Wohlfeil und dauerhaft

Bücher zum Lehmbau

Ausstellung der Lippischen Landesbibliothek
vom 30.4. bis zum 6.6.1997

Lehm – ein alter Baustoff neu entdeckt

Alles begann mit dem Lehm. Nach Hesiods Darstellung schuf Prometheus den Menschen mit diesem alten Rohmaterial. Später begann dieser Mensch, Lehm für seine Behausungen zu verwenden. Seit nunmehr bald 9000 Jahren sind Lehmbautechniken bekannt. In beinahe allen alten Kulturen war Lehm ein wichtiger Baustoff, das Material wurde auch für den Babylonischen Turm und für die Chinesische Mauer verwendet. Heute erlebt der Lehmbau in Europa eine Renaissance, da durch allgemeine Ressourcenknappheit das ökologische Bewußtsein geschärft ist.

Geschichte des Lehmbaus in Deutschland

Seit dem Frühmittelalter wurden in Deutschland Bauten mit tragenden Lehmwänden errichtet. Vor allem in Mitteldeutschland war der Massivlehmbau bodenständig. Überwiegend wurde Lehm jedoch für das Ausfachen und Verputzen von Fachwerkhäusern sowie als Brandschutz für Strohdächer verwendet. In der frühen Neuzeit galt Lehm bereits als ein rückständiges und wenig haltbares Baumaterial für die Behausungen armer Leute.

1736 rief ein Leipziger Architekt namens Richter anonym dazu auf, Häuser aus Lehm zu bauen. Er schlug ein nach oben durch Gewölbe abgeschlossenes Haus vor, um die Dachfläche als Garten nutzen zu können. Einen wichtigen Anstoß für den Lehmbau in Deutschland gab im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts der Franzose Cointeraux, der den Stampflehmbau in der Gegend von Lyon beschrieb. Er stellte dar, daß es möglich sei, auch technisch ehrgeizigere Bauten und mehrgeschossige Wohngebäude mit prächtig gestalteten Fassaden, in Lehmbautechnik aufzuführen. Daraufhin propagierte David Gilly, Geheimer Baurat in Berlin und Begründer der Berliner Bauakademie, diese neue Technik auch in Deutschland. Seine Darstellung im Handbuch der Landbaukunst (1797) löste eine Flut von Schriften über den auch so genannten Pisébau aus und beeinflußte für Jahrzehnte die Entwicklung des Lehmbaus in Deutschland.

Bis zum Jahr 1850 war der Lehmbau ein vieldiskutiertes Thema. Ein großer Kreis von Architekturschriftstellern setzte sich vehement für den Lehmbau ein. In den Nachrichtenblättern der Gewerbevereine wurde immer wieder von den Vorteilen des Lehmbaus berichtet. Die über hundert Bände zählende Ökonomische Enzyklopädie, herausgegeben von Johann Georg Krünitz, beschäftigt sich sehr ausführlich mit dem Baustoff Lehm. Hier werden praktische handwerkliche Tips für den Bau gegeben und wirtschaftlich klug kalkulierte Kostenvoranschläge erstellt. In einem Buch des Architekten Günther aus dem Jahr 1826, das sich ausführlich mit allen Aspekten der Lehmbauweise beschäftigt, werden Verfahren zum Eindecken von Pisédächern beschrieben, die sehr zur Feuerfestigkeit der Gebäude beitragen. Der verbesserte Brandschutz stand in diesen Jahren immer wieder im Mittelpunkt der Darstellungen zum Lehmbau. Auch in den zeitgenössischen Architekturzeitschriften, etwa dem berühmten Journal für die Baukunst, das der preußische Ingenieur und Mathematiker August Leopold Crelle in den Jahren 1829 bis 1851 herausgab, wurde die bessere Feuerfestigkeit von Lehmbauten mehrfach hervorgehoben. Wegen der Holzersparnis und Feuersicherheit wurde die Lehmbauweise von den staatlichen Baubehörden überall in Deutschland gefördert. In Preußen wurde sie seit 1798 sogar mit staatlichen Zuschüssen subventioniert.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts brach die theoretische Auseinandersetzung mit dem Lehmbau ab. Mit dem Einsatz neuer Baustoffe wie Zement und der Verwendung des Ziegels als Massenbaustoff verlor der Lehmbau auch in der Praxis völlig an Bedeutung. Anfang des 20. Jahrhunderts war die Kenntnis der Lehmbautechnik in Deutschland fast gänzlich verschwunden. Nach dem Ersten Weltkrieg allerdings kam der Lehmbau zu neuer Blüte. In den Jahren 1919 bis 1921 wurden mehrere tausend Lehmbauten errichtet. Allerdings war Lehm jetzt nur noch ein „Ersatzbaustoff“. Der Kohlemangel aufgrund der Reparationen führte zu einer drastischen Einschränkung des Ziegelei-Betriebs. Alle Baustoffe waren knapp, und in Zeiten der Teuerung konnte niemand sie bezahlen. Die staatlichen Behörden förderten den Lehmbau, um den Verbrauch von Kohle reduzieren zu können. Überall im Deutschen Reich wurden Schulungskurse durchgeführt, da kaum noch jemand über baupraktische Erfahrungen verfügte. Der „Reichsverband zur Förderung sparsamer Bauweisen“ gab einige Jahre lang die Zeitschrift Der Lehmbau heraus.

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Lehm aus Kostengründen vereinzelt erneut als Baustoff eingesetzt, danach jedoch von 1950 bis 1980 überhaupt nicht mehr verwendet. Seit etwa 1980 gilt dem Lehmbau aufgrund eines stärkeren ökologischen Bewußtseins ein neues Interesse. Grundsätzlich bietet Lehm einige Vorteile:

  • Er gibt schnell Luftfeuchtigkeit ab und nimmt sie ebenso schnell wieder auf, wodurch der Feuchtigkeitsgehalt in Räumen bestens reguliert wird.
  • Lehm speichert sehr gut Wärme und ist deshalb als Energiespar-Ressource hervorragend einsetzbar. Diese Eigenschaft wird durch seine starke Bindewirkung auf Schadstoffe noch verstärkt.
  • Auch bei der Verarbeitung von Lehm entsteht ein Energiespar-Effekt. Für die Herstellung von Stahlbeton ist der hundertfache Energie-Einsatz erforderlich.
  • Lehm kann beim Hausbau oft direkt eingesetzt werden, weil er beim Aushub des Kellers zumeist an Ort und Stelle anfällt.

Der Lehmbau wird auch im Europa des nächsten Jahrtausends eine Rolle spielen, da die kritische Situation unserer natürlichen Umwelt und die gewachsenen Wohnbedürfnisse der einzelnen Menschen intelligente und kreative Lösungen erfordern.

Lehmbau in Lippe

Der Lehmbau in Lippe ist fest mit dem Namen Wilhelm Tappes (1769-1823) verbunden. Tappe gab zwischen 1818 und 1823 in acht Einzelheften die architekturtheoretische Arbeit Darstellung einer neuen, äußerst wenig Holz erfordernden und höchstfeuersichern Bauart heraus. Im ersten Heft seiner Darstellung konzipierte er einen neuen Bautypus, der die Form eines halbierten Eies hat und den er als „Hütte“ bezeichnete. Tappe sah den Vorteil der Form in der Materialersparnis und einer vermeintlich besonderen Resistenz gegen Witterungseinflüsse. Die elliptische Kuppel der „Hütte“ sollte aus Lehmsteinen errichtet und mit Stroh abgedeckt werden. Gedacht waren diese Gebäude als „Wohnung für den geringen Landmann“.

Aus der Urform der „Hütte“ leitete Tappe weitere, anspruchsvollere Baugestaltungen ab. Er bevorzugte in seinen theoretischen Überlegungen Rundbauten, da er den Kreis als natürlichste Form des Grundrisses empfand: „Das organische Leben arbeitet in das Runde bildend“. Dem Rundbogenstil der Romantik und dem Spitzbogenstil der Gotik setzte er einen neuen, dritten Baustil, den „Ellipsenbogenstil“ entgegen. Tappe verknüpfte den sozialen Aspekt mit dem ästhetischen und war bestrebt, kostengünstigen Wohnraum für die unteren Volksschichten zu schaffen.

In den Jahren 1813 bis 1819 wirkte Tappe in Detmold, wo er von der Fürstin Pauline zum Lippischen Landbaumeister ernannt wurde. In Hiddesen baute er 1819 im Auftrag der Fürstin eine Lehmhütte entsprechend seinen theoretischen Überlegungen. Die Kosten betrugen 255 Reichstaler. Es zog eine kinderreiche Schneiderfamilie ein. Mit der praktischen Verwirklichung seiner Bauideen hatte Tappe allerdings wenig Glück. Schon vier Jahre nach Fertigstellung der Hütte wurde ihr zunehmender Verfall beklagt. Wegen mangelhafter Dachdeckung war das ganze Gebäude durchfeuchtet. Es wurde 1823 wieder abgebrochen.

Exponate

Handbuch der Land-Bau-Kunst, vorzüglich in Rücksicht auf die Construction der Wohn- und Wirthschaftsgebäude für angehende Cameral-Baumeister und Oeconomen, von David Gilly. Bd.1-2. – Berlin : Decker, 1797-1798. – 297, 325 S., teilweise kolorierte Kupferstiche.
TB 2738.4° (1-2)

In seinem höchst einflußreichen Handbuch der Landbaukunst propagierte David Gilly, Geheimer Baurat in Berlin und Begründer der Berliner Bauakademie, die Lehmbautechnik in Deutschland. Er beschreibt ausführlich das Baumaterial, die Bauart und die mit ihr verbundenen Schwierigkeiten sowie seine eigenen experimentellen Erfahrungen. Seine Darstellung löste eine Flut von Schriften über den auch so genannten Pisébau aus und beeinflußte für Jahrzehnte die Entwicklung des Lehmbaus in Deutschland. Insgesamt erschienen sechs Auflagen des Werkes, in denen Gilly jeweils die aus neuen praktischen Erfahrungen gewonnenen Verbesserungsmöglichkeiten berücksichtigte.

Die handkolorierten Abbildungen Nr.12-29 des ersten Bandes zeigen die für die Herstellung gestampfter Lehmsteine erforderlichen Utensilien und den Aufbau einer Lehmwand zwischen Schalbrettern in Stampfbauweise.

Die Abbildungen Nr.177-185 des zweiten Bandes erläutern die Herstellung von Lehmschindeldächern: Strohdächern mit einer geschlossenen Lehmschicht an der Innenseite, die aus im Verband verlegten Lehmschindeln gebildet wird.

Gilly, David: Nachrichten von der Bauart mit gestampfter Erde, oder dem Pisébau. In: Sammlung nützlicher Aufsätze und Nachrichten, die Baukunst betreffend. – 1797. – Bd.2. – S.106-108.
TB 1724

In der von ihm begründeten ersten Berliner Architekturzeitschrift stellt Gilly die bisher erschienenen Schriften zum Pisébau zusammen und bezieht sich dabei vor allem auf Cointeraux, auf dessen Einfluß die „Lehmbauwelle“ um 1800 in Deutschland zurückgeht.

Oeconomische Encyklopädie oder Allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft in alphabetischer Ordnung / von Johann Georg Krünitz. Bd.70. – Brünn : Traßler, 1799. – S.5-287 s.v. Lehm.
V 118

Die über hundert Bände zählende Ökonomische Enzyklopädie, herausgegeben von Johann Georg Krünitz, beschäftigt sich sehr ausführlich mit dem Baustoff Lehm. Hier werden praktische handwerkliche Tips für den Bau gegeben und wirtschaftlich klug kalkulierte Kostenvoranschläge erstellt.

Die aufgeschlagenen Seiten nennen die Kosten des 1785 für Johann Rudolph in Niesczewitz errichtete Kolonistenhauses.

Ausführliche Beschreibung des Pisé-Baues, mit allen dabei vorkommenden Arbeiten und den vielen wesentlichen Verbesserungen neuerer Zeit für Baumeister und Landwirthe neu bearbeitet, durch Beobachtungen und praktische Erfahrungssätze vervollkommnet von O. B. Günther. Leipzig : Baumgärtner, 1826. – IV, 114 S.
TB 252

In dieser gründlichen Abhandlung zur Lehmbauweise werden neben der Mauertechnik des Lehmstampfbaus auch Verfahren zum Eindecken von Pisédächern beschrieben, die sehr zur Feuerfestigkeit der Gebäude beitragen sollen. Tafel 1 zeigt, wie eine Mauer aus Lehmsteinen errichtet wird.

Beschreibung einer höchst einfachen Methode wie Landgebäude mit Ersparung alles Sohl- Stender- und Riegelholzes wohlfeil und dauerhaft erbaut werden können / Erfunden und bereits vielfältig ausgeführt von Johann Heinrich Hundt, bekannt gemacht von Franz Christian Lorenz Karsten. – Liegnitz : Doench, 1811. – 44 S.
TB 284

Eine besonders simple und kostengünstige Art, Mauern aus Lehm zu errichten, propagierte der Herzoglich-Mecklenburgische Baurat Hundt. Unter Anleitung eines einfachen Maurergesellen sollten Tagelöhner, ja „Weiber und erwachsene Kinder“ die Maurerarbeit verrichten können. Unschlagbar billig sollten die nach der Hundt’schen Methode gebauten Lehmhäuser also sein.

Zufällige Gedanken über die nothwendige und bequeme Wirthschaftliche Bauart auf dem Lande aus Erfahrungen, Bemerkungen und Beurtheilungen mitgetheilt von J. G. L. Breslau : Korn, 1779.
TB 283

Einer der ersten Autoren, die anregten, feuerfeste Decken zum Dach-raum zu bauen, war der sächsische Architekt Johann Gottfried Lange. Bereits 1779 machte er sich Gedanken über die Bauweise „unverbrennlicher Lehmhäuser“. Tafel 4 zeigt konstruktive Details eines Lehmhauses.

Der Bau der flachen Dächer unter Benutzung des Lehms, der Lehmplatten, der verschiedenen Mastic-Compositionen, der Harzplatten, der Pappe, des Asphalts, der künstlichen Erdharze und des Oel-Cements … von Gustav Linke. 2. Ausgabe der Schrift: Der Bau der Dorn’schen Lehmdächer. Braunschweig : Vieweg, 1840. – 275 S.
TB 2521

Dorn’sche Lehmdächer bezeichnen einen von dem Berliner Fabrikanten Dorn vorgeschlagenen Flachdachaufbau. Auf einer Balkenlage mit Bretterschalung wird eine Lehmschicht aufgetragen und geglättet. Nach dem Trocknen wird heißer Steinkohleteer und abschließend ein Anstrich aus Teer, Harz und Kolophonium aufgetragen.

Anleitung zur Erd-Bau-Kunst (Pisé-Bau); mit Anwendung auf alle Arten von Stadt- und Land-Bauten, nebst einer vollständigen Lehre von der Konstruktion der Tonnen-, Kappen- und Kreuzgewölbe in reinem Lehm und von der Anfertigung feuersicherer Dächer ohne alles Holzwerk, auch einer Anweisung, die Fundamente bis auf den Baugrund in bloßem Lehm anzufertigen … von S. Sachs. Berlin : Amelang, 1825. – 480 S., 4 Kupferstiche.
TB 2534

Eine umfangreiche Darstellung zum Lehmbau im allgemeinen und zur Anwendung des Pisé-Baues bei städtischen und ländlichen Gebäuden bis hin zu Acht-Familien-Häusern und mehrgeschossigen Wohnhäusern, Ställen, Scheunen und langgestreckten Reitbahn-Gebäuden. Dazu ausführliche Kostenberechnungen.

Abb. 23 zeigt Grund- und Aufriß eines einfachen Bauernhauses in Pisé-Bauweise, Abb. 24 den Grundriß zu einem herrschaftlichen Landhaus und Abb. 25 den Entwurf zu einem dreistöckigen Stadtwohnhaus. Abb. 26 stellt eine Dorfkirche aus Lehm dar.

Theoretisch-praktisches Handbuch der verschiedenen Maurer-Arbeiten bei dem Land- und Wasserbau; für Maurer und Bauliebhaber in Fragen und Antworten bearbeitet von Georg Samuel Hörnig. Dresden u.a. : Arnold, 1836.
TB 249

Diesem Buch liegt die Absicht zugrunde, „den nicht wissenschaftlich gebildeten Maurern ein verständliches und ihrer Fassungskraft angemessenes Buch in die Hände zu geben, welches, auf Theorie und Erfahrung gegründet, die wesentlichsten Theile der Maurerarbeiten umfaßt und zur Fertigung richtiger Bauanschläge die nöthige Anleitung giebt.“ Hier der Abschnitt „Von den Lehmsteinmauern und dem Pisébau“.

Nach dem Ersten Weltkrieg kam die Lehmbautechnik zu neuer Blüte. In den Jahren 1919 bis 1921 wurden mehrere tausend Lehmbauten errichtet. Allerdings war Lehm jetzt nur noch ein „Ersatzbaustoff“. Der Kohlemangel aufgrund der Reparationen hatte zu einer drastischen Einschränkung des Ziegelei-Betriebs geführt. Alle Baustoffe waren knapp, und niemand konnte sie in diesen Zeiten der Teuerung bezahlen. Die staatlichen Behörden förderten den Lehmbau auf vielfältige Weise, um den Verbrauch von Kohle reduzieren zu können. Überall im Deutschen Reich wurden Schulungskurse durchgeführt, da kaum noch jemand über baupraktische Erfahrungen verfügte, und Lehmbauschulen eingerichtet. Der „Reichsverband zur Förderung sparsamer Bauweisen“ gab einige Jahre lang die Zeitschrift Der Lehmbau heraus.

Die Einflüsse des Regens auf den Lehmbau. Von Stadtbaurat Fauth. – In: Die Volkswohnung 3 (1921) S.140f.
TB 87b.4°

In der Zeitschrift Die Volkswohnung beschäftigten sich in den Jahren 1919 bis 1923 zahlreiche Aufsätze mit dem Lehmbau. Um einem populären Einwand gegen die Haltbarkeit von Lehmbauten zu begegnen, wurde auch ein Aufsatz über den Einfluß des Regens auf den Lehmbau abgedruckt. Die zahlreichen Bauschäden an Lehmbauten der Nachkriegszeit waren zwar auf unsachgemäßes Bauen zurückzuführen, verschlechterten allerdings das Ansehen des Lehms als Baustoff noch weiter.

Der Lehmbau : ein Lehrmeister für Siedler und Gartenbesitzer, die selbst bauen wollen von F. Hellwig. Leipzig : Hachmeister & Thal, 1920. – 79 S.
TB 253g

Zahlreiche Broschüren versuchten in den Nachkriegsjahren des Ersten Weltkriegs den Lehmbau zu popularisieren. In diesem schmalen Bändchen gibt der Architekt Hellwig einen Einblick in den Lehmstampfbau, der sich für alle Arten von Gebäuden eigne.

Technik der Lehmbauweise. Sechs Vorträge gehalten am 23. und 24. April 1920 in Dresden auf der Tagung zur Förderung der Lehmbauweise veranstaltet von dem Ausschuß zur Förderung der Lehmbauweise im Freistaate Sachsen. Berlin : Ernst, 1920. – (Die Volkswohnung ; Sonderheft 1).
TB 87b.4°

Auch der Sächsische Staat gründete 1919 einen Ausschuß zur Förderung der Lehmbauweise, der 1920 in Dresden eine Tagung zum Lehmbau abhielt. Die Vorträge über die einzelnen Lehmbautechniken wurden anschließend veröffentlicht. Der Berliner Architekt Gutzeit berichtete über den Lehmstampfbau.

Claire Waldoff: Wer schmeißt denn da mit Lehm

In den Anfangsjahren der Weimarer Republik wurde nicht nur mit Lehm gebaut. Die volkstümliche Berliner Sängerin Claire Waldoff, bekannt als „Muse mit der scharfen Zunge“, verfaßte dieses Chanson auf den Lehm, einer der wohl sehr wenigen Texte, die den Lehm in literarische Höhen erheben.

Minke, Gernot: Lehmbau-Handbuch. Der Baustoff Lehm und seine Anwendung. – Staufen bei Freiburg : Ökobuch, 1994. – 320 S.
XCO 111

Seit etwa 1980 gilt dem Lehmbau aufgrund eines stärkeren ökologischen Bewußtseins ein neues Interesse und eine neue Kreativität. Was heute möglich ist, zeigt dieses Badezimmer aus ungebranntem Lehm.

Darstellung einer neuen äußerst wenig Holz erfordernden und höchstfeuersichern Bauart, von Wilhelm Tappe. H. 1-8. – Essen u.a.: G. D. Bädeker, 1818-1823.
TB 92.4°

Im ersten Heft seiner Darstellung konzipierte Tappe einen neuen Bautypus, der die Form eines halbierten Eies hat und den er als „Hütte“ bezeichnete. Den Vorteil der Form sah Tappe in der Materialersparnis und einer vermeintlich besonderen Resistenz gegen Witterungseinflüsse. Die elliptische Kuppel der „Hütte“ sollte aus Lehmsteinen errichtet und mit Stroh abgedeckt werden. Gedacht waren diese Gebäude als „Wohnung für den geringen Landmann“. Tappes Schrift ist nur noch in vereinzelten Exemplaren erhalten.

In den weiteren Heften seiner Schrift entwickelte Tappe immer erstaunlichere Vorstellungen wie – ausgehend von der Urform der kreisförmig-elliptischen „Hütte“ größere Wohn- und Wirtschaftsgebäude, sakrale und sepulkrale Bauwerke errichtet werden könnten. Er veröffentlichte Entwürfe zu Brücken und Toren, Denkmälern, Kasernen, Leuchttürmen, ja ganzen Stadtlandschaften. Sämtlichen Bauaufgaben seiner Zeit legte er die Ellipse als Aufriß- und Gewölbequerschnittform zugrunde.

Rezension zu Tappes Schrift nach Erscheinen der ersten beiden Hefte.
In: Leipziger Literatur-Zeitung 1821, Nr.125, S.996-998.
Bb 94.4°

Literatur zu Wilhelm Tappe:

  • Sievert, H.A.: Fürstin Pauline zur Lippe und „die Hütte“ zu Hiddesen. In: Vaterländische Blätter : Lippisches Magazin. – 1931. – Nr.6. – S.21-26.
  • Schreiner, Ludwig: Wilhelm Tappe (1769-1823) : ein Architekturtheoretiker des 19. Jahrhunderts. – In: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte 9 (1970) S.195-234.
  • Güntzel, Jochen G.: Zur Geschichte des Lehmbaus in Deutschland. – Diss. Kassel 1986. – Bd.1. – S.94-112.

An der Fachhochschule Lippe wurde im Wintersemester 1994/95 in einem Projekt Wilhelm Tappes 1819 errichtete „Hütte“ in Hiddesen im Maßstab 1 : 30 rekonstruiert.

Die Lehmhütte mit kreisförmigem Grundriß und elliptischer Form im Aufriß sollte nach Tappe mit einer eigens von ihm entwickelten Gewölbelehre überprüft werden können. Diese Lehre besteht aus einem Standgerüst mit einer Mittelachse, auf deren oberem Ende ein drehbarer Querbalken aufliegt, von dem rechts und links die eigentlichen Lehrbögen herabhängen. Diese sind aus mehreren Brettern oder Bohlen zusammengenagelt. Das Gewölbe aus Lehm sollte über einem festen Sockel gemauert werden. Tür- und Fensterrahmungen sollten aus Stein gemauert sein. Für die Eindeckung der Hütte schlug Tappe eine Art Lehmschindeldach mit Strohdeckung vor.