Holz und Politur
Bücher zur Möbeltischlerei
Ausstellung der Lippischen Landesbibliothek vom 7.2. bis zum 7.3.1997
Exponate
1
Peter Mathias Sprengels Künste und Handwerke in Tabellen. Mit Kupfern. Vermehrt herausgegeben von O. L. Hartwig. Erste Sammlung. – 2., verbesserte und vermehrte Auflage. Berlin : Buchhandlung der Realschule, 1778.
In diesem mehrbändigen Werk werden die einzelnen Handwerksberufe vorgestellt, ihre Materialien und Werkzeuge und, anhand mehrerer Beispiele, die Arbeitsabläufe. Als Beispiel für den Möbeltischler wird die Verfertigung eines einfachen Tisches aus Kiefernholz beschrieben, eines Geschirrschrankes aus Tischlerdielen und eines Schreibschrankes aus Massivholz oder furnierter Eiche, so wie er auf dem Kupferstich abgebildet ist.
Vom Polierballen zur Poliermaschine: Der Prozeß der Mechanisierung
Die älteste Art der Oberflächenbehandlung von Möbelhölzern ist das Wachsen mit Bienenwachs und das Ölen mit Leinöl. Das Firnissen, also das Polieren mit Schellack, kam erst im 18. Jahrhundert zur Blütezeit der intarsierten Oberfläche auf. Nadelhölzer und großporige Laubhölzer wie Eiche werden in der Regel gewachst, feinporige Laubhölzer wie Ahorn, Nußbaum, Kirsche oder Mahagoni werden meist poliert. Mit der Industrialisierung der Möbelfabrikation wurde das alte Verfahren der Handpolitur mittels Polierballen durch die Maschinenpolitur und durch das maschinelle Lackieren mit Dispersionslacken ersetzt.
Ingredienzen von Möbelpolituren
- Mastix (Chios)
- Schellack
- Drachenblut
- Spiritus Vini
- Venetianisches Terpentin
2
Der englische Möbelpolierer oder zuverläßige Anweisung zur Zubereitung aller englischen Möbelpolituren, Beizen und andern Experimenten, welche zu diesem Zweig der mechanischen Kunst gehören. Für Holzkünstler, Möbelpolirer und Liebhaber blanker Möbel, von D. Korth. Berlin : Salfeld, 1814.
Aus dem Nachlaß des Geh. Medizinalrates Kirchner 1894
Aus eigener Erfahrung, gedruckten Quellen und den Tips eines Londoner Tischlers informiert der Verfasser über die farbliche Gestaltung des Holzes durch Beizen, die Zubereitung von Polituren und die besten Chemikalien für den Holzwurmschutz. Er beschreibt unter anderem die Ingredienzen und die Rezepturen verschiedener Polituren.
Die Polituren setzen sich zusammen aus Harzen, Terpentin und Weingeist. Sandarak ist ein hellgelbes, aus Zeder oder Wacholder gewonnenes Baumharz, Mastix das Harz des auf Chios heimischen Mastixbaumes und Elemi ein lateinamerikanisches Baumharz. Körnerlack ist wie Schellack die Absonderung einer indischen Sorte von Blattläusen. Drachenblut ist ein rotbraunes Harz aus den Früchten der südostasiatischen Rohrpalme.
Vorlagebücher
3
Die Möbelfabrikation von Robert Lippmann. Jena : Costenoble, 1925. (Holztechnische Handbibliothek ; 4)
In der wirtschaftlichen Krise der zwanziger Jahre will das vorliegende Buch Anregungen geben zur Rationalisierung im Bereich der Möbelindustrie.
Die Abbildung Nr. 83 zeigt zwei im Betrieb befindliche Poliermaschinen, Fabrikat Schmid & Wezel, bei denen die Zuleitung von Spiritus und Politur durch zwei auf dem Polierkorb aufgesetzte Blechbehälter mittels besonderer Ventile ermöglicht wird. Am unteren Ende des Polierkorbs ragt der Einsatzdorn für die auswechselbaren Polierbäusche heraus. Die Polier-Einsätze wurden in verschiedenen Größen für verschiedene Verwendungszwecke hergestellt.
4
Der Bau- und Möbel-Schreiner, oder Ebenist. Zum Handgebrauch für das Schreiner Gewerke und für Bauliebhaber; insbesondere für den geschmacksbildenden und technischen Theil in der polytechn: Anstalt zu Nürnberg, bearbeitet von Carl Heideloff. Heft I-IV. Nürnberg : Riegel & Wießner, 1832-1837.
In einer Zeit, in der überall in Deutschland polytechnische Anstalten gegründet wurden, um die technische Ausbildung in den gewerblichen Berufen auf einem höheren Niveau zu ermöglichen, wollte Heideloff, Professor an der Polytechnischen Anstalt zu Nürnberg, den Möbeltischlern „eine grosse Erleichterung und einen wesentlichen Nutzen“ verschaffen“, indem er für Unterrichtszwecke Vorlageblätter veröffentlichte. Dies geschah in vier Heften, in denen auf je 16 bis 20 Kupfertafeln verschiedene Möbel- und Schreinerarbeiten abgebildet sind.
Tafel 6 in Heft I zeigt den Plan, Durchschnitt und Aufriß eines Sekretairs im antiken Stil. Die Verzierungen sind mit schwarzer Beizfarbe auf Ahornholz zu malen.
Magazin für Freunde eines geschmackvollen Ameublements. Heft I-XIII. Berlin : Wittich, 1827-1829.
Die Lippische Landesbibliothek besitzt aus Heft 7-12 dieses insgesamt 13 Hefte umfassenden Sammelwerkes insgesamt 35 kolorierte Kupfer-stiche von exemplarisch „geschmackvollen“ Möbel- und Einrichtungsentwürfen.
Nr. 57 in Heft 10 zeigt einen „Bücher-Schrank. In der Verzierung unter der Uhr kann ein Spielwerk angebracht werden.“
5
Mustersammlung für Möbeltischler. Eine Sammlung meist ausgeführter Entwürfe und Zeichnungen von Möbeln aller Art. Mit Details in natürlicher Grösse und mit Preisberechnungen. Herausgegeben von Wilhelm Kick und Otto Seubert. Ravensburg : Maier, 1886/87.
Dieses Vorlagebuch in zehn Lieferungen mit jeweils 5 bis 6 Lithographien besitzt die Lippische Landesbibliothek vollständig. Ausgewählt haben wir das Wohn- und Speisezimmer im Verlag der Dorn’schen Buchhandlung in Ravensburg mit einer stilreinen Gründerzeit-Möblierung.