätzung durch vereidigte Sachverständige eingeführt.

1888 erließ die Fürstlich Lippische Regierung diese neue Instruktion ür die Gebäude-Taxatoren. Im Anhang findet sich auch das 1877 von Günther Friedrich Woldemar erlassene Gesetz, die Brandversicherungsanstalt für das Fürstenthum Lippe betreffend.

Handbüchlein für die Feuerwehren im Fürstenthum Lippe. Detmold: Meyersche Hofbuchdruckerei, 1894
LF 137

Auch dieses Handbüchlein enthält Verordnungen zum Feuerlöschwesen, die die Lippische Regierung in den Jahren 1891-1893 erlassen hat.

Brandverhütung

Feuersgefahren in Haus und Hof. Eine belehrende Schrift
für jedermann. 110.-180. Tausend.Berlin : Verband öffentlicher Feuerversicherungsanstalten,
[ca. 1928]
Kps 77/325 (Regierungsbibliothek Minden)

Die Feuerversicherungen haben von Anbeginn an mitgewirkt an der Brandprophylaxe durch Aufklärung der Bevölkerung. Im Bestand der Lippischen Landesbibliothek hat sich diese Broschüre erhalten, die die Westfälische Provinzial-Feuersozietät in Münster etwa im Jahr 1928 ausgegeben hat und die eindringlich die Feuersgefahr und das Verhalten im Brandfall illustriert.